Wissenschaft & Technik

Sonntag, 4. November 2007

"Völlig losgelöst / Von den Fakten / Schreibt die Presse / Völlig ahnungslos!"

In Anlehnung an den Refrain von Peter Schillings Schlager "Major Tom": "Völlig losgelöst / Von der Erde / Schwebt das Raumschiff
Völlig schwerelos!"


Die gute Nachricht: es gibt heute in deutschsprachigen Medien sehr viel mehr Artikel zu naturwissenschaftlichen und technischen Themen als vor 20 Jahren. Die schlechte Nachricht: Außerhalb der auf "Wissenschaft und Technik" spezialisierten Medien, Beilagen und Kolumnen lässt das inhaltliche Niveau der Berichte über naturwissenschaftliche und technische Themen sehr zu wünschen übrig.

Ein aktuelles Beispiel, keineswegs besonders schlimm, bewusst nicht aus dem Boulevard-Umfeld gewählt, nicht über ein "brennendes" oder sehr kontroverses Thema und weder ein "Schnellschuss" noch ein Beispiel für tendenziösen "Gesinnungsjournalismus": Ein Bericht der "Netzeitung" über eine geglückte Reparatur an der Internationalen Raumstation (ISS) Nähen mit Fausthandschuhen. Er ist, wie ich mich auf anderen Nachrichten-Websites überzeugt habe, weder ein besonders schlecht recherchierter noch ein besonders schlecht formulierter Artikel. Im Gegenteil, der Artikel ist "gar nicht mal so schlecht".

Der Artikel wird so eingeleitet:
Vordergründig ging es an der Raumstation ISS um die Reparatur eines Risses in einem widerspenstigen Sonnensegel. Doch eigentlich stand viel mehr auf dem Spiel.
Nichts gegen volkstümliche, bildhafte Formulierungen. Das ZDF sprach z. B. von einem "Sonnenflügel". Allerdings denken beim Wort "Sonnensegel" die meisten Menschen wahrscheinlich zuerst an einen Sonnenschutz und nicht an eine Solarzellenfläche.
Zu der Behauptung, das "mehr" auf dem Spiel gestanden hätte, später mehr.

Ein offenbar unausrottbarer Bestandteil des Mediendeutsch, Zweig "Raumfahrt", ist der Ausdruck "Weltraumspaziergang" - in diesem Artikel dankenswerterweise in "Gänsefüßchen" geschrieben.

Das Wort "Weltraumspaziergang" entstand wahrscheinlich anno 1965 anlässlich des Ausstiegs des Astronauten Edward Whites aus dem Raumfahrzeug "Gemini 4". Es ist jedenfalls schon in Pressetexten aus den 1960er Jahren nachweisbar, und beruht auf einer sprachlich korrekten und sachlich falschen Übersetzung von "spacewalk".
Das Arbeiten im freien Fall, in einem hinderlichen Raumanzug, ist harte, gefährliche und schwierige Arbeit - schließlich redet auch niemand bei Berufstauchern, die etwa an Wracks oder an Ölförderanlagen arbeiten, von "Unterwasserspaziergängen".
Schon "spacewalk" stammt aus der bewusst lockeren und tiefstapelnden Piloten- bzw. Astronautensprache: "Let's take a walk into space!" als ironische Umschreibung - man denke nur das legendäre "Houston, we've had a problem".
Hier ein original Mitschnitt des Funkverkehrs nach der Explosion eines Sauerstofftanks im Apollo-13-Gerätemodul, ein Musterbeispiel betont gelassen-professioneller Pilotensprache in höchster Lebensgefahr. Wer genau hinhört merkt am Tonfall, dass die Astronauten durchaus mit der Panik kämpften - und gewannen! Entgegen einem anderen schier unausrottbaren Medienklischee sind Astronauten keine "Männer (bzw. Frauen) ohne Nerven", sondern Menschen, die gelernt haben, in lebensbedrohlichen Situationen trotz Angst überlegt zu handeln. Menschen, die keine Angst empfinden, würden zu viel riskieren und wären als Astronauten ungeeignet.
Tatsächlich hatten die Verantwortlichen bei der Nasa und bei der Europäischen Weltraumorganisation Esa schon ganz grundsätzliche Fragen gestellt. Wäre die Reparatur missglückt, hätte das europäische Weltraumlabor «Columbus» wohl kaum wie geplant Anfang Dezember an der ISS andocken können. Es wäre ein herber Rückschlag für die Europäer gewesen.
Nein: das "Columbus"-Modul hätte sehr wohl andocken können.

