Freitag, 27. April 2007

Mal was nicht so Ernstes - Filmstöckchen

Einfach aufgelesen bei jemandem, der es zum Auflesen liegengelassen hat. (In ad hoc - Übersetzung.)

1. Ein Film, den Du mehr als zehnmal gesehen hast:
Da gibt es etliche. "Herr der Ringe - Die Gefährten", "Das Leben des Brian", "Das Boot", "Star Trek II - The Wrath of Khan", "Alien", "Der große Diktator", "Moby Dick", "Fantasia", "Der Name der Rose", "The Blade Runner" um 10 davon zu nennen.

2. Ein Film, den Du mehrmals im Kino gesehen hast:
Auch wenn ich mich damit als "Oldie" oute: "2001 - Odysee im Weltraum" - der kommt nur auf großer Leinwand gut, das aber richtig. gut

3. Nenne einen Schauspieler, wegen dem Du eher geneigt wärest, einen Film anzusehen:
Da auch großartige Schauspieler manchmal in schlechten Filmen mitwirken, und ungekehrt Filme mit völlig unbekannten Darstellern sehr gut sein können, gehe ich Ich gehe mehr nach dem Inhalt eines Films als nach den Darstellern.

4. Nenne einen Schauspieler, wegen dem Du weniger geneigt wärest, einen Film anzusehen:
Grundsätzlich: siehe Frage 3. Obwohl: der Name Jean-Claude van Damme schreckt mich schon ab, ebenso Pamela Anderson. Aber es war ja nach Schauspielern gefragt ... ;-)

5. Ein Film aus dem Du zitieren kannst und zitierst:
Da gibt es mehrere. "Das Leben des Brian" wohl am häufigsten. Mein meistverwendetes Filmszitat ist aber: "Das was Sie da sagen entbehrt nicht einer gewissen Logik" u. A. aus "Star Trek II". Enterprise

6. Ein Film-Musical, von dem Du alle Texte der darin gesungenen Songs auswendig kennst.
Das gibt es nicht.

7. Ein Film, bei dem Du mitgesungen hast.
Bei der "Rocky Horror Picture Show" gehört Mitsingen zum guten Ton: "Sciiii - ence fiction - double feature / Dr. X will build a creature / see androids fighting Brad and Janet / Anne Francis stars in For-bid-den Plaaaneet ... " *krächs* (Zuletzt mitgegrölt habe ich diesen Song aber nicht im Kino.) hangloose

8. Ein Film, den jeder gesehen haben sollte:
Seeehr geschmacksabhängig. Wenn überhaupt: "Der große Diktator" von und mit Charlie Chaplin.

9. Ein Film, den Du besitzt:
(Ich nehme an, als DVD oder Video.) Etliche. Nehmen wir mal was ungewöhnliches: Atanarjuat. Sehr cooler Film übrigens. Schnee

10. Nenne einen Schauspieler, der seine Karriere nicht beim Film startete und der Dich mit seinen schauspielerischen Leistungen positiv überrascht hat.
Tatsächlich Arnold Schwarzenegger. Er überraschte mich in "Total Recal", dass er mehr kann als grimmig dreinblicken und kräftig dreinschlagen - und in "Last Action Hero" damit, dass er sein Image so gekonnt auf die Schippe nahm.

11. Hast Du schon einmal einen Film in einem Autokino gesehen?
Ja. Vor vielen Jahren. "Der Wüstenplanet". Ironischerweise fing's mitten im Film an, heftig zu regnen. Und das Schiebedach schloß nicht richtig. regenschirm

12. Schonmal in einem Kino geknutscht?
Nöööö. Wirklich nöööö. rotwerdt

13. Ein Film, den Du schon immer sehen wolltest, bisher aber nicht dazu gekommen bist:
"Die Nibelungen", die alte Stummfilmversion Fritz Lang.

