Umwelt

Mittwoch, 23. Dezember 2009

Klimakonferenz: Heißen "Dank" an China!

In meinem Beitrag zum Winteranfang stellte ich die scherzhafte Verschwörungstheorie auf, dass die Kopenhagener Klimakonferenz von China durch den heftigen Wintereinbruch sabotiert worden wäre (weil ja, wie jeder weiß, die Chinesen ganz groß in der Wetterbeeinflussung sind). Immerhin fiel auf, dass die chinesische Regierung sehr gelassen bis zufrieden auf das maue Ergebnis der Konferenz regierte: China lässt das Kopenhagen-Fiasko kalt (spon).
Es sieht ganz so aus, als ob die chinesische Delegation tatsächlich sehr viel zum Nicht-Wirklich-Ergebnis der Konferenz beitrug - wenn auch ohne heimliche Wettermacher - und es dabei schaffte, den "schwarzen Peter" für das Scheitern US-Präsident Obama bzw. der US-Delegation zuzuschieben.
Das berichtet jedenfalls Mark Lynas vom "Guardian" - und er war dabei: How do I know China wrecked the Copenhagen deal? I was in the room.
Folgt man Lynas, dann war Chinas Strategie einfach: die offenen Verhandlung für zwei Wochen blockieren, und dann dafür sorgen, dass die Verhandlungen hinter verschlossene Türen so aussehen, als hätte der Westen wieder einmal gegenüber den armen Ländern versagt. (Was angesichts der Erfahrungen mit den Verhaltensmustern der westlichen Industrienationen im Allgemeinen und der US-Regierung im Besonderen nicht einmal unglaubwürdig wirkt - während China vor allem als Anwalt der benachteiligten "Schwellenländer" einigermaßen glaubwürdig erscheint.)

Lynas sah nach eigenen Angaben wie Obama verzweifelt darum kämpfte, das Abkommen doch noch zu retten, und wie die chinesische Delegation immer und immer wieder "nein" sagte.

Laut Lynas bestand der chinesische Delegierte darauf, dass die Ziele der Industrieländer, die sich im Vorfeld auf 80% CO2-Reduzierung bis 2050 verständigt hatten, aus den Verhandlungen herausgenommen wurden.
Der brasilianische Delegierte hätte darauf aufmerksam gemacht, wie unlogisch Chinas Position sei: Wieso sollten die reichen Ländern nicht einmal diese einseitige Beschränkung ankündigen dürfen? Der chinesische Delegierte hätte auf seinem Nein beharrt.

China, hin und wieder durch Indien unterstützt, hätte alle Zahlen herausgenommen, auf die es ankommt. Das Jahr 2020 als Termin, ab dem die Emissionen weltweit zurückgehen müssen, wurden durch die wolkige Formulierung, dass sie so "früh wie möglich" zurückgehen müssten, ersetzt. Auch das Langzeitziel von 50% weniger Emissionen weltweit bis 2050 wurde gestrichen. Niemand sonst, mit den möglichen Ausnahmen Indiens und Saudi-Arabiens, wollte das.
Lynas ist sich sicher, dass, wenn die Chinesen nicht im Raum gewesen wären, Kopenhagen mit einem Abkommen beendet worden wäre, bei dem die Umweltschützer überall in der Welt die Sektkorken hätten knallen lassen.

Das bedeutet nicht, dass es China nicht ernst mit dem Klimaschutz wäre: sonst wäre die Windkraft- und Solar-Industrie dort nicht so stark. Aber Chinas rasantes Wachstum und seine wachsende politische und ökonomische Macht beruhen überwiegend auf billiger Kohle. Dementsprechend setzt Chinas Regierung die Prioritäten: die Umwelt soll warten, bis Chinas Machtstellung unangreifbar ist.

Ergänzung:Die von Obama angebotenen Zugeständnisse: 100 Milliarden Dollar für die Entwicklungsländer, unter dem 2005-CO2-Emissionslevel für 2020. China sieht internationale Kontrolle seiner Klimaschutzanstrengungen als unzumutbare Einschränkung seiner Souveränität ein.

