Dienstag, 16. Februar 2010

Fasten und "7 Wochen ohne"?

Fasten kann sinnvoll sein.
Damit meine ich durchaus nicht das Heilfasten zu medizinischen Zwecken, sondern Fasten, um eine sprituelle Erfahrung, etwa im Zuge einer Visionssuche, zu machen. Fasten fördert die Wahrnehmung, schärft die Aufmerksamkeit.

In der traditionellen (katholischen) "Fastenzeit" vor Ostern wird tatsächlich nicht gefastet - das hielte auch niemand über sieben Wochen durch - sondern es wird der Genuss bestimmter "sündige" Nahrungsmittel, vor allem Fleisch, verboten. Es ist also streng genommen kein Fasten, sondern ein Entsagen, eine Zeit der Enthaltsamkeit. Das traf sich jahreszeitlich insofern gut, da früher der Spätwinter tatsächlich eine Zeit des Mangels war.
Vermutlich geht es bei dieser Zeit der Entsagung nicht um spirituelle Erfahrung, sondern um das Einhalten von Regeln, die "man" einzuhalten hat. Im Extremfall also um ein Unterwerfungsritual. Askese aus Angst vor Gott, aus Gehorsam vor der Obrigkeit, um dem Pfarrer zu gefallen und um sich nicht dem Gerede der Nachbarn auszusetzen. Oder einfach, weil "man" als guter Katholik eben fastet, ohne den Brauch irgendwie zu hinterfragen.
In der evangelischen Kirche gibt es hingegen keine festen Fastenregeln. Obwohl Martin Luther selbst fastete, war er gegen Fasten als Verpflichtung und lehnte die Vorstellung, Askese sei ein edles Werk, das einem dem Himmel näher brächte, ab.

Seit einige Jahren gibt es eine evangelische Fastenaktion, genannt "7 Wochen ohne". Eine Aktion, deren Sinn sich mir nie so recht entschließen mochte. Nun ja, ich bin böser Heide, also muss ich auch nicht immer verstehen, was so einen Christenmenschen an und umtreibt. Ich habe jedoch den Verdacht, dass es für viele, die an "7 Wochen ohne" teilnehmen, nicht ums Fasten, sondern eine zeitweilige demonstrative Verzichts-Aktion ginge. Etwa, um sich und anderen zu beweisen, dass man ganz gut ohne Fernsehen, Fleisch, Tabak, Süßigkeiten oder Alkohol auskäme. Ein klein wenig ist das vielleicht dann doch so wie bei den Katholiken - fasten nicht für einen selbst, sondern für das Ansehen unter seinesgleichen.
Dabei ist gegen bewusste Entsagung wenig zu sagen. Aber warum dann, zum Beispiel, sieben Wochen ohne Alkohol leben und dann wieder zechen? Wenn das Trinken zum Problem wird - was nicht gleich Alkoholismus sein muss - dann ist Alkoholverzicht auf Dauer angebracht. Es kann auch sinnvoll sein, auf Dauer weniger Alkohol zu trinken. Einsehbar ist es für mich auch, für einen bestimmten Zweck und ein Ziel zeitweilig keinen Alkohol zu trinken - im Falle der Spiritualität vielleicht, weil ich einen klaren Kopf brauche.

Von charismatischen Christen wird der "7 Wochen ohne"-Aktion manchmal vorgeworfen, es wäre "Fasten light" oder "Fast-Food-Spritualität". Obwohl ich mit charismatischen Christen wohl selten einer Meinung sein dürfte, in diesem Fall leuchtet mir das schon ein.
Auf der "7 Wochen Ohne"-Website heißt es dann ja auch:
Es ging den Fastenden allerdings mehr darum, einen persönlichen, spirituellen Mehrwert zu erreichen, als nur einige Wochen dem Konsum abzuschwören.
Nun ja, selbst ein Morgenspaziergang kann, entsprechende Offenheit vorausgesetzt, eine sprituelle Erfahrung sein. Aber die Vorstellung eines "spirituellen Mehrwertes" durch zeitweilige Alkohol-Abstinenz oder Fernsehverzicht erscheint mir trotzdem ziemlich dünn zu sein.
Hier geht es nicht so sehr darum, was man weglässt in den vierzig Tagen vor Ostern, es geht ums „Ohne“. Wenn wir Sie einladen, sieben Wochen auf etwas zu verzichten, dann nicht um besonders hart oder gar asketisch gegen sich selber vorzugehen.
Echtes Fasten geht nicht ohne eine gewisse "Härte gegen sich selbst", wobei die Grenze zur Selbstquälerei nicht überschritten werden sollte, weshalb es denn auch kaum länger als ein paar Tage dauern sollte.