Neben den kleineren Solargeneratoren-Auslegern an den beiden russischen Modulen hat die ISS in der Endausbaustufe vier große Solarelemente, von denen bisher drei installiert wurden. Zwei Drehvorrichtungen, genannt Solar Alpha Rotary Joint (SARJ), je eine an Backbord- und Steuerbord, können die Solarelemente in beide Richtungen um 360° drehen, damit sie immer optimal auf die Sonne ausgerichtet sind.

Ein der Aufgaben der Shuttle-Mission STS 120 war es, das bis nur provisorisch nahe dem Zentrum der Station angebrachte Gitterträger-Element P6 in seine endgültige Position am Ende des Backbord Trägers zu verlegen. Hierzu mussten die an diesem Träger angebrachten Solargeneratoren zunächst eingefahren werden. Nachdem P6 wieder angeschlossen war, begann die Besatzung im Inneren der Station mithilfe der Bodenkontrolle damit, die Solargeneratoren am P6-Segment wieder auszufahren. Bei einem der Generatoren verhakten sich, nachdem die Paneele zu 80% ausgefahren waren, einige Paneele mit der Stromführung. Um größere Schäden am Generator zu verhindern, stellte die Besatzung sofort das Ausfahren der Paneele ein und dokumentierten das Problem mit Fotos und Videoaufnahmen. Der erfreulicherweise geringfügige Schaden konnte in einem Außenbordeinsatz von Scott Parazynski und Doug Wheelock repariert und der Solargenerator voll ausgefahren werden. Selbst wenn der Generator nicht voll hätte ausgefahren werden können, wären nur ca. 5 % der Gesamtleistung aller Solargeneratoren ausgefallen. Für "Columbus" wäre das noch kein Problem gewesen, aber mit dem japanischen Labormodul "Kibo" braucht die Station den Strom aller installierter Generatoren.
Solargenerator 1
Der Schaden am Solargenerator - wie man sieht: keine Katastrophe. Photo: NASA
EVA
Scott Parazynski bei der Reparatur - diese Aufnahme verdeutlicht die Ausmaße der ISS. Photo: NASA
Da nahmen die Nasa-Leute schon mal ein «gewisses Risiko» in Kauf.
Grundsätzlich ist jeder Aussenbordeinsatz (Extra Vehicular Activity, EVA) im Weltraum riskant. Die NASA neigt seit dem "Columbia"-Unglück eher dazu "übervorsichtig" zu sein - frühere EVAs, z. B. bei der Reparatur des "Hubble"-Weltraumteleskops, waren weitaus riskanter.
Auch die Gefahr eines 300-Volt-Stromschlags war nicht gering gewesen.
- Ja, und zwar für den Sonnengenerator (Beschädigung durch Kurzschluss). Der Raumanzug besteht aus elektrisch nichtleitendem Material. Es geht um maximal 300 Volt, nicht um Hochspannung!
Scott bei EVA
Scott "Scotty" Parazynski bei der Reparatur des beschädigten Generators. Photo: NASA
Pannen und Pleiten gab es bei der «Discovery»-Mission diesmal reichlich. Der Shuttle war noch nicht im Orbit, da gab es Zwist um einige defekte Hitzekacheln - Nasa-Sicherheitsexperten hatten für eine Verschiebung des Starts plädiert. Dann entdeckte die Crew Probleme mit einem Drehgelenk eines anderen Sonnensegels. Das soll später repariert werden. Schließlich kam die Sache mit dem Riss. Jetzt hoffen viele, dass die «Atlantis»-Mission mit dem «Columbus»-Labor an Bord reibungsloser verläuft. Starttermin ist der 6. Dezember. (Peer Meinert, dpa)
Es gab Pannen, aber keine Pleiten. Von den Hitzeschutzkacheln der "Discovery" wurden von der ISS aus hochauflösende Fotos gemacht und die Fotos an die Bodenstation gesendet, damit Spezialisten die Kacheln auf Schäden überprüfen konnten. Resultat: alles in Ordnung.
Die Pressemeldungen, die NASA hätte angeblich Sicherheitsexperten ignoriert und sei mit einem "beschädigten" Shuttle gestartet, waren grandios übertrieben. Es ging um drei nicht mehr neuwertige Kacheln an der Flügelvorderkante, über die nicht "hinweggegangen" wurde:
"Discovery has flown at least twice with these panels in the current condition, and with no indications of degradation based on thermography. At this point, the Space Shuttle Program has determined that Discovery's astronauts can safely carry out their mission without having to replace the panels."
"Discovery ist mindestens zwei mal mit diesen Kacheln im derzeitigen Zustand geflogen, und ohne Anzeichen für Verschleiß gemäß (Untersuchung mit) Thermographie. Deshalb ist (die Projektleitung des) Space Shuttle Programm(s) zu dem Schluss gekommen, dass die Astronauten der Discovery ihre Mission ohne Austausch der Kacheln sicher ausführen können. (Quelle: NASA-Website)