Dienstag, 8. Dezember 2009

Klimaklller Biodiesel

Langsam dürfte sich herumgesprochen haben, dass Palmöl schlecht für den Regenwald ist. Seitdem Palmöl nicht nur für Lebensmittel und Kosmetika, sondern auch als "Biodiesel" nachgefragt wird, wird nirgendwo auf der Welt so schnell zugunsten neuer Ölpalmenplantagen gerodet wie in den Wäldern der Rhinozerosse auf Borneo und Sumatra. Auch für Orang-Utans und Sumatra-Tiger schrumpft der Lebensraum.
Spart der Ölpalmenanbau für Treibstoffgewinnung dann wenigstens CO2 ein? Schließlich ist die Palme mit bis zu vier Tonnen Ertrag pro Hektar ihren Konkurrenten Soja, Raps oder Sonnenblume haushoch überlegen. Malaysia und Indonesien planen deshalb eine jährliche Ausdehnung der Plantagen von bis zu zwölf Prozent.
Wie absurd die vermeintliche Klimarettung durch Biotreibstoffe ist, zeigt die Klimabilanz des Ölpalmenanbaus. Um weitere Plantagenflächen zu gewinnen, werden die letzten Torfmoorwälder gerodet. Dabei entweichen gigantische Mengen Kohlendioxid in die Atmosphäre. Circa vier Prozent der globalen Treibhausgase stammen aus der Vernichtung indonesischer Torfwälder. Indonesien ist dadurch hinter den USA und China der drittgrößte Treibhausgas-Verursacher der Welt. Absurderweise wird der Strom für die Fabriken, die aus den Ölfrüchten Biodiesel herstellen, mit Diesel aus Erdöl erzeugt.
Auf die Palme (welt.de).

Der Artikel gibt auch eine ziemlich desillusionierende Erklärung, wieso das Palmöl-Problem so wenig mediale Beachtung findet:
Ihr lieblich-exotischer Anblick macht Ölpalmen so ungeeignet für ökologische Warnplakate. Sie sehen einfach zu grün aus. Und deshalb hat das Ölpalmenproblem zwar unter Ökologen und Naturschutzexperten höchste Priorität. Das breite Publikum ließ sich bisher nicht bewegen. Weder der World Wide Fund For Nature (WWF) noch Greenpeace brachte bisher eine wirklich populäre Kampagne zustande
Das Hauptproblem ist, dass der Palmöl-Anbau für die Länder Südostasiens eine so große ökonomische Bedeutung hat, dass sie schwerlich darauf verzichten können.
Außerdem würde ein Palmöl-Bann - bei unverändert großer oder noch wachsender Nachfrage nach Pflanzenölen - eine Verlagerung zu anderen Pflanzenölen bewirken, die noch mehr Land fressen. Zur Erzeugung einer Tonne Palmöl reicht ein Viertel Hektar. Ein Sojabohnen-Farmer benötigt 2,2 Hektar Land dafür, und auch Sonnenblumen und Raps haben eine schlechtere Flächenbilanz. Immerhin braucht man für diese Pflanzen keinen artenreichen Regenwald abzuholzen, aber eine ökologisch sinnvolle Form der Treibstoffgewinnung ist das nicht.

Ich bin der Ansicht, dass Speiseöl zum Essen da sein sollte - und nicht zum Verfeuern oder Verfahren. Biokraftstoffe aus "primären Rohstoffpflanzen" sind, anders als Kraftstoffe, die aus vorhandene Pflanzenabfällen gewonnen werden, unter Umweltschutzgesichtspunkten Unfug.

Was also tun? Die größte Stellschraube, um weg von den "Fossilien" zu kommen, ist der Einsatz der erneuerbarer Energieträger - Sonne, Wind, Wasser, Erdwärme - und ganz am Rande wohl auch Kraftstoffen aus Pflanzenabfällen.

Ergänzung: Sozial-ökologische Bewertung der stationären energetischen Nutzung von importierten Biokraftstoffen am Beispiel von Palmöl (Studie des IFEU für das deutsche Bundesministerium für Umwelt, 2008)

Nachtrag, 17. 12.: Auch der "Preis" der "wütenden Meerjungfrau" für irreführendes Lobbying in Sachen Klimaschutz, organisiert von Attac Danmark, Corporate Europe Observatory, Focus on the Global South, Friends of the Earth International, Oil Change International und Spinwatch, wurde im Bereich "Agrartreibstoff" vergeben: Monsanto gewinnt den Preis der wütenden Meerjungfrau (Lobby Control).
In Lateinamerika trägt die Verbreitung von genmanipuliertem Soja der Monsanto-Marke „RoundupReady“ zur Vernichtung des Regenwalds bei und damit zur Steigerung von Treibhausgas-Emissionen. Dennoch arbeitet ein „Runder Tisch für verantwortungsbewusstes Soja“ (Round Table on Responsible Soy, RTRS) unter Beteiligung von Monsanto daran, gentechnisch verändertes Soja als „verantwortungsbewusst“ zu kennzeichnen. Dies würde bedeuten, dass von RTRS zertifiziertes GM-Soja in naher Zukunft als „umweltfreundliche“ Quelle von Agrosprit betrachtet werden darf; oder dass es geeignet ist für CO2-Zertifikate im Rahmen der CDM-Projekte.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

China - die dreckige Lokomotive der Weltwirtschaft.