Erst recht bizarr, wenn auch sicher gut gemeint, ist die diesjährige Fastenaktion. sieben Wochen ohne Scheu.
Die Fastenaktion »7 Wochen Ohne« im Jahr 2010 will Sie ermuntern zum Wagnis und zum Luxus leibhaftiger Nähe. Sie will Raum schaffen, Ihnen Worte und Bilder mit auf den Weg geben, für ein Streitgespräch, einen Krankenbesuch oder eine überfällige Liebeserklärung. Für alles, was nicht in eine SMS oder E-Mail passt. »Näher!«, lautet unser Lockruf, mit dem wir Sie einladen, Robinson’sche Einsamkeiten aufzugeben, Bündnisse auszuhandeln, Überraschungsbesuche zu machen, eingeschlafene Kontakte aufzuwecken und einander die Freundschaft zu erklären. Wagen Sie sich aus der Deckung und richtig nah dran, kosten Sie beides aus: die Gänsehaut des Genusses wie der Gefahr. Erkunden Sie die eigenen Grenzen wie auch die Ihrer Nächsten, ignorieren Sie sie nicht, aber prüfen Sie eine Verlegung: hin zu mehr Berührung, mehr Begegnung, mehr Zusammen.
Ich hoffe sehr, dass es in meiner Umgebung möglichst wenig Teilnehmer an dieser Aktion gibt. Und das nicht etwa aus pathologischer Kontaktscheu, oder weil ich ein ausgesprochener Einzelgänger wäre. Aber manchmal bin ich ganz gern allein. Es gibt einige Sorten Sozialkontakt, die ich als aufdringlich empfinde - und eine, die auch meine "Grenzen erkundet", gehört, fürchte ich, dazu.

Nehmen wir doch einfach einmal "7 Wochen ohne" beim Wort, wenn es auf das "Ohne" ankommt, und nicht auf die Askese.
Wie wäre es mit freiwillig "7 Wochen ohne Arbeit" - womit ich keinen Urlaub meine? Unfreiwillig machen das mehr Menschen, als ihnen lieb ist, diese Erfahrung, und nach meine Arbeitslosigkeitserfahrungen überschreiten sieben Woche den Zeitraum, in dem das "Zuhause sein" noch als ein durchaus angenehmes "frei haben" erlebt wird. Wer sich in dieser Situation nichts zu Tun verschafft, geht dabei meiner Ansicht nach vor die Hunde. Wobei die offiziell propagierte Einstellung, doch einfach die Arbeitssuche zum "Vollzeitjob" zu machen, bei längerer Dauer, etwa von der 50. Absage an aufwärts, auch nicht wirklich psychisch hilfreich ist.
Vor der Aktion "7 Wochen ohne Waschen" würde ich eher abraten, hingegen können "7 Wochen ohne Krawatte" angenehm sein. Bei der derzeitigen Witterung nicht unbedingt empfehlenswert wäre "7 Wochen ohne Socken". Im Sommer geht so eine Aktion ganz gut. Es kommt ja schließlich nur auf das "Ohne" an ...

Montag, 15. Februar 2010

Die Schule der Nichtdenker (2) "Es hat uns auch nicht geschadet"

Ergänzung zu Die Schule der Nichtdenker.

Es ist bedrückend einfach, junge Menschen durch Erziehung zu verdummen. Eine besonders "wirksame" Methode, unkreative, engstirnige "Nichtdenker" heranzuzüchten, ist es offensichtlich, die gesamte Erziehung und Bildung auf schnellen Erfolg, optimale Zurichtung auf die berufliche Karriere und Anpassung an die bestehenden Verhältnisse auszurichten.

Das Problem liegt bei einem (selten eingestandenen, aber wirksamen) und bei "Entscheidern" und "Multiplikatorn" weit verbreiteten Leitbild für das, was Vorschule, Schule, Hochschule Aus- und Weiterbildung - aber auch "verantwortungsvolle Eltern" leisten sollen: den für die Erfordernisse des Berufslebens (des "Arbeitsmarktes", der "Wirtschaft") zurichteten Menschen: mit den "richtigen" Fähigkeiten und dem "richtigen" Grundwissen ausgestattet und mit der "richtigen" Einstellung zu Beruf und zum Leben, d. H. bereit, seine persönlichen Interessen den beruflichen Erfordernissen jederzeit unterzuordnen.

Besonders bedrückend ist, dass im Zuge dieser "Bildungsoptimierung" längst überwunden geglaubte Erziehungsmodelle ein "Revival" erleben - so etwa der modernisierte "autoritäre Paternalismus", wie ihn der ehemalige Leiter des "Eliteinternats" Salem Bernhard Bueb propagiert. Wenn Bueb etwa (in einem Interview, das er dem "Spiegel" gab.) vorschlägt, dass Kinder ab dem dritten Lebensmonat (!) tagsüber im Rahmen einer verpflichtenden (!)Gemeinschaftserziehung ihren "überbetreuenden Müttern" entzogen werden sollten, weil die es viel zu gut meinenden Mütter die Kinder "zu lauter Egoisten erziehen" würden, dann ist das "schwarze Pädagogik", egal, ob Bueb und seine vielen Fans das wahr haben wollen oder nicht. Daraus spricht das alte Vorurteil, dass, wer Kinder gegenüber nachgäbe, schon verloren hätte - und der Wille der Kinder müsse gebrochen werden. (Es ist kein polemischer "Nazivergleich", wenn ich bei solchen Vorschlägen an Johanna Haarer denken muss, eine stark von der NS-Ideologie geprägte Autorin von Erziehungsratgebern.)
Ergänzung: - Thomas Assheuer auf "Zeit.de" über Buebs Buch "Von der Pflicht zu führen" Herrschaft und Heil.