Das Problem mit dem Drehgelenk, dem oben erwähnten Solar Alpha Rotary Joint (SARJ), liegt darin, dass die Steuerbord-Einheit beim Bewegen vibriert, der Elektromotor mehr Strom als normal braucht, um die Solargeneratoren auszurichten, und es Spuren von Abrieb gibt. Probe des Abriebs werden auf der Erde untersucht werden, um die Art des Defektes anzuklären - wahrscheinlich klemmt ein Lager, das ersetzt werden muss. Also: "kaputt" ist noch gar nichts, es handelt sich um Wartung!

STS 120-Statusreport

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf einen Artikel von Londo hinweisen: In memoriam Laika

Übrigens:
NASA still images, audio files and video generally are not copyrighted. You may use NASA imagery, video and audio material for educational or informational purposes, including photo collections, textbooks, public exhibits and Internet Web pages. This general permission extends to personal Web pages.
Quelle: (NASA-Website)

Mittwoch, 31. Oktober 2007

Mal etwas Erfreuliches zum Thema "Kohlendioxid"

Nein, es geht ausnahmsweise nicht um das Thema "Klimawandel", sondern um eine interessante medizinische Anwendung des CO2 gegen Pollenallergien.

Leider gibt es zur Zeit keine Medikamente, die Heuschnupfen schnell und nebenwirkungsarm lindern und auf Dauer sicher angewendet werden können. Auf der Suche nach einer wirksamen Alternative zu Medikamenten wie Cortison untersuchten Studienleiter Thomas Casale von der Creighton-Universität und seine Kollegen 89 Heuschnupfen-Patienten, die bereits mindestens zwei Jahre an einer behandlungsbedürftigen Pollenallergie litten.

Zwei Dritteln von ihnen wurde einmalig Kohlendioxid in jedes Nasenloch geblasen, ein Drittel erhielt normale Raumluft als Placebo. Die Patienten sollten dabei das Gas nicht inhalieren, sondern während der Anwendung durch den Mund atmen. Anschließend befragten die Allergologen die Probanden nach ihren Symptomen.

Insgesamt verbesserten sich die Heuschnupfensymptome bei zumindest der Hälfte aller Patienten, die mit Kohlendioxid behandelt worden waren, nach 30 Minuten um 50 Prozent. In der Placebo-Gruppe gab dagegen nur ein Viertel an, dass die Beschwerden nur noch halb so stark seien wie vorher. Damit ist CO2 zwar kein "Wundermittel", aber der Erfolg ist statistisch relevant.

Die ganze Meldung bei wissenschaft.de: Mit Kohlendioxid gegen Heuschnupfen

Dienstag, 30. Oktober 2007

"Klimakiller Internet"

In letzter Zeit häufen sich Horror-Meldungen über den angeblich enormen Energiebedarf des Internets, besonders in den "herkömmlichen" Medien. Und da in Umweltfragen neuerdings das Motto gilt: "Nicht ohne meinen Klimawandel", egal, ob es Sinn macht oder nicht, mutiert das ohnehin unheimliche Internetdingens (die Fernuniversität des Terrorismus, wo die Kinderschänder immer nur einen Mausklick entfernt sind) zum gar schröcklichen Klimakiller. "Das Internet ist der wahre Klimakiller“ titelte "Die Welt". (Was die "Öko-Optimisten" Maxeiner und Miersch, immerhin Kolumnisten für die "Welt", wohl dazu meinen?)
Man sollte spaßeshalber mal den Energiebedarf aller Fernseher und Radios und aller Fernseh- und Rundfunksender ausrechnen. Das werden ja auch immer mehr. Oder all die toten Bäume zählen, die für Zeitungen benötigt werden.

Da tut es gut, wenn der Internetableger eines "herkömmlichen" Mediums knapp und verständlich mit einigen Legenden aufräumt. Tagesschau.de: Wie sehr belastet das Internet unser Klima?

Sehr wichtig erscheint mir folgender Punkt:
Punkt 4: Der Stromverbrauch und die CO2-Belastung durch das Internet werden sich noch drastisch erhöhen. Laut Greenpeace und Forschungen des Wuppertal Instituts für Klimaforschung werden sich die CO2-Emissionen von 4 Millionen Tonnen im Jahr 2001 bis 2010 auf 20 Millionen Tonnen erhöhen. Dann wäre das Internet für rund drei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich.