In der immer noch anhaltenden Wirtschaftskrise blicken manche Experten und noch mehr "Öchsperten" (Chat Atkins) hoffnungsvoll auf China. Das "Land der Mitte", dessen Wachstumsrate immer noch, gemessen am "Westen", mehr als solide ist, erscheint als kraftvolle Weltwirtschaftslokomotive. Dumm nur, dass diese Lokomotive offensichtlich eine ausgesprochen dreckige Feuerung hat.

Es sind schockierende Bilder, in denen Lu Guang das Ausmaß der Umweltverschmutzung in China dokumentiert:
Amazing Pictures, Pollution in China.

Diese schrecklich-faszinierenden Bilder sollten zwei gerne verdrängte Tatsachen ins Bewusstsein rücken.

Das ob seiner angeblichen Effizenz auch von "westlichen" Wirtschaftsexperten bewunderte und manchmal als Vorbild gepriesene chinesische System, das ich kurz mit "Kapitalismus ohne Demokratie" umreißen möchte, erkauft seine hohen Wachstumsraten auf Kosten einer ausgebeuteten Bevölkerung und einer ausgeplünderten und verschmutzten Natur. Ob das Wort "Effizenz" die Mischung aus entfesselter Bürokratie, Korruption und staatlicher Unterdrückung in China richtig beschreibt, dürfte ohnehin zweifelhaft sein. Kein Zweifel besteht aber daran, dass Großunternehmen mit den "richtigen Beziehungen" in der dem Namen nach immer noch sozialistischen Volksrepublik China enorme Profite erzielen können.
Zwar bildete sich in den Städten mit dem Wirtschaftsboom so etwas wie ein Mittelstand, doch die Landbevölkerung verarmte. Soziale Spannungen nehmen zu. Wanderarbeiter müssen sich zu unmenschlichen Bedingungen verdingen. Die "Lösung" besteht in Überwachen und Strafen, verbunden mit Zensur und Propaganda. Und auch das scheinen manche deutsche "Öchsperten" für "vorbildlich" zu halten.

Die zweite gern verdrängte Tatsache ist die, dass etwa ein Fünftel der Emissionen Chinas - sowohl der CO2-Emmisionen, wie der "allgemeinen" Luft-, Wasser- und Bodenverschmutzung - sozusagen im Auftrag anderen Weltregionen geschieht, sprich für den Export chinesischer Produkte aufgewendet werden. (In Bezug auf CO2 dargestellt in einer Veröffentlichung der Universität Manchester (pdf) Consumers, business and climate chance.)
Anders gesagt: wenn z. B. deutsche Unternehmen ihre Produktion nach China verlagern, dann verlagern sie damit auch die mit der Produktion verbundene Emmisionen. Schlimmer noch: was an der Produktion in China so finanziell verlockend ist, sind außer den billigen Arbeitskräften auch die verglichen mit europäischen Standards geringe Umweltschutzaufwendungen.

Donnerstag, 8. Oktober 2009

Windenergie braucht nicht mehr Fläche als Braunkohle

Ein häufiger Einwand gegen den Einsatz von Windkraftwerken ist der enorme Flächenbedarf. So sehr ich für regenerative Energiequellen bin, so sehr graust es mir bei dem Gedanken an völlig mit Windrädern "verspargelte" Landschaften - dass, um überhaupt einen nennenswerten Anteil an der Elektrizitätsversorgung zu erreichen, alle Gegendenmit guten Windverhältnissen verstellt werden müssten.