"Schwarze Pädagogik" ist eine ziemlich sichere Methode, Menschen zu "Gefühlskrüppeln" zu machen - mit Folgeschäde auch für die nächste und übernächste Generation: Tradierte schwarze (und braune) Pädagogik.

Besonders intelligenztötend wirkt Zurichtungs-Pägagogik, wenn sie mit körperlicher Gewalt kombiniert ist.
Wer kennt nicht den alten Spruch: "Was ist schon eine Ohrfeige? - Es hat uns doch auch nicht geschadet"? Tatsächlich hat das geschadet - das Geschlagenwerden führt statistisch signifikant zu einer messbar geringeren Intelligenz: Prügelstrafe macht Kinder dumm (pharmacon.net).

Samstag, 13. Februar 2010

Die Schule der Nichtdenker

Wer Talente hat, sollte sie entwickeln und der Welt zeigen

Ansonsten kommt es zu immer stärkeren Frustrationen, schwachem Selbstwertgefühl, depressiven Zuständen, Profilneurose und anderen neurotischen Störungen.
Nicht alles, was Jürgen vom Scheidt auf seiner persönlichen Website schreibt, würde ich unterschreiben. Dieses Zitat jedoch schon.

Vom Scheidts Gedankengänge zur "Hochbegabung" drängten sich mir regelrecht auf, als ich diesen Beitrag auf Klaus Jarchows Stilstand fand: Die Ölprinzen.
Die "Ölprinzen", das sind die "angepassten Gelfrisuren, denen wir zunehmend auf allen Management-Etagen begegnen". Jarchow zufolge ist es hirnphysiologisch erklärbar, weshalb so viele junge Menschen trotz formal hoher Qualifikation, guter Examensnoten und viel abfragbarem Wissen dumm und unflexibel bleiben. (Und, das muss ich an dieser Stelle ergänzen, bei gutem Abschneiden in "Intelligenztests". Ich erwähne das, weil Jarchow offensichtlich von einem breiteren Intelligenzbegriff ausgeht, als jener der Intelligenztests wie dem viel verwendeten "Hamburg Wechsler Intelligenztest für Erwachsene" (HAWIE), zugrunde liegt, in denen z. B. die Fähigkeit, kreativ auf unerwarteten Umstände reagieren zu können, nur im geringe Maße abgefragt werden können.)
Jarchow zufolge ist diese Dummheit, dieses Denken, das buchstäblich keine Alternativen kennt, Folge der "Bildung" (besser vielleicht: Ausbildung und Zurichtung) in ihrer heutigen Form. Es klingt paradox, Bildung kann blöd machen, "je besser und schneller ein Examen abgelegt wurde, desto mehr".
Ein Bildungsmodell, das vom Kindergarten an aufwärts auf schnellen Erfolg und Anpassung an das Bestehende gerichtet ist, und in dem Divergierendes als "Überflüssiger Ballast" ausgemerzt ist, hat Folgen für die Denkfähigkeit. Irgendwann ist das "Erfolgsmuster" des eingleisigen Denkens so verinnerlicht, dass der junge Mensch sich "freiwillig" selbst optimiert, z. B. machen sich Studenten selbst zum passgenauen Firmenfutter - in den meisten Fällen, weil sie glauben, keine Alternative zu haben, wenn sie erfolgreich sein wollen (und auch die Alternative, auf Erfolg zu verzichten, ist für sie buchstäblich un-denkbar). "Ultra-pragmatisch perfektionieren sie ihre Lebensläufe, straff, stur, strategisch" Studenten im Optimierungswahn - Karriere, Karriere, Knick (SpOn)

Unser Bildungssystem bringt also massenhaft "Nichtdenker" hervor - was durch einige "Bildungsreformen" nach Kräften gefördert wird. Nichtdenker als "Untertanen" und vor allem als "Funktionselite" sind bequem. Nichtdenker als politische Entscheider sind gefährlich.

"Talente" sind bei der Sorte Bildung, wie sie den "Ölprinzen" und "-Prinzessinnen" vermittelt wurde, nur dann gefragt, wenn sie sich für die berufliche Karriere, die einzige "realistische" und "alternativlose" Form der "Selbstverwicklichung" instrumentalisieren lassen. Wobei die vom Scheidt dargelegten Probleme, die sich aus dem Nicht-Nutzen von Talenten ergeben, womöglich "gesellschaftlich erwünscht" sind: wer ein schwaches Selbstwertgefühl und eine kräftige Profilneurose hat, der "muckt nicht auf", der "funktioniert".
Noch drängender ist das Problem der nicht entwickelten Begabungen am anderen Ende der sozialen Skala, bei der "Unterschicht". Vielleicht deutet die Beliebtheit der "Talent"- und "Casting"-Shows auf ein starkes Bedürfnis hin, endlich zeigen zu dürfen, was man kann.
Jedenfalls empfinde ich es als bedrückend, dass anscheinend viele "Hochbegabte" ihre Begabung vor allen dazu nutzen, sich anzupassen, "freiwillig" ihre Denkmöglichkeiten einzuschränken, sich "selbst zu optimieren" - und, vor allem bei "Unterschichtlern", sich bemühen, nicht als "hochbegabt" aufzufallen.

