Sonntag, 26. Juli 2009

"Die geheimen Beweise für die globale Erwärmung, die Bush verbergen wollte"

So lautet übersetzt die Schlagzeile eines Artikels der britischen Sonntagszeitung "Observer" Revealed: the secret evidence of global warming Bush tried to hide - siehe auch der Artikel auf "telepolis": Das Ende der Welt vor Barrow mit dem Untertitel: "Was Bush vor der Welt versteckte: Satellitenaufnahmen zeigen den Schwund des Eises in der Arktis".

Nun ist bekannt, dass George W. Bush während seiner Präsidentschaft nicht gerade als Umweltschützer hervortrat. Es ist außerdem bekannt, dass er "Global Warming" für irrelevant und folglich auch nichts von Einschränkungen des CO2-Ausstoßes hielt.
Hielt Bush die "unbequeme Wahrheit" absichtlich von der Öffentlichkeit verborgen? Eine "Klimaleugner-Konspiration"?

Eher nicht!

Es geht nämlich um Aufnahmen von Spionage-Satelliten, die eine Bildauflösung von unter einem Meter haben. Also Detailfotos. Die können, wie im Fall der Eisbedeckung vor Point Barrow, sehr dramatisch aussehen. Allerdings ist ihr Aussagewert beschränkt:
Um den Zustand des Meereises insgesamt beurteilen zu können, sind weiträumigere Übersichten, wie sie z. B. von den Satelliten der NOAA gemacht werden, relevanter. (Aktuelles / Eisbedeckung auf Wetterklima.de).
Tatsächlich hatte das US-Innenministerium mit der Veröffentlichung unerwartet schnell auf die Anfrage der National Academy of Sciences reagiert, die in den Bildern wertvolles Material für die Erforschung des schnellen Schwundes des arktischen Eises vermutet. Es geht dabei um Details des Eisschwundes, z. B. die Häufigkeit und Größe von Schmelzwassertümpeln auf der Eisoberfläche, nicht um die Tatsache an sich, oder das Ausmaß generell.

Hätte die Regierung Bush den Rückgang der Eisbedeckung des Nordpolarmeeres wirklich verschleiern wollen, hätte sie die Fotos nicht nur sämtlicher US-amerikanischer, sondern auch europäischer, russischer, chinesischer, indischer und japanischer Wetter- und Erdbeobachtungssatelliten zensieren müssen. Außerdem müsste er sich noch um die us-amerikanischen kanadischen, russischen, dänischen und norwegischen "Eisflieger" kümmern, also meteorologische Beobachtungsflugzeuge, die für die Schifffahrt die Eisberghäufigkeit und den Zustand des Meereises entlang der Seefahrtsrouten erkunden.

Normalerweise werden Bilder, die von Spionagesatelliten gemacht wurden, wenn überhaupt erst Jahre später "deklassifiziert" - meistens dann, wenn die Informationen, die sich daraus ergeben, ohnehin veraltet sind. Das Besondere ist also, dass die Bilder unter Obama so rasch und entgegenkommend freigegeben wurden - das Vorgehen unter Bush entsprach hingegen dem Regelfall.

Ergänzung: Der wirkliche Skandal ist ein anderer: Die Leiterin der us-amerikanischen "National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA)", Professor Jane Lubchenco, warnte davor, dass die Datenerhebung mit Satelliten, die für die Vorhersage der Klimaentwicklung unentbehrlich ist, durch die absehbare Überalterung der NOAA-Satellitenflotte gefährdet ist.

Schon früher warnten Wissenschaftler vor den Folgen der unter der Bush-Regierung vorgenommenen Bugetkürzungen für die von der NOAA und der NASA betriebenen Umweltsatelliten. Die US-Wissenschaft droht in der Klimaforschung den Anschluss zu verlieren, und die Lücken, die ein teilweiser Ausfall des NOAA-Netzes hinterließe, könnten von anderen Ländern beim besten Willen nicht geschlossen werden.

Es ist übrigens bezeichnend, dass unter Bush zwar (m. E. ziemlich großkotzig) ein "Aufbruch zum Mond und zum Mars" - und zwar als US-Alleingang - beschlossen wurde, dabei aber die Mittel der NASA nicht entsprechend erhöht wurden (während der Rüstungsetat geradezu explodierte). Die Stilllegung der Space Shuttles und der de facto "Ausstieg" aus der ISS sind nur die deutlichsten "Spitzen des Eisberges" der Bugetverlagerung und des Ausstiegs aus der internationalen Zusammenarbeit in der Raumfahrt. "Im Verborgenen" litt die unbemannte Raumforschung einschließlich der Umweltsatelliten.

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