Tatsächlich sieht es so aus, als ob mit Windenergie betriebene E-Werke für dieselbe Leistung nicht mehr Fläche als Braunkohlekraftwerke brauchen würden: Energieertrag pro Hektar. Demnach beträgt der durchschnittliche Energieertrag pro Hektar Fläche, wenn 6 MW-Anlagen eingesetzt werden, 1 Mio kWh - was genau dem Flächenbedarf beim Einsatz von Braunkohle entspricht.
Nun soll nicht verschwiegen werden, dass die diese Informationen von der Website der ENERTRAG - AG, also einem Betreiber von Windkraftanlagen, stammen. Auch hat Braunkohle von allen fossilen Energieträgern den mit Abstand größten Flächenverbrauch - man muss sich nur mal einen Braunkohle-Tagebau ansehen, dann weiß man, wieso.
Immerhin lässt sich sagen, dass der Wirkungsgrad moderner Windkraftwerke so gut ist, dass eine "Totalverspargelung" der Landschaft nicht notwendig ist. Außerdem erscheint der Bau von Offshore-Anlagen sinnvoll, schon weil der Wind auf See konstanter und stärker als auf dem Lande ist.
Es geht auch etwas anderes aus dem Vergleich hervor: ein Hektar normaler Solarstrom-Dachanlagen (mit monokristallinen Zellen) kommt ebenfalls auf durchschnittlich 1 Mio kWh Ertrag.
Ein geeigneter Standort sowohl für Wind- wie Solarkraftwerke, bei dem keine neuen Fläche verstellt werden würden, wären Autobahnen, die sich zu "Energiealleen" ausbauen ließen: Eurosolar schlägt Ausbau der A7 zur Energiealle vor

Es gibt allerdings ein Problem beim Einsatz dezentraler Energieanlage: das heutige Hochspannungs-Leitungsnetz ist auf Großkraftwerke ausgelegt. Daran, dass großen Netzbetreiber an einem Umbau interessiert sind, darf durchaus gezweifelt werden.
Das zweite, noch schwieriger zu lösende Problem ist das der Energiespeicherung, ohne die eine wirklich umfassender Umstellung auf erneuerbare Energieträger kaum möglich sein wird. Bei dezentrale Kleinanlagen können Kondensatoren, Schwungradspeicher oder vor allem Akkumulatoren eingesetzt werden. Die Idee, mit Wind- oder Solarstrom die Batterien von Elektroautos zu laden, hat dabei einen besonderen Charme.
Wenn es darum geht, große Energiemengen für einige Stunden zu speichern, können Pumpspeicheranlagen oder Druckluftspeicher verwendet werden.
Für die Langzeitspeicherung großer Energiemengen zu geringen Kosten bringt ENERTRAG Methan und Wasserstoff, als mittels Elektrolyse mit Wind- und Sonnenstrom synthetisch hergestelltem "Zwischenträger", in die Diskussion. Methan und Wasserstoff können in Kavernen gespeichert werden, wie sie heute schon als Erdgasspeicher verwendet werden. Das Erdgasnetz mit seinen Speicherkavernen ist nach der Darstellung von ENERTRAG der ideale Stromspeicher. Es verfüge heute bereits über eine Speicherfähigkeit von 60% des jährlichen Stromverbrauches.

Was man sich bei all dem vor Augen halten sollte: alle dafür notwendigen Techniken sind längst erfunden und erprobt.

Donnerstag, 17. September 2009

Ein wichtiger Preis, der leider etwas untergeht

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geht 2009 an zwei Unternehmer, die eine umweltfreundliche Heizmethode für die Industrie entwickelten, an einen Wissenschaftler für seine Forschungsarbeiten zum Verständnis mikrobieller Vorgänge im Meer und an die Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) für ihrem ehrenamtlichen Einsatz zum Schutz der Umwelt. Der Preis ist mit 500.000 Euro Preisgeld die höchstdotierte Umweltauszeichnung Europas und wird am 25. Oktober in Augsburg verliehen.

Deutscher Umweltpreis 2009 vergeben (scienexx)

Besonders bemerkenswert finde ich, dass die DBU den Mut hatte, eine so "exotische" High-Tech wie die Verwendung von Hochtemperatursupraleitern für eine umweltfreundliche Heizmethode auszuzeichnen.
Vielleicht imponierte der DBU der unternehmerische Mut der Geschäftsführer des Maschinenbauunternehmens Bültmann und des Hochtechnologieunternehmens Zenergy Power und das technische Können ihrer Mitarbeiter, denen es gelang, einen Heizer auf Basis von Hochtemperatursupraleitern (HTS) zu entwickeln. Er kommt in der Industrie zum Einsatz, um etwa Metallblöcke zur Weiterverarbeitung auf die erforderliche Temperatur zu erhitzen, ein bisher sehr energieintensiver Vorgang: Drei Prozent des weltweiten Stromverbrauchs entfallen darauf, allein in Deutschland 2007 rund 15 Milliarden Kilowattstunden, die Stromproduktion von vier Steinkohlekraftwerken. Mit dem neuartigen HTS-Heizer lässt sich davon mehr als die Hälfte einsparen.