Ein Gegenrezept mag das mentale Probehandeln in fiktionalen Räumen sein, wie Jarchow vorschlägt. Damit ist Lesen - auch und gerade das Lesen "schwieriger" und "fremder" Texte - ein wirkmächtiges Instrument der "Intelligenzförderung". Spielen - im Sinne des gerade nicht zielgerichteten kindlichen Spiels - vermutlich auch auch. Die kräftigste Form der mentale Probehandlung ist meiner Ansicht nach aber das kreative Schreiben. (Das im Deutschunterricht praktisch nicht vorkommt - bezeichnenderweise.)

Donnerstag, 11. Februar 2010

Intertextuelle Abschreibkünste

Das Dauerthema "geistiges Eigentum" kocht hoch - und ich koche mit, denn es geht mich an - und zwar unmittelbar.
Über den Anlass, den konkreten "Axolotl-Fall", und die Art und Weise, wie das deutsche Literaturfeuilleton in den "Qualitäts"-Zeitungen mit dieser Peinlichkeit umgeht, blogge ich nichts, denn darüber haben andere schon besser und sachkundiger gebloggt, als ich es könnte, z. B.:
Anatol Stefanowitsch im "Sprachblog": Intertextuelle Illusionen oder Gregor Keuschnig: Die Unfähigkeit, zu googlen und - kurz, knackig, böse und treffend Klaus Jarchow Muss ich das nun verstehen? (Kommentare unbedingt mitlesen!)

Plagiator ist, wer fälschlich behauptet, Urheber d. h. Schöpfer, eines Werkes zu sein oder wer bei (grundsätzlich zulässigen!) Zitaten die Quellenangabe unterlässt. Das nur mal, um klarzustellen, worum es geht. Es geht nicht um die Fragen der Verwertungsrechte (was ja gerne und oft mutwillig mit dem Recht des Urhebers durcheinandergewürfelt wird).
Ich halte nebenbei das Schlagwort vom "geistigen Diebstahl" für falsch. Wenn jemand z. B. eines meiner Werke plagiert, dann ist es nach wie vor in meinem Besitz - der Unterschied zu jemandem, der mir etwa das Originalmanuskript klaut, oder eine meiner Originalzeichnungen mitgehen ließe, ist zumindest aus meiner Sicht nicht gänzlich irrelevant.
Es macht aus meiner Sicht einen Unterschied, ob jemand mein Werk übernimmt, und nur "vergisst", mich als Quelle anzugeben - oder ob jemand behauptet, es sei sein Werk - oder ob jemand mit meinem Werk Geld verdient. Der ärgerlichste - aber keineswegs unrealistische - Fall wäre, wenn jemand mein Werk übernimmt, es als sein Werk ausgibt, und dann den Spieß umdreht, und behauptet, es wäre sein Werk und mir vorwift, abgeschrieben zu haben.
Ich selbst stelle grundsätzlich alles, was ich "im Internet" veröffentliche, unter Creative-Commons-Lizenz. Es gibt unterschiedliche Modelle, die aber grundsätzlich gemein haben, dass die Urheber ausdrücklich genannt werden müssen. (Wobei ich zugeben muss, dass ich auch schon in dieser Hinsicht geschlampt habe). Ich bevorzuge dabei die CC-Lizenz Namensnennung - Keine kommerzielle Nutzung. Jedenfalls bei Werken, mit denen ich selbst kein Geld verdienen möchte.

Übrigens ist es an sich nicht strafbar, ein Plagiat zu begehen. (Das ist ein entscheidender Unterschied zum "Diebstahl", der ist grundsätzlich strafbar.) Dazu aus der "Wikipedia": Plagiat:
Möglicherweise verstößt ein Plagiator aber gegen:
  • das Urheberrecht, wenn das plagiierte Werk noch urheberrechtlich geschützt ist. Es macht so gesehen einen Unterschied aus, ob man ein Gedicht von Goethe oder von einem lebenden Autor plagiiert.
  • einen Arbeits- oder Honorarvertrag, wenn darin vereinbart ist, dass der Arbeitende sich nicht plagiieren darf.
  • die Bestimmungen einer Prüfungsinstanz, beispielsweise einer Schule oder Hochschule. Das Plagiat führt je nach Regelgebung zu einer schlechten Note oder auch zum Ausschluss.
  • Strafrechtsnormen, z.B. Betrug.
Der Satz mit dem "Arbeits- und Honorarvertrag" bezieht sich auf das "Selbstplagiat", also den Fall, dass der Autor auf seine älteren Arbeiten zurückgreift. Was einmal mehr den Unterschied zwischen "Diebstahl" und "Plagiat" und die Fragwürdigkeit der Metapher "geistiges Eigentum" verdeutlichen sollte, denn ich kann mich nicht selbst bestehlen.

Eine weitere, aus meiner Sicht nicht unwichtige Unterscheidung ist die zwischen "Remix-, Sharing- oder Sampling" und "einfach mal eben klauen". (Ich schreibe "klauen", auch wenn ich vom Begriff "geistigen Diebstahl" nichts halte - eine sprachliche Inkonsequenz, die hinsichtlich meiner Rechtsauffassung irrelevant ist. Ich habe so einige Erfahrung mit haarspalterischen Trollen.)

Aus der Sicht des Urheberrechts sieht das so aus:
Die freie Benutzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes ist zulässig, um ein neues selbständiges Werk hervorzubringen. Das neue Werk muss aber selbst alle Voraussetzungen eines geistigen Werkes aufweisen und die schöpferische Leistung des benutzten Werks zu einem gewissen Maße verdrängen.
(§ 63 UrhG)

In der juristischen Praxis liefert die Abgrenzung zwischen "Remix" und "Urheberechtsverletzung", wie könnte es anders sein, Stoff für lange Auseinandersetzungen. Aber grundsätzlich sollte klar sein, worum es geht, und wieso es nicht immer redlich ist, die "üblichen Verdächtigen", die in Plagiatsfällen gern bemüht werden, als entschuldigendes Beispiel heranzuziehen. Die "üblichen Verdächtigen" sind berühmte "Abschreiber" wie Shakespeare, Thomas Mann, Brecht, Goethe oder Kempowski. Die haben nämlich unbestreitbar etwas Eigenes aus dem verwendeten übernommen Material geschaffen - und vor allem: sie hatten auch wirklich etwas zu sagen. Das ist längst nicht bei allen, die mit Alle-großen-Schriftsteller-haben-abgeschrieben ankommen, der Fall. Nebenbei ist es auch im Fall eines "Remixes" oder einer "Collage", die ein neues, selbstständiges Werk darstellt, nur recht und billig, die verwendeten Quellen anzugeben.

Was ist aber mit unbeabsichtigten Plagiaten? Das es so etwas nicht nur gibt, sondern das es mich persönlich betrifft, wurden mir vor Kurzem unangenehm deutlich. Unproblematisch - aus juristischer Sicht jedenfalls - sind dabei Selbstplagiate "aus Versehen":
Nebenbei: Beim sorgsamen Lesen wurde mir klar, dass ich, ohne es zu wollen, doch Motive und Handlungselemente längst fertiger Texte "recycelte" - nicht etwa durch direktes Abschreiben oder gar "copy-paste", sondern aus dem Gedächtnis. Der Zeitdruck und die nano-typische Enthemmung führt dazu, dass ich viele Situationen so ähnlich schilderte, wie ich sie schon mal geschildert hatte. Im Gehirn abgelegte Textbausteine, wenn man so will, oder selbst gemachte Handlungsklischees.
Leider sind im Hirnkasten eines belesenen Schreiberlings (wie mir) nicht nur eigene Texte "abgespeichert":
Etwas heikler sind "innere Textbausteine", die aus dem Textgedächtnis, Abteilung: "tolle Romane so intensiv gelesen, dass ich sie inhaltlich auswendig kann" stammen. Einiges bei mir erinnert stark an Szenen aus Romanen und Geschichten von Foster, London, Melville, Defoe, Kent usw. usw. . Was, solange die sinngemäßen Zitate unter der Plagiatsschwelle bleiben, nicht weiter schlimm ist.
NaNoWriMo - Nachlese

Mit "Plagiatsschwelle" meine ich, dass genügend "Eigenes" zum "Fremden" dazukommt, dass die schöpferische Leistung des benutzten Werks zu einem gewissen Maße verdrängt wird, wie es im Gesetz so schön heißt. Wobei es präziser heißen sollte: "Schwelle, ab der ein Plagiat urheberrechtlich relevant werden kann."

Jürgen vom Scheidt, ein nicht ganz unbekannter Schriftsteller, Psychologe und Schreiblehrer, schrob in seinem Kommentar zu Intertextuelle Illusionen:
Dies ist eine willkommene Gelegenheit zur Beichte: Ich habe damals eine Stelle aus einem Sachbuch (A. Bragine: "Atlantis", S. 238)abgekupfert, weil ich eine Schilderung des Untergangs von Atlantis "brauchte" und mich selbst überfordert fühlte, die Szene gut zu beschreiben. Ich habe die halbe Druckseite zwar mit meinen eigenen Worten wiedergegeben - aber "geklaut" war sie in ihrer Dramatik der Sezne eben trotzdem - und dies ohne Nennung des Autors. Mea culpa - ich war jung und brauchte (nicht das Geld aber den ersten) Erfolg.
Vom Scheidt war gerade einmal 17, als er seinen Science Fiction-Roman verfasste. Urheberrechtlich ist sein Plagiat nicht relevant - nicht nur, weil er eindeutig ein eigenständiges Werk schuf - einen SF-Roman gegen ein Sachbuch - und weil er nicht wörtlich abschrieb, sondern den Text umarbeitete. Ein Plagiat ist es aber trotzdem.
Allerdings kein wirklich Schlimmes - vom Scheidt zähle ich zu jenen, die ohne rot zu werden, mit Shakespeare, Brecht usw. ankommen könnten. Nein, das ist keine Frage der literarischen Qualität des Romanerstlings, sondern allein eine Frage, in welchen Verhältnis eigene Kreativität zur "Kleptokreativität" steht.

