Persönliches

Montag, 18. Januar 2010

"Crushice" auf der Elbe

Während es anderswo schon wieder taute, biss der Winter in Hamburg am Wochenende vom 16. und 17. Januar 2010 mit reichlich Schnee und andauerndem Frost noch einmal zu. Ich machte auf der Fahrt von St. Pauli-Landungsbrücken nach Finkenwerder einige Bilder von der dank Eisbrechereinsatz schiffbaren Elbe.
Eisfahrt01
Ipernity-Album: Eisfahrt.

Der Begriff "Crushice" bekommt so eine Bedeutung fern jedes Cocktails - eher animiert diese Sorte Eis zu Glühwein, Glühmet oder Grog:

Montag, 21. Dezember 2009

Zum Winteranfang

Seit ihr auch (wie ich) am Freitag über drei Stunden wegen Zugverspätung auf einem *wirklich* kalten (ich rede von minus 15 Grad) Bahnsteig herumgestanden? Habt ihr auch Sonntag Abend wegen wetterbedingtem weitgehendem Zusammenbruchs des Bahnverkehrs eine Not-Übernachtung einlegen müssen? (Danke, Tina & Joe!) Oder hattet ihr, als Autofahrer, einen spannenden Auffahrunfall oder einige Stunden Stillstand auf der Autobahn? Oder vielleicht eine lauschige Nacht in einer Flughafen-Wartehalle? Oder einen netten Heizungsausfall?

Hier ist das Lied für uns! (Vorsicht, Tobsuchtsanfallgefahr!)


Dean kann gut reden singen sprechgesingen, der sitzt drin im Warmen am Kamin und muss nicht #@!?-Bahn fahren, autofahren oder fliegen!

(Für die Freunde der GANZ GROSSEN und ganz doll geheimen Weltverschwörungen: Hinter dem Wintereinbruch dieses Wochenende stecken natürlich die Chinesen!!! Damit es in der Endphase der Klimakonferenz in Kopenhagen für sie nicht zu hart wurde, und damit die CO2-Ziele für aufstrebende Luftverschmutzernationen wie z. B. China nicht zu streng ausfallen, haben sie ein paar Spezialisten des Amtes für Wetterbeeinflussung eingeflogen! Diese Spezialisten bekommen zwar das Regenmachen irgendwie nicht richtig hin, aber beim Erzeugen von Winterchaos erzielten sie bereits beeindruckende Resultate: Künstlicher Schneesturm lässt Pekinger frieren.
Da es zu sehr auffallen würde, wenn sich nur in Kopenhagen der Winter sich von seiner unangenehmen Seite zeigt, haben diese gerissenen Chinamen einfach halb Europa eingeeist!)

Da ja heute Jul ist: Ein gutes Jahr und Frieden!

Denn der Anfang des Winters ist auch der Anfang vom Ende der dunklen Zeit:

Mittwoch, 16. Dezember 2009

Auf vielfachen Wunsch - ein Auszug aus "Brüder der Küste"

Hier ein Auszug - die ersten Seiten des ersten Kapitels - aus meinem ersten NaNoWriMo-Roman. Ist auch ein netter Kontrast zum feuchtkalten norddeutschen Dezember ...

(...)
1. Flibustiere an der Windward-Passage
„Ja, ich habe den Brüdern der Küste Lebewohl gesagt, damals auf Tortuga.“
In einer schattigen Gemeinschaftshütte eines namenlosen Fischerdorfes an der Port Royal Habour genannte Bucht saßen um einen Mann, der einfach nur Jan genannt werden wollte, ein Dutzend dunkelbrauner Menschen unterschiedlichsten Alters. Sie hörten ihm gespannt zu. Seine einfache Kleidung unterschied sich nicht von der der Dorfbewohner, aber trotz seiner von Wetter und tropischer Sonne tief braun gegerbten Haut sah man ihm den Nordeuropäer deutlich an.
Es war zu heiß für alle Arbeiten, die schwerer als Netzeflicken waren, und die Bewohner des Fischerdorfes wussten, dass Jan ein guter Erzähler war. Heute berichtete er aus seiner Zeit bei den Flibustiers oder Bukaniers von Tortuga.

