NaNoWriMo - Nachlese

Zum (vorerst) letzten Mal über den November-Wahn.

Port Royal, Jamaika, im Jahr 1672. Vor einigen Jahre bot Port Royal Freibeutern, die die Schifffahrtslinien nach und von Spanien und Panama abgrasten, noch einen sicheren Hafen. Aber die Zeiten änderten sich, als 1670 der Vertrag von Madrid geschlossen wurde: Spanien erkannte den englischen Kolonialbesitz in der Karibik an, und die Kaperfahrt gegen Spanier verlor ihren Zweck. Eine schwere Zeit für die Bukaniere der Karibischen See, und wegen des dritten Englisch-Holländischen Kriegs noch schwerer für die gemischt englisch-niederländische Mannschaft des Kaperschiffes "Aphrodite".
Die Bukaniere der "Aphrodite" erhalten schließlich einen Kaperbrief, gewährt vom französischen Gouverneur Tortugas, D'Oregon. Aber die Sache hat einen Haken: D'Oregon will die niederländische Kolonie Curacao überfallen ...

NaNoWriMo Winner

Inzwischen habe ich mir mein Romanfragment noch mal vorgenommen. Tatsächlich scheint es mir keine schlechte Idee zu sein, aus dem locker-flockigen Piratenschmöcker doch so etwas wie einen historischen Roman zu machen - so authentisch wie möglich, auch in den weniger bekannten Sachverhalten.
Abenteuerkommödien sind ein gefährliches Gebiet, vor allem, wenn bei einem Gefecht das Blut nur so zu den Speigatten 'rausläuft. Bei einem marinehistorischen Roman kann der Schreiber immer anführen, dass das eben damals so war - jedenfalls innerhalb eines gewissen Rahmens.
Ich verwende das "Hochgeschwindigkeitsgeschreibsel" also als "Rohstoff" für einen marinehistorischen Roman. Die leichte Distanz ermöglicht es mir hoffentlich, die Themen Sex und Gewalt so aufzubreiten, dass es weder frauenfeindlich noch gewaltverherrlichend wird. Bei einer Abenteuerkomödie stoßen solche Themen dann doch manchmal sehr sauer auf. Wenn da Blut fließt, muss es erkennbar Theaterblut sein.
"Historischer Roman" bedeutet ja nicht "langweilig", "bildungshuberisch", "abgehoben" "daten- und faktenüberfrachtet" oder "humorlos".
"Zufällig" ist die historisch-realistische Linie ja auch die von Sabatini, von Foster, Kent und, bei den Klassikern, Defoe, Melville, London oder, meistens, Conrad. Oder auch Leip. Wahrscheinlich auch die von Crichton. Also denen, die die wirklich lesenswerten Seeabenteuerromane schrieben. Anders wäre es bei einer Parodie oder einer Satire, aber ich wollte ja keine Schreiben.
Der Roman ist, vom geplanten Umfang und der Handlung her, nur etwa zur Hälfte fertig geworden. Was das Umschreiben übrigens sehr erleichtert - gute Szenen, die leider aus Gründen der Handlungslogik ´rausfliegen müssen, können unter Umständen weiter hinter in die noch nicht fertige Handlung eingebaut werden.

Gesagt, getan - die ersten vier Kapitel (nach ursprünglichem Entwurf) sind überarbeitet / umgeschrieben! Nur dass es jetzt, in der neuen Gliederung, acht Kapitel geworden sind. Die Kapitel wurden im NaNo-Schreibprozess alle etwa doppelt so lang wie ursprünglich geplant, weshalb es nur logisch ist, sie wieder in handliche Happen zu teilen. Also dürften aus dem NaNo-Skript 14 Kapitel (und ein Prolog) werden, der fertige Roman mit Prolog 28 Kapitel haben. Noch ein ordentlich langer Törn.

Das Überarbeiten geht flott von der Hand und ist weniger öde, als ich dachte. Selbst wenn ich manchmal ganze Absätze mit einem Strich beseitigen muss. Ja, wo gehobelt wird ....