14. Hast Du schon jemals das Kino verlassen, weil der Film so schlecht war?
Ja. "Otto - der Katastrophenfilm". War auch einer. Die Selbstdemontage eines Komikers. kotz

15. Ein Film, der Dich zum Weinen gebracht hat:
Ganz doll heftig: Bambi. Da war ich aber noch ein kleiner Junge.

16. Popcorn?
Kekse! Krümelmonster

17. Wie oft gehst Du ins Kino?
Ein- bis zweimal im Monat.

18. Welchen Film hast Du zuletzt im Kino gesehen?
300. Amüsanter Film zum Nicht-Denken.

19. Welches ist Dein Lieblingsgenre?
Science Fiction, Fantasy, phantastische Abenteuer.

20. Was war Dein erster Film, den Du im Kino gesehen hast?
Das Dschungelbuch (von Disney). Da war ich sechs.

21. Welchen Film hättest Du lieber niemals gesehen?
"Tod in Venedig". Obwohl ich ihn nicht mochte, hat er mich irgendwie verstört.

22. Was war der merkwürdigste Film, den Du mochtest?
"The Atomic Café".

23. Was war der beängstigendste Film, den Du je gesehen hast?
Die beängstigensten Filme laufen in den Fernsehnachrichten. Spielfilm: "Das Schweigen der Lämmer". sofa

24. Was war der lustigste Film, denn Du je gesehen hast?
Auch wenn es nicht originell ist: "Das Leben des Brian". Aber auch beim x-ten wiederansehen komisch: "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten ..." lol

Wer will, kann das Stöckchen hier aufheben.

Auch wer "nichts zu verbergen hat" lebt gefährlich

Statler stellt da etwas richtig und eine provozierende Frage: Ist einer Mehrheit der Deutschen die "Sicherheit" nicht viel mehr wert als die Freiheit? Stasi 2.0?.
Nein, Schäuble ist nicht der Mielke 2.0, der gegen den Willen der Bevölkerung einen Überwachungsstaat etabliert. Er befriedigt eine politische Nachfrage.
Für die etablierte, "reife" DDR, mit ihrem ins absurde gesteigerten Spitzel- und Überwachungswesen trifft das wohl zu: bei den DDR-Bürgern war der "VEB Horch, Guck & Greif" mehrheitlich nicht beliebt (aber im für mich erstaunlichen Maße akzeptiert). Aber das MfS ist nicht vom Himmel gefallen oder fix und fertig aus der damals noch von Väterchen Stalin regierten UdSSR importiert worden. Es war ein Produkt der Angst - und der Angstmache. Es spricht einiges dafür, dass das MfS lange Zeit von vielen DDR-Bürgern als notwendiges Übel gesehen wurde - lieber Überwachung als Chaos. Noch heute treffe ich "Ostalgiker", die mir ahnungslosem "Wessi" lang und breit erzählen, wie friedlich und sicher es doch in der DDR-Provinz vor der "Wende" gewesen war. "Weil die immer damit rechnen mußte, dass man ihnen auf die Finger sah, kamen die doch gar nicht erst auf dumme Gedanken". Die Stasi - Garant einer Spießer-Idylle. "Die" waren natürlich immer "die Anderen", man selbst hatte ja nichts groß zu verbergen, also auch nichts zu befürchten.
Aus heutiger Sicht war das Mißtrauen die Grundlage des States DDR - wobei nicht etwa nur die linke Hand nicht der rechten Hand mißtraute, sondern sogar der Zeigefinger nicht dem Daumen. Wie konnte da das beinahe kindliche Vertrauen mancher (längst nicht aller) DDR-Bürger entstehen, ihm würde schon nichts passieren? Wie konnte die viel gelobte "menschlich warme" Atmosphäre in einer Gesellschaft entstehen, in der der beste Freund ein MfS-Zuträger sein konnte? Ich vermute: die Illusion, dass man nichts zu verbergen hätte, was den VEB Horch, Guck & Greif interessieren könnte. Was sie, insofern sie loyale Bürger waren, gern vergaßen: Nicht "der Staat" überwachte sie, sondern Agenten, die ganz normale, fehlbare, eigenützige, erpressbare, korrupte und manchmal sogar kriminelle Menschen waren. Die außerdem einem Apparat zuarbeiteten, der nicht etwa allein "dem Staat" diente, sondern tief in Machtkämpfe verwickelt war und gegen andere Representanten "des Staates" einschließlich seine Auftraggeber intrigierte, konspirierte, erpresste und desinformierte. Im Prinzip ist das in anderen Systemen nicht anders (nur bisher nicht so ausgeprägt).

Heute, fast 17 Jahre nach dem Ende der DDR, scheint die Illusion "ich habe nichts zu verbergen" und "der Staat darf das ruhig wissen" weiter verbreitet zu sein, als je zuvor.

Jan Schejbal hat ein klein wenig recherchiert: Wer nichts zu verbergen hat ... Anhand der Im Wiki der Initiative gegen Vorratsdatenspeicherung aufgelisteten Fälle von Datenmissbrauch und durch Datensammlungen verursachten Irrtümern legt er dar, dass Überwachung nicht mehr "Sicherheit" schafft, sondern direkte negative Auswirkungen hat - auch auf völlig Unschuldige, die “nichts zu verbergen” haben!

Dienstag, 24. April 2007

Technische Risiken des ePasses mit biometrischen Daten

Die Bundesregierung hat bekanntlich einen Entwurf eines neuen Passgesetzes vorgelegt, der vorsieht, Gesichtsbilder und Fingerabdrücke in digitaler Form in Pässe und andere Personaldokumente aufzunehmen. In der Öffentlichkeit werden vor allem die weitreichenden Folgen für den Datenschutz diskutiert. Der ePass birgt aber unter Umständen noch andere Probleme und Risiken.

Der Biometrie-Experte Professor Dr. Christoph Busch vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) untersuchte im Auftrag der Regierung die technische Machbarkeit der biometrischen Erfassung, wie sie im Gesetzentwurf vorgesehen ist.
Ein Problem könnte die Alterung der biometrischen Referenzdaten im Pass sein - Busch kommt zum Ergebnis, dass es deshaln erforderlich sein könnte, die Gültigkeit des Passes von 10 Jahren auf einen kürzeren Zeitraum anzupassen. Damit wird der ePass für den Bürger ein noch teureres "Vergnügen", als bisher befürchtet.

Dass der Bau "personalisierter Bomben", die durch Auslesen der RID-Chips im ePass ausgelöst werden könnte, ein ernsthafte Bedrohung sei, bestreitet Busch. Das Szenario einer "personalisierten Bombe" geht davon aus, dass ein Attentäter die sogenannte Machine Readable Zone (MRZ) des Passes seiner "Zielperson" kennt. In dieser auf der Datenseite des Passes gedruckten MRZ befinden sich unter anderem die Dokumentennummer, das Geburtsdatum des Passinhabers und die Gültigkeitsdauer des Passes. Bei der Passkontrolle wird die MRZ gescannt und aus dieser Information ein Zugriffschlüssel berechnet, der die Daten im RFID-Chip freigibt. Bei bekannter MRZ könnte eine Bombe genau dann gezündet werden, wenn der dazugehörende Pass in einem Abstand von unter 25 Zentimetern detektiert wird.
Busch zufolge ist so ein Angriff potenziell möglich. Das Risiko kann allerdings schon mit einer abstrahlsicheren Verpackung des Passes - beispielsweise einer mit Alu-Folie gefütterten Brieftasche - einfach und kostengünstig kontrolliert werden.

Weil so eine personalisierte Bombe tatsächlich funktionieren würde, dürfte es schwer sein, jeden, der seinen Pass oder Ausweis "abschirmt", erst einmal für "verdächtig" zu halten. Schwacher Trost in der Überwachungsdebatte!

Die Pressemeldung der IGD: Stellungnahme: Gefahren durch biometrische Daten auf dem ePass?

Ergänzung:
Informatik-Professor Pfitzmann und Lukas Grunwald vom Unternehmen DN-Systems Enterprise Internet Solutions GmbH in Hildesheim wiesen nach, dass die in dem Chip gespeicherten Daten entgegen der Forderung in § 4 des Gesetzentwurfes durch die verwendeten Methoden nicht "gegen unbefugtes Auslesen, Verändern und Löschen zu sichern" sind. Ein Grund: Der BAC-Schlüssel zum Auslesen zweier Datengruppen des Chips ist auf dem Dokument aufgedruckt. Wer davon legal eine Kopie anfertigt (Grenzkontrollbehörden, aber auch Hotels, Reisebüros oder Mietwagenfirmen) oder sie sich illegal verschafft, kann den Chip unberechtigt auslesen, den Ausweisinhaber auch überwachen. Den Schlüssel zum Chip-Zugang auf dem Ausweis aufzudrucken, "widerspricht sämtlichen Standards der Informationssicherheit", betonte Grunwald. Das Risiko werde auch durch den für den Zugriff zu den gespeicherten digitalisierten Fingerabdrücken geplanten EAC-Schlüssel nicht gelöst, da seine Gültigkeit im Ausland nicht geprüft werden kann.

Selbst für deutsche Sicherheitsbehörden bringt der ePass laut Pfitzmann neue Sicherheitsprobleme, da gewünschte "Mehrfachidentitäten" von Geheimdienstagenten, verdeckten Ermittlern oder Personen in Zeugenschutzprogrammen leichter enttarnbar werden könnten. Er erwartet, dass alle Staaten zumindest für fremde Staatsbürger personengebundene Biometriedatenbänke anlegen werden, aber dass dies auch die Organisierte Kriminalität tun wird.

Und ansonsten: Niemand hat die Absicht… eine Mauer einen Überwachungsstaat zu errichten. (Gefunden bei Jan Schejbal. Nein, es ist keine Satire: Wolfgang Bosbach (Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion) sagte das wirklich in einer Gesprächsrunde auf Phonix, und zwar gleich zweimal: "Niemand hat die Absicht einen Überwachungsstaat zu errichten".)

Montag, 23. April 2007

Ich kann die Angst unserer "poltischen Entscheider" irgendwie gut verstehen

denn er ist (theoretisch) ein Pulverfass, ein "Sozialstaat", in dem ein Skandal mit tödlichen Folgen "einfach so" passiert, und auf den anschließend dann so regiert wird: Behörde weist Verantwortung für Hungertod von Arbeitslosem zurück.
Allerdings dürften Total-Überwachung- und -Gängelung die Wut noch steigern - und gegen "soziale Unruhen" faktisch genau so unwirksam sein wie gegen Terror. Sehr wichtig, diese Diskussion bei unkreativ: Müssen Arbeitslose frieren und hungern? (Gefunden bei che.)

In der Praxis scheint die zweifellos vorhandene Wut und Verzweiflung leider nicht zum massenhaften Protest und noch weniger zum Aufbau alternativer sozialer Strukturen zu führen, sondern zur Resignation - oder, nach bekanntem, aber widersinnigen Muster, zum Ruf nach dem "starken Staat", der sich darum kümmert.

Das Grundgefühl ist Angst, panische Angst, vor fast jedem, die uns Schutz und die "Entscheider" "Sicherheit" suchen läßt.

Nachtrag: mit einer mögliche Alternative zum derzeitige Sozialsystem, dem "bedingungslosen Grundeinkommen" und ihren Gegnern beschäftige ich mich hier, bei den B.L.O.G: Alternativen-Killer

Samstag, 21. April 2007

Erfolgreicher Artenschutz: wieder mehr Berggorillas

Die Bestände der Berggorillas im Osten Afrikas scheinen sich nach zehn Jahren Naturschutzbemühungen zu erholen.
Die Untersuchung im Bwindi Park wurde vom WWF und weiteren Naturschutzorganisationen durchgeführt. Um Doppelzählungen zu vermeiden, wurden Kotproben der einzelnen Gruppen genetisch analysiert. Obwohl die Zunahme nur etwa ein Prozent pro Jahr beträgt, zeigt sie an, dass der Bestand gesund und gut geschützt ist.
Dennoch: Mit nur 720 Berggorillas weltweit sind die Tiere nach wie vor vom Aussterben bedroht.
umweltjournal: Rückkehr der Silberrücken

Freitag, 20. April 2007

Wie das historische Vorbild

(Unzufällig blogge ich das heute.)
Wie ihr historisches Vorbild haben auch Neonazis ein Herz für Tiere und ein Faible für vegetarische Ernährung - Junge Welt
Das liebe Vieh -
Brennesselrezepte und Fleischersatz: Die rechtsextreme Szene entdeckt den Tierschutz für sich.

Da bekommen Begriffe wie Tier-Rechte und Veget-Arier eine spezielle Nebenbedeutung.

Schon vor einiger Zeit berichte redok über dieses Thema: Tierrechts-Schläger auf den Spuren des "Stürmer". Bezeichnend ist, dass die "Nationalen Sozialisten - AG Tierrecht" auf originales (und erz-antisemitisches) Nazi-Propagandamaterial zurückgreifen.

Es ist nicht so, dass die "Lebensreformer" des frühen 20. Jahrhundert, die unter anderem für "naturgemäßen" gesunden Lebensstil, einschließlich vegetarischer Ernährung. "biologischen Landbau" und Tier- und Naturschutz eintrat, grundsätzlich Wegbereiter des Nazi-Faschismus waren. Einige der schärfsten Nazi-Gegner kamen aus dieser Ecke - leider auch viele der schäbigsten Opportunisten und der verblendesten "Idealisten". Aber dass die Nazis zumindest in ihrer Propaganda "lebensreformerische" Ideale vertraten, ist nicht zu leugnen. Heinrich Himmler war, wie Hitler, Vegetarier (langfristig sollten zumindest die SS-Männer auf vegetarischen Lebensstil umgestellt werden),außerdem Förderer des biologisch-dynamischen Landbaus und nebenerwerblicher "Öko-Bauer". Tatsächlich ging die Nazis-Ideologie zu wesendlichen Teilen aus dem völkisch-esoterischen Flügel der Lebensreform hervor. Auch wenn Hitler sich von "völkischen Wanderscholaren" distanzierte - zuerst wegen ihre mangenlden Eignung für den Straßenkampf und später, weil der ober-völkische Diktator keine anderen völkischen "Vordenker" neben sich duldete.

Dass die neuvölkischen Neu-Nazis, nachdem sie die Ökologie schon längst für sich entdeckt hatte, auch bei den Tierrechtlern mitmischen würden, ist nicht gerade überraschend. Schon der um 1980 geradezu zum Medienklisché gewordene urige Öko-Bauer und Ur-GRÜNE Baldur Springmann hatten eine starken Rechtsdrall - und offensichtlich einen guten Draht zur "Artgemeinschaft":
Springmann
Die Gefahr eines Öko-Faschismus ist durchaus nicht von der Hand zu weisen. Zumal die Rechtsextremen auf diesem Gebiet viele "Bündnispartner" haben. (Siehe auch mein Aufsatz: Rachegöttin Natur.)

Fundsachen zum Thema Nr. 1

Dafür, dass es Thema Nr. 1 bleibt, sorgen schon unsere Volks-Verkäufer Verräter Vertreter, wie nicht anders zu erwarten: Union will den "Schäuble-Katalog" in allen Punkten durchsetzen

Jens hat die Mechanismen, die beim Abkippen in den Überwachungsstaat wirksam sind, hier gut auf den Punkt gebracht: Sie werden kriminell und wir sagen Ihnen, wann - und nebenbei gezeigt, warum diese auch in anderen Bereichen zu findenden Mechanismen bei Innenministern besonders deutlich werden.

Doppelplusgut
ist auch das, was sein Bruder Sven hier schreibt: Tag ist Nacht und hell ist dunkel

Netter Fanartikel des Bundesinnenministeriums
- Das Grundgesetz in der Schäuble-Editon:
Grundgesetz, Vorschau
(Gefunden bei Pantoffelpunk: Sehr witzig, Herr Schäuble!)

Donnerstag, 19. April 2007

Neidinge - was ein altgermanischer Begriff mit dem Überwachungsstaat zu tun hat

Wenn ich mir die Argumentation diverser Innenminister und der ihnen zuarbeitenden / sie beeinflussenden Sicherheitsexperten ansehe, und Artikel zu einschlägigen Themen in der Presse nachlese, dann stelle ich fest, dass es für viele politische Entscheider zwei Kategorien der Kriminalität gibt: "normale" Kriminalität und "Sonderverbrechen". Für "Sonderverbrecher" gelten "normale" Bürgerrechte nicht - Innenminister Schäuble stellt sogar die Unschuldsvermutung zur Disposition.
Interessanterweise kommen diese politischen Entscheider damit bei großen Teilen der Bevölkerung durch. Warum?

Die "Sonderverbrechen", die Einschnitte in Bürgerrechte nach sich ziehen, sind derzeit in Deutschland (in abnehmender Reihenfolge der "Schrecklichkeit") Terrorismus, Sexualdelikte gegen Kinder, mit einigem Abstatand organisierte Kriminalität und - mit deutlichem Abstand und längst nicht bei allen politischen Entscheidern - rechtsextreme Straftaten. Dass es sich um besonders verabscheuenswürdige Delikte handelt, die energisch bekämpft werden müssen, bestreite ich nicht. Dass für die Bekämpfung dieser Delikte Bürgerrechte eingeschränkt werden müssen, bestreite ich hingegen sehr.

Was unterscheidet einen Terroristen von einem "normalen" Mörder, oder einen "Kinderschänder" von einem "normalen" Sexualstraftäter und einen Sexualstraftäter von, sagen wir mal, einem Dieb?

Ich beschäftige mich intensiv mit der Gesellschaft der vorchristlichen Germanen. Dabei stieß ich auf den Begriff "Neiding".

Der Neiding (althochdeutsch nidding, altnordisch níðing) war bei den
Germanen ein besonders boshafter Mensch, der sich durch seinen nid(d) (anord. níð) außerhalb der menschlichen Gesellschaft stellte. "Neid" leitet sich von "nid" ab, allerdings mit stark abgeschwächter Bedeutung - nid bedeutet außer (verzehrendem) Neid soviel wie Bosheit, Arglist, Heimtücke. Eine "Neidingstat" führte zur Verbannung aus der menschlichen Gesellschaft, ein Neidung wird für friedlos erklärt (angelsächsisch ûtlah [engl. outlaw], mittelniederdeutsch uutlagh, nordisch utlagr). Friedlosigkeit bedeutet die Feindschaft allen Volkes. Niemand darf ihn unterstützen, beherbergen und nähren. Er ist vogelfrei und muß im Walde Schutz, gleich dem Wolfe und wird deshalb auch "varc", "vearg", "varg" genannt. Der Friedlose gilt als für das Recht tot, seine Frau (oder ihr Mann) rechtlich als verwitwet und seine Kinder als Waisen, sein Hab und Gut wird entweder durch die Sippe eingezogen oder wird zerstört.

Auf die mythologischen Bedeutungen von Neiding, z. B. der damit verbundenen Bessesenheits- und Werwolfvorstellunge gehe ich hier nicht ein; dass führt zu weit. Wichtiger ist, dass die Art eines Verbrechens und die Art und Weise der Ausführung darüber entscheid, ob jemand ein "Normalstraftäter" oder ein Neiding war.

Ein Beispiel: tötete jemand einen Menschen absichtlich, dann war das nicht in jedem Fall "Mord": außer, wie heute noch, bei Tötung im Affekt (Totschlag) und in Selbstverteidigung galten Tötungen aus Rache, im Duell oder nach massiver Provokation nicht als "Mord". Mord wird heimlich, unter Ausschluss des Volkes bzw. der Sippe, und vorsätzlich, planvoll, verübt. "Einfacher" Mord, etwa mit einer Stichwaffe auf offener Straße, ist keine "Neidingstat", Giftmord oder Ermordung eines Hilfslosen dagegen ist eine - "Arglist".

Auch die Anwendung von Schadenzauber galt als Neidingstat, was z. B. auch in den frühneuzeitlichen Hexereivorstellungen in abgewandelter Form weiterlebte. (Es gibt nach germanischen Vorstellung zwei Arten der Zauberei oder Magie, Seidr [Seiðr] und
Galdr - Seidr wird meist in der Abgeschiedenheit ausgeübt, weshalb ein Seidrtreibender leicht des Schadenzaubers bzw. des Nid verdächtig werden konnte. Tatsächlich waren im Hochmittelalter Seidr und Schadenzauber nahezu gleichbedeutend.)

Es wäre ein kühne (und wahrscheinlich unzutreffende) Annahme, dass die germanische Neiding-Vorstellung einen direkten Einfluß auf die heutige deutsche Mentalität hätten.
Aber die Vorstellung, dass bestimmte Verbrechen Menschen zu Un-Menschen, zu Vargen, machen, scheint in der Öffentlichkeit weit verbreitet zu sein.

Für eine Stammesgesellschaft, in der praktisch jeder jeden kannte und jeder auf jeden angewiesen war, war der Neiding und seine Friedlosigkeit noch eine praktikable "Rechtskonstruktion" des Volksrechtes. Schon in der mittelalterlichen Feudalgesellschaft war das nicht mehr der Fall: wer "Neiding" war, bestimmten in solchen Gesellschaften die Autoritäten - auch "unsoldatisches" Verhalten, zunehmend auch "unmännliche" Verhaltensweise, in christlichen Zeiten auch "sündiges" Verhalten - galten von nun an als "nid". Im Zuge der zunehmenden Obrigkeitsstaatsbildung Irgendwann waren dann "gesellschaftsfeindliche" und "staatfeindliche" Aktivitäten "Neidtaten". Wie schon erwähnt, spielten auch bei der Hexenverfolgung defomierte Neidings-Vorstellungen eine große Rolle. Und Schwule werden bis in die Gegenwart mit Vorurteilen konfrontiert, die durchaus dem alten Neiding-Begriff ähneln.

Weil die Idee, eine bestimmte Art "Superverbrechen" müsse einen Menschen "friedlos" machen, analog der Neidungs-Vorstellung in einer anonymen Massengesellschaft mit gut funktionieremden Desinformationsapparat nur Un-Heil anrichten kann, darf sie bei der Strafverfolgung keine, aber wirklich keine, Rolle spielen.
Es darf keine Abstriche von den Grundsätzen der Humanität, des Rechtsstaates, der rechtlichen Gleichheit aller Menschen, der grundsätzliche Gleichbehandlung aller Delikte, geben. Und erst recht keine Einschränkungen der Menschen- und Bürgerrechte - für niemanden!
Wir sind nun einmal keine Stammesgesellschaft mehr.

Auf spirituellem Gebiet und dem der persönliche Ehre sehe ich das allerdings anders. Da sehe ich Nazis schon mal als arge Varge und mache schon einen Unterschied zwischen einem "normalen" und einen "heimtückischen" Verbrechen. Aber das ist Sache der Moral - und Moral sollte nicht Gegenstand des Strafrechtes sein!

Du bist Deutschland, 2.0

Wir erinnern uns wohl alle (und wohl meistens ziemlich ungern) an die "Du bist Deutschland"-Kampagne. Die schlechte Nachricht: Es geht wieder los. Mit der im Herbst 2007 startenden Neuauflage der Kampagne “Du bist Deutschland” soll dem Vernehmen nach die inländische Kinder-Produktion angekurbelt werden.
Die Gute : Pantoffelpunk sind über dunkle Kanäle bereits drei Anzeigen für die Kampagne zugespielt worden: Du bist Deutschland reloaded, Du bist Deutschland - weitere Motive durchgesickert und Du bist Deutschland reloaded III - Es leckt weiter!

Mittwoch, 18. April 2007

Umwelttechnik als neue deutsche Leitindustrie

Trotz einem gerüttelt Maß "Marketingsprech" lesenswert:
umweltschutz-news: Ein grünes Wirtschaftwunder
Schon jetzt kommt jede dritte Solarzelle und jedes zweite Windrad weltweit aus Deutschland, wie es in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" heißt. Komisch nur, dass man davon so wenig mitbekommt - im Gegensatz zur deutschen Autoindustrie.

Und was die bösen Subventionen angeht: besser in Technologien mit Zukunft als Fossilien wie den Steinkohlebergbau.
Ich bin optimistisch: 100 % Versorgung aus regenerativen Energiequellen ist technisch möglich - weltweit und bei deutlich verbessertem Lebensstandard. Es muß "nur" noch ökonomisch möglich werden.

Siehe auch, bei telepolis: Sonnige Aussichten

Ach ja ...

Bundesinnenminister Schäuble will Grundsatz der Unschuldsvermutung aushebeln.
"Wäre es richtig zu sagen: Lieber lasse ich zehn Anschläge passieren, als dass ich jemanden, der vielleicht keinen Anschlag begehen will, daran zu hindern versuche. Nach meiner Auffassung wäre das falsch."
Nach meiner Auffassung wäre es naiv, anzunehmen, auch nur ein potenzieller Attentäter ließe sich durch Überwachungsmaßnahmen an seiner Tat hindern.
Aus zwei Gründen, die sogar jedem halbwegs aufmerksamen Krimi-Konsumenten klar sein dürften: Wer eine schwere Straftat plant, der traut nichts und niemandem. Der geht einfach davon aus, dass er ständig überwacht wird. Und weicht auf Kommunikationsmethoden aus, die mit Abhören, Online-Durchsuchungen, Verbindungsdatenauswertung usw. nicht zu erfassen sind. (Ebenfalls in jedem besseren Krimi beschrieben, wie das geht.)
Zweiter Grund: wer bereit ist, sogar sein Leben zu opfern, den läst die Möglichkeit, festgenommen zu werden, kalt. Die Bombenattentäter der Londoner U-Bahn hatten ihre Monatskarten, Führerscheine, manche sogar ihre Pässe bei sich.

Ich befürchte, es ist genau dass, was Schäuble (und nicht nur ihn) umtreibt: Jeder könnte ein potenzieller Attentäter sein. Also steht jeder unter dringendem Tatverdacht - und kann selbstverständlich überwacht werden. Auf dieser Grundlage des permanenten Mißtrauens gegen alle und alles arbeitete z. B. das Ministerium für Staatsicherheit der DDR.

Stasi 2.0.
Stasi 2.0
Quelle: dataloo

Nachtrag:
Ach, übrigens, auch wie auf Knopfdruck, bei SpOn: NACH AMOKLAUF VON BLACKSBURG - Kriminologe fordert Spielverbote. Auch hier.

Und auch das gehört zum Gesamtbild, entdeckt bei Che: Deutsche Deportationsgepflogenheiten

Karan weist darauf hin, dass Schäuble als Protagonist des Überwachungswahns ist ein riesiges, aber nicht das einzige Problem ist: Überwachungswahn. Sie weist auch darauf hin, was man dagegen tun kann.

Ergänzung: und Thomas Klotz vom RA-Blog hat natürlich recht: Freihei statt Angst.
Schäuble ist nicht der Erfinder des Überwachungsstaates und auch nicht die Wurzel allen Übels. Es gibt eine Mehrheit im Parlament, die Schäuble machen lässt, wie er möchte. Es gibt eine Mehrheit im Parlament, die verfassungswidrige Gesetze durchwinkt.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geheimauftrag MARIA STUART...
Krisenfall Meuterei Der dritte Roman der Reihe "Geheimauftrag...
MMarheinecke - 9. Apr, 19:42
Urlaubs-... Bräune
Das "Coppertone Girl", Symbol der Sonnenkosmetik-Marke...
MMarheinecke - 1. Aug, 08:34
Geheimauftrag MARIA STUART...
Ahoi, gerade frisch mit dem Postschiff eingetoffen. Der...
MMarheinecke - 26. Mär, 06:48
Kleine Korrektur. Man...
Kleine Korrektur. Man kann/sollte versuchen die Brille...
creezy - 11. Nov, 11:29
strukturell antisemitisch
Inhaltlich stimme ich Deinem Text zwar zu, aber den...
dummerle - 5. Jun, 11:12

Suche

 

Status

Online seit 7081 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Credits


doof-aber-gut
Gedankenfutter
Geschichte
Geschichte der Technik
Hartz IV
Kulturelles
Medien, Lobby & PR
Medizin
Persönliches
Politisches
Religion, Magie, Mythen
Überwachungsgesellschaft
Umwelt
Wirtschaft
Wissenschaft & Technik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren