Wissenschaft & Technik

Montag, 31. Januar 2011

Heute gibts Ursuppe

Der fünfte Teil der von mir schon vorgestellten Video-Reihe "Tatsache Evolution: Was Darwin nicht wissen konnte" befasst sich mit Ursprungstheorien, d. h. der Frage, wie das Leben auf der Erde entstand bzw. wie es auf die Erde kam.

Unter vielem Anderem geht es auch um die "Ursuppe". Sie ist eine der drei wichtigsten erklärenden Theorien zur chemischen Evolution.

Die Gesetze der Physik und Chemie reichen aus, um im Prinzip den Ursprung der ersten Vorläufer-Zellen zu verstehen, obwohl noch viele Detailfragen zur chemischen Evolution ungelöst und daher Gegenstand der Forschung sind.
Mit dem Wort Ursprungsfrage assoziiert man in der Regel christlich-religiöse Glaubensinhalte. So bezeichnen z. B. die deutschen Kreationisten die "Ursprungsforschung" als "Königsdisziplin der Biologie". Als Alternative zur atheistischen "Makroevolutionslehre" bieten sie ihren von der biblischen Offenbarung motivierten Schöpfungsglauben an - die Ursprungsfrage wird somit auf biblische Wunder zurück geführt und im Sinne des Intelligent Design-Kreationismus interpretiert. Diese inhaltsleere Schein-Erklärung eignet sich für kirchliche Sonntagsreden - sie hat jedoch in der Evolutionsbiologie nichts verloren.
Obwohl ich mich, anders als Dr. Kutschera nicht als Atheist verstehe, und meine Weltsicht nicht in allem völlig naturalistisch ist, gebe ich ihm da voll und ganz recht: Schein-Erklärungen und falsch verstandene Mythen haben in der Evolutionsbiologie (und im Bio-Unterricht in der Schule) nichts verloren!

Dienstag, 11. Januar 2011

Video-Reihe "Tatsache Evolution: Was Darwin nicht wissen konnte"

Der Arbeitskreis Evolutionsbiologie veröffentlicht eine Reihe, wie ich finde, gut verständlicher Videos zum Thema "Tatsache Evolution" auf YouTube. (Sie entsprechen in etwa guten Biologie-Einsteigervorlesungen, also kein "Infotainment" mit Animationen usw.)

Ein Grund für den AK Evolutionsbiologie, diese Video-Serie zu machen, ist es, den Fehlinformationen, die auf YouTube über zahlreiche Kreationisten-Videos verbreitet werden, aktuelle Sachinformationen entgegen zu setzen. Das Thema "Evolution" ist auf YouTube praktisch vollständig von laienhaften Darstellungen fundamentalistischer Christen besetzt, die über inhaltsleere, aber professionell hergestellte Filme die Biowissenschaften als Ganzes diskreditieren.
Haupt-Zielgruppe sind interessierte Laien, Oberstufenschüler und Studienanfänger.

Ausgehend von populären Irrtümern zum Thema Evolution, soll dieses Video aus dem Arbeitskreis Evolutionsbiologie im VBiO anschaulich zum Thema hinführen und die folgenden Schwerpunkte behandeln:
  • Allgemeine Definitionen des Evolutionsbegriffs;
  • Populationen als Einheiten der Evolution;
  • Artbildung, das Aussterben und Stammbäume
  • die Zellen-Regel und der Evolutionsbeweis
  • Evolutionsbiologie als Theoriensystem und angewandte Naturwissenschaft;
  • der doppelte Beleg zur Abstammung des Schimpansen und Menschen aus einer gemeinsamen afrikanischen Zwischenform.
Video 1: Was ist Evolution?

Der wörtlich verstandene, auf biologische Phänomene übertragene biblische Schöpfungsglaube (Kreationismus) breitete sich nach der Veröffentlichung von Charles Darwins Hauptwerk (On the Origin of Species, 1859) in Europa aus und ist noch heute in Deutschland und den USA, wo es keinen staatlichen Religionsunterricht gibt, weit verbreitet.

In den beiden Lehr-Videos Nr. 2 und 3 werden nach Darlegung einiger Grundbegriffe die folgenden Themen behandelt:
  • Versionen des biblischen Schöpfungsglaubens: Vom flache Erde-Kreationismus über den Amtskirchen-Kompromiss zum Konzept der Naturalistischen Evolution
  • Kreationistische Organisationen in Deutschland
  • Die Behauptungen der Kreationisten bzw. Intelligent Design-Vertreter und deren Widerlegung
  • Das Grundtypen-Dogma der Kreationisten R. Junker und S. Scherer (Studiengemeinschaft Wort und Wissen)
  • Pseudowissenschaft unter dem Deckmantel der Biologie
  • Das Intelligent Design-Argument und dessen Widerlegung am Beispiel der Augen- und Flagellen-Evolution
  • Propaganda-Strategien der deutschen Kreationisten und der Missbrauch akademischer Institutionen
  • Bewertung des (Intelligent Design) Kreationismus aus der Perspektive der Evolutionsbiologie: Glauben heißt nicht wissen!
Video 2: Was ist Kreationismus?