„Ich war, wie ihr ja wisst, damals Wundarzt auf einem Flibustier-Schiff. Ihr wisst auch, dass ich es nicht ungern war. Bis ich dann auf einen Schlag fast alle meine Kameraden verlor.“
Er setzte sich bequem zurecht. Eine bleiche Sonne schien von einem Himmel wie aus geschmolzenem Blei, die Luft war schwül und heiß. Die Seitenwände waren zum Teil niedergelegt, so dass ein wenig kühlender Wind die große Hütte durchstreichen konnte.
„Seid ihr damals von einem Kriegsschiff erwischt worden?“ wollte ein schlanker, junger Mann wissen und sah von dem Netz, das er gerade Masche für Masche auf Schäden kontrollierte, auf.
„Nein, Pedro. Es war eine ganz dumme Sache.“ Jan trank einen Schluck kühlen Wassers aus einen Tonkrug.
„Es ist jetzt ziemlich genau sechs Jahre her,“ berichtete er, „aber es steht mir vor Augen, als ob es erst gestern passiert wäre. Damals gehörte ich zu Michelons Mannschaft. Er war ein feiner Kerl, auf seine Art, auch wenn er ziemlich grob werden konnte, wenn er voll war. Es gibt natürlich Menschen, die das anders sahen, was ich ihnen nicht verdenken kann. Immerhin, er war kein brutaler Mörder, wie L‘Olonais. Wir waren kleine Fische unter den Flibustiers, gerade mal 16 Mann, und fuhren auf einer kleinen, alten, wurmstichigen spanischen Tartane namens ‚Bonito‘. Außerdem hatten wir eine verdammt schnelle Walfangschaluppe.
An diesem Tag lagen in einer winzige Bucht im Westen von Hispaniola auf der Lauer. Es war Vormittag und nur ich und der junge Lars waren auf den Beinen. Am Vorabend war es wieder mal so spät geworden, dass es wieder früh war. Ich und der Junge hatten uns beim Trinken zurückgehalten und übernahmen die Morgenwachen. Der Junge ganz oben im Großtop – er war absolut schwindelfrei und kletterte leidenschaftlich gern in der Takelage herum - ich auf Deck, wobei ich auch die Ankerwache übernahm.
Ich spähte also ziemlich übernächtigt auf die tiefblaue See der Windward-Passage. Fast wäre ich eingenickt, hätte Lars nicht gerufen: ‚Beute, Beute!‘
Ich schnappte mir ein Fernrohr und blickte in die Richtung, in die der Junge wies. Ich sah nichts – war auch kein Wunder, die 40 Fuß Höhe über Deck machen schon was aus, und Lars hatte phantastisch gute Augen. Es dauerte also eine Weile, bis auch ich den winzigen weißen Fleck, nicht größer als ein Staubkorn, an der glitzernden Kimm entdeckte. Ein Segel!
Unter Deck war noch alles ruhig, bis auf das Schnarchen der Männer. Die meisten der Männer schliefen wohl noch.
‚Mal wieder typisch‘, dachte ich mir, ‚abends saufen bis zum Umfallen, und sich morgens die fetten Brocken entgehen lassen.‘ Ein Schiff auf diesem Kurs, in dieser Ecke der Windward-Passage konnte eigentlich nur ein Spanier sein.
‚Kannst du erkennen, ob es ein gut bewaffnetes Schiff ist?‘ - Einzelfahrer haben meistens ungesund viele Geschütze an Bord.
‚Nein‘ rief er von oben. ‚Kein Kriegsschiff, kein großer Kauffahrer. Aber leider auch keine keine ganz so fette Beute. Sieht mir nach einem kleinen Schnellsegler aus. Sehr moderne Takelage – Brigantinentakelung niederländischer Art. Könnte ein Flame sein.‘
Nicht unwahrscheinlich, denn die besten Schiffe der spanischen Flotte kommen aus den spanischen Niederlanden, also Flandern. Ich hielt es für einen kleinen spanischen Kauffahrteifahrer auf Westkurs, Richtung Kuba oder vielleicht auch Neu-Spanien. Es könnte natürlich auch ein kleines Kriegsschiff auf Patrouille sein, aber das war unwahrscheinlich, denn deren Besatzungen machten sich ihren Dienst gern leicht und mieden möglichst unsere Schlupfwinkel.
Unter Deck rührte sich immer noch nichts. Noch einmal rief Lars mit äußerster Lungenkraft: ‚Beute, Beute!‘. Ich turnte runter, um die Kerle auszupurren.”
Jan nahm noch einen tiefen Schluck und fuhr in seinem Bericht fort: „Endlich hatte ich Michelon und die anderen halbwegs wach. Ich erzählte kurz, was ich und Lars gesehen hatten und riet: ‚Ich denke, ein Angriff könnte sich lohnen.‘
‚Bei solchen Entscheidungen verlasse ich mich nicht auf den Knochenflicker. Was du denkst, ist mir ziemlich egal!‘ murmelte Michelon. Er war noch nicht so richtig munter.
Unserem Quartiermeister, Dänen-Anders, hatte die Aussicht auf Beute aber schon die Augen weit geöffnet. ‚Du, Mik, der Friesendoc hat recht!‘
Auf Anders hörte Michelon, nun wachte er richtig auf und änderte sofort seine Meinung: ‚Gut. Weckt die Leute auf! Macht die Schaluppe klar zum Angriff!‘
Nun ging auf einmal alles ganz schnell - selbst bei der Royal Navy hätte es nicht flotter gehen können. Jeder wusste, was zu tun war, jeder von uns kannte seinen Platz. Als Chirurgus blieb ich auf unseren alten ‚Bonito‘ zurück und bereitete schon mal den Operationstisch vor. René, ein Hüne aus der Bretagne, übernahm die Deckswache. Leider hatte er einen Verstand, der so kurz war, wie seine Beine lang waren. Deshalb ließ Michelon ihn bei komplizierten Einsätzen gerne an Bord zurück. René störte das nicht. Ihn störte eigentlich nie etwas.
Ich betete wie jedes Mal, dass es ohne schwer Verletzte oder sogar Tote abgehen würde. Diese Gebete wurden meistens nicht erhört.
Die alte ‚Bonito‘ blieb vor Anker in der Bucht zurück. Die Schaluppe, ein schnittiges offenes Boot, mit 14 Mann, allen außer mir und René, verließ die kleine Bucht und ging hinter einer felsigen Landzunge in Deckung.
‚Flauer Wind ist gut für uns! Der Segler kommt kaum vom Fleck‘, versuchte ich René die Situation zu erklären. Wegen der vielen kleinen Inseln mit ihren Korallenriffen weiter draußen und der englischen Kriegsschiffen noch weiter draußen segelten die spanischen Schiffe hier meistens dicht unter der Küste. Da war kaum Raum zum Kreuzen; bei ungünstigem Wind mussten die Segler oft lange Zeit warten und waren den Angriffen von uns Bukaniers hilflos ausgeliefert. Michelon konnte zwar kaum lesen und schreiben und verstand nichts von astronomischer Navigation – die machte meistens ich – aber er hatte ein Naturtalent darin, die örtlichen Besonderheiten taktisch geschickt auszunutzen.“
Der Wind war eingeschlafen. Die Schwüle wurde immer drückender Der Schweiß lief in Strömen und seine Zuhörer wurden immer träger und schläfriger. Befriedigt stellte Jan fest, dass trotzdem keiner der um ihn Herumsitzenden eingenickt war.
„Ja, Michelon hatten wir nicht von ungefähr zum Kapitän gewählt. Unser kriegerisches Handwerk - denn wir waren Kämpfer gegen die spanische Tyrannei, für unsere Freiheit, auch wenn wir natürlich gegen fetten Prisen nichts hatten - lohnte sich hier an der Küste der großen Insel Hispaniola. Mit Tortuga hatten wir einen sicheren Hafen in bequemer Reichweite. Natürlich mussten wir immer damit rechnen, dass uns ein Patrouillenschiff der spanischen Flotte zu einem langen Hals verhelfen könnte, denn unsere Kaperbriefe war in solchen Situationen nicht das Papier wert, auf dem sie ausgestellt waren. Aber die meisten der schlecht bezahlten spanischen Leutnants, die die kleinen Schiffe kommandierten, waren gegen eine kleine Aufmerksamkeit nicht abgeneigt und hatten lieber einige schöne, goldene Dublonen in der Hand als einige Piraten im fernen Cádiz am Galgen. Mehr Sorgen machten wir uns um gut bewaffnete Konvoischiffe. Die dicken Geleitschiffe konnten uns mit ein paar gut gezielten Kanonenschüssen in den Grund bohren – was ihre Kapitäne auch viel lieber machten, als Freibeuter mühsam gefangen nehmen zu lassen.
Die am Ende der Regenzeit und vor der Hurrikan-Saison unzuverlässigen Winde sind günstig für Kaperer. Deshalb hatten wir auch die für einen Walfänger in Dänemark gebaute Schaluppe vom alten Ed Mansfeld abgekauft. Das offene Langboot segelte mit seinem Lugger-Rigg nur mittelmäßig, aber unter Riemen war es blitzschnell.
Es wurde immer stiller. Jetzt regte sich kaum noch ein Lüftchen mehr. Ich beobachtete mit dem Fernrohr, wie die Schaluppe in ihrer Deckung lag. Da die ‚Bonito‘ ohne Segel da lag und es kaum ein weniger kriegerisch aussehendes Schiff gab, machte es nicht viel, dass sie gesehen werden konnte. Außerdem führten wir die spanische Flagge.
(...)