Was ist dran? "Die Zahlen stellen nur eines von drei von uns entwickelten Szenarien dar", erklärt Claus Barthel vom Wuppertal Institut. Beim verstärkten Einsatz von Energiesparmaßnahmen halten die Forscher einen weniger stark steigenden CO2-Ausstoß für denkbar. Sicher ist: Die Nutzungsdauer des Internets wird sich in Zukunft erhöhen, immer leistungsfähigere Rechner werden eingesetzt. Das spricht für einen weiter deutlich wachsenden Energiebedarf.
Das ist aber nur deshalb so, weil der Strombedarf der Webserver und Router bisher kaum eine Rolle gespielt hat, und bei Endgeräten nur in Ausnahmefällen (z. B. bei akku-abhängigen Laptops). Aber es rüsten immer mehr Rechenzentren von Internet-Anbietern auf energiesparende Technik um, weil es sich inzwischen rechnet.
"Energiesparmaßnahmen wären ohne Einbußen an Leistung möglich", meint Energieexperte Barthel. Damit die Industrie das auch umsetzt, plädiert er für verpflichtende Energiesiegel an Geräten wie Laptop oder DSL-Router.
Da hat er recht! Laptops sind auch ohne Siegel schon sehr energieeffizient, wegen der begrenzten Akkukapizität und der wegen der engen Gehäuse erheblichen Kühlungsprobleme. Hingegen sind manche Desktops wahre "Stromschlucker": 250-300 Watt im Normalbetrieb sind durchaus üblich (nach den manchmal erheblich höheren Leistungsangaben des Netzteils darf man nicht gehen, denn auch die Lastspitzen beim "Hochfahren" müssen zuverlässig abgedeckt werden). Für die meisten Anwendungen sind "High-End"-Prozessoren und schnelle 3-D-Graphikkarten allerdings überflüssig. Ich halte fast alle Arbeitsplatz-PCs und die meisten Heim-PCs - außer bei "Spielefreaks" - für "overpowered".
Das "Aussterben" der Röhrenmonitore wirkt sich positiv auf den Strombedarf aus: 17"-Bildschirme in TFT-Technik haben um die 40 Watt Leistungsaufnahme, 17"-Röhrenmonitore um die 120 - 150 Watt.

Was bei solchen Rechnungen immer unter den Tisch fällt, ist das durch die Verwendung des Internets und anderer moderner Kommunikationsmittel eingesparte CO2. Das fängt bei der E-Mail an und hört bei der Video-Konferenz noch lange nicht auf.

Montag, 29. Oktober 2007

Bild des Tages: Pressekonferenz in Harmony

Normalerweise geben Pressekonferenzen im Fernsehen rein optisch wenig her - aber diese Sitzordnung finde ich einfach - himmlisch:
ISS - Harmony-Modul - Pressekonferenz
Bildquelle: NASA-TV

Die Überschrift ist enthält keinen Tippfehler, es handelt sich nämlich um eine Pressekonferenz (am 29. Oktober 2007) mit der Besatzung der ISS und des Shuttle-Orbiters DISCOVERY im neu installierten Stationsmodul Harmony - übrigens in Italien gebaut. Nein, ich weiß auch nicht, wie herum das Bild gehört - ist auch egal. Ja, ich finde auch, dass das Design ein wenig an die Sets von "Odyssee im Weltraum" erinnert. Vielleicht liegt's am italienischen Einfluss?

Das Space Shuttle befindet sich derzeit in einer Höhe von ca. 345 Kilometern, angedockt an der Internationalen Raumstation. Discovery soll nach derzeitigem Stand am Sonntag, dem 4. November, die Station wieder verlassen. Eine gute Nachricht: das Mission Management Team konnte heute vermelden, dass der Hitzeschild des Space Shuttle keinerlei Auffälligkeiten hat und einer Landung nach derzeitigem Stand nichts im Weg steht.

Für alle, die über die Arbeit der Raumfahrer mehr wissen wollen: Statusreport der Mission STS 120

Mittwoch, 17. Oktober 2007

Noch mal 50 Jahre Sputnik - und ein Denkmal auf dem Mond

Einige Nachträge und Fundsachen zum Artikel 50 Jahre
Sputnik
.

Ein Blick zurück als die Volkssternwarte Bochum den Sputnik belauschte. Eben diese Volkssternwarte Bochum veranstaltet eine Ausstellung zum Thema 50 Jahre Sputnik (schon das Intro der Website lohnt sich!): 50 Jahre Sputnik.

Wie die Raumfahrt unser Weltbild veränderte und wieso es ohne sie vielleicht kein weit verbreitetes "ökologisches Bewusstsein" geben würde, kann man bei heise Telepolis nachlesen: Sputnik und die Ökologisierung des Weltbildes.