Video 3: Was ist Intelligentes Design?

Video 4 - Was ist Lebensentstehung?

In diesem Video wird die Problematik der Lebensentstehung diskutiert und als das Aufkommen der ersten Ur-Mikroben definiert. Die Merkmale urtümlicher Zellen werden dargelegt und die ältesten, ca. 3.500 Millionen Jahre alten versteinerten Bakterien vorgestellt. Das Video endet mit einer Darstellung der Umweltbedingungen auf der jungen Erde, wo vor ca. 4.000 Millionen Jahren in den warmen Ozeanen die ersten Zellen entstanden sind.
Das zugehörige Video Nr. 5 "Was sind Ursprungstheorien?" wird im Januar 2011 veröffentlicht.

Hier noch zwei Links zu zum Thema passenden Beiträgen:
Teilhard de Chardin, der Evolutionäre Theismus und Papst Benedikt XVI. vom Religionswissenschaftler Michael Blume. Ich halte diesen Beitrag für wichtig, da methodischer Naturalismus (und damit ein a-theistischer Therieansatz) im Falle Teilhard de Chardins durchaus mit einem theistischen Weltbild zusammen ging. Ob das aber für andere Anhänger der theistischen Evolution (immerhin der offiziellen Position der beiden großen Kirchen in Deutschland) so gilt, wage ich zu bezweifeln: Oft ist "theistische Evolution" kaum etwas anderes als ein fauler Kompromiss zwischen Schöpfungsglaube und Biologie auf Tatsachenbasis.

Wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht Interview des Züricher Tages-Anzeigers mit Religionskritiker Michael Schmidt-Salomon über Light-Christen, abgewürgte Aufklärung im Islam und übertriebene Toleranz.

Auch wenn ich Schmidt-Salomon nicht in allem zustimme - hiermit hat er meiner Ansicht nach völlig recht:
Die zentrale Differenz sehe ich auch nicht zwischen Theismus und Atheismus, sondern zwischen einem dogmatischen und einem kritisch-rationalen Zugang zur Welt.

Samstag, 2. Oktober 2010

Blaualgen produzieren Propangas (als Treibstoff)

Ein Problem bei der Kraftstoffgewinnung aus Biomasse - Bioalkohol, Biodiesel usw. - ist die jämmerlich geringe Ausbeute an Sonnenenergie. Hinzu kommt, dass bei der heute noch üblichen Verfahren sozusagen potenzielle Lebensmittel verbrannt werden - Pflanzenöl oder Zucker, der zu Alkohol vergoren wird. Damit treten Autos in Konkurrenz zur menschliche Ernährung.
Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre es, ausschließlich sekundäre Pflanzenstoffen, z. B. Stroh, für die Energiegewinnung zu nutzen. Aber das wäre nur eine Nischenlösung, die auch ihre Probleme hätte.

Wirklich nachhaltig wäre meiner Ansicht nach Elektromobilität, wobei der Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Darunter verstehe ich übrigens nicht nur Elektroautos. Für eine nachhaltige Volkswirtschaft wäre es sinnvoll, z. B. den Personen- und Güterverkehr weitgehend auf ein engmaschiges, voll elektrifiziertes Schienennetz zu verlagern - ähnlich dem der Schweiz.

Aber es gibt Bereiche, in denen ein Elektroantrieb wegen der verhältnismäßig geringen Energiedichte von Akkumulatoren nicht infrage käme. Im Luftverkehr zum Beispiel. Oder wo er erhebliche Schwächen hätte, beim Autoverkehr über weite Strecken in dünn besiedelten Gegenden zum Beispiel.

Eine interessante Möglichkeit, Propangas (das bekannte "Flüssiggas" für Autos) nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2 reduzierend zu gewinnen, wäre die direkte Herstellung von Propan mittels Cyanobakterien, besser bekannt als "Blaualgen". "Direkt" heißt, dass die Cyonobakterien mit Hilfe von Sonnenlicht, Wasser und CO2 aus der Luft Propangas erzeugen, während bei indirekten Verfahren die Algen geerntet und fermentiert werden, wobei z. B. Methangas aus der Biomasse gewonnen wird.

Mit dem am 1. Oktober dieses Jahres gestarteten europäischen "DirectFuel"-Projekt soll ein photobiologischer Prozess zur direkten Herstellung von Propan entwickelt werden.
Biologische Energiewandlungsprozesse eignen sich besonders dazu, jene Kohlenwasserstoffe zu gewinnen, mit denen unsere Verbrennungsmotoren laufen. Chemische Syntheseverfahren für Kohlenwasserstoffe sind seit Jahrzehnten bekannt und erprobt, sind aber aufwendig und energieintensiv. Die Cyanobakterien würden weder chemische Fabriken noch, abgesehen vielleicht von Rührwerken, zusätzliche Energie zum Sonnenlicht benötigen.