Nebenbei: Beim sorgsamen Lesen wurde mir klar, dass ich, ohne es zu wollen, doch Motive und Handlungselemente längst fertiger Texte "recycelte" - nicht etwa durch direktes Abschreiben oder gar "copy-paste", sondern aus dem Gedächtnis. Der Zeitdruck und die nano-typische Enthemmung führt dazu, dass ich viele Situationen so ähnlich schilderte, wie ich sie schon mal geschildert hatte. Im Gehirn abgelegte Textbausteine, wenn man so will, oder selbst gemachte Handlungsklischees. Etwas heikler sind "innere Textbausteine", die aus dem Textgedächtnis, Abteilung: "tolle Romane so intensiv gelesen, dass ich sie inhaltlich auswendig kann" stammen. Einiges bei mir erinnert stark an Szenen aus Romanen und Geschichten von Foster, London, Melville, Defoe, Kent usw. usw. . Was, solange die sinngemäßen Zitate unter der Plagiatsschwelle bleiben, nicht weiter schlimm ist.

Übrigens ist "Löschen" keine Option mehr. Es wollen einfach zu viele mein Machwerk lesen. Aber ich bitte ich um etwas Geduld, wenigsten so lange, bis ich den schon fertigen Text halbwegs auf Vordermann gebracht habe.

Normalerweise befördert das mit Schreiben verbundene Grübeln und Sinnieren bei mir depressive Tendenzen - weshalb denn auch das Thema "Studenten-WG aus der 80er Jahren" wahrscheinlich Gift für meine Stimmung gewesen wäre - selbst oder gerade dann, wenn ich einen "heiteren" Roman über das Thema geschrieben hätte. Gute Komik ist Schwerarbeit. (Deshalb sind die meisten "Commedians" im Fernsehen ja auch so schlecht.)
Der November verging "wie im Flug", und fast ohne "Novemberblues". Dank NaNoWriMo!
distelfliege - 6. Dez, 02:27

Gratulation zur Siegerurkunde!

MMarheinecke - 6. Dez, 11:14

Danke!

Fast wie damals bei den "Bundesjugendspielen". Da gab es auch "Siegerurkunden". Allerdings nicht für mich (obwohl ich ein halbwegs guter Leichtathlet war - bis auf den Weitwurf, weshalb mir *immer* Punkte fehlten).
Wirr-Licht - 7. Dez, 08:34

herzlichen glückwunsch

...und ne buddel voll rum :D

Karan (Gast) - 7. Dez, 14:11

Ich bin schon soooooo vorfreudig! :-)
Glückwunschgrüße und viel Spaß beim Fertigschreiben!

nemesis (Gast) - 9. Dez, 10:05

Plagiatsschwelle?

Wenn du denkst, es gäbe eine Plagiatsschwelle, dann bist du auf dem Holzweg: Plagiator ist, wer als Inhaber eines Nutzungsrechts die eigene Urheberschaft behauptet oder wer bei zulässigen Zitaten die Quellenangabe unterlässt. Freue dich schon mal auf Post vom Abmahnanwalt.

MMarheinecke - 9. Dez, 14:27

Ich verstehe nicht, was du meinst

Der etwas wirre Satz sieht mir nämlich arg nach "Copy-Paste ohne Nachzudenken" aus. Oder nach einem "Plagiat" - wenn auch nicht im urheberrechsrechtsrelevanten Sinne.
Zur "Schwelle", die es angeblich nicht gibt: doch, die gibt es. Jedenfalls im Urheberrecht:
Die freie Benutzung eines urheberrechtlich geschützten Werkes ist zulässig, um ein neues selbständiges Werk hervorzubringen. Das neue Werk muss aber selbst alle Voraussetzungen eines geistigen Werkes aufweisen und die schöpferische Leistung des benutzten Werks zu einem gewissen Maße verdrängen.
Sven (Gast) - 15. Dez, 21:21

Ui, ein neuer Troll?
MMarheinecke - 15. Dez, 21:46

Nö, der war schon öfter hier ...

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