Urlaubs-... Bräune
Das "Coppertone Girl", Symbol der Sonnenkosmetik-Marke Coppertone, war eine amerikanische Werbe-Ikone der 1960er Jahre, als sich noch kein Mensch Gedanken über Ozonloch, Hautkrebs oder Sonnenschutzfaktor machte. Braun war gesund und schön. Sehr braun ein Indiz für Wohlstand. In den sechziger Jahren galt viel Sonne auch für Kinder als gesund. Ersatzweise die Heimsonne: Höhensonnen-Werbung aus dem Jahr 1966
Um 1980 hatte sich daran noch wenig geändert, als Ludwig Harig im ZEITmagazin seine Satiren über "Heilige Kühe der Deutschen" schrieb. Eine dieser heiligen Kühe war die Urlaubsbräune. "Heilig ist dem Deutschen seine jährliche Urlaubsbräune, sie zu erlangen, sucht er nach den Sonnenstränden, giert er nach den den ultravioletten Stahlen". Gar nicht untypisch war die Frage, die sein Tankwart ihm nach einer Ägypten-Reise (nicht an die Badestrände des Roten Meeres, sondern zu den Altertümern des Nil-Tals)stellte: "Ägypten? Man sieht aber nix mehr."
Dass das Ansehen der tiefen Urlaubsbräune in den folgenden Jahren schwand, hat - vermute ich - erst in zweiter Linie mit Angst vor Hautkrebs und Hautalterung zu tun. Eher wird das Aufkommen der Sonnenstudios, bezeichnenderweise nicht nur "Münz-Mallorca" sondern auch "Tussitoaster" oder ganz böse "Asitoaster" oder "Nuttengrill" genannt, den zuvor beachtlichen Prestigewert der Urlaubsbräune reduziert haben. Dennoch - und trotz der vor Sonne warnenden
Wie dem auch sei, in der
Selbst das tief gebräunte "Coppertone Girl" hat heute noch lebende Nachfolger. Zum Beispiel die fünfjährige Tochter einer Freundin, die mit ihren Großeltern nach Mallorca fliegen durfte. Meine Freundin erzählte mir, ihre Tochter sei als Schokoladen-Kind zurückgekommen.
Apropos Schokoladen-Kind - als ich das hörte, mußte ich an ein anderes Mädchen denken, das mich vor einigen Sommern mit ihrer Urlaubsbräune überraschte. Tine (Name von mir geändert), damals 11, hatte fast die gesamten Sommerferien am Mittelmeer verbracht. Als ich ihre Eltern besuchte, immerhin fast einen Monat nach Ferienende, war sie immer noch auffällig gebräunt, während ihre Eltern vom Bräunungsgrad her nicht mehr auffielen. Tine sagte, sie wäre leider schon abgeblaßt, am Ende der Ferien wäre sie echt so braun wie Schokolade gewesen. Als mir ihre Mutter ein Foto präsentierte, das die heimgekehrte Tine neben ihrer daheimgebliebenen Cousine zeigt, gab ich ihr Recht:
Auf dem gegen Ende des Urlaubs gemachten Strandfotos sieht sie übrigens noch "schokoladiger" aus, die möchte ich aber hier auch in z. B. durch Verpixelung anonymisierter Form nicht zeigen, zu privat.
Ja, ich mache mir Gedanken darüber, ob es zu verantworten sei, ein Kind derart braun werden zu lassen. Allerdings sind beide Mädchen vom Hauttyp her wenig sonnenempfindlich und bräunen schnell und tief. Zumindest von Tine weiß ich, dass sie niemals im Leben einen Sonnenbrand hatte, und ich bin mir sicher, dass die Eltern sie nicht ungeschützt in der prallen Sonne "braten" ließen. Aber das ist ein Thema, auf das ich hier nicht ausführlich eingehen möchte. Ich halte weder die Großeltern des ersten noch die Eltern des zweiten "Schoko-Mädchens" für verantwortungslos.
Und was ist mit mir? Ich bin als Kind und Jugendlicher einige Male ziemlich braun aus den Ferien zurückgekommen (siehe: Vor vielen Sommern ... ). Sonnenbrände hatte ich erst später, meistens auf den Armen und meistens beim Radfahren erlitten. Darauf, eine vorzeigbare Urlaubsbräune zu erlangen, legte ich als Erwachsener niemals Wert. Weder meine realen noch meine Traumurlaube finden hauptsächlich am Strand statt, obwohl ich gegen eine flotte Bademöglichkeit im Sommerurlaub nichts hätte.
Mehr zu Traumurlauben im letzten Teil dieser kleinen Reihe, Urlaubs-... Träume.
Urlaubs-... Bräune ist der 4. von 5 Beiträgen.
Es gingen voran:
Urlaubs-... Reife
Urlaubs-... Anspruch
Urlaubs-... Reise
Es folgt:
Urlaubs-... Träume
Fotos: Coppertone-Website, privat (mit freundlicher Erlaubnis von Tine und ihrer Mutter).
MMarheinecke - Sonntag, 15. Oktober 2006
Guter Text aber eins ist leider völlig daneben.
Ich finde aber eine Sache voll daneben. Nicht schön finde ich, daß Du erst schreibst: "Auf den gegen Ende des Urlaubs gemachten Strandfotos sieht sie übrigens noch "schokoladiger" aus, die möchte ich aber hier auch in z. B. durch Verpixelung anonymisierter Form nicht zeigen, zu privat." Aber dann machst Du genau das Gegenteil und verlinkts ein Foto das ich jedenfalls nicht im Internet sehen möchte wenn es meine Tochter wäre!