Sonntag, 13. September 2009

Wie geht's dem Wald?

Erinnert sich noch jemand ans Waldsterben? Jedenfalls in Deutschland sieht es für den Wald nicht schlecht aus. Das heißt zwar nicht, dass alles in bester Ordnung wäre, und es kaum noch kranke Bäume gäbe: Der Flächenanteil der Bäume mit deutlichen Nadel- oder Blattverlusten der Baumkrone beträgt 26 Prozent. Der Zustand der Wälder hat sich 2008 deutschlandweit, über alle Baumarten hinweg betrachtet, kaum verändert. Laut Waldbericht des Bundesminsteriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) nahm die deutsche Waldfläche in den vergangenen 40 Jahren um ca. 10000 km2 zu. Waldzustand 2008 (BMELV) Seit 1981 - dem Jahr, in dem das Waldsterben erstmals Schlagzeilen machte - wuchs z. B. in Bayern die Waldfläche um 150 km2 an. Obwohl der Holzeinschlag in den letzten Jahren gesteigert wurde, liegt er immer noch weit unter dem Zuwachs - die Waldnutzung ist damit nachhaltig. Etwa 30 Prozent der Bodenfläche Deutschlands sind mit Wald bedeckt.
Der Einsatz von Anlagen zur Rauchgasentschwefelung und von Katalysatoren zur Bekämpfung des "Sauren Regens" hat offenbar Wirkung gezeigt. Die Schwefelbelastung der Waldböden ging deutlich zurück. Waldböden geht es etwas besser. In Deutschland wie überhaupt in Europa (außer dem Mittelmeeraum) wachsen die Wälder.
Wald-Moor-08
Natürliches Baumsterben an einem jungen Versumpfungsmoor

Ein Faktor beim Waldwachstum in Europa dürfte der Klimawandel sein: Vor allem durch die mildere Winter verschiebt sich die Baumgrenze nach Norden und in höhere Gebirgslagen. Bäume wachsen in Regionen, in denen sie früher nicht existieren konnten.
Wesentlich wichtiger als das mildere Klima ist für die beobachtete Ausdehnung der Gebirgswälder in den Alpen jedoch ein wirtschaftlicher Faktor: Landwirtschaft in Hochgebirgslagen lohnt sich immer weniger, Almen werden aufgegeben und Wiesen aufgelassen. Dort wird im Interesse des Lawinenschutzes oft aufgeforstet, aber auch dort, wo ehemalige Wiesen nicht aufgeforstet werden, rücken Bäume vor. Zwar nimmt der Skitourismus viel Fläche in Anspruch, und Landschaftsschäden durch Skipisten sind im Sommer kaum zu übersehen, aber insgesamt ist der Flächenbedarf für den Tourismus weitaus geringer als der der traditionellen Landwirtschaft.
Wald-Moor-03
Artenreicher Laubmischwald

Im "Norden" - in Europa, Russland, Kanada und die USA - wächst der Waldbestand an. In China gibt es - nach jahrhundertlangem Raubbau - ein gewaltiges Aufforstungsprogramm.
Trotzdem sieht es global gesehen nicht gut aus. Die weltweite Entwaldungsrate ist laut dem letzten FAO-Statusbericht nach wie vor erschreckend hoch, wenn auch etwas geringer als in den 1990er-Jahren: Zwischen 2000 und 2005 gingen 73.000 km2 Wald verloren, vor allem in den Tropen. Besonders dramatisch ist die Entwaldung in Indonesien; die Insel Sumatra verlor zwischen 1985 bis 2007 die Hälfte ihrer Waldfläche - und damit Lebensraum von Orang-Utans, Tigern und Sumatranashörnern. Ein besonders trauriger Aspekt ist, dass indonesischer Regenwald für riesige Ölpalmen-Plantagen gerodet wird. Das Palmöl aus diesen Plantagen wird als angeblich klimafreundlicher Treibstoff in Europa und Nordamerika verfeuert. Ein Hohn, da neue Palmölplantagen vor allem im Tieflandregenwald von Indonesien und Malaysia angelegt werden. Der Tieflandregenwald ist ein Torfwald, und als solcher ein riesiger Kohlendioxid-Speicher. Um Platz für neue Palmöl-Plantagen zu schaffen, wird üblicherweise Brandrodung verwendet. Durch die Waldbrände allein in Indonesien wird in manchen Jahren mehr als eine Milliarde Tonnen Kohlendioxid frei gesetzt, etwa 15 Prozent der weltweit von Menschen verursachten CO2 Emissionen. Den Teufel mit dem Belzebub ...
Interessant und erfreulich ist, dass verstärktes Baumwachstum aus einer Region der Erde berichtet wird, die noch vor einige Jahren Gefahr lief, zur Wüste zu werden: Die Sahel-Region am Südrand der Sahara. Satellitenbilder und Luftaufnahmen, die über Jahrzehnte die Vegetationsentwicklung dokumentieren, zeigen ein Vorrücken von Büschen und Bäumen nach Norden. Die Niederschlagsmengen in dieser Region nahmen zu. Leider wird die neue Vegetation an vielen Orten durch Überweidung wieder zerstört.
Der Globus wird grüner (Welt.de).