Samstag, 5. Dezember 2009

NaNoWriMo - Nachlese

Zum (vorerst) letzten Mal über den November-Wahn.

Port Royal, Jamaika, im Jahr 1672. Vor einigen Jahre bot Port Royal Freibeutern, die die Schifffahrtslinien nach und von Spanien und Panama abgrasten, noch einen sicheren Hafen. Aber die Zeiten änderten sich, als 1670 der Vertrag von Madrid geschlossen wurde: Spanien erkannte den englischen Kolonialbesitz in der Karibik an, und die Kaperfahrt gegen Spanier verlor ihren Zweck. Eine schwere Zeit für die Bukaniere der Karibischen See, und wegen des dritten Englisch-Holländischen Kriegs noch schwerer für die gemischt englisch-niederländische Mannschaft des Kaperschiffes "Aphrodite".
Die Bukaniere der "Aphrodite" erhalten schließlich einen Kaperbrief, gewährt vom französischen Gouverneur Tortugas, D'Oregon. Aber die Sache hat einen Haken: D'Oregon will die niederländische Kolonie Curacao überfallen ...

NaNoWriMo Winner

Inzwischen habe ich mir mein Romanfragment noch mal vorgenommen. Tatsächlich scheint es mir keine schlechte Idee zu sein, aus dem locker-flockigen Piratenschmöcker doch so etwas wie einen historischen Roman zu machen - so authentisch wie möglich, auch in den weniger bekannten Sachverhalten.
Abenteuerkommödien sind ein gefährliches Gebiet, vor allem, wenn bei einem Gefecht das Blut nur so zu den Speigatten 'rausläuft. Bei einem marinehistorischen Roman kann der Schreiber immer anführen, dass das eben damals so war - jedenfalls innerhalb eines gewissen Rahmens.
Ich verwende das "Hochgeschwindigkeitsgeschreibsel" also als "Rohstoff" für einen marinehistorischen Roman. Die leichte Distanz ermöglicht es mir hoffentlich, die Themen Sex und Gewalt so aufzubreiten, dass es weder frauenfeindlich noch gewaltverherrlichend wird. Bei einer Abenteuerkomödie stoßen solche Themen dann doch manchmal sehr sauer auf. Wenn da Blut fließt, muss es erkennbar Theaterblut sein.
"Historischer Roman" bedeutet ja nicht "langweilig", "bildungshuberisch", "abgehoben" "daten- und faktenüberfrachtet" oder "humorlos".
"Zufällig" ist die historisch-realistische Linie ja auch die von Sabatini, von Foster, Kent und, bei den Klassikern, Defoe, Melville, London oder, meistens, Conrad. Oder auch Leip. Wahrscheinlich auch die von Crichton. Also denen, die die wirklich lesenswerten Seeabenteuerromane schrieben. Anders wäre es bei einer Parodie oder einer Satire, aber ich wollte ja keine Schreiben.
Der Roman ist, vom geplanten Umfang und der Handlung her, nur etwa zur Hälfte fertig geworden. Was das Umschreiben übrigens sehr erleichtert - gute Szenen, die leider aus Gründen der Handlungslogik ´rausfliegen müssen, können unter Umständen weiter hinter in die noch nicht fertige Handlung eingebaut werden.

Gesagt, getan - die ersten vier Kapitel (nach ursprünglichem Entwurf) sind überarbeitet / umgeschrieben! Nur dass es jetzt, in der neuen Gliederung, acht Kapitel geworden sind. Die Kapitel wurden im NaNo-Schreibprozess alle etwa doppelt so lang wie ursprünglich geplant, weshalb es nur logisch ist, sie wieder in handliche Happen zu teilen. Also dürften aus dem NaNo-Skript 14 Kapitel (und ein Prolog) werden, der fertige Roman mit Prolog 28 Kapitel haben. Noch ein ordentlich langer Törn.

Das Überarbeiten geht flott von der Hand und ist weniger öde, als ich dachte. Selbst wenn ich manchmal ganze Absätze mit einem Strich beseitigen muss. Ja, wo gehobelt wird ....

Nebenbei: Beim sorgsamen Lesen wurde mir klar, dass ich, ohne es zu wollen, doch Motive und Handlungselemente längst fertiger Texte "recycelte" - nicht etwa durch direktes Abschreiben oder gar "copy-paste", sondern aus dem Gedächtnis. Der Zeitdruck und die nano-typische Enthemmung führt dazu, dass ich viele Situationen so ähnlich schilderte, wie ich sie schon mal geschildert hatte. Im Gehirn abgelegte Textbausteine, wenn man so will, oder selbst gemachte Handlungsklischees. Etwas heikler sind "innere Textbausteine", die aus dem Textgedächtnis, Abteilung: "tolle Romane so intensiv gelesen, dass ich sie inhaltlich auswendig kann" stammen. Einiges bei mir erinnert stark an Szenen aus Romanen und Geschichten von Foster, London, Melville, Defoe, Kent usw. usw. . Was, solange die sinngemäßen Zitate unter der Plagiatsschwelle bleiben, nicht weiter schlimm ist.

Übrigens ist "Löschen" keine Option mehr. Es wollen einfach zu viele mein Machwerk lesen. Aber ich bitte ich um etwas Geduld, wenigsten so lange, bis ich den schon fertigen Text halbwegs auf Vordermann gebracht habe.

Normalerweise befördert das mit Schreiben verbundene Grübeln und Sinnieren bei mir depressive Tendenzen - weshalb denn auch das Thema "Studenten-WG aus der 80er Jahren" wahrscheinlich Gift für meine Stimmung gewesen wäre - selbst oder gerade dann, wenn ich einen "heiteren" Roman über das Thema geschrieben hätte. Gute Komik ist Schwerarbeit. (Deshalb sind die meisten "Commedians" im Fernsehen ja auch so schlecht.)
Der November verging "wie im Flug", und fast ohne "Novemberblues". Dank NaNoWriMo!