Samstag, 6. Februar 2010

Sommerliches - aus der Antarktis

Für alle, die den Winter satt haben, ein Bild aus einer Gegend, in der gerade Hochsommer ist: der Antarktis.
Abenddämmerung - Maike Thomsen
Die Neumayer Station (III) in der Abenddämmerung. Foto Maike Thomsen - Quelle: Alfred-Wegener Institut

Die gezeigte Polarforschungsstation ist die Neumayer-Station III, gelegen an der Atka-Bucht in Neuschwabenland (Teil der Antarktis), auf dem etwa 200 Meter dicken Ekström-Schelfeis. Ihre beiden Vorgängerinnen waren unter der Schneeoberfläche liegende "Tunnelstationen", die aber durch die im Laufe der Jahre wachsende Schneeauflast und die Eisbewegungen deformiert und damit unbewohnbar wurden.

Die 2009 gebaute neue Neumayer-Station steht über dem Schnee.
Hydraulische Hebevorrichtungen verhindern, dass sie allmählich im Eis versinkt: Die Schnee- und Eisoberfläche in der Antarktis wächst kontinuierlich, so dass die Forschungsstation jährlich angehoben werden muss. Das Baukonzept und die Technik bewähren sich auf Anhieb.

Fast die doppelte Menge Neuschnee im Vergleich zu anderen antarktischen Wintern lagerte sich an der Neumayer-Station III während des Polarwinters 2009 ab. „Wegen des ungewöhnlich hohen Schneezutrags musste das Stationsgebäude gleich dreimal nacheinander mit der Hydraulikanlage angehoben werden“, sagt Dr. Eberhard Kohlberg, seit Dezember 2009 Logistikkoordinator an der Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Mehr: Antarktis: Neumayer-Station III erfolgreich angehoben (Pressemittelung des AWI)

Donnerstag, 4. Februar 2010

"What shall we do with a drunken sailor?" - Vom Ursprung eines Klischees

Vor einige Monaten, da ging ich der Frage nach, woher denn das Klischee des Piraten mit der Augenklappe her käme.
Woher das Klischee des rumsaufenden und Rum saufenden alten Seebären kommt, ist vergleichsweise naheliegend. Es gab, vor allem in der britischen Royal Navy, eine Praxis, die geradezu epidemische Alkholholabhängigkeit unter befahrenen Teerjacken und Salzhäuten hervorgerufen haben musste: Die tägliche Grogration. "Grog" steht dabei für "mit Wasser verdünnter Rum".
Bis 1970 (!) wurde in der britischen Marine an jeden Mann über 20, der nicht unter einer Disziplinarstrafe stand, jeden Tag eine Grogration ausgegeben, die 1/8 pint Rum enthielt. "Navy Rum" (es gibt ihn noch heute, aber nicht mehr als Schnapsration) ist 95.5 proof, das heißt, er enthält 47,75 % Alkohol. Ein "Imperial pint" sind 0,570 Liter, die Rumration betrug also rund 0,07 Liter. Ich habe hier einmal ein achtel Pint Rum abgemessen und in ein Whiskyglas gegeben - das ist schon ein kräftiger Schluck:
Ration
Ein Whiskyglas fasst, bis zum Rand eingeschenkt, 10 fluid ounces, also 1/2 pint. Da das abgebildete Glas (ein "Tumbler") eigentlich für amerikanischen Bourbon bestimmt ist, und das US Pint kleiner ist als das britische ("Imperial") Pint (1 US liquid pint = 0,473 l ), ist das Glas zu mehr als einem Viertel gefüllt.

Nun ist diese tägliche Alkoholmenge für einen erwachsenen, kräftigen, gesunden Mann durchaus verkraftbar (ob sie noch gesund ist, steht natürlich auf einem anderen Blatt). Aber In der Zeit der hölzernen Segelschiffe, in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, war die Rumration doppelt so hoch - bis 1850 wurde in der Royal Navy taglich 1/4 Pint Rum pro Tag ausgegeben.
Noch höher war sie zu Zeiten Admiral Vernons (genannt "Old Grogham", daher "Grog"), der 1740 auf den ihm unterstehenden Schiffen die Regel einführte, dass die Rumration nur noch im Verhältnis 1 : 2 mit Wasser verdünnt ausgegeben werden sollte. Zu dieser Zeit gab es noch zwei tägliche Rationsausgaben, vormittags und abends, so dass ein Seemann auf eine tägliche Ration von 1/2 Pint Rum kam. Zwar konnte statt Grog auch ein Pint Wein oder Bier ausgegeben werden, aber die tägliche Alkoholmenge war in etwa gleich. An Feiertagen gab es eine Extraration.

