Mittwoch, 23. Dezember 2009

Klimakonferenz: Heißen "Dank" an China!

In meinem Beitrag zum Winteranfang stellte ich die scherzhafte Verschwörungstheorie auf, dass die Kopenhagener Klimakonferenz von China durch den heftigen Wintereinbruch sabotiert worden wäre (weil ja, wie jeder weiß, die Chinesen ganz groß in der Wetterbeeinflussung sind). Immerhin fiel auf, dass die chinesische Regierung sehr gelassen bis zufrieden auf das maue Ergebnis der Konferenz regierte: China lässt das Kopenhagen-Fiasko kalt (spon).
Es sieht ganz so aus, als ob die chinesische Delegation tatsächlich sehr viel zum Nicht-Wirklich-Ergebnis der Konferenz beitrug - wenn auch ohne heimliche Wettermacher - und es dabei schaffte, den "schwarzen Peter" für das Scheitern US-Präsident Obama bzw. der US-Delegation zuzuschieben.
Das berichtet jedenfalls Mark Lynas vom "Guardian" - und er war dabei: How do I know China wrecked the Copenhagen deal? I was in the room.
Folgt man Lynas, dann war Chinas Strategie einfach: die offenen Verhandlung für zwei Wochen blockieren, und dann dafür sorgen, dass die Verhandlungen hinter verschlossene Türen so aussehen, als hätte der Westen wieder einmal gegenüber den armen Ländern versagt. (Was angesichts der Erfahrungen mit den Verhaltensmustern der westlichen Industrienationen im Allgemeinen und der US-Regierung im Besonderen nicht einmal unglaubwürdig wirkt - während China vor allem als Anwalt der benachteiligten "Schwellenländer" einigermaßen glaubwürdig erscheint.)

Lynas sah nach eigenen Angaben wie Obama verzweifelt darum kämpfte, das Abkommen doch noch zu retten, und wie die chinesische Delegation immer und immer wieder "nein" sagte.

Laut Lynas bestand der chinesische Delegierte darauf, dass die Ziele der Industrieländer, die sich im Vorfeld auf 80% CO2-Reduzierung bis 2050 verständigt hatten, aus den Verhandlungen herausgenommen wurden.
Der brasilianische Delegierte hätte darauf aufmerksam gemacht, wie unlogisch Chinas Position sei: Wieso sollten die reichen Ländern nicht einmal diese einseitige Beschränkung ankündigen dürfen? Der chinesische Delegierte hätte auf seinem Nein beharrt.

China, hin und wieder durch Indien unterstützt, hätte alle Zahlen herausgenommen, auf die es ankommt. Das Jahr 2020 als Termin, ab dem die Emissionen weltweit zurückgehen müssen, wurden durch die wolkige Formulierung, dass sie so "früh wie möglich" zurückgehen müssten, ersetzt. Auch das Langzeitziel von 50% weniger Emissionen weltweit bis 2050 wurde gestrichen. Niemand sonst, mit den möglichen Ausnahmen Indiens und Saudi-Arabiens, wollte das.
Lynas ist sich sicher, dass, wenn die Chinesen nicht im Raum gewesen wären, Kopenhagen mit einem Abkommen beendet worden wäre, bei dem die Umweltschützer überall in der Welt die Sektkorken hätten knallen lassen.

Das bedeutet nicht, dass es China nicht ernst mit dem Klimaschutz wäre: sonst wäre die Windkraft- und Solar-Industrie dort nicht so stark. Aber Chinas rasantes Wachstum und seine wachsende politische und ökonomische Macht beruhen überwiegend auf billiger Kohle. Dementsprechend setzt Chinas Regierung die Prioritäten: die Umwelt soll warten, bis Chinas Machtstellung unangreifbar ist.

Ergänzung:Die von Obama angebotenen Zugeständnisse: 100 Milliarden Dollar für die Entwicklungsländer, unter dem 2005-CO2-Emissionslevel für 2020. China sieht internationale Kontrolle seiner Klimaschutzanstrengungen als unzumutbare Einschränkung seiner Souveränität ein.

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