Samstag, 28. November 2009

NaNoWriMo - einige Gedanken übers Schreiben

Chandler schrob sinngemäß, dass ein Schriftsteller, der über das Schreiben schreibt, sonst nichts mehr zu schreiben hätte.
Ich bin der Meinung, dass ein Blogger, der vor allem über sich selbst schreibt, das Bloggen besser zugunsten des guten, alten Tagebuchschreibens aufgeben sollten.

Daher verstößt dieser Beitrag gleich gegen zwei meiner Prinzipien. Vielleicht, weil ich weder Schriftsteller noch "A-" (oder auch nur "B-", "C-" oder "D-") -Blogger bin? (Zur Erinnerung: Schriftsteller ist nicht jemand, der schreibt, sondern jemand, dessen Beruf es ist, zu schreiben.)

Für mich ist der NaNoWriMo eine (weitere) Lektion in der "Schule des Lebens", im Fach "Kreativität". Weil ich merke, wie sehr meine "Filter", der "innere Zensor", die "Schere im Kopf", meine schöpferische Fähigkeiten normalerweise behindern. Ich merke aber auch, dass einige - nicht alle - dieser Filter nötig sind, aus ethischen Gründen, und aus Gründen der Selbstachtung. So nötig, dass ich mein hektisches Geschreibsel selbst Freunden nicht zum Lesen geben werde, bis ich ein wenig "Selbstzensur" an dem Skript verübt habe. Ich gehöre nicht zu den Typen, die sich in Nachmittagsshows oder in Castingsendungen öffentlich bloßstellen.
Der Gedanke, dass die Leser meines "Senfblogs" oder eines von mir unüberlegt dahingeschriebenen Romanversuches wie bei einer "Docu Soap" in voyeuristischen Freuden schwelgen könnten, mag mir, bei allem Selbstdarstellungsdrang, gar nicht behagen. Warum sollte ich der Welt Dinge anvertrauen, die ich allenfalls einem Psychotherapeuten anvertrauen würde - und auch das nur, weil ich mir davon Heilung verspreche und weil ich auf die Schweigepflicht vertraue?

Zu den "nicht notwendigen" Filtern. Wie kommen die in meinen Kopf - und in den Kopf vielen anderer?
Eine Antwort: Sie sind erlernt - und manchmal so tief verinnerlicht, dass ich vergesse, dass sie mir beigebracht wurden. Ich vermute, dass das anderen genau so geht.

Kreatives Schreiben ist eine "Handfertigkeit", und es kann und muss, wie jede Handfertigkeit, erlernt werden. Die Grundlagen - nicht die Handfertigkeit selbst, denn die kommt durchs Ausprobieren, Üben, Scheitern, trotzdem weitermachen - die lassen sich zum Beispiel in speziellen Seminaren lernen. Es soll sogar Schulen geben, in denen das "kreative Schreiben" gelehrt wird. Die Schulen, auf denen ich war, gehörten eindeutig nicht dazu. Was vielleicht gar nicht so schlecht war, wenn ich daran denke, was ich so alles nach der Schulzeit verlernen musste.

"Kreatives Schreiben" ist, davon bin ich nicht erst seit den "NaNo" überzeugt, "intuitives" Schreiben.
Im "nichtkreativen Schreiben", wozu ich ausdrücklich auch den Journalismus zähle, hat Intuition einer eher untergeordnete Funktion. Die "journalistische Spürnase" ist wichtig, wenn ein Journalist recherchiert (also das tut, wozu Journalisten im Arbeitsalltag kaum noch kommen). Beim Schreiben des Artikels zählen nur, wie in der gerade vom "Focus" so selten beherzigten alten "Focus"-Werbung, Fakten, Fakten, Fakten.

In den Schulen wird das "intuitive" Schreiben nicht gelehrt. Ganz im Gegenteil. Ich hatte noch das Glück, "altmodische" Hausaufsätze schreiben zu dürfen - zurecht "dürfen", denn damit habe ich mir einige Male die gute Deutschnote gerettet. (Ich hatte und habe einen starken Hang zur eigenwilligen Rechtschreibung und Grammatik, und war daher in Deutsch nie "sehr gut". Bis auf die Abi-Note. Wie ich das damals schaffte, ist mir bis heute ein Rätsel.)
Aber schon zu meiner, nun einige Jahrzehnte zurückliegenden Schulzeit, stand der "freie Aufsatz" tief im Schatten des angeblich "objektiven" Schreibens. (Obwohl es ausgerechnet eine Deutschlehrerin, die auch Philosophie unterrichtete, war, die uns eindringlich vor der Illusion warnte, dass etwa eine der schon damals so beliebten "Erörterungen" auch nur annähernd "objektiv" sein könnte. Sie gab auch zu, dass es zum Teil sicher von ihrem literarischen Geschmack abhänge, ob eine Textinterpretion als "gut" oder "sehr gut" bewertet würde - sie könne kann nur versuchen, dabei fair und gerecht zu sein, und zur Fairness gehöre es nun mal, den Schülern nichts vorzumachen. Sie gab sogar zu, dass die von der Kultusministerkonferenz geforderte "objektive" Notengebung geradezu zwangsläufig unfair sei. Nun ja, sie stand kurz vor der Pensionierung und hatte nichts mehr zu verlieren ... )

In der Schule lernt man, wenn man, wie ich, Glück hatte, in etwa so beim Schreiben vorzugehen: Zuerst ein Überblick über den Stoff geben, dann Fragestellungen entwickeln, Argumente sammeln, das Ganze ordentlich gliedern, möglichst viele Sichtweisen diskutieren, um ganz am Ende - wenn gefordert - noch zwei, drei Sätze "eigene Meinung" darunter zu setzen. Dass die "eigenen Meinung" nur selten gefordert wird, gehört meines Erachtens zum "heimlichen Lehrplan". Wobei meiner Ansicht nach sehr, sehr viele Deutsche allein die Lektion aus dem "heimlichen Lehrplan", dass die eigenen Meinung unwichtig sei, und man auf die Frage "Was meinst du dazu?" im eigenen Interesse möglichst nie offen und ehrlich, sondern dem mutmaßlichen Wunsch des Frager gemäß antworten sollte, aus der Schule mit ins Leben nehmen.

Verkehrt ist es nicht, so zu schreiben. Es ist nur unkreativ. Zwar bleibt im Berufsleben für solch eine Sorgfalt meistens weder Zeit noch Energie, aber Konzepte, Berichte oder wissenschaftliche Arbeiten sollten tatsächlich die eine oder andere Lektion über das "richtige Schreiben" aus Schul- Studiums- und Ausbildungstagen berücksichtigen.
Schon beim journalistischen Schreiben ist das etwas anders. In der Nachricht, der Reportage, dem Bericht usw. sollten nun einmal die Fakten zählen, nicht Meinungen, Gefühle und schon gar nicht Gesinnungen. Aber gerade ein Journalist sollte sich vor der Illusion hüten, er oder sie würde objektiv berichten. Hinzu kommt, dass
ein Journalist ohne (fundierte) Meinung und den Mut, sie auch an passender Stelle zu äußern, meiner Ansicht nach den Beruf verfehlt.

Sogar beim Bloggen - und erst recht beim "richtigen" journalistischen Schreiben - gibt es eine lange Liste "unbeschreibbarer" Themen. Die gibt es natürlich auch beim Roman, jedenfalls dann, wer er veröffentlicht werden soll. Ich vermute, dass einer der wichtigsten Gründe dafür, dass das Sortiment in Buchhandlungen von einer unübersehbaren Öde geprägt wird (siehe Schreiben nach Schema F?) die in den letzten Jahren deutlich länger gewordene "das-geht-nicht"-Liste bei Großverlagen ist.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich ausgerechnet beim Schreiben eines Romans, der diese Öde kein Stück beleben würde, wenn er dann erscheinen würde, merkte, wie tief sich diese lange Liste der "das-geht-nicht"-Themen und -Ansichten in mein eigenes Unterbewusstsein eingefräßt hat.
(Piratenromane und schlechte marinehistorische Romane gibt es schon viel zu viele. Selbst wenn man Geschreibsel gut sein sollte, was es IMO gar nicht ist und nicht sein kann, wäre es immer noch ein Buch, das die Welt nicht braucht.)

Mittwoch, 25. November 2009

Nach Mitternacht ... NaNoWriMo

Ich war schon ins Bett gegangen, aber es ließ mir keine Ruhe, es fehlten mir nur noch 637 Wörter. Im Bett kamen mir ein paar tolle Dialogideen. Ich stand einfach wieder auf und schrieb drauf los.
Als ich dann doch so gegen Eins aufhörte, zählte "OpenOffice" 50061 Wörter!
(Nach dem Verifikationsprogramm von NaNoWriMo sind es sogar 51003, aber da sind Prolog, Inhaltsverzeichnis, Anmerkungen, Notizen usw. mit drin, weil ich einfach mit "Strg A" alles markierte - die "reine Story" ist wirklich "nur" 50061 Wörter lang.)
Ich hatte es geschafft und war total geschafft.
NaNoWriMo 09 Winner
Der Roman "Brüder der Küste" ist noch lange nicht fertig. Es fehlen sogar noch einige Kapitel, es gibt Lücken in der Handlung, und vor allem fehlt ein Schluss. Und es ist alles "Quick & Dirty"! Aber trotzdem ....
ich weiß jetzt: ich kann's!

Übrigens stehe ich bei so einem "ausgeluschten" Thema wie "Piraten in der Karibik" vor einem bekannten Problem: Es gibt eigentlich nichts Neues mehr. Alles ist nur Variation des Alten. Weshalb auch eine enge inhaltliche Verwandschaft zu Sabatinis "Captain Blood" und zu Crichtons "Pirate Latitudes" unübersehbar sein dürfte. Die ganze Spannung und Originalität liegt also am "wie", nicht am "was". Ich weiß nicht, ob ich auch nur den Hauch einer Chance habe, anders, aber eben so gut wie Sabatini oder Crichton zu schreiben, aber es gibt nur eine Methode, das herauszufinden: Ausprobieren.

Einiges zur rohen Vorfassung eines Romanfragments (mehr ist es zur Zeit noch nicht) "Brüder der Küste" auf hrafnsgaldr - NaNoWriMo unter "Novel Info".

Sonntag, 15. November 2009

Bergfest (oder Äquatortaufe)

Wir schreiben den 15. November 2009 - und ich habe über 30000 Wörter ( 31687 ganz genau, Stand 9:00 Uhr) meines Piratenromans mit dem Arbeitstitel "Brüder der Küste" geschrieben. Die Hälfte des Monats ist verstrichen, und die Hälfte des Schreibpensums von 50 000 Wörtern überschritt ich bereits am Donnerstag, dem 12. . Damit liege ich recht gut im Zeitrahmen - jedenfalls für einen "Feierabendschreiber".

Zeit, einige Gedanken darauf zu verwenden, was der kollektive Schreibwahnsinn aka NaNoWriMo so mit mir anstellt.

Die erste Beobachtung ist die nicht ganz überraschende, dass andere Interesse und Hobbies darunter leiden. Das ist unter anderem auch an diesem Blog ablesbar - ich komme kaum noch dazu, über etwas anderes zu bloggen als den NaNoWriMo. Dass ich dagegen praktisch gar nicht mehr fernsehe, stört mich übrigens nicht die Spur.
Zum Glück heißt das nicht, dass mich nichts in der Welt außer diesem Schreibwettbewerb interessiere würde. Das war meine heimliche Befürchtung vor dem November - ich kenne meinen Hang, mich total in irgend etwas zu versenken.
Die dritte Beobachtung ist die, dass mein Alltag erstaunlich wenig darunter leidet. Tatsächlich gibt das Schreibpensum, oder genauer, die Zeit, die ich fürs Schreiben reserviere, dem Tag zusätzlich zur Arbeit Struktur - und dank dieser Struktur bewältige ich den Alltag vielleicht sogar besser als in Zeiten der Arbeitslosigkeit. Auf die Dauer etwas viel Struktur, zugegeben, aber bis zum 30. halte ich noch durch.
Die "Chandler-Methode", nicht nach Tagespensum zu schreiben, sondern einfach Alltags zwei oder drei, am Wochenende sechs oder acht Stunden (hängt jeweils von der Tagesform ab) zu reservieren, hat sich für mich bisher bewährt. Würde ich mir ein Pensum vornehmen, bestünde die Gefahr, dass ich an Tagen, an denen es nur langsam vorangeht, bis spät in die Nacht schreibe. Der "Schreibrausch", in dem ich Lust habe, bis zum "Headcrash" (Kopf fällt vor Übermüdung auf die Tastatur) zu schreiben, tritt ja eher selten ein. Der "Schreibdurchfall" ist da etwas anderes, weniger Euphorisches, weniger Inspiriertes. Ich habe den Verdacht, dass der "Schreibdurchfall" dadurch zustande kam, dass ich auch "im Inneren" merkte, dass ich den "inneren Zensor" in den "Urlaub" geschickt habe. Dazu ein Haufen dahingekritzelter Notizen - und der "Zustand" war da.

Ansonsten sind meine Gedanken oft auch dann, wenn ich nicht schreibe irgendwie in der Karibik - was ja angenehm wäre, wenn es nicht die Karibik des Jahres 1672 wäre. Es weckt schon starke, und nicht unbedingt angenehme Gefühle, wenn ich zum Beispiel eine Sklavenauktion schildere.
(Wobei es vergleichbare Scheusslichkeiten ja noch heute gibt.)

Mein Charakter und meine Weltsicht gehen ungefiltert in den Roman ein. Was außer der schon früher von mir bemerkten Akzentverschiebung weg vom Abenteuergarn hin zum historischen
Roman bewirkt, dass "Brüder der Küste" sich zu einem deprimierenden historischen Roman entwickelt. Der andererseits nicht faktennah genug ist, um als "romanhafte Aufarbeitung eines blutigen Kapitels der Weltgeschichte", wie es so schön auf den Rückseiten- und Klappentexten heißt, durchgehen zu können.
Ich muss mich ab und an zur Kurskorrektur zwingen, damit der Roman zumindest ansatzweise der amüsante Abenteuerschmöker wird, als der er eigentlich geplant war. Dass er ein Schundroman, ein Buch, das die Welt nicht braucht, werden wird, war von vornherein eingeplant. NaNoWriMo ist eine sportliche Herausforderung, keine kulturelle.
Weshalb "nach Fertigstellung löschen" durchaus eine realistische Option ist. Ich sehe den NaNoWriMo als "Trainingseinheit" an, in der ich meine Fähigkeit, diszipliniert und unter Zeitdruck kreativ zu schreiben, verbessere. Der Roman ist für mich wichtig - und mir graust ein wenig vor der Möglichkeit, immer wieder auf den Schrott angesprochen zu werden, den ich da verbrochen hätte. Ein ehrgeiziger Autor, der ein Skript verwirft, ist nun mal angesehener, als einer, der seinen Schund auf Biegen und Brechen veröffentlicht. Oder anders gesagt: ich fürchte, meinen Ruf als Schreiber zu ruinieren.

Zum Roman selbst:
Ich erlebe, wie schwierig es ist, etwas "nicht" zu denken. ("Nicht an das rosa Krokodil denken".) Das heißt: mein Hauptcharakter, ein Schiffsarzt, sollte kein heroischer und kundiger Heiler im Stile Noah Gordons werden - und was wird er? So etwa wie "Der Medicus" oder "Der Schamane" zur See! Das ergibt sich aus einer gewissen Eigendymnamik des sich verselbständigen Klischees, gegen die anzusteuern Einiges an Energie erfordert. Damit aus Jan kein "Medicus" wird, müsste ich sozusagen "gegen den Strich" schreiben. Das ist offenbar schwieriger und auch zeitaufwendiger, als ich dachte.

Eine zweite Eigendynamik. Ich kürze nicht (wäre beim NaNoWriMo ja auch kontraproduktiv). Die Folge: unzählige Abschweifungen, Detailschilderungen, Nebenhandlungen. Von den geplanten 14 Kapiteln sind jetzt, zur "Halbzeit", gerade einmal vier fertig - aber jedes davon ist gut doppelt so lang wie geplant. Theoretisch müsste ich jetzt acht Kapitel fertig haben.

Hingegen sind die "Jugendschutz"-Probleme, die ich am Anfang hatte, keine Probleme mehr, seitdem ich meinen ernsthaft erwogenen Plan, den Roman zu veröffentlichen geknickt habe.

Also ist Jan am Anfang "Hurenarzt" in Port Royal und behandelt, so gut es mit den Mitteln seiner Zeit geht, Geschlechtskrankheiten, und beschert seinen Patienten dabei wohl oder übel Quecksilbervergiftungen. Außerdem nimmt er reihenweise Abtreibungen vor. Davon lebt er nicht schlecht, aber irgendwie hat er die Schnauze von diesem Berufsfeld voll.
Ein weiterer Protagonist ist ein - nach einem "Berufsunfall" - einbeiniger Pirat, der vorher als Stückmeister für die Kanonen der "Aphrodite", jetzt aber als Schiffskoch nur noch für die "Gulaschkanone" (die es übrigens 1672 noch nicht gab, bitte also als Metapher verstehen) zuständig war - ja, Long John Silver lässt schön grüßen. Der bisherige Wundarzt der "Aphrodite" ist ein elender Stümper - also ein typischer Vertreter sein Zunft - so jemand, der sozusagen Blutverlust mit Aderlass behandelt (Vorsicht: Metapher!) und Wunden absichtlich zum Eitern bringt, weil Wunden nun einmal eitern müssen. (Und so was kam in der frühneuzeitlichen Heilkunde wirklich vor!) Der jetzige Schiffskoch sieht sich nach einem guten Arzt um, der sich um den schmerzenden Stumpf seines mehr abgehackten als amputierten Beines kümmern soll. So kommt eines zum Anderen und Jan, genannt der "Doktor aus Friesland" (obwohl er keinen Doktortitel hat und strenggenommen kein Friese ist), wird Buccanier und "Bruder der Küste".
Soweit das Grundgerüst des 1. Kapitels.

Der bisher geschriebene "Rest" behandelt den Abschied von Jans Geliebter und seinen einheimischen Freunden (die nötige Portion Schmalz), die Versuch der Aphrodite-Crew, zusätzliche Leute anzuwerben: Methode 1 funktioniert nicht und zieht Kneipenschlägerei (muss sein, ist schließlich ein Piratenroman) und Ärger mit der Obrigkeit nach sich, Methode 2 funktioniert, würde aber, im Falle des Auffliegens, noch massiveren Ärger mit der Obrigkeit bedeuten, durchaus in Form eines Kriegsschiffes mit 40 Kanonen (darunter 18 24-Pfünder), das die "Aphrodite" (16 Kanonen, alles 6-Pfünder) mit einer gut liegenden Breitseite durchaus in den Treibholzzustand überführen könnte.
Dann kommt bisher noch ein klassischer Piratenangriff auf ein Handelsschiff vor - das für die Piraten (die nicht etwa die Jungs von der "Aphrodite" sind, sondern andere Freibeuter) etwas anders ausgeht, als erwartet. (Hätte ich noch eine Spur dicker aufgetragen, wäre das Ergebnis, zumindest für Asterix-Leser, durchaus zu erwarten gewesen.)
Das geplante Seegefecht habe ich erst mal abgesagt. Weil ich mich in die Mentalität eines Freibeuters hineinversetzte: "Wozu kämpfen, wenn man wirksam drohen kann?" Die Mär vom "grausamen, schrecklichen Piraten" geht ja tatsächlich teilweise auf die "psychologische Kriegsführung" von raffinierten Freibeutern wie "Blackbeard" zurück, der eher harmlos war, aber sehr beeindruckend aufzutreten verstand.
Im Moment arbeite ich an einem Hurrican und an einem Abstecher nach Tortuga. Und Jan hat einen Zahn gezogen, auch wenn das an sich eher der Job des Baders und Barbiers wäre. (Aber der Patient traut Jan in dieser Hinsicht mehr zu - stimmt auch, Jan nimmt eine Flachzange, direkt aus dem Werkzeugkasten, der Bader hätte einen Haken benutzt - wie er u. A.noch in einer Karrikatur von Wilhelm Busch aus dem 19. Jahrhundert abgebildet ist.)