Einen Überblick über 50 Jahre Raumfahrt gibt es auf Raumfahrer.net, einer sehr informative, aktuelle und übersichtliche Website über Raumfahrt und Astronomie.

Ganz nebenbei löste sich ein Rätsel: ich war erstaunt darüber, dass 1957 viele Menschen nach dem Sputnik Ausschau hielten, und nicht nur Amateur-Astronomen mit ihren Teleskopen, sondern sogar Beobachter mit einfachen Feldstechern behaupteten, den Sputnik gesehen zu haben. Des Rätsels Lösung: die ausgebrannte Endstufe der Trägerrakete bewegte sich Anfangs auf der selben Bahn wie der winzige Satellit.

Die Internationale Raumstation lässt sich sogar mit bloßen Auge als sich schnell bewegendes, sternähnliches Objekt beobachten. (Hier habe ich die aktuellen Sichtbarkeitsdaten für die ISS und den Standort Hamburg aus der ESA-Datenbank gefischt. Geht auch für jeden anderen Ort auf der Erde.) Manchmal kann man die ISS sogar bei Tageslicht beobachten - eine beliebte Ursache für UFO-Meldungen. Übrigens konnte man auch die zur Erde zurückfallenden Zweitstufen der Saturn-V-Mondraketen und die Apollo-Raumschiff mit der ankoppelten Saturn-V-Drittstufe auch von Europa aus gut beobachten. Während der Apollo-Mondflüge hielt ich (damals war ich noch ein kleiner Junge) nach dem Start oft mit dem Fernglas Ausschau nach "der Rakete", und manchmal sah ich sie auch (vermutlich der Zweitstufe). Was von meinen Eltern natürlich belächelt wurde. Bis denn mein Vater dann, sogar bei noch hellem Himmel in der Abenddämmerung etwas hoch am Himmel glitzern sah. Er blickte durch das Fernglas - und sah die "Rakete". An diesem Abend waren die Beobachtungsbedingungen so gut, dass sich mit dem Feldstecher die längliche Form und die schwarz-weiße Lackierung der Raketenstufe deutlich erkennen ließ.

1971 wurde ein ungewöhnliches Denkmal für die während ihrer Missionen oder des Trainings umgekommene Raumfahrer errichtet.
Dave Randolph Scott und Jim Irwin stellten es am 1. August 1971 während der Apollo 15-Mission auf dem Mond auf:

"Fallen Astronaut"
Fallen Astronaut
Photo: NASA, wikipedia

"Fallen Astronaut" wurde von dem belgischen Künstler Paul Van Hoeydonck erschaffen und ist eine 8,5 cm große Aluminiumskulptur, die einen Raumfahrer in einem Raumanzug darstellt. Auf der Metallplatte sind die Namen aller Astronauten und Kosmonauten zu gedenken, die bis 1971 ihr Leben für die Teilnahme an der Erkundung des Weltraums verloren hatten.

Samstag, 13. Oktober 2007

Idealer Standort für Solarkraftwerke

Egal, ob Al Gore mit seinen Horrorszenarien zum Klima recht hat oder nicht - es ist unbedingt sinnvoll, die Energieversorgung so schnell wie möglich auf regenerative Quellen umzustellen. Vollständig und weltweit. Ich bin der Ansicht, dass dieses Ziel technisch möglich und ökonomisch machbar ist.

Der ideale Standort für photovoltaische Kraftwerke ist übrigens seit den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts bekannt, und die Technik, mit der die Energie übertragen werden kann, seit über 30 Jahren erprobt. Die Investitionskosten werden zwar hoch sein, aber angesichts der hohen Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit könnte es sich lohnen.

Mittwoch, 10. Oktober 2007

Nobel, Nobel - oder: Forschung in Deutschland

Ja, ich höre die Häme (die in Deutschland gern für Kritik gehalten wird), dass mit Ertl und Grünberg Männer ausgezeichnet werden, deren preiswürdige Leistungen aus dem "vergangenen Jahrhundert" stammen und deren Erkenntnisse vor allem von asiatischen und amerikanischen Konzernen vermarktet werden.
Allerdings ist es (leider) normal, dass zwischen einer bahnbrechenden Entdeckung und einen für diese Entdeckung verliehenen Nobelpreis mehrere Jahrzehnte vergehen. Und dafür, dass deutsche Unternehmen gerne Chancen "verschlafen" bzw. an ihnen vorbeiplanen, können deutsche Forscher herzlich wenig.

Entgegen einer von interessierten Seite gern verbreiteten Legende zählt der Forschungsstandort Deutschland tatsächlich zur Weltspitze. Der Massenexodus von Spitzenkräften in die USA, der berüchtigte "Brain Drain", wird zwar gerne als Schreckensszenario an die Wand gemalt, wenn es darum geht, die Universitätsausbildung zu "straffen" und (angebliche) Elite-Universitäten zu fordern, aber er ist in dieser Form eine Legende. Ja, es stimmt, dass jährlich tausende deutsche Wissenschaftler in das hochentwickelte Forschungsland USA wechseln. Das ist meines Erachtens aber eher ein Form von Mobilität, vom Austausch von geistigem Potenzial, wenn man so will. Nicht wenige der "Auswanderer" kehren später zurück, wie z. B. die Zahlen der Deutschen Forschungsgemeinschaft belegen, mit Erfahrungen, Know-How und Kontakten, der Frucht der "langjährige Auslandserfahrung". Sie kehren gern zurück, denn auch ohne Elite-Unis ist Deutschland in vielen Bereichen der Naturwissenschaften ausgezeichnet aufgestellt; dank Max-Planck-Gesellschaft, den Fraunhofer-Instituten und der
Helmholtz-Gesellschaft sind Grundlagenforschung und angewandte
Forschung hierzulande gut vernetzt. Es ist außerdem nicht so, dass Deutschland für ausländische Wissenschaftler uninteressant wäre - auch wenn die deutsche Einwanderer-Abwehr-Bürokratie viele Jungforschern abschrecken dürfte.

Also alles im grünen Bereich? Nein! Die
Hochschullandschaft ist in weiten Teilen in einem unübersehbar miesem Zustand; es gibt Bereiche, vor allen in den Geisteswissenschaften, die regelrecht kaputtgespart wurden. Trotz allem Effizienzgerede ersticken Wissenschaftler an den Unis, aber auch an Forschungszentren, in Bürokratie.

Das lässt sich allerdings, wenn man will, reparieren. Schwieriger wird es, wenn es um grundsätzliche Orientierung der Bildung (einschließlich der Schulbildung) geht. Ertl und Grünberg einer Generation an, in der eine breite Grundlagenausbildung noch als selbstverständliche Grundlage für Spitzenleistungen galt. Bis in die 1970er Jahre, als nach konservativen Horrorszenerien die "68er" längst alles mit ihrem "alte Werte" zersetzen Einfluss die Unis unterwandert hatten, galt das unbestritten.
Die "Zersetzung" setzte erst ein, als, politisch gewollt und von Teilen der "Wirtschaft" gefordert, auch im Wissenschaftsbetrieb ein Klima entstand, in dem immer schnellere Ergebnisse gefordert wurden ("Serienreife in drei Jahren oder die Sache ist gestorben!") und wirtschaftliche Anwendbarkeit zunehmend der einzige Maßstab für "gute" Forschung würde. (Wobei: auch bei heute in fast allen Festplatten genutzten, nun nobelpreisgekrönten, GMR, war am Anfang zwar "irgendwie" klar, dass sich damit enorm leistungsfähige Magnetsensoren bauen ließen, aber wie die Anwendungen später aussehen würden - sie stecken auch heute noch in den Anfängen - war ganz und gar nicht klar. Und das erste "verkaufbare" Produkt, die Multi-Gigabyte-Festplatte in kompakter Größe bei günstigem Preis, erforderte fast zehn Jahre Entwicklungsarbeit. So langfristig planen viele Unternehmen gar nicht mehr!)
Unübersehbar ist jedenfalls, dass man in Deutschland kräftig an der Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern kürzte. Die Hast, mit der zur Zeit die früheren Diplom- und Magisterstudiengänge an den Universitäten auf Bachelor und Master umgestellt werden, ist auch eine Folge des "raueren" Klimas.

Zurück zum "Brain Drain". Nicht zu übersehen ist, dass man als "fertiger" Wissenschaftler in Deutschland oft keine Gelegenheit bekommt, auch in Deutschland forschen zu "dürfen". Bei den angewandten Wissenschaften und erst recht nicht bei den Ingenieuren ist das kein Problem, es gibt sogar einen nicht zu übersehenden Ingenieurmangel.
Das Problem hier ist, dass man z. B. Physik zwar studieren kann, aber nachher nicht dauerhaft als Physiker arbeiten kann. Physik zu studieren und dann als Programmierer zu arbeiten oder in einer Unternehmensberatung zu landen, ist - krass gesagt - Verschwendung. Dann ist es schon ein "kleineres Übel", ins Ausland zu gehen. Erst recht gilt dieses Problem für die oft übersehenen und gern als "unwichtig" abgetanen Geisteswissenschaften.