Sonntag, 23. August 2009

Müllexport - getarnt als Gebrauchtwaren

Der Hamburger Hafen wird gerne als Tor zur Welt angepriesen. Doch er hat auch einen dunklen Hinterausgang. Durch diesen verlässt, oft verborgen in abgewrackten Autos, Elektroschrott das Land in Richtung Asien und Afrika.
Elektroschrott: Vom Hafenkai direkt nach Afrika (VDI-Nachrichten.com)

Die Reportage aus dem Hamburger Hafen beleuchtet ein gern verdrängtes Problem: Elektronikschrott wird, oft als "Gebrauchtgeräte" getarnt, oft in als "Gebrauchtwagen" deklarierten Autowracks verborgen, in arme Länder Afrikas und Südasiens exportiert. Dort landen die Geräte auf wilden Müllkippen auf oder werden in "informellen Recyclingbetrieben" unter katastrophalen Arbeitsbedingungen ausgeschlachtet. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht davon aus, dass gefährlicher Schrott aus Deutschland in großem Stil falsch deklariert und in arme Länder entsorgt wird.

Sonntag, 26. Juli 2009

"Die geheimen Beweise für die globale Erwärmung, die Bush verbergen wollte"

So lautet übersetzt die Schlagzeile eines Artikels der britischen Sonntagszeitung "Observer" Revealed: the secret evidence of global warming Bush tried to hide - siehe auch der Artikel auf "telepolis": Das Ende der Welt vor Barrow mit dem Untertitel: "Was Bush vor der Welt versteckte: Satellitenaufnahmen zeigen den Schwund des Eises in der Arktis".

Nun ist bekannt, dass George W. Bush während seiner Präsidentschaft nicht gerade als Umweltschützer hervortrat. Es ist außerdem bekannt, dass er "Global Warming" für irrelevant und folglich auch nichts von Einschränkungen des CO2-Ausstoßes hielt.
Hielt Bush die "unbequeme Wahrheit" absichtlich von der Öffentlichkeit verborgen? Eine "Klimaleugner-Konspiration"?

Eher nicht!

Es geht nämlich um Aufnahmen von Spionage-Satelliten, die eine Bildauflösung von unter einem Meter haben. Also Detailfotos. Die können, wie im Fall der Eisbedeckung vor Point Barrow, sehr dramatisch aussehen. Allerdings ist ihr Aussagewert beschränkt:
Um den Zustand des Meereises insgesamt beurteilen zu können, sind weiträumigere Übersichten, wie sie z. B. von den Satelliten der NOAA gemacht werden, relevanter. (Aktuelles / Eisbedeckung auf Wetterklima.de).
Tatsächlich hatte das US-Innenministerium mit der Veröffentlichung unerwartet schnell auf die Anfrage der National Academy of Sciences reagiert, die in den Bildern wertvolles Material für die Erforschung des schnellen Schwundes des arktischen Eises vermutet. Es geht dabei um Details des Eisschwundes, z. B. die Häufigkeit und Größe von Schmelzwassertümpeln auf der Eisoberfläche, nicht um die Tatsache an sich, oder das Ausmaß generell.