Vielleicht wird der Schund also wenigstens unterhaltsamer Schund.

Dienstag, 10. November 2009

Schreibdurchfall - NaNoWriMo, Woche 2

Ich erwähnte, dass ich manchmal in einem buchstäblichen Schaffensrausch, in einer Art "Schreibtrance" schreibe.

Am Montag dem 9. erlebte ich eine Form der "Schreibtrance", die ich nur als "Schreibdurchfall” bezeichnen kann.

Am Wochenende war ich für zwei Tage auf (Geburtstags-) Besuch, und da schreibt man ja nicht einfach vor sich hin.
Ich hatte aber Zeit zum Schreiben, denn die Anreise per Bahn dauerte fünf, zurück sogar rund sechs Stunden. Da ich kein kleines, handliches Netbook mein Eigen nenne, kritzelte ich eifrig in meinen Schreibblock.
Wieder zuhause tippte ich das Gekritzel dann ab. Dabei kam ich ins Spinnen, freie Assoziieren, irgendwelche Sätze, die mir gerade einfielen Niederschreiben. Sogar Einfälle, die Kapitel betreffen, die noch gar nicht "dran" waren, schrieb ich nieder. Also jeder Scheiß, der mir gerade in den Sinn kam - deshalb auch Durchfall.

Das Resultat: nach rund vier Stunden fieberhaften Tippens hatte mein Romanskript 21400 Wörter - die gerade Zahl ergab sich, weil ich mir sagte: den Hunderter noch voll, dann Schluss.
Darunter ist allerdings verdammt viel Wortmüll. Satzfetzten und Fragmente, oft in atemberaubend regelwidrigen Grammatik und voller Tipp- und Rechtschreibfehler.

Normalerweise ginge es jetzt ans große Saubermachen, aber in der Ausnahmesituation NaNoWriMo, wo es nur auf Quantität ankommt, kostet Nacharbeiten kostbare Zeit. Anderseits habe ich auch meinen Stolz als Schreiberling - und ging heute noch mal ´drüber.

Wirklich streichen brauchte ich nichts, denn der Schreibmüll lässt sich gut zu vollständigen Sätzen aufarbeiten. Allerdings habe ich auf diese Weise ein halbes fünftes Kapitel, dass jetzt frei im Raum hängt, und einige logische Übergänge müssen noch eingefügt werden,
Anderseits ergab sich aus einige Dialogfetzen ein weiterer, mit der Haupthandlung verwobener paralleler Handlungsstrang, der den Roman, denke ich, lebendiger und spannender macht. Es geht um das Problem, dass die Schiffe zu schwach bemannt sind, und man sich so als Kaperfahrer nicht einfach an einen seriösen Heuerbaas (Arbeitsvermittler für Seeleute) wenden kann. Nun gut, es gibt in Port Royal auch weniger seriöse Heuerbaase - woraus sich interessante Verwicklungen und eine Kneipenschlägerei (und eventuell auch ein Degenduell - mal sehen) ergeben.
Jolly Roger 01
Nein, keine Piratenkneipe, sondern der legendäre "Jolly Roger" auf St. Pauli, Fankneipe des gleichnamigen F.C. St. Pauli.

Alles in allem ist das Ideenniederkritzeln mit anschließendem "Schreibdurchfall" zwar keine sonderlich effiziente Methode des kreativem Schreibens. Es ist aber auch nicht weiter kontraproduktiv - wenn man es nicht zu oft macht.

Donnerstag, 5. November 2009

NaNoWriMo - am Abend des 5. Tages

Einige Beobachtungen nach fünf Tagen Wahnsinn:

Es geht, nach furiosen Start, nun langsamer voran. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich am Feierabend nicht schaffe, in den "rauschhaften" Schreibfluss, bei dem ich alles um mich vergesse und sozusagen meine Geschichte lebe, zu gelangen. Dazu habe ich eben am Tag zu viel anderes zu tun. Dennoch ist die Schreibgeschwindigkeit nicht langsam: Immerhin bin ich bei 16467 Wörtern (nach OpenOffice-Zählung). Mein Schreibtempo ist etwa das selbe wie beim Bloggen oder bei journalistischen Texten, jeweils ohne Recherche und Nachbearbeitung, was normalerweise mindestens eben so viel Zeit in Anspruch nimmt, wie das Schreiben selbst. Ich schaffe etwa 1000 Wörter die Stunde. Das Problem, außer der fehlender "Schreibtrance", ist es, genügend Stunde freizuschaufeln.
Nun werde ich am Wochenende mindestens zwei Tage "weg von der Tastatur" sein. Dennoch bin ich optimistisch, was das Ziel 50000 Worte am 30. November, angeht.

Dann stelle ich fest, dass, vielleicht weil ich vorher so viel recherchierte, sich mein Roman stark in Richtung eines historischen Romans entwickelt. Erkennbar ist das am Faktenreichtum, an dem Bemühen um historische Glaubwürdigkeit, auch im Detail, und auch daran, dass es bisher viel Dialog und viel Ambiente gibt, aber wenig "Action". Was ist das für ein Piratenroman, in dem nach über 15000 Wörtern noch kein Seegefecht, kein Säbelduell und noch nicht mal eine Kneipenschlägerei vorkommt? Keine Sorge, es ist wenigstens schon mal eine romantisch-leidenschaftliche Liebesaffäre drin - ich muss ja meinem Anspruch, keine Angst vor Klischees zu haben, gerecht werden. ;-) Außerdem ist demnächst ein Sturm geplant, und die Seegefechte, Säbelduelle und Kneipenschlägereien sind bereits geplottet.

Eine weitere, im Generalkurs nicht vorgesehene Wendung, sind, nennen wir es mal, sexualethische Fragen. Das späte 17. Jahrhundert war ja in dieser Hinsicht recht bemerkenswert. Man schrieb damals in diesen Dinge recht deutlich und deftig - ein bekanntes deutsches Beispiel ist Grimmelshausens "Der abentheurliche Simplicissimus". Der Kontrast zwischen Exquemerlin, Defoe oder Captain Johnson und den alles, was auch nur entfernt sexuell gefärbt sein könnte, sorgsam umschiffenden Abenteuerschriftstellern des 19. und 20. Jahrhunderts ist deutlich.
Und irgendwo färbt das ab. Zumal Port Royal ja eine extrem große Prostituiertendichte gehabt hat.
Eine andere Frage, die bereits den Kurs beeinflusst, ist die Frage der Homosexualität in der reinen Männergesellschaft auf See. Nach den Regeln der Bukaniere durften ja keine Frauen an Bord genommen werden. Eine besondere Bedeutung hatte unter den Kaperfahrern der Karibik der Begriff "Matelote". Das hieß eigentlich nicht mehr als "Bordkamerad", die gebräuchlichen Worte "Matrose" und "Maat" kommen daher. Bei der Brüdern der Küste hatte das Wort eine besondere Bedeutung: Buccaniers von Tortuga waren für ihre lebenslange Partnerschaften zwischen Männer bekannt. Meistens war das wohl nicht viel mehr als eine enge Freundschaft, aber andere Matelots teilten nicht nur Besitz und Essen, sondern auch ihre Koje und noch viel mehr miteinander. Auch wenn die "matelotage" unter den von Jamaika aus fahrenden Buccaniers nicht ganz so weit verbreitet war, entstand das Klischee, dass Matelots zwangsläufig stockschwul seien – in "Sodomie lebten", wie das damalige Moralapostel nannten.

Zum Zeitkolorit trägt auch bei, dass 1672 einerseits schon der Geist der Frühaufklärung zu wehen begann - anderseits etwa die Zeit der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung noch längst nicht vorbei war.
Eine Zeit voller (scheinbarer) Widersprüche. Isaac Newton, Physiker, Mathematiker und zugleich ernsthafter Alchimist, ist ein ziemlich bezeichnender Mensch dieser Epoche.

Zum Schreiben selbst: Es hat sich, das kann ich nach diesen paar Tagen schon sagen, bewährt, nach der Methode Raymond Chandler vorzugehen. Er setzte sich, statt eines Pensums, eine Zeit, in der er nicht unbedingt schrieb, aber die er sorgfältig von allen Tätigkeiten außer Schreiben fern hielt.
In meinem Fall heißt das: Einfach zwei Stunden reservieren, in denen nichts andere tue, als schreiben. Es funktioniert - und so schreibe ich lockerer und entspannter, als wenn ich mir ein 2000-Wörter-pro-Tag-Pensum setzten würde - was 2 Stunden konzentriertem Schreiben in meinem gewohnten Tempo entspricht.

Es klappt bisher ganz gut. Und die Ideen gehen mir nach wie vor nicht aus.

Montag, 2. November 2009

NaNoWriMo 2009 – Tag 1, Kapitel 1

Der Wahnsinn, einen Roman in 30 Tagen zu schreiben, hat begonnen. Ich begann gestern pünktlich um 0 Uhr und schrieb den ersten Satz von "Brüder der Küste".

Ich bin über mich selbst erstaunt, denn ich bin überrascht, wie flott ich schreiben kann und wie viel Spaß das Schreiben mit (teilweise) ausgeschraubtem "Filter" macht.
Das erste von geplanten 14 Kapiteln ist fertig und deutlich länger geworden, als geplant: es hat satte 7287 Wörter nach Open-Office-Zählung.
Klischees, die historisch möglich sind, lasse ich drin. Ich schreibe schließlich keine "große Literatur", sondern einen Piraten-Schmöker. (Indem ich mir das vor Augen führe, überliste ich meinen inneren Zensor.) Grammatik, Rächshraibunk und stilistische Details können bis zur Nachbearbeitung warten.

Wenn das so weiter geht, habe ich keine Sorge, dass ich die 50000 verfehlen könnte. Aber ich fürchte der Roman wird am 30. November noch nicht fertig sein. Vielleicht wird er am Ende über 88000 Worte lang werden ...

Die Idee, für jedes Kapitel einen Generalkurs abzustecken, aber den genauen Kurs des Schreibens nicht vorher festzulegen, hat sich bisher bewährt. Mal sehen, ob das so bleibt.

Noch etwas: ich dachte, ein "Piratenroman" wäre etwas für die Zielgruppe der jungen Leser. Klassischer "Jugendabenteuerroman" im Sinne etwa der "Schatzinsel".
Aber schon nach dem ersten Kapitel merkte ich dann, dass schon die historisch korrekte Darstellung des Lebens in Port Royal (Jamaica) im Jahre 1672 Probleme mit der "Jugendfreiheit" des Romans bringt. Erst recht gilt das für die Schilderung des Lebens an Bord. Es ist kein Zufall, dass vor einigen Jahre eine Seeabenteuer-Romanreihe in Gefahr geriet, als "jugendgefährdende Schriftreihe" indiziert zu werden. Ganz so "hart" wird der Realismus in "Brüder der Küste" nicht sein - aber Jugendbuch im Sinne der "Schatzinsel" ist es wohl nicht. (Abgesehen davon, dass eine detailgetreue Verfilmung der "Schatzinsel" wohl kaum Aussichten auf eine FSK-Freigabe "ab 12" hätte - es wäre wohl "ab 16", wenn man alles zeigt, was Stevenson schildert.)

Bei einem explizit sozialkritischen Roman muss die "Gewaltfrage", denke ich, anders gesehen werden als bei einem reinen Abenteuerschmöker. Da hat der "Realismus" eindeutig Vorrang vor "Jugendschutzerwägungen" - ein sozialkritischer Roman, der bei der Zielgruppe 12 - 18 ankommen soll, muss einfach Gewalt thematisieren und schildern, um glaubwürdig zu sein. Alles andere wäre schönfärberisch, und würde, vermute ich, zurecht durchfallen.

(Wenn ich mir die einschlägigen Gesetze und Vorschriften so ansehen, dann müsste ein "jugendschutzrechtlich unbedenkliches" Jugendbuch sozusagen klosterschulentauglich sein, so scharf sind einige Regelungen.)

Leider muss ich die Woche über arbeiten (jetzt habe ich Mittagspause). Ich hätte im Moment Lust zu schreiben bis ich vor Müdigkeit mit dem Kopf auf die Tastatur falle. Vor Einfällen kann ich mich im Moment kaum retten. Auch wenn die meisten von ihnen normalerweise nicht meiner Selbstzensur standgehalten hätten.

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