Die in der Natur vorhandenen Möglichkeiten für diese Umwandlung sind leider begrenzt. Hauptziel des "DirectFuel"-Projekts ist es deshalb, neue metabolische Synthesewege zu konstruieren, die die gewünschten Eigenschaften besitzen. (Es ginge also nicht ohne gentechnisch veränderte Cyanobakterien.)
Propan wurde als ausgewählt, da es bei Raumtemperatur unter normalem Druck gasförmig ist, jedoch mit nur geringem Druck leicht verflüssigt werden kann. Daher kann es als Produkt, das für die Herstellung von Kraftstoff geeignet ist, ohne direkten Eingriff in den biologischen Produktionsprozess "geerntet" werden. Auf alle sonst mit der Gewinnung von Biokraftstoffen verbundenen Extraktionsschritte kann verzichtet werden. Es kann jedoch trotzdem leicht und direkt in einen hochverdichteten Zustand überführt werden.
Propan wird seit mehr als einem halben Jahrhundert als Kraftstoff für Autos verwendet, auch Gasturbinen für Flugzeuge können mit Propan betrieben werden. Auch die Infrastruktur für die Verteilung ist schon vorhanden: In Deutschland gibt es zum Beispiel schon heute mehr als 5.000 Tankstellen, die Flüssiggas anbieten. Der Prozess ist hocheffizient und zur direkten Anwendung geeignet.

Weitere Informationen (auf Englisch):
Cyanolab

DirectFuel

Mittwoch, 23. Juni 2010

Kaventsmänner

Eine interessante Meldung bei "Spiegel online", die mich zu einigen Gedanken anregt:
Sie werden bis zu 30 Meter hoch, zerstören selbst große Schiffe - Monsterwellen lassen sich bisher nicht vorhersagen. Nun können Forscher immerhin zeigen, unter welchen Bedingungen die gefährlichen Wasserwände entstehen. Eine Erkenntnis: Die Kaventsmänner sind erstaunlich langlebig.
Forscher erkennen Monsterwellen-Wetter.

Selbst in diesem interessanten und meiner Ansicht nach gut recherchierten "Spiegel"-Artikel geht es nicht ohne eine Behauptung ab, die in kaum einem Text über "Freak Waves" fehlt, die aber meines Erachtens so nicht stimmt:
Noch vor wenigen Jahren hätte kaum jemand seinen Erzählungen geglaubt: Berichte über Monsterwellen galten als Seemannsgarn.
Mit den "Kaventsmännern" was es lange Zeit ähnlich wie mit den Kugelblitzen. Es gab neben Augenzeugenberichten nur wenige fotografische Belege. Vor allem fehlte eine allgemein akzeptierte Erklärung für dieses Phänomen. Wie Einstein sagte: "Die Theorie bestimmt, was wir beobachten können." Passt ein Phänomen nicht in das vorherrschende Erklärungsmodell, wird es - ohne böse Absicht und ohne ausgeprägte Ignoranz - gerne einmal für eingebildet erklärt. Zumal die Überlebenden eines Schiffsunglücks ja traumatisiert sind. Und was Seeleute so alles erzählen, wenn der Abend lang und die Getränke stark sind, das weiß schließlich jeder ...
Hinzu kam, dass Schiffsversicherer (ein bekanntermaßen rauer Zweig der Versicherungswirtschaft) ohnehin gern im Verschwiegenen arbeiten. Ein wirkliches Interesse, das Ausmaß des Risikos "Monsterwellen" publik zu machen, gab es offensichtlich nicht.
Deshalb war das Phänomen "Monsterwelle" bis 1995 umstritten.

Zwei Ereignisse führten dazu, dass die "Kaventsmänner" auch von den größten Skeptikern nicht mehr wegdiskutiert werden konnten - diese Ereignisse mit eindeutig dokumentierten Monsterwellen führten dazu, dass deren Existenz nicht mehr in Frage gestellt und wissenschaftliche Forschungen betrieben werden: In der Neujahrsnacht 1995 wurde von der automatischen Wellenmessanlage der norwegischen Ölbohrplattform Draupner-E während eines Sturms in der Nordsee eine einzelne Welle mit 26 m Höhe gemeldet.
Aber in das Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit - einschließlich besonders hartnäckiger Landratten - kamen die "Freakwaves" erst am 11. September 1995, als der britische Luxusliner "Queen Elizabeth 2" bei der Neufundlandbank von Monsterwellen getroffen wurde. Das extrem seetüchtige Schiff überstand den Vorfall mit nur leichten Schäden. Es gab vor allem hunderte Zeugen und dutzende gute Fotos und Videos.

So viel ich weiß, war es unter Seeleuten, aber auch z. B. unter Reedern, Seefahrtshistorikern und anderen mit der Seefahrt verbundenen Menschen niemals wirklich strittig, dass es die "Kaventsmänner" wirklich gibt.

Ich erinnere mich konkret an zwei Schiffsunglücke, die sich zu meiner Schulzeit ereigneten, und bei denen ich über Klassenkameraden (in einem Fall der Sohn eines Kapitäns eines Schiffes, das an der Suche nach der "München" beteiligt war) indirekt die Diskussionen um die Ursachen der Havarien mitbekam - auch Dinge, die es damals nicht in die Zeitungen schafften.
Der erste Fall war der rätselhafte Untergang der MS München im Dezember 1978. Der einzige vorstellbare Grund, wieso ein modernes und sehr seetüchtiges Schiff einfach bei schwerer See "verschwinden" kann, war, dass war auch damals schon offensichtlich, Wellenschlag. Nun war die "München" keine Nussschale, die Wellen müssten über 25 m hoch gewesen sein, um dem Frachter etwas anhaben zu können. Damals gab es tatsächlich "Experten", die bestritten, dass es solche Wellen überhaupt gebe könne. Nach tagelanger Suche war klar, dass die 28 Menschen an Bord der "München" umgekommen waren. Gefunden wurden nur drei Leichter, ein leeres, zerstörtes Rettungsboot und eine Notfunkbake sowie unbenutzte, teils ölverschmierte Rettungsinseln. Das Schiff musste also sehr schnell gesunken sein. Das Rettungsboot war ursprünglich in zwanzig Metern Höhe an der Steuerbordseite des Schiffs mit Bolzen befestigt gewesen. Diese Bolzen waren nicht nur nicht gelöst worden (was geschehen wäre, wenn jemand das Boot benutzen wollte), sondern auch noch völlig nach hinten hin verbogen, was auf schweren Wellenschlag von vorn hindeutete.
Es war in Seefahrtskreisen - übrigens auch bei der Seeamtsverhandlung über die Havarie - also völlig klar, dass die "München" einer "Monsterwelle" zum Opfer gefallen war. Trotzdem gab es "Experten", die das bestritten, und z. B. schwere Konstruktionsfehler an der "München" für das Unglück verantwortlich machten. Ich erinnere mich an eine Karikatur, in der ein winziges Forschungsschiff zu sehen war, über dem sich eine berghohe Welle türmt. An Bord des Schiffes sagt ein Wissenschaftler zum Kapitän: "Keine Angst, Käpt'n, das da ist nur eine optische Täuschung!"

Phoenix Doku: Die Monsterwellen auf dem Meer

Das zweite Unglück war der Untergang der E.L.M.A. Tres (eigentlich: "MS Corinna Drescher", das Schiff war an die argentinische Staatsreederei E.L.M.A. verchartert) am 26. November 1981 im Atlantik, nahe den Bermudas, wobei 23 Seeleute starben.
Zwar kam im Falle der "Corinna Drescher" auch ein Maschinenausfall hinzu, aber es war ziemlich deutlich, dass das Schiff ohne extrem hohen Wellen nicht verloren gegangen wäre. Ich erinnere mich lebhaft an die von der Gewerkschaft ÖTV erhobene schweren Vorwürfe gegen die Reederei wegen des Zustandes des Schiffes und den schlechten Ausbildungsstand der überwiegend phillipinischen Mannschaft. Die "Monsterwellen" wurden auch als "Monsterwellenlegende" oder "Bermuda-Dreieck-Legende", als bloße Schutzbehauptung eines verantwortungslosen Reeders, bezeichnet. Auch wenn der Reederei vor dem Seeamt tatsächlich einige Versäumnisse nachgewiesen werden konnten, waren die extrem hohen Wellen keine Ausrede.

Mit dem Untergang der "Corinna Drescher" sind wir mitten im "Bermuda-Dreick". Einem ganz gewöhnlichem Seegebiet übrigens, in dem keineswegs mehr Schiffe oder Flugzeuge als in anderen ziemlich dicht befahrenen und ziemlich gefährlichen Seegebieten verschollen gehen.

Zu den sieben Meeresgebiete, in denen besonders oft "Monsterwellen" entstehe, gehört in der Tat das Bermudadreieck, aber auch der Agulhasstrom an der Ostküste Südafrikas - und die nördliche Nordsee.
Wenn man sich vor Augen hält, wie viele Bohrinseln und Ölförderplattformen es in der nördlichen Nordsee gibt, dass der Fall der Bohrinsel "Ocean Ranger", die am 15. Februar 1982 wahrscheinlich einer Riesenwelle zum Opfer fiel, zeigt, dass die Bohrinseln keineswegs gegen solche Gefahren gefeit sind, und - siehe die Riesenölpest im Golf von Mexiko - wie nachlässig die Sicherheitsbestimmungen offensichtlich gehandhabt werden, dann ist es klar, dass Kaventsmänner nicht nur eine Gefahr für Seeleute sind.

Mittwoch, 24. März 2010

Ada Lovelace Day

Naturwissenschaft und Technik gelten nach wie vor als "typisch männliche" Domänen, und auch wenn Naturwissenschaftlerinnen und Ingenieurinnen von ihren männlichen Berufskollegen nicht mehr als "exotisch" wahrgenommen werden, ist von einer echten Überwindung der diskriminierende Klischees über "Frauen und Technik" immer noch nicht die Rede sein.

Heute, am 24.März ist Ada Lovelace Day: Ada Lovelace Day.
Ada Lovelace Day is an international day of blogging (videologging, podcasting, comic drawing etc.!) to draw attention to the achievements of women in technology and science.
Ada Lovelace schrieb das erste Computerprogramm, das, wenn Charles Babbage seine "Analytical Engine" je zum Laufen bekommen hätte, auch tatsächlich funktioniert hätte.
Wichtiger ist vielleicht noch, dass sie als erster Mensch, erkannte, dass ein programmierbarer Rechner mehr sein konnte, als ein bloßer "Zahlenfresser".

Ergänzung: (via ryuu ) Cartoon Ada Lovelace– The Origin

Samstag, 6. Februar 2010

Sommerliches - aus der Antarktis

Für alle, die den Winter satt haben, ein Bild aus einer Gegend, in der gerade Hochsommer ist: der Antarktis.
Abenddämmerung - Maike Thomsen
Die Neumayer Station (III) in der Abenddämmerung. Foto Maike Thomsen - Quelle: Alfred-Wegener Institut

Die gezeigte Polarforschungsstation ist die Neumayer-Station III, gelegen an der Atka-Bucht in Neuschwabenland (Teil der Antarktis), auf dem etwa 200 Meter dicken Ekström-Schelfeis. Ihre beiden Vorgängerinnen waren unter der Schneeoberfläche liegende "Tunnelstationen", die aber durch die im Laufe der Jahre wachsende Schneeauflast und die Eisbewegungen deformiert und damit unbewohnbar wurden.

Die 2009 gebaute neue Neumayer-Station steht über dem Schnee.
Hydraulische Hebevorrichtungen verhindern, dass sie allmählich im Eis versinkt: Die Schnee- und Eisoberfläche in der Antarktis wächst kontinuierlich, so dass die Forschungsstation jährlich angehoben werden muss. Das Baukonzept und die Technik bewähren sich auf Anhieb.

Fast die doppelte Menge Neuschnee im Vergleich zu anderen antarktischen Wintern lagerte sich an der Neumayer-Station III während des Polarwinters 2009 ab. „Wegen des ungewöhnlich hohen Schneezutrags musste das Stationsgebäude gleich dreimal nacheinander mit der Hydraulikanlage angehoben werden“, sagt Dr. Eberhard Kohlberg, seit Dezember 2009 Logistikkoordinator an der Forschungsstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft. Mehr: Antarktis: Neumayer-Station III erfolgreich angehoben (Pressemittelung des AWI)

Donnerstag, 7. Januar 2010

Wann ist ein Boot ein Schiff?

Im Sprachgebrauch des 17. und 18. Jahrhunderts wurden oft nur jene seetüchtigen Wasserfahrzeuge mit mindestens drei Masten, die an allen Masten Rahsegel trugen, "Schiffe" genannt, im Sinne des ab dem 19. Jahrhundert üblichen Begriffes
"Vollschiff"
.
Im 18. Jahrhundert war es darüber hinaus zum Beispiel in der britischen Marine üblich, nur solche rahgetakelte Dreimaster "Ship" zu nennen, die mindestens 20 Kanonen trugen und von einem vollwertigen Captain (Kapitän zur See) kommandiert wurden – leichter bewaffnete Schiffe nannte man "sloop", nicht zu verwechseln mit dem ebenfalls "sloop" genannten großen Boot ("Schaluppe") oder der einmastigen Takelung sloop.

Auch heute ist es in der Kriegsmarine üblich, Kampfschiffe, die nicht von einem Kapitän zur See befehligt werden, "Boote" zu nennen, trotz zum Teil beachtlicher Größe: U-Boote, Torpedoboote, Flugkörperboote usw. .
In verschiedenen Lexika, einschließlich der Wikipedia, gibt es zahlreiche, nicht übereinstimmende Definitionen von "Boot" oder "Schiff".

Einlaufparade09-22Zwei Boote, zwei Schiffe oder ein Boot und ein Schiff?

Also suche ich meine (möglichst plausible, möglich fundierte) Kriterien dafür, wann ich von einem "Boot" und wann von einem "Schiff" spreche.
Ein offensichtliches Kriterium ist die Größe. Etwa ab 15 Meter Rumpflänge (oder 50 Fuß, für die Tradionalisten) kann man meiner Ansicht nach von einem "Schiff" sprechen.
Ich halte auch die Definition für sinnvoll, dass ein Schiff ein durchgehendes (Ober-) Deck hat. Das heißt: eine offene Tjalk ist ein Boot, eine Tjalk mit Kajüte und offener Plicht ebenso (es sei denn, sie ist über 15 Meter lang), eine Tjalk mit durchgehendem Deck ist ein Schiff (auch wenn sie vielleicht nur 12 Meter lang ist).
Das dritte Kriterium ist, dass ein Schiff einen eigenen Antrieb (Motor oder Segel) hat. Ein Ponton, ein Schleppkahn oder eine Schute ist niemals ein Schiff.

Freitag, 9. Oktober 2009

Die verschmähten Astronautinnen

Auch wenn die NASA das Rennen um den ersten Menschen im All verloren hatten, hätte theoretisch die Möglichkeit bestanden, dass die erste Frau im Orbit eine Amerikanerin sein können.

In einem wenig bekannten Projekt, dem "Women in Space Program" (WISP), wurden von 1959 bis 1961 19 Frauen denselben Tests unterzogen wie ihre männlichen Kollegen bei der NASA. 13 von ihnen bestanden mit der Bestnote "keine medizinischen Einwände".

Da aber Flugerfahrung als Testpilot Voraussetzung für die "Mercury"-Astronauten war, und es damals keine weiblichen Testpiloten gab, überließ man(n) es von vorneherein der UdSSR, die erste Frau in den Kosmos zu schicken: Die Russin Walentina Tereschkowa war 1963 die erste Kosmonautin.

Samstag, 12. September 2009

"Vergessene Welt": Riesenratten und Zwergpagageien in erloschenem Vulkankrater

Es könnte ein Science Fiction- / Abenteuer-Schmöker in der Art von Arthur Conan-Doyles "Lost World" sein - aber es ist Realität.
Eine Forschungsexpedition, die einen erloschenen Vulkan in Papua-Neuguinea erkundete, fand dort mehr als 40 bisher unbekannte Tierarten, darunter Ratten von der Größe einer Hauskatze, Frösche mit Fangzähnen, echte Papageien, die kleiner als Wellensittiche sind, tarnfarbene Geckos, Spinnen, die ein Netz auf ihre Beute fallen lassen und Fische, die mit ihrer Schwimmblase grunzen.

Mount Bosavi im Regenwald Papua-Neuguineas ist ein 2,7 km hoher erloschener Vulkan mit einem einen Kilometer tiefen und vier Kilometer durchmessendem Krater. Das Leben entwickelte sich dort 200.000 Jahre lang isoliert von der Außenwelt, denn so lange liegt der letzte Ausbruch zurück.
Die silbergraue Bosavi-Wollratte ist eine der größten Rattenarten der Welt, wiegt 1,5 kilogramm und ist mit Schwanz über 80 cm lang. Da sie niemals Menschen begegnet ist, hat sie, wie der Tierfilmer Gordon Buchanan sagt, überhaupt keine Angst. Im Vulkankrater gibt es weder Katzen noch Affen, die natürlichen Feinde der Nagetiere in Neuguinea, deshalb konnten sich die Ratten zu dieser Größe entwickeln. Das größte Raubtier im Krater ist ein Riesenwaran.
Das Filmteam der Expedition konnte auch erstmals den kleinsten Papageien der Welt in freier Wildbahn aufnehmen. Der stumpfgesichtige Pygmäen-Papgei kommt zwar auch außerhalb des Kraters vor und wurde schon 1866 beschrieben, aber es ist sehr wenig über ihn bekannt. Die im Bosavi-Krater lebende Unterart ist etwa neun Zentimeter lang und wiegt weniger als 12 Gramm.

Die Expeditionsmannschaft bestand aus Biologen der Universität Oxford, des Londoner Zoos und des Smithsonian Institute (Washington D.C.) und wurde von einem Filmteam der BBC begleitet.

Das Team wählte Mount Bosavi als Expeditionziel, da über das Tierleben im Krater sehr wenig bekannt ist, und vergleichbare Ökosysteme in Papua-Neuguinea zerstört werden. Die Regenwälder des Landes werden nach Angaben der Biologen mit einer Rate von 3,5 % jährlich zerstört. Nur 30 Kilometer südlich des Kraters sind schon großflächig Holzfäller am Werk.

Giant rats, tiny parrots found in 'lost world' (cbc)

Seite der BBC zur die dreiteilige Reihe über die Expedition (mit Video): Lost Land of the Volcano

Zusammenfassender Forschungsbericht (vom 1. September 2009): Report 2009 Scientific Expedition to Mount Bosavi: Dr George McGavin (PDF)

Sonntag, 30. August 2009

Evolutionsbiologie in Deutschland - auch ein Trauerspiel

Wer hierzulande an Kreationisten denkt, denkt meisten an den "Bible Belt" der USA. Allerdings gibt es auch bei uns Kreationisten - und sie sind keineswegs einflusslos.

Der Kreationismus (eingedeutscht aus engl. creationism von creation = Schöpfung, nicht zu verwechseln mit Kretinismus, abgeleitet von frz. crétin = Idiot) hat mehrere Richtungen. Ihnen gemeinsam ist, dass sie die Evolutionstheorie des Lebens ablehnen, eine abrahamistischen Religion angehören und die Schöpfungsgeschichten des Buches Genesis als ihre Primärquelle ansehen. Dem "Schöpfungsbericht", wie sie die beiden Schöpfungsgeschichten (Gen.1 und 2,1-4 sowie Gen. 2 5-25) nennen, billigen sie den Wert einer (wissenschaftlichen) Tatsache zu. Daraus ergibt sich, dass längst nicht jeder, der an eine Schöpfung glaubt, Kreationist ist.
Seinen Ursprung hat der "moderne" Kreationismus tatsächlich im "Bible Belt" der USA, vor allem im südlichen Mittleren Westen, den Staaten Kansas, Missouri, Kentucky, Tennessee und Oklahoma, in denen gut 9/10 der Bevölkerung Baptisten, Methodisten oder Angehörige evangelikaler Freikirchen sind. Von dort aus breitete sich der Kreationismus auch auf die Angehörigen anderer Konfessionen und auf andere Regionen der USA aus. Während extreme Formen des Kreationismus, z. B. der "junge Erde Kreationismus" (dessen Anhänger glauben, die Erde sei nur rund 6000 Jahre alt) auf Fundamentalisten beschränkt sind, gibt es gemäßigtere Kreationisten (die nicht alles aus dem Buch Genesis wortwörtlich nehmen) auch unter nicht-fundamentalistischen Anhängern abrahamitischer Religion. Die wichtigste Spielart des um wissenschaftlich Plausibilität bemühten Neokreationismus ist "Intelligent Design". Neokreationisten legen Wert darauf, keine Fundamentalisten zu sein und nennen sich meistens nicht selbst Kreationisten. Gemäß dem auch als "Kreationismus light" verspotteten "Intelligent Design" (ID) soll ein "intelligenter Designer" (gemeint ist selbstverständlich Gott) die Evolution angeregt und gesteuert haben, wobei ID-Anhänger die Ansicht vertreten, dass Komplexitätskriterien zwingend beweisen oder sehr wahrscheinlich machen würden, dass das Leben auf ähnliche Weise entstanden sein muss wie vom Menschen für einen Zweck geschaffene Nutzgegenstände. Theologische Kritiker werfen dem ID vor, er reduziere Gott zum Lückenbüßer (meiner Ansicht nach zurecht), während Kritiker von naturwissenschaftlicher Seite die Wissenschaftlichkeit von I.D. bestreiten, weil sie ihre Behauptungen mit den Methoden der Wissenschaft nicht überprüft und gegebenenfalls falsifiziert werden können. (Womit sie meiner Ansicht nach voll und ganz Recht haben!)
science defenders
Wie sieht es in Deutschland aus? Wenn man dem Biologiedidaktiker Christoph Lammers folgt, trübe: Die gedankliche (Er)Schöpfung... (hpd). Achtzehn Prozent der Deutschen glauben nicht, dass es einen gemeinsamen Vorfahren von Menschen und Affen gäbe. Auch deutsche Kreationisten wollen, dass ihre Kinder auf evangelikalen Schulen unterrichtet werden, die sich vor allem an der Bibel orientieren (z. B. in der Georg Müller Schule in Bielefeld). Auch der Einfluss kreationistischer Bücher sei nicht zu vernachlässigen. Diese würden zuhauf an Schulen verschenkt, beispielsweise ein Biologiebuch von R. Junker und S. Scherer, welches an seriösen Schulbüchern orientiert sei und sich eines wissenschaftlichen Sprachduktus’ (ID) bedient. Im Vorwort der Ausgabe von 2002 hatte der heutige Thüringer Ministerpräsident Althaus ein positives Vorwort formuliert, welches allerdings bis zur nun 6. Auflage zurückgezogen wurde.
Gott oder Darwin? - Der Kreationismus auf dem Vormarsch (scinexx)
Im April 2007 brachte eine Umfrage unter Studienanfängern der Universität Dortmund erschreckendes zu Tage: 1.228 Lehramtsstudenten, darunter 148 angehenden Biologielehrer, sollten zu insgesamt 108 Aussagen pro und Kontra Evolution Stellung nehmen. Immerhin jeder achte Studienanfänger zweifelte daran, dass überhaupt eine Evolution der Arten stattgefunden hat und konnte sich nicht vorstellen, einen gemeinsamen Vorfahren mit den Schimpansen zu teilen.
Da Deutschland an und für sich nicht als Hochburg der christlichen Frömmigkeit gelten kann, und der Fundamentalismus in den großen Kirchen eher eine Randerscheinung ist, beruht der Vormarsch des ID hierzulande vermutlich eher auf einer Schwäche der Evolutionsbiologie in Deutschland als auf der Stärke der Kreationisten. Damit stellt sich die Frage:
Warum hat der "Darwinismus" in Deutschland einen so schlechten Stand?

Dittmar Graf, Professor für Didaktik der Biologie und Leiter der Dortmunder Umfrage ist der Ansicht, dass schon bei Schülern vielfach das Wissen über die Schöpfungslehre ausgeprägter als das über die Evolutionstheorie: "Wenn Schüler zum ersten Mal mit dem Thema Evolution konfrontiert werden, haben sie bereits eine Vielzahl eigener Konzepte generiert, die oft stark mit religiösen Ansichten durchdrungen sind." An den meisten Schulen wird die Evolutionstheorie erst ab der neunten, in vielen sogar erst in der elften Klasse, vorher wird die Thematik allenfalls gestreift. Mit der Folge, dass die nach der zehnten Klasse abgehenden Schüler ihre Schullaufbahn schlimmstenfalls "evolutionsfrei" beenden. Graf hofft, dass sich sich die Einstellung besonders bei den Biologie-Studenten während des Studiums noch ändert.

Womit wir bei einem weiteren Problem wären: Laut dem Aufruf der VolkswagenStiftung zum Ideenwettbewerb "Evolution heute" aus dem Jahr 2008 seien selbst viele Biologen beim Thema Evolution auf einem veralteten Wissensstand.
Ein Grund dafür könnte sein, dass es an deutschen Universitäten vergleichsweise wenige Evolutionsbiologen gibt.

Der Ruf des "Darwinismus" leidet in Deutschland immer noch sehr unter der biologistischen Ideologie der Nationalsozialisten. Ab 1933 konnte neben der biologistischen, aber biologisch nicht gestützten Rassenideologie der Nazis kaum noch seriöse Evolutionsforschung betrieben werden. Aber auch der brutale Sozialdarwinismus eines Adolf Hitlers, eines Alfred Rosenbergs oder Heinrich Himmler kam nicht aus dem Nichts: schon vor 1933 hatte die aufklärerische Haltung Darwins gegenüber den Sozialdarwinisten einen schlechten Stand. Zum Teil mag das daran liegen, dass die Evolutionstheorie im deutschen Sprachraum vor allem von Ernst Haeckel popularisiert wurde. Haeckel war ein hervorragender Biologe, er gilt als Begründer der Ökologie (auch der Begriff wurde von ihm geprägt), und erarbeitete er eine ausführliche embryologische Argumentation für die Evolutionstheorie. Allerdings vertrat er auch sozialdarwinistische Ansichten, neigte zum Rassismus, war ein Befürworter von Eugenik und "Rassehygiene" und sein Nationalismus wurde im Alter immer chauvinistischer und polemischer.
Auch wenn Haeckels Werke wohl zu "sperrig" für den ideologischen Gebrauch der Nazis waren, und es in Nazideutschland nicht zu einer einheitlichen festgelegten Einschätzung Haeckels kam, beriefen sich Nazi-"Rassehygeniker" oft auf ihn. Haeckel trieb den "naturalistischen Fehlschluss" auf die Spitze, indem er die Kulturgeschichte mit der Naturgeschichte gleichsetzte, da beide seiner Meinung nach den gleichen Naturgesetzen gehorchten. Damit dürfte er das Denken der Nazis beeinflusst haben. David Gasmann und unabhängig davon Richard Weikart sehen in Haeckel sogar einen Vordenker des Nationalsozialismus.
Wie auch immer: nicht nur Sozialwissenschaftler denken beim Wort "Darwinismus" sofort an "Sozialdarwinismus". Der für weite Teile der deutschen Gesellschaft typischen Hang zum "nachgeholten moralischen Widerstand" - je länger das nazideutsche Reich untergegangen ist, desto stärker wird es im heutigen Deutschland "bekämpft" - führt meines Erachtens dazu, dass Evolutionsbiologie und übrigens auch Genetik in Deutschland als "prolematisch" gelten.

Einen weiteren, überraschenden, Grund für die Unbeliebtheit der Evolutionsbiologie gaben in "Bild der Wissenschaft"-Beilage bdw-plus zum Thema "Evolution" gleich zwei der befragten Forscher an: Es gäbe in Deutschland so wenige Evolutionbiologen, weil es so viele Neurobiologen gäbe.
Nico Michiels, Professor für Evolutionsökologie in Tübingen, meint, das läge daran, dass die Deutschen technikbesessen seien, und entsprechend mechanistisch gedacht würde. Professor Manfred Milinski vom Max-Plank-Institut für Evolutionsbiologie in Plön, verwies auf die Dominanz der Neurophysiologie in Deutschland und deren mechanistische Sicht.
Ob Neurobiologen wirklich mechanistisch denken, sei einmal dahingestellt. Für einen angehenden Biologen, dem oder der es auf großes Prestige ankommt, ist die Neurobiologie jedenfalls attraktiv, und nicht nur, weil da die tollen High-Tech-Geräte benutzt werden, während Evolutionsbiologen der Ruf, ihre Arbeitszeit mit "Käfersammlern", "Blättervergleichen" und "Bakterienzählen" zu verbringen, anhaftet. Über einen Genforscher, der das "Schwulen-Gen" entdeckt haben will, empören sich - zurecht - große Teile der deutschen Öffentlichkeit. Nicht minder fragwürdige Ergebnisse der Neurobiologie, etwa über den Sitz soziophatischer Neigungen im Gehirn, werden nach meiner Beobachtung deutlich freundlicher aufgenommen.

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