Mit anderen Worten wir brauchen nicht "schnell" mehr Wissenschaftler im Land. Sondern gut und breit ausgebildete Wissenschaftler, von Schmalspurdenkern und Fachidioten sind keine bahnbrechende Neuerungen zu erwarten. Und vor allem mehr Stellen für Wissenschafter. Auch und gerade in der "freien Wirtschaft". Womit wir wieder bei den technische Entwicklungen verschlafenden deutschen Großunternehmen wären (der deutsche "Mittelstand" ist erfreulich innovationfreudig, kann sich aber keine aufwändigen Forschungsabteilungen leisten): Forschung, die sich vielleicht erst in vielen Jahren rechnet, gilt als reiner Kostenfaktor. Die, nach dem Grundsatz "klassisch deutscher Holzhammer-BWL" "Wir müssen Kosten abbauen, koste es, was es wolle", dann auch gerne "eingespart" wird.

Samstag, 18. August 2007

Kernkraftwerk Erde?

Viele Jahre ignorierten die meisten Geophysiker die Aussenseiter-Theorien von Marvin Herndon von der Transdyne Corporation in San Diego. Seine Behauptung, im Erdmittelpunkt hätte sich auf natürliche Weise ein Kernreaktor gebildet, klingt tatsächlich äußerst spekulativ. Doch seitdem Herndon in Zusammenarbeit mit dem renommierten Oak Ridge National Laboratory im Jahr 2001 zeigen konnte, dass sein Georeaktor das Verhältnis des Heliumisotops He-3 zu He-4 im Erdmantel erklären kann, werden etablierte Geophysiker zunehmend auf ihn aufmerksam.
Hat Herndons recht, dann wären die Erde und die anderen inneren Planeten nicht aus dem Zusammenstoß von zahllosen Meteoriten entstanden – wovon die Standardtheorie ausgeht - sondern sie wären die Überreste von Jupiter-ähnlichen Gasriesen, deren Gashülle von der nahen Sonne buchstäblich "weggeblasen" wurde.

Längerer Artikel über Herndorns Theorie auf wissenschaft.de:
Sitzt im Mittelpunkt der Erde ein natürlicher Kernreaktor?

Donnerstag, 17. Mai 2007

Saturn im Hintergrundlicht der Sonne

Saturn-Ringe
Gefunden auf Edge - Bild Anklicken für größere Ansicht.

Das Wissenschaftsportal Edge zeigt ein spektakuläres Foto von der Cassini-Mission zum Saturn: Der Saturn im Hintergrundlicht der Sonne, die Erde erscheint als winziger Punkt oben links zwischen den Ringen: Ausschnittsfoto.

Eines der schönsten und spektakulärsten Weltraumfotos, das je gemacht wurde. Ein Erfurcht gebietenden Fotos: die Erde, die Welt auf und von der wir Leben, ein winziger Punkt im grenzenlosen All. Gewußt: Schon immer. Begriffen?

Ich finde es erstaunlich, dass dieses erstaunliche Foto nicht auf sämtlichen Titelbildern zu sehen ist - und dass die Cassini-Mission trotz ihrer spektakulären Ergebnisse so wenig Beachtung findet. Oder auch nur bezeichnend.
Organische Moleküle auf dem Saturn-Mond Titan.

Titans luftige Bio-Fabrik

Dienstag, 24. April 2007

Technische Risiken des ePasses mit biometrischen Daten

Die Bundesregierung hat bekanntlich einen Entwurf eines neuen Passgesetzes vorgelegt, der vorsieht, Gesichtsbilder und Fingerabdrücke in digitaler Form in Pässe und andere Personaldokumente aufzunehmen. In der Öffentlichkeit werden vor allem die weitreichenden Folgen für den Datenschutz diskutiert. Der ePass birgt aber unter Umständen noch andere Probleme und Risiken.

Der Biometrie-Experte Professor Dr. Christoph Busch vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) untersuchte im Auftrag der Regierung die technische Machbarkeit der biometrischen Erfassung, wie sie im Gesetzentwurf vorgesehen ist.
Ein Problem könnte die Alterung der biometrischen Referenzdaten im Pass sein - Busch kommt zum Ergebnis, dass es deshaln erforderlich sein könnte, die Gültigkeit des Passes von 10 Jahren auf einen kürzeren Zeitraum anzupassen. Damit wird der ePass für den Bürger ein noch teureres "Vergnügen", als bisher befürchtet.