Im allgemeinen sahen die Kapitäne der Royal Navy den Alkoholkonsum ihrer Untergebenen pragmatisch, solange die Disziplin nicht gefährdet war. Ein bezeichnendes Beispiel:
Sir Joseph Banks, der als Wissenschaftler an James Cooks erster Weltumseglung teilnahm, notierte am 25. Dezember 1768 in sein Tagebuch:
Christmas day; all good Christians that is to say all hands get abominably drunk so that at night there was scarce a sober man in the ship, wind thank god very moderate or the lord knows what would have become of us.
("Weihnachtstag; alle guten Christen, will sagen, alle Besatzungsmitglieder betranken sich fürchterlich, so dass es am Abend kaum noch einen nüchternen Mann auf dem Schiff gab, Wind Gott sei dank sehr mäßig, was sonst aus uns geworden wäre, weiß nur der Herr.")
Im Kontrast dazu James Cooks Logbucheintragung vom 26. Dezember:
(...) yesterday being Christmas day the people were none of the Soberest .
( ... da gestern Weihnachten war, waren die Leute nicht die Nüchternsten.)
Da das Expeditionsschiff HM Bark "Endeavour" auf See von einer sehr kleinen Mannschaft gesegelt werden konnte, dürften Banks Befürchtungen unbegründet und Cooks Gelassenheit angemessen gewesen sein. Es war keineswegs so, dass jeder Seemann ein starker Trinker gewesen wäre. Ein regelmäßiges Problem war, dass die Nicht-Trinker ihre Ration bei trinkfreudigen Kameraden gegen andere Dinge (Tabak, Kleidung, Süßigkeiten usw.) eintauschten, die dann wegen der Extraportion Rum zu voll zum Arbeiten waren. Auch für Todesfälle durch Trunkenheit gibt es Beispiele von Cooks erster Weltumseglung: ein Bootsmannsmaat trank sich mit eingetauschtem Rum buchstäblich zu Tode, zuvor waren auf Feuerland zwei persönliche Diener Banks schwer alkoholisiert an Unterkühlung gestorben, nachdem sie sie in Banks Abwesenheit den gesamten Rumvorrat des Landetrupps ausgetrunken hatten.

Warum wurde auf Schiffen Alkohol ausgeschenkt? Einer der Gründe liegt darin, dass sich auf See alkoholhaltige Getränke besser hielten als das in Fässer gelagerte Trinkwasser. Das Wasser schmeckte schon bald abgestanden, und in tropischen Gewässern verwandelte es sich nach einige Wochen auf See in eine faulig-grünliche Algensuppe. Deshalb wurde ein Teil des Trinkwassers in Form von Dünnbier mitgeführt, auch Starkbier und Wein gehörten zum Proviant. Nach der Eroberung von Jamaika im Jahr 1655 stand mit dem aus Zuckerrohr gewonnenem Rum eine ziemlich hochwertige und dabei im Vergleich zu Wiskey oder Brandy preiswerte Spirituose zur Verfügung - weshalb statt Bier oder Wein immer öfter der "platzsparend" stärkere Rum ausgeschenkt wurde. Damit verstärkten sich auch die alkoholbedingten Disziplinprobleme.
Auf Handelsschiffen gab es zwar keine täglichen Grogrationen, jedoch gehörten wegen der besseren Haltbarkeit alkoholische Getränke zum normalen Proviant. Es ist bezeichnend, dass es ernstzunehmende Bemühungen, die Grogration abzuschaffen oder wenigstens zu kürzen, erst ab etwa 1830 gab, als fäulnissichere Trinkwassertanks eingeführt worden waren. In dieser Zeit wurde der Alkoholismus von Seeleuten und ehemaligen Seeleuten auch nicht mehr nur als moralisches, sondern auch als soziales Problem begriffen.
Ebenfalls aus dieser Zeit stammt der bekannteste Shanty der das Alkohol-Problem an Bord thematisiert:

Wie bei echten Volksliedern üblich gibt es unterschiedliche Textfassungen. Die Titelzeile lautet in den meisten Fassungen, die ich fand, "What Shall We Do with a Drunken Sailor?" oder "What Shall We Do with the Drunken Sailor?", auch "What to do with a Drunken Sailor?" und, wie oben, "What Will We Do with a Drunken Sailor?" kommen vor.

Der Text erschien erstmals 1839 in Olmsteads "Incidents of a Whaling Voyage", die Melodie lehnt sich an das irische Volkslied "Oró Sé do Bheatha" an und wurde 1824–25 in "Cole's Selection of Favourite Cotillion" veröffentlicht.

Sonntag, 31. Januar 2010

... und wieder mal: Die Top 10 der vernachlässigten Nachrichten

Die Jury der Initiative Nachrichtenaufklärung hat am Samstag, 30.1.2010, die TOP 10 der vernachlässigten Themen 2009 gewählt:
  1. Notstand im Krankenhaus: Pflegebedürftige allein gelassen
  2. Psychiatrie: Bundesregierung biegt UN-Konvention zurecht
  3. Kriegsberichterstattung lenkt von zivilen Friedensstrategien ab
  4. Rechtswidrige Anwendung von Polizeigewalt
  5. Lücken der Finanzaufsicht bei Kirchen
  6. Mangelhafte Deklarierung von Jodzusatz in Lebensmitteln
  7. Patente auf menschliche Gene und Gensequenzen
  8. Schulen für Gehörlose unterrichten keine Gebärdensprache
  9. Mangelnde Kontrolle deutscher Rüstungsexporte
  10. Sondermüll beim Bauen und Sanieren
Die Pressmitteilung der INA 2010 (als PDF) - Details zu den "Top 10" gibt es auch bei KoopTech - Die Top 10 der vernachlässigten Nachrichten 2009.

Nachtrag: die Juryberichte neuen "Top 10" sind online.

Die meisten der von den Medien vernachlässigten Nachrichten betreffen wieder einmal die "üblichen" Zensur- und Schönfärb-Felder - die "rechtswidrige Anwendung von Polizeigewalt" und die "mangelnde Kontrolle deutscher Rüstungsexporte" sind leider sogar echte "Evergreens". Ich habe das dumme Gefühl - wohlgemerkt ohne eine Verschwörungstheorie entwickeln zu wollen - dass die Propaganda und die damit einhergehende Selbstzensur und andere Manipulationsvorgänge koordiniert gesteuert werden. Diesen Verdacht haben auch die "NachDenkSeiten": Gibt es die zentrale Planungseinheit der neoliberalen Propaganda und Lobbyarbeit?

Wenn ich mich auf Rundfunk, Fernsehen und die üblichen Tageszeitungen verlassen würde, würde ich von den "Top 10 der vernachlässigten Nachrichten" allenfalls zwei oder drei überhaupt kennen. Zum Glück gibt es ja das Internet, und darin auch die gern von interessierten Seite (Verleger, Politiker, arrivierte Journalisten) als "irrelevant" gescholtenen Blogs.

Eine der Nachrichten hat mich dann doch überrascht.
8. Schulen für Gehörlose unterrichten keine Gebärdensprache

In den meisten deutschen Gehörlosenschulen wird den Schülern keine Gebärdensprache beigebracht. In Deutschland leben rund 80.000 Gehörlose. Wissenschaftler streiten seit Jahrzehnten darüber, ob sie die Gebärdensprache erlernen sollten. Häufigstes Gegenargument: Dadurch würden die Betroffenen aus der Gesellschaft ausgegrenzt. Stattdessen sollten die Schüler die Lautsprache lernen. Kritiker wenden ein, dass nur 30 Prozent der gesprochenen Sprache von den Lippen abgelesen werden kann. In den Medien wird das Thema bestenfalls als fachpädagogische Debatte behandelt.
Ich hätte es einfach nicht für möglich gehalten - bzw. ich war überzeugt, dass dieser Missstand ein Übel von gestern wäre.

Allerdings habe ich ein klein wenig Kritik am Text der Meldung
"Sondermüll beim Bauen und Sanieren". Als Beispiel für einen für Mensch und Umwelt problematischen Baustoff wird ausgerechnet Styropor, also aufgeschäumtes Polystyrol genannt. Nun ist Polystyrol physiologisch unbedenklich und sogar für Lebensmittelverpackungen uneingeschränkt zugelassen. Völlig problemfrei ist die Entsorgung von Styropor zwar nicht - es entstehen bei der Verbrennung Ruß und gesundheitschädliche Gase, vor allem monomeres Styrol - aber insgesamt ist dieser Dämmstoff eher unproblematisch. Ein wirklich problematischer Baustoff kann z. B. Steinwolle sein - denn Fasern können durch Einatmen in den Körper gelangen und zu Gesundheitsschäden führen. Andere Problemfälle sind imprägniertes Holz (abhängig vom Imprägniermittel), Teppiche und Wandverkleidungen, aus denen Lösungsmittel ausgasen und natürlich die unzähligen "Altlasten" wie PCB-haltige Lacke und Dichtmassen.

Nachtrag, 03. Februar: Da es offensichtlich Missverständnisse um den Charakter dieser "Top 10" gibt:

Ziel der
Initiative Nachrichtenaufklärung ist es nach eigenen Angaben, wichtige Nachrichten und Themen (hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum), die in den Medien nicht genügend berücksichtigt wurden, stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen. Die Kriterien für die Nominierung sind, dass sie:
  • der Bevölkerung in Deutschland (und Europa) bekannt sein sollten, zu denen sie aber nur eingeschränkten oder gar keinen Zugang hat
  • für einen Großteil der Bevölkerung relevant sind
  • eindeutig konzipiert sind und auf zuverlässigen, überprüfbaren Quellen basieren
  • trotz ihrer Bedeutung noch nicht von den Medien (Tageszeitungen, Zeitschriften, Nachrichtenbriefe, Rundfunk, Fernsehen, Internet u.a.) aufgegriffen, bzw. recherchiert und veröffentlicht wurden
  • die in deutscher oder in einer anderen europäischen Sprache verfasst sind.

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