Hätte die Regierung Bush den Rückgang der Eisbedeckung des Nordpolarmeeres wirklich verschleiern wollen, hätte sie die Fotos nicht nur sämtlicher US-amerikanischer, sondern auch europäischer, russischer, chinesischer, indischer und japanischer Wetter- und Erdbeobachtungssatelliten zensieren müssen. Außerdem müsste er sich noch um die us-amerikanischen kanadischen, russischen, dänischen und norwegischen "Eisflieger" kümmern, also meteorologische Beobachtungsflugzeuge, die für die Schifffahrt die Eisberghäufigkeit und den Zustand des Meereises entlang der Seefahrtsrouten erkunden.

Normalerweise werden Bilder, die von Spionagesatelliten gemacht wurden, wenn überhaupt erst Jahre später "deklassifiziert" - meistens dann, wenn die Informationen, die sich daraus ergeben, ohnehin veraltet sind. Das Besondere ist also, dass die Bilder unter Obama so rasch und entgegenkommend freigegeben wurden - das Vorgehen unter Bush entsprach hingegen dem Regelfall.

Ergänzung: Der wirkliche Skandal ist ein anderer: Die Leiterin der us-amerikanischen "National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)", Professor Jane Lubchenco, warnte davor, dass die Datenerhebung mit Satelliten, die für die Vorhersage der Klimaentwicklung unentbehrlich ist, durch die absehbare Überalterung der NOAA-Satellitenflotte gefährdet ist.

Schon früher warnten Wissenschaftler vor den Folgen der unter der Bush-Regierung vorgenommenen Bugetkürzungen für die von der NOAA und der NASA betriebenen Umweltsatelliten. Die US-Wissenschaft droht in der Klimaforschung den Anschluss zu verlieren, und die Lücken, die ein teilweiser Ausfall des NOAA-Netzes hinterließe, könnten von anderen Ländern beim besten Willen nicht geschlossen werden.

Es ist übrigens bezeichnend, dass unter Bush zwar (m. E. ziemlich großkotzig) ein "Aufbruch zum Mond und zum Mars" - und zwar als US-Alleingang - beschlossen wurde, dabei aber die Mittel der NASA nicht entsprechend erhöht wurden (während der Rüstungsetat geradezu explodierte). Die Stilllegung der Space Shuttles und der de facto "Ausstieg" aus der ISS sind nur die deutlichsten "Spitzen des Eisberges" der Bugetverlagerung und des Ausstiegs aus der internationalen Zusammenarbeit in der Raumfahrt. "Im Verborgenen" litt die unbemannte Raumforschung einschließlich der Umweltsatelliten.

Samstag, 30. Mai 2009

Ohne Chemie?

Es heißt ja, (Lebensmittel-)Chemiker (vor allem solche, die beim Gesundheitsamt arbeiten) seien sozusagen "natürliche Feinde" der Fleischer. Man denke nur an den "Gammelfleisch" (Dauer-)Skandal.

Nun aber wirbt ausgerechnet ein industrieller Wursthersteller mit einer Werbeaussage, über die der Wissenschaftsjournalist und Chemiker Lars Fischer vom Fisch-Blog zurecht sauer ist: "Wir sind Fleischer, keine Chemiker.

Damit verunglimpft Rügenwälder nicht nur einen kompletten Berufsstand, sondern verkauft auch noch sein Publikum für dumm. Geschmacksverstärker und Farbstoffe dürfen sowieso bei fast allen Wurstwaren gar nicht zugesetzt werden - und ohne chemische Untersuchungen ist es gar nicht möglich, sicherzustellen, dass die Wurst frei von Gluten und Lactose ist. (Wobei nebenbei Lactoseintoleranz entgegen dem Werbetext nichts, aber auch gar nichts, mit Allergien zu tun hat [und auch Glutenunverträglichkeit streng genommen keine Allergie ist], und Gluten aus Getreide und Lactose aus Milch stammt - und nur sehr wenige Wurstsorten überhaupt Getreidestärke [oder Gluten d. h. Getreideeiweiß] oder Milcherzeugnisse enthalten dürfen.)
Interessanterweise fehlen in den "4 ohne" die Konservierungsstoffe - wie das bei vielen Wurstsorten traditionell verwendete Pökelsalz.

Dass ein Wursthersteller damit wirbt, dass auch Allergiker, Gluten-Allergiker-Empfindliche und Lactose-Intolerante seine Würste unbesorgt essen können, ist legitim. Warum aber der Hieb gegen die Chemiker? Oder allgemein: wie konnte die an sich absurde Aussage "ohne Chemie" zum Qualitätsmerkmal werden? (Absurd, denn alle Prozesse, bei denen sich Stoffe ineinander umwandeln, sind chemische Vorgänge.)

Dahinter steht die Annahme, dass alle chemischen Prozesse, die von der Natur hervorgebracht werden, gut sind, vom Menschen angewendete chemische Reaktionen dagegen stets zu etwas Schlechtem führen - jedenfalls dann, wenn die chemische Reaktion nicht schon seit Jahrhunderten bekannt ist. Da mögen Pöckeln oder Räuchern noch so gesundheitlich bedenklich sein.

Am Anfang stehen völlig berechtigte Bedenken und Ängste der Verbraucher davor, dass Lebensmitteln gesundheitsschädliche Stoffe enthalten könnten, die entweder absichtlich zugesetzt werden - Farbstoffe, Konservierungsmittel, synthetische Geschmackstoffe, Geschmacksverstärker usw. - oder als Rückstände verbleiben - etwa Pestizidrückstände oder Schwermetalle aus Boden oder Luft.
Sehr viele dieser bedenklichen oder gefährlichen Stoffe werden synthetisch hergestellt. Der Gedankensprung zur "Chemie" ist also an sich nicht falsch, sondern "nur" gedanklich verkürzt: Es wird nicht mehr differenziert bzw. ausgeblendet, was den alles "Chemie" ist.

Begünstigt wird dieser "Kurzschluss" durch Werbung, Propaganda und Public Relations sowie bestimmte Formen des Journalismus. Kurze, eindeutige Aussagen, die immer wieder in geringfügigen Abwandlungen wiederholt werden, prägen sich gut ein. Je stärker verkürzt eine Aussage ist, desto besser.

So gibt es nicht nur "chemiefreie Lebensmittel", sondern auch "genfreie Lebensmittel". Gemeint sind nicht etwa Lebensmittel, die kein genetisches Material, also keine DNS oder RNS enthalten (die müssten dann schon vollsynthetisch hergestellt werden, denn alle pflanzlichen und tierische Produkte enthalten "Gene"). Gemeint sind Lebensmittel, die keine Bestandteile gentechnisch veränderten Pflanzen oder, seltener, Tiere enthalten.

Aber "chemiefrei" und "genfrei" prägt sich ein, sind kampagnenfähig und lassen sich gut mit diffusen Ängsten besetzen.
So falsch und (gut gemeint) desinformierend diese Schlagworte auch sind.

Eine Realsatire gelang 1997 der österreichischen Umweltpolitikerin und heutigen Wiener Umweltstadträtin Ulli Sima in enger Zusammenarbeit mit dem Boulevardblatt Kronen Zeitung: Eine Petition mit dem Titel: "Für einen atomfreien Weltraum".
(Damals startete Raumsonde Cassini-Huygens zum Saturn. Da die üblichen Solarzellen in diesem Abstand zur Sonne nicht mehr funktionieren, enthält diese Sonde eine sog. Radionuklidbatterie. Die Petition zielte also nicht auf die Vernichtung aller Sterne, Planeten, Dunkelwolken usw. im Universum ab, wie man vielleicht meinen könnte. Wie ein Verbot von Radionuklidbatterien von Österreich aus weltweit durchgesetzt werden könnte, blieb übrigens offen.)

Freitag, 27. März 2009

Wilderer am Werk - Zugvögel leben gefährlich.

Neben der Zerstörung ihres Lebensraums sind wildlebende Tiere vor allem durch illegale Jagd gefährdet, und zwar auch bei uns in Europa. Auf dem Balkan ufert die illegale Jagd auf Zugvögel aus.

Die Küsten der Balkanstaaten sind für Zugvögel wie Oasen in der Wüste und überlebensnotwendige Raststätten. Das wissen auch die Jäger, die hier auf sie lauern und schießen - oft illegal. Besonders heikel ist die Situation im immer noch an den Nachwirkungen des Bürgerkrieges leidenden Bosnien und an der Grenze zu Albanien.

Jetzt - zu Beginn des Frühlings - stehen viele der Talböden, die so genannten Poljes, unter Wasser und sollten Tausenden von Wasservögeln als Tankstelle zwischen Afrika und Osteuropa dienen. Aber ausgerechnet hier lauern Wilderer, die auf alles schießen, was ihnen vor die Flinte fliegt. Geschossen werden sogar seltene Arten wie Moor- oder Knäkenten.

Doch zum Glück keimt langsam Widerstand auf.

Mehr: Trauriges Schützenfest (wissenschaft-online)

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