Dass der Bau "personalisierter Bomben", die durch Auslesen der RID-Chips im ePass ausgelöst werden könnte, ein ernsthafte Bedrohung sei, bestreitet Busch. Das Szenario einer "personalisierten Bombe" geht davon aus, dass ein Attentäter die sogenannte Machine Readable Zone (MRZ) des Passes seiner "Zielperson" kennt. In dieser auf der Datenseite des Passes gedruckten MRZ befinden sich unter anderem die Dokumentennummer, das Geburtsdatum des Passinhabers und die Gültigkeitsdauer des Passes. Bei der Passkontrolle wird die MRZ gescannt und aus dieser Information ein Zugriffschlüssel berechnet, der die Daten im RFID-Chip freigibt. Bei bekannter MRZ könnte eine Bombe genau dann gezündet werden, wenn der dazugehörende Pass in einem Abstand von unter 25 Zentimetern detektiert wird.
Busch zufolge ist so ein Angriff potenziell möglich. Das Risiko kann allerdings schon mit einer abstrahlsicheren Verpackung des Passes - beispielsweise einer mit Alu-Folie gefütterten Brieftasche - einfach und kostengünstig kontrolliert werden.

Weil so eine personalisierte Bombe tatsächlich funktionieren würde, dürfte es schwer sein, jeden, der seinen Pass oder Ausweis "abschirmt", erst einmal für "verdächtig" zu halten. Schwacher Trost in der Überwachungsdebatte!

Die Pressemeldung der IGD: Stellungnahme: Gefahren durch biometrische Daten auf dem ePass?

Ergänzung:
Informatik-Professor Pfitzmann und Lukas Grunwald vom Unternehmen DN-Systems Enterprise Internet Solutions GmbH in Hildesheim wiesen nach, dass die in dem Chip gespeicherten Daten entgegen der Forderung in § 4 des Gesetzentwurfes durch die verwendeten Methoden nicht "gegen unbefugtes Auslesen, Verändern und Löschen zu sichern" sind. Ein Grund: Der BAC-Schlüssel zum Auslesen zweier Datengruppen des Chips ist auf dem Dokument aufgedruckt. Wer davon legal eine Kopie anfertigt (Grenzkontrollbehörden, aber auch Hotels, Reisebüros oder Mietwagenfirmen) oder sie sich illegal verschafft, kann den Chip unberechtigt auslesen, den Ausweisinhaber auch überwachen. Den Schlüssel zum Chip-Zugang auf dem Ausweis aufzudrucken, "widerspricht sämtlichen Standards der Informationssicherheit", betonte Grunwald. Das Risiko werde auch durch den für den Zugriff zu den gespeicherten digitalisierten Fingerabdrücken geplanten EAC-Schlüssel nicht gelöst, da seine Gültigkeit im Ausland nicht geprüft werden kann.

Selbst für deutsche Sicherheitsbehörden bringt der ePass laut Pfitzmann neue Sicherheitsprobleme, da gewünschte "Mehrfachidentitäten" von Geheimdienstagenten, verdeckten Ermittlern oder Personen in Zeugenschutzprogrammen leichter enttarnbar werden könnten. Er erwartet, dass alle Staaten zumindest für fremde Staatsbürger personengebundene Biometriedatenbänke anlegen werden, aber dass dies auch die Organisierte Kriminalität tun wird.

Und ansonsten: Niemand hat die Absicht… eine Mauer einen Überwachungsstaat zu errichten. (Gefunden bei Jan Schejbal. Nein, es ist keine Satire: Wolfgang Bosbach (Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion) sagte das wirklich in einer Gesprächsrunde auf Phonix, und zwar gleich zweimal: "Niemand hat die Absicht einen Überwachungsstaat zu errichten".)

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geheimauftrag MARIA STUART...
Krisenfall Meuterei Der dritte Roman der Reihe "Geheimauftrag...
MMarheinecke - 9. Apr, 19:42
Urlaubs-... Bräune
Das "Coppertone Girl", Symbol der Sonnenkosmetik-Marke...
MMarheinecke - 1. Aug, 08:34
Geheimauftrag MARIA STUART...
Ahoi, gerade frisch mit dem Postschiff eingetoffen. Der...
MMarheinecke - 26. Mär, 06:48
Kleine Korrektur. Man...
Kleine Korrektur. Man kann/sollte versuchen die Brille...
creezy - 11. Nov, 11:29
strukturell antisemitisch
Inhaltlich stimme ich Deinem Text zwar zu, aber den...
dummerle - 5. Jun, 11:12

Suche

 

Status

Online seit 6745 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Credits


doof-aber-gut
Gedankenfutter
Geschichte
Geschichte der Technik
Hartz IV
Kulturelles
Medien, Lobby & PR
Medizin
Persönliches
Politisches
Religion, Magie, Mythen
Überwachungsgesellschaft
Umwelt
Wirtschaft
Wissenschaft & Technik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren