Gedankenfutter

Samstag, 17. März 2007

Angst steckt an - Angst tötet

Zwei Meldungen, die mir zu denken geben, wenn ich sie zusammen denke:

Bei wissenschaft.de: Erlernte Angst ist wie wirkliche Angst.
Für das Gehirn macht es keinen Unterschied, ob ein Mensch vor etwas selbst Angst hat oder nur einen Menschen in einer angstvollen Situation beobachtet. Das haben amerikanische Wissenschaftler bei Hirnscans herausgefunden. Die Forscher beobachteten die Hirnaktivität von Probanden, während diese sich Videos von Darstellern anschauten, die in Angst vor elektrischen Stromstößen versetzt wurden. Die Aktivität des Gehirns der Probanden zeigte dabei ein ähnliches Muster, wie wenn sie selbst vor Stromstößen Angst hatten. Die Ergebnisse zeigten, wie ausgeprägt die Fähigkeit des Menschen zum emotionalen Lernen sei, schreiben die Wissenschaftler um Andreas Olsson.

Und diese im Eurozine: Stadt in Angst - London und der Krieg gegen den Terror.(via ulysses)
(...) Der Soundtrack zum Krieg gegen den Terror legt sich wie eine Decke über die Stadt. Die Sirenen erzeugen eine Atmosphäre unmittelbarer Bedrohung, in der sich Angst und Unruhe gegenseitig aufschaukeln.[10] Die Geräusche der Polizeisirenen und der Helikopter sind gleichermaßen Ursache und Wirkung der Angst, die London nach den Bombenanschlägen vom Juli überfallen hat, und die Entstehung eines Fehlschlüsse begünstigenden Klimas ist Teil der Schadensbilanz. Die Erschießung des jungen Brasilianers Jean Charles de Menezes an der Tube Station in Stockwell durch die Polizei ist ein Beispiel für einen solchen Fehlschluss mit tödlichem Ausgang. Am 22. Juli – dem Tag nach der zweiten Welle missglückter Angriffe – erblickte ein Polizist einen "Selbstmordattentäter" in seinem Visier und feuerte auf ihn. Der junge Mann war bloß vor Beamten weggelaufen, die automatische Waffen mit sich herumtrugen. (...)
Tiggy steckte an dem Tag, an dem Jean Charles de Menezes erschossen wurde, kurz vor Stockwell in einem U-Bahn-Zug fest. "Ich war auf dem Weg durch die Stadt, und auf einmal blieb die Tube stehen. Mein erster Gedanke war: 'Mist, jetzt komme ich zu spät.'"[14] Tiggy hatte viele Jahre in Südafrika gelebt und dort in antirassistischen Projekten gearbeitet. "Man sagte uns, im Zug vor uns befinde sich ein Selbstmordattentäter – und im ersten Reflex dachte ich: 'Na, hoffentlich töten die ihn noch vorher.'" Die Polizei schoss dann auch zuerst; nachdem sie seiner habhaft geworden waren, schossen sie den jungen Brasilianer sieben Mal in den Kopf. "Eigentlich ist es schrecklich", dachte Tiggy später. "Man beginnt die Welt aus dem Blickwinkel der Polizei zu sehen." Heute halten die Sirenen das permanente Gefühl von Krieg und Notstand wach und verstärken auf die Weise die Angst.Dass London in Angst lebt, ist nicht allein das Werk der Attentäter, sondern vielmehr das Werk von Politikern und Journalisten, die die Vorstellung von Attentaten dazu nutzen, mit den Ängsten der Menschen zu spekulieren.
(Hervorhebung von mir. MartinM.)
Die Angst vor dem Feind nebenan ist zu einer Allzweckwaffe des Regierungshandelns geworden, die einerseits den Populismus der Sensationspresse dämpft und andererseits politische Unterstützung und öffentliche Meinung in sich bündelt. Niccolò Machiavelli schrieb vor über 400 Jahren, ein Fürst müsse sich dergestalt fürchten machen, dass er, wenn er die Liebe auch nicht gewinnt, den Hass doch vermeide.[20] Ob die modernen Fürsten geschmäht werden oder nicht, ist eine müßige Frage, aber Zustimmung durch Verbreitung von Furcht zu gewinnen hat seinen Preis: die Entfesselung und Stärkung von Rassismus, die den Boden für die Begegnung der Kulturen vergiften. Benjamin Barber schrieb: "[...] nicht der Terrorismus ist der Feind, sondern die Angst, und mit Angst wird man Angst letztlich nicht besiegen."[21]

Montag, 12. März 2007

Konsens in der Welt der Wissenschaft

Le Penseur schreibt über Über das Stattfinden von Klima- und anderen angesagten Katastrophen - ziemlich polemisch und nicht immer meiner Ansicht entsprechend, aber nachdenkenswert.

Abseits der Klimathematik finde ich diesen Gedanken interessant:
Wenn ich mich allein aus meiner Lebenszeit zurückerinnere, welch (mittlerweile als flagranter Blödsinn enttarnte) "unfehlbare wissenschaftliche Konsense" so im Schwange waren, ist mein Vertrauen in solche Beschwörungen einigermaßen gedämpft. Vielleicht sollten mehr Wissenschaftler die provokanten Thesen von Paul Feyerabend lesen. Aber das ist wohl zu viel verlangt. Leider.
. Zu Paul Feyerabends Thesen habe ich ein gemischtes Verhältnis, da halte ich es lieber mit seinem alten Prof, Karl Popper. Bekanntlich sah Feyerabend Wissenschaft, neben beispielsweise Religion oder Kunst, nur als eine von vielen Möglichkeiten, Erkenntnis zu gewinnen. Worin ich ihm sogar zustimme. Nicht folgen mag ich ihm darin, dass eine Wertigkeit verschiedener Zugänge zur Wahrheit nicht möglich sei, da diese Wahrheitszugänge untereinander inkommensurabel seien. Feyerabends provokative Feststellung, Regentänze seien genausogut wie Wettervorhersagen und Wahlprognosen nicht besser als Astrologie übersieht, dass es kein Problem ist, die Wirksamkeit eines Regentanzes oder eines Horoskopes auszupropieren. Die Begrifswelten mögen inkommensurabel sein, die Ergebnisse sind es nicht.

Aber wie auch immer: Jeder Stand der Forschung ist der aktuelle "Stand des Irrtums", und schon ein einzige nicht zur Theorie passende Beobachtung kann den gesamten "wissenschaftlichen Konsens" über die Einzeltheorie hinnaus ungültig machen. Das geschah z. B. als Max Planck die Strahlung eines schwarzen Körpers untersuchte. Der "Konsenz" praktisch aller Physiker einschließlich Plancks (mit der möglichen Ausnahme des krassen Außenseiters Bolzmanns) war, dass die Energieabgabe kontinuierlich erfolgt - und nicht, wie sich erwieß, in "Paketen", Quanten, erfolgte.

"Unfehlbare wissenschaftliche Konsense" sind, natürlich, in den Naturwissenschaften völliger Blödsinn (und auch in jenen Geisteswissenschaften, die den Namen Wissenschaft verdienen - Theologie ist für mich z. B. keine Wissenschaft). Was im Prinzip auch schon zu Plancks Zeiten bekannt war. Allenfalls gibt es Paradigmen bzw. disziplinäre Matrizen im Sinne Kuhns, also "herrschende Lehrmeinungen", "Denkmuster".
Konsense gibt es, aus pragmatischen Gründen, z. B. in der Medizin. Z. B. wenn ein bestimmten Heilverfahren sich in der Praxis bewährt hat und von der Mehrheit der Ärzte befürwortet wird. Wenn allerdings jemand "Konsens" mit "unfehlbare Wahrheit" übersetzt, dann halte ich ihn für einen Scharlatan (bzw. Lobbyisten bzw. PR-Agenten bzw. Werber). Es geht nun mal auch bei angewandten Wissenschaften wie der Medizin nicht nach dem Mehrheitsprinzip.

Wie Le Penseur habe ich schon manche Lehrmeinungen / disziplinäre Matrizen, die von einem überwältigenden Konsens getragen wurden, kippen sehen.
Zu meiner Abizeit galt es laut Chemie-Lehrbuch (Leistungskurs, Oberstufe) als prinzipiell unmöglich, einzelne Atome manipulieren zu können. Schon in der Grundschule lernte ich eine Mitschülerin kennen, die unter dem lange Jahre besteheneden medizinischen Konsenz, dass die Placenta-Blutschranke für komplizierte organische Verbindungen, z. B. Talidomit, unüberwindlich sei, litt - sie war schwer körperbehindert, weil ihre Mutter während der Schwangerschaft ein keimschädigendes Medikament, vermutlich Talidomit, eingenommen hatte.

Es würde nicht nur die Klimadebatte sehr versachlichen, wenn statt "wissenschaftlicher Konsenz" von "von der Mehrheit der Wissenschaftler geteilte Lehrmeinung" und statt des durch PR-Sprech und Pseodowissenschaftler vernutzten" Begriffs "Paradigma" von "Denkmustern" oder "Weltbildern" die Rede wäre. Es ist für mich, nicht nur in der Klimadebatte, immer wieder erstaunlich, wie viele Menschen ein "Naturgesetz" (empirisch bzw. experimentell erhärtetes Modell eines Naturvorganges) mit einem Gesetz im juristischen Sinne oder einem moralischen Gebot verwechseln. Man kann gegen Gesetze, aber nicht gegen Naturgesetze verstoßen. Wenn ein Brücke einstürzt, dann nicht, weil der Bauingenieur gegen die Gesetze der Statik verstoßen hätte, sondern weil er sich verrechnet hat oder weil beim Bau geschlampt wurde.

Mittwoch, 7. März 2007

Von besseren Zeiten

Manche Bücher kaufe ich nur im Antiquariat oder leihe sie mir aus. Weil sie einerseits lesenswert sind, andererseits in Verlagen erscheinen, die ich durch meinen Buchkauf keineswegs unterstützen möchte - mein ganz besonderer "Problemfall" sind Bücher aus dem Arun-Verlag.

Erst recht gilt das für Bücher aus neonazi-nahen Verlagen wie "Grabert" - oder auch solche aus dem "Ahriman-Verlag". Letzterer gehört zum "Bund gegen Anpassung" (ehemals Marxistisch-Reichistische Initiative (MRI), später
Bunte Liste Freiburg), einer mit Fug und Recht als "Polit-Sekte" bezeichneten Gruppe, dem Anspruch und den Vorbildern nach links und demokratisch, den von ihnen befürworteten "Problemlösungen"nach zu schließen, totalitär und knallhart faschistoid und deshalb vom VVN dem "rechten Rand" zugeordnet. heise telepolis:Ahrimans Erben.

Im besagten Ariman-Verlag erschien ein Buch, das mir sehr zu denken gab:

Kerstin Steinbach Es gab einmal eine bessere Zeit ...
(1965-1975)

Untertitel: Die Botschaft der verhassten Bilder

"Die bessere Zeit" war nach Ansicht der Medizinerin und Biologin die Zeit dessen, was manche die "Sexwelle" nannten, andere wieder stark übertrieben "sexuelle Revolution" - die Zeit, in der in der die BRD die prüde Adenauer-Ära hinter sich ließ. Sie konzentriert sich dabei auf den Aspekt "Nacktheit" in Bild und Tat, die anknüpfend an die besten Traditionen der Weimarer Republik damals ihre Schmuddelecke verlassen hätte.
Sie schildert die Widersprüche dieser Zeit: einerseits war der Aufklärungsunterricht in der Schule verklemmt, andererseits namen sich Illustrierte und Jugendzeitschriften dankbar des Themas an ("BRAVO" war im Vergleich verhältnismäßig brav). An den Baggerseen wurde eifrig nackt gebadet, wobei die "Hippies", Vorreiter des "wilden" Nacktseins, auch in Sachen sexuelle Offenheit Avangarde waren - sehr im Gegensatz zu den "offiziellen" FKK-Vereinen, die noch einer Ideologie der "entsexualisierten Nacktheit" anhingen. Den Wandel im Lebensgefühl führt sie auf eine massive gesellschaftliche Kraft von freiheitsliebenden Bürgern zurück - und dieser Wandel schlug sich in "Nackedeibilder" von schönen, jungen nackten Menschen nieder. Sie wertet das als Zeichen der gesellschaftlichen Emanzipation. Als Beleg des damaligen Lebensgefühls zieht sie folgerichtig außer Illustriertenfotos und Titelbildern vor allem Werbeanzeige heran.
Steinbach stellt aus ihrem Fachbereich (Medizin und Biologie) einige ergänzende Fakten zusammen und bindet sie in vergangene und gegenwärtige Geschichte ein - wobei sie für meinen Geschmack arg biologistisch wird. Immerhin: der klare Zusammenhang von Sexualität und Nacktsein, den sie beschriebt, ist kaum zu leugnen. (Leider sind die Abbildungen in ihrem Buch meist kleinformatig und oft nur in schwarz-weiß. Was ihren damals - und heute wieder? - provokativen Gehalt schmälert.)
Steinbach nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um die aktuelle politische Situation geht. Sie führt den "Backlash" in Richtung "neue Prüderie" einerseits auf den Einfluß der (katholischen) Kirche und ihr weltanschaulich verbundene Politiker und Massenmedien, andererseit auf die Feministinnen zurück. Stellenweise geht ihre Polemik ins Verschwörungstheoretische über - da ist der "Ahriman"-Einfluß deutlich spürbar.

"Es gab einmal eine bessere Zeit" ist kein wirklich gutes Buch. Aber eines das nachdenklich macht, die bekannten Dinge in einem anderen Licht zeigt.

Dass es gegenüber den "Swinging Seventies" einen Rückschlag in Richtung weniger sexueller Toleranz gibt, ist unstrittig. Gern wird zur Erklärung der "AIDS-Schock" der 1980er Jahre angeführt. Ebenso beliebt ist die "Rebellionsthese": In den 60ern und 70ern setzten sich die jungen Menschen durch sexuelle Offenheit von ihren verklemmten Eltern ab, heute würden junge Leute eben gegen eine übermäßige Sexualisierung rebellieren. Dann gibt es noch, von konservativer Seite, das Argument, die "Blumenkinder"-Generation hätte es übertrieben, mit ihrer Sexbessenheit ungewollt Pornographie, sexueller Ausbeutung, der Zerstörung traditioneller familiärer Werte und dem Abbau der für ein erfülltes Liebesleben, für Intimität, notwendigen Exklusivität und Treue, vorschub geleistet. Der Backlash sei also nur die Rückkehr zur Normalität.

Kritisch könnte man Anmerken, dass die Darstellungen nackter Körper seit den 1970er Jahren sogar noch zugenommen hätte - trotz der "neuen Prüderie". Tatsächlich wird heute z. B. auch mit männlicher Nacktheit geworben - was vor 30 Jahren noch eine Ausnahme war und die Empörung vieler Feministinnen über die "Darstellung der Frauen als Lustobjekt" verständlich erscheinen läßt. Allerdings ist die - weitgehende - Akzeptanz von Nacktheit in den Medien eine kulturelle Spezialität einiger europäischer Länder, man muß nur einen Blick in die USA werfen. Vergleicht man jedoch die Art und Weise, wie und welche nackten Körper heute und im Jahrzehnt 1965-1975 in Werbung und in Zeitschriften dargestellt wurden, erkennt man zwei deutliche Unterschiede. Einmal eine generelle Tendenz weg von der Natürlichkeit und Alltäglichkeit - hin zu über-idealisierten, perfekten Körpern. Überspitzt gesagt: Playboy-Playmate (oft chirurgisch nachgebessert, immer retouschiert) statt hübsche junge Frau von nebenan, Body-gebuildeter Beau mit Waschbrettbauch und ohne Körperhaare und Körperfett statt sportlicher junger Mann aus dem Schwimmbad um die Ecke. Hier setzt sich eine Tendenz in der Körper-Darstellung fort, die auch bei bekleideten Fotomodellen unübersehbar ist. Auch eine Form der Entfremdung vom Körperlichen. (Und eine wichtige Ursache für Magersucht (Anorexie) und andere körperdysmorphe Störungen, wie "Muskelsucht", "Kosmetik-Tick", "Fitness-Wahn" oder - besonders bedrückend - "Schönheitsoperationssucht".)
Der andere Trend ist der zur "Entsinnlichung". Fotograf Werner Bockelberg im "Stern" über ein Fotoshoting mit Uschi Obermeier 1970:
"Sie war einmalig hübsch, sie hatte ein animalisches Gefühl für die Kamera und bewegte sich völlig natürlich." Anders als bei den Models später, "als es nur um Geld ging und man mit einem Rechtsanwalt darüber verhandeln musste, wie weit offen die Bluse von Claudia Schiffer sein durfte", war es mit der Obermaier "ganz einfach, der ging es nicht um Geld. Sie hatte Spaß an sich selbst".
Auch wenn das Geld für das damals bestbezahlte deutsche Fotomodel nicht egal gewesen sein dürfte: Uschi Obermaier und andere "Nackedeis" der frühen 70er wirkten sehr sinnlich und sexy, die Topmodells ab den 1980er Jahre hingegen meist wie unnahbare "rühr mich nicht an"-Schönheiten. No sex please! Spaß an sich selbst? Unfug - der Körper des Model ist eine Ware, sonst nichts Und ein sauberes Image ohne Sex & Drugs & Rock 'n' Roll ist ein "Must" für die Karriere. Auch eine Form der "Neo-Prüderie".

Ich weiß nicht, ob ich ohne dieses Buch darauf gestoßen wäre, dass "sexuelle Selbstbestimmung" keineswegs immer bedeutet "einvernehmlicher Sex ist erlaubt" (mehr dazu schrieb ich bei den "bissigen": Vorrangiges Rechtsgut Sexualmoral).
Bisher war ich auch davon ausgegangen, es läge an der - im Grunde berechtigten, aber in hysterischer Weise weit übers Ziel hinnausschießende - Kinderporno Diskussion, dass das in den 70er preisgekrönte Aufklärungsbuch Zeig mal! und andere einst sogar im Schulunterricht verwendetet Bildbände in den90ern unter Kinderporno-Verdacht gerieten.

Oft habe ich den Eindruck, dass der eigentliche "Sinn" des hysterischen Kinderpornographie-Diskurses nicht im - völlig berechtigten! - Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und Mishandlung liegt, sondern in der Durchsetzung einerseits einer strengeren Sexualmoral, anderseits obrigkeitsstaatlicher Methoden. Siehe der Fall "Mikado".

Was die wirklichen Ursachen des "Backlash" sind, kann ich nur vermuten. Ich stimme mit Frau Steinbach überein, dass er kein Zufall ist und auch nicht "von selbst", aufgrund irgendwelcher neu entdeckten sozio(bio)logischer Naturgesetze, kam. (Wobei Steinbachs Argumentation deutlich soziobiologische Züge trägt.) Er ist gemacht. Hingegen bezweifle ich, dass es eine zentrale Planung gibt. Da sehe ich eher Inkompenz, Chaos und Opportunismus am Werk.
Ein Beispiel wäre das seltsame Bündnis zwischen "EMMA" und katholischer Kirche beim Kampf gegen die Pornographie. Die Motive könnten unterschiedlicher nicht sein, und sind im Falle der "EMMA" für mich nachvollziehbar - sexuelle Erniedrigung von Frauen geht gar nicht - andererseit hat EMMA mit der "Por-NO"-Kampagne der Emanzipation einen Bärendienst erwiesen und den Verfechtern einer repressive Sexualmoral ungewollt "argumentative Munition" geliefert.

Die Hypothese vom "gemachten" Backlash hin zur "Neo-Prüderie" könnte ein Phänomen erklären, dass Anfang der 90er als "der nackte Osten" durch die Medien ging.
Der Trend zum "wilden FKK" setzte in beiden Teilen Deutschland ungefähr zur gleichen Zeit ein. Bis Mitte der 70er scheint er weitgehend parallel verlaufen zu sein. Dann lief die Entwicklung auseinander: während im "Westen" das Interesse am FKK stagnierte, wurde das Nacktbaden in der DDR in der selben Zeit zum "Massensport". Da "Wessis" nicht von Natur aus prüder sind als "Ossis", und FKK in der DDR, anders lautenden Gerüchten zum Trotz, lange Zeit staatlicherseits eher widerwillig toleriert wurde (bis es zur Massenbewegung wurde), muß es gesellschaftliche Ursache geben. Die Naheliegendste: die Gegenkräfte, die in der BRD die "neue Prüderie" vorantrieben, waren in der DDR nicht wirksam. Ich könnte mich stundenlang darüber auslassen, welcher Kräfte das sind, jedenfalls spielen die Religiös-Konservativen dabei eine nicht unwichtige Rolle.
Andersseits war das Nacktbaden in der DDR keine absichtlich, als Ventil, gelassene "NIsche der Freiheit" und wohl auch kein "erkämpfter Freiraum" - es war für die DDR-Obrigkeit, die genügend Sorgen hinsichtlich ihres Machterhalts hatte, schlicht irrelevant. Freiheit und Textilfreiheit hängen weit weniger eng zusammen, als man es sich in der Jahren der Hippies und der APO vorgestellt hatte.

Zuletzt noch ein Punkt: eine ziemlich bizarre Form der "neuen Verklemmtheit" entwickelte sich in der Esoterik-Szene. Ein Freund nannte das das Phänomen der "Traurigen Tantriker". Es ist die Trennung von Sexualität und Intimität (ähnlich wie in der Prostitution, aber ungewollt) - und eine Funktionalisierung der Sexualität, die sich schon bei den Lebensreformern vor über 100 Jahren abgezeichnet hatte. Extrem ausgeprägt ist das bei Gruppen wie dem ZEGG oder Tamera, abgeschwächt auch bei "Freizeitesos": Man demonstriert sich und anderen, wie unverklemmt man doch sei, hat Sex zu allen möglichen Zwecken, das Ganze aber unter weitgehender Umgehung von Sinnlichkeit und Intimität. Was in einem Swingerclub wenigsten offen zum Lustgewinn praktiziert wird, ist im Umfeld der "Traurigen Tantriker" mit einer "sprituellen" Fassade versehen.

Nachtrag: auch interessant in diesem Zusammenhang - diese schon etwas ältere Diskussion auf metalust & subdiskurse.

Samstag, 3. März 2007

Ausreden

Als sich 1999 in der erweiterten Esoterik-Szene eine Endzeitfieber-Epidemie herrschte und Wahrsager Hochkonjunktur hatten, überprüfte das "Forum Parawissenschaften" etwas 800 Prognosen von Astrologen und Wahrsagern und kam auf eine Trefferquote von 4 %.

Zukunftsdeuter, die man auf unzutreffend vorhersagten Katastrophen ansprach, regierte, wenn sie überhaupt reagierten, vorherrschen mit zwei Antwortvarianten:
Variante 1:
Die wesendlichen Voraussetzungen für das angekündigte Ereignis haben sich termingerecht erfüllt, bald wird es offenkundig werden.
Ein typisches Beispiel ist der im geheimen vorbereitete Terroranschlag, dessen Ausführung noch einige Zeit braucht. Ein extremes die Behauptung, die Welt sei bereits termingerecht untergegangen, wir hätte es nur bisher nicht mitbekommen.

Variante 2:
Die vorhergesagte Katastrophe hat sich deshalb nicht manifestiert, weil das Bewußtsein der Menschen sich inzwischen positiv weiterentwickelt hat.
Das ist die typische "New Age" orientierte Reaktion auf nicht eingetroffene Katastrophenvorhersagen.

Interessanterweise scheinen diese beiden Varianten auch bei Katastrophenpropheten außerhalb des erweiterten esoterischen Umfelds beliebt zu sein. Egal, ob es um ökologische, ökonomische, politische oder vielleicht auf demographische Katastrophen geht.

Samstag, 24. Februar 2007

Der Namensprofessor und die karriereoptimierten germanischen Vornamen

Bisher hatte ich einigen Respekt vor Prof. Dr. Jürgen Udolph, Deutschlands einzigem Professor für Namenskunde. Bekannt wurde er als er nach zehnjähriger sprachwissenschaftlicher Forschungsarbeit in einem Buch die aufsehenerregende These veröffentlichte, wonach die Germanen ursprünglich aus Mitteldeutschland stammen und nicht aus Skandinavien. (Jürgen Udolph: Namenkundliche Studien zum Germanenproblem, Springer, Berlin - New York, 1994.)
Das es, wenn ich diese Theorie richtig verstehe, eher "germanische Lautverschiebung" als "Germanen" heißen müßte, sei nur am Rande erwähnt. Es gab z. B. keine Masseneinwanderung von Menschen aus dem heutigen mitteldeutschen Raum nach Südskandinavien, wo nachweislich schon zur Römerzeit germanische Sprachen sprechende Menschen wohnten, und es gibt dort keinen archäologisch nachweisbaren Bruch, der auf einen von außen angestoßenen kulturellen Wandel hinweisen könnte.
Udolph geht jedoch weiter: "Ich sage knallhart: Die These der germanischen Herkunft aus dem hohen Norden ist ein wissenschaftlicher Irrtum." Im Grunde sei sie eine Nazithese, die zu deren Rassenwahn vom blonden und blauäugigen Germanen passte. Eine Deutung, über die die skandinavischen Frühgeschichtler, die die Kultur der späteren Germanen mit guten Argumenten aus der Archäologie auf die "nordische Bronzezeit" zurückführen, nicht begeistert sein dürften. (Wobei die Bezeichnung "hoher Norden" für Südschweden, Dänemark und Schleswig-Holstein etwas gewagt ist. Udolph vermischt offensichtlich die etablierte Germanentheorie mit der Thule- bzw. Hyperboräa-"Lehre" der braunen Esoterik.)
Ich habe mich mal mit einer dänischen Archäologin unterhalten, die die Theorie der "mitteldeutschen" Herkunft der Germanen glattweg als typische Nazi-These abqualifizierte ...

Auch diverse Auftritte in Funk und Fernsehn, z. B. in der ZDF-Sendung "Deutschland - Deine Namen" beschädigten meinen Respekt vor Professor Udolph nicht. Selbst wenn er manchmal Dinge sagte, die die Verschwörungsparanoiker vom "bifff" (Berliner Institut für Faschismus-Forschung) dazu brachten, ihn ganz "rechts außen" einzuordnen: "Namensprofessor" Jürgen Udolph hält an Nazi-Ideologen fest: Ostern auf der Ordensburg.

Nun aber erschien ein Artikel in der "Welt", nach dessen Lektüre mein Respekt vor dem eloquenten Namensprofessor einige häßliche Dellen bekam: Mandy, Sindy und Ricco haben schlechte Karten".
Sicher ist es gut, wenn sich Eltern einige Gedanken darüber machen, was sie eventuell ihren Kindern mit ihrer Namenswahl antun. Wenn man z. B. Grube heißt, ist es keine gute Idee, die Tochter "Claire" zu nennen. Was leider wirklich vorkommt. Was die inflationäre Verwendung von Modenamen angeht, bin ich durchaus einer Meinung mit Udolph. Aber beim Gedanken, dass Eltern die Namen ihrer Sprößlinge nach Gesichtspunkten der beruflichen Karierre auswählen sollen, wird mir irgendwie anders:
Personalchefs wissen, dass die oberen Schichten kurzzeitige Moden scheuen und werden eine Mandy, Cindy oder einen Kevin instinktiv der mediengläubigen, bildungsfernen Unterschicht zuordnen – was ihnen als Bewerber für akademische Jobs Minuspunkte bringt. "Mandy Müller ist als Friseurin glaubhaft, als Anwältin oder Designerin dürfte sie es schwerer haben", sagt Prof. Jürgen Udolph, Inhaber des einzigen deutschen Lehrstuhls für Namenskunde in Leipzig. "Namen sind wie Stammbücher, sie erzählen viel über Herkunft und soziales Umfeld."
Anders ausgedrückt: Udolph vermutet (wahrscheinlich zurecht) das Personalchefs oft nach "mutmaßlicher Schichtzugehörigkeit" filtern. Er vermutet ferner, dass sie sich dabei von ihren Vorurteilen leiten lassen - denn etwas anderes ist es nicht, wenn ein "Kevin" der "bildungsfernen Unterschicht" zugeordnet wird. Und er rät im Grunde dazu, sich in sehr persönlichen Dingen nach (schlechten) Personalchefs zu richten, die sich von solchen Vorurteilen leiten lassen. Abgesehen davon gibt es in jedem Vorstellungsgespräch so viele Faktoren, dass ein Name schon wirklich außergewöhnlich sein muß, wenn er überhaupt zur Kenntnis genommen wird. Da überschätzt der gute Professor wohl die Bedeutung seines Fachgebietes.
Wohl auch hier überschätzt er sie - und,beabsichtigt oder nicht, nähert er sich völkisch-nationalistischen Vorstellungen an:
Für die Zukunft hält Udolph denn auch eine Rückbesinnung auf germanische Namen für möglich: "Genealogie ist nach Sex das zweithäufigste Suchwort im Internet. Mit steigendem Interesse an der Herkunft wächst auch das Bewusstsein für die eigene Geschichte. Wer etwa um die Bedeutung seines Familiennamens weiß, wird sich eher fragen, ob man diesen mit asiatischen, arabischen und afrikanischen Vornamen mischen sollte.
Wenn ich so etwas lesen, geht mir unwillkürlich: "Deutsche! Gebt Euren Kindern deutsche Namen!" durch den Kopf. Es kommt noch dicker:
Auch der Wunsch, den Kindern mit dem Namen eine Botschaft mitzugeben, spricht nach Ansicht des Leipziger Wissenschaftlers eher gegen ausländische und selbst biblische Idiome. Denn während deren Bedeutungsgehalt vor allem um Gott kreise, bezögen sich germanische Namen auf Allgemeineres wie Mut, Kraft, Durchsetzungsvermögen, Kampf, Freundschaft, Schutz, Weisheit, Ehre, Herrschaft und Heimat.
Ich halte grundsätzlich nicht viel davon, Kindern per Namen eine "Botschaft" auf den Lebensweg zu geben. Abgesehen davon, dass auch nicht-germanische Namen sich oft auf Mut, Kraft, Durchsetzungsvermögen, Kampf, Freundschaft, Schutz, Weisheit, Ehre, Herrschaft und Heimat beziehen. Und wo populäre biblische Namen wie David (Geliebter, Liebling), Jakob (Nachgeborener), Sarah (Fürstin) oder Eva (die Leben schenkende) um "Gott" kreisen, müßte mir der gute Professor erst einmal erklären.
Schließlich kombiniert er seine beiden fixen Ideen:
Udolph (...) hält es für möglich, dass man in einigen Jahren germanische Vornamen den verschiedenen Stämmen wie Sueben (Schwaben), Chatten (Hessen), Hermunduren (Thüringer) zuordnen kann. "Und da sich viele Familiennamen auf eine Region zurückführen lassen, könnten Eltern dann auch den passenden Vornamen wählen. Denkbar, dass soviel Geschichtsverständnis auf Personalleiter mehr Eindruck macht als krude Phantasienamen."
Übrigens: Udolphs Kinder heißen Susanne, Martin, Anja und Katja.

Montag, 12. Februar 2007

Happy Birthday, Charles Darwin!

Es gibt nur wenige Wissenschaftler, die die Welt grundlegend veränderten. Charles Darwin gehört dazu.
hpd-online: Charles Darwin

Obwohl das "runde" Jubiläum erst in zwei Jahren stattfinden wird - Charles Darwin wurde am 12. Februar 1809 in Shrewsbury, im westlichen Mittelengland, geboren - ist das Anlass zu einigen Gedanken.

Der "Darwin Day" ist in den USA ein beliebter Anlass, um mit Humor, Pop und guten Argumenten gegen Wissenschaftsfeindlichkeit zu streiten, die dort vor allem von einflußreichen christlichen Fundamentalisten verbreitet wird. Der Streit um den Kreationismus - das Wörtlichnehmen des biblischen Schöpfungsmythos - und um seinen pseudowissenschaftlichen Ableger "Intelligent Design" ist nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Wobei es ja kein Problem wäre, wenn die Kreationisten nur an die biblische Mythologie glauben würden - das Problem liegt darin, dass sie empirisch erhärtete Tatsachen, die im Widerspruch zu ihrer Interpretation des Mythos stehen (wohlgemerkt: nicht dem Mythos an sich) unterdrücken wollen.
In Deutschland ist das bisher zum Glück noch kein großes Problem. Obwohl Wissenschaftsfeindlichkeit des Typs "es kann nicht sein, weil es nicht sein darf, und wenn die bösen Wissenschaftler darauf hinweisen, dass es doch so ist, dann muß man ihnen den Mund verbieten" auch hierzulande sehr weit verbreitet ist.

Wenn sich der "Darwin Tag", so wichtig er auch bei uns wäre, in Deutschland bisher nicht durchgesetzt hat, so ist dies der deutschen Auffassung von Seriösität geschuldet. Im Gegensatz zur englischsprachigen Welt gilt, von zu wenigen Ausnahmen abgesehen: Wer ernsthaft Wissenschaft betreibt, der duldet keinen Spaß. Fröhliche Wissenschaft? Nein, bitte nicht - man könnte ja vielleicht nicht ernst genommen werden. (In Deutschland nimmt man bekanntlich sogar das Vergnügen ernst. Zur Zeit gerade wieder in den Karnevalshochburgen zu bestaunen.)

Prof. Ulrich Kutschera, Inhaber des Lehrstuhls für Pflanzenphysiologie und Evolutionsbiologie an der Universität Kassel, sieht zusätzlich tiefer liegende Gründe für die deutsche "Zurückhaltung":

In deutscher Sicht sei der "Darwinismus" zu sehr mit dem Nationalsozialismus verbunden - obwohl es keine einzige Erwähnung Darwins in den Schriften von Hitler und anderer NS-Größen gibt, da sie die Evolutionsbiologie einfach ignoriert hätten. Auch der Begriff des "Sozialdarwinismus" - als rassische "Auslese" - sei weder von Darwin geprägt, noch ließe er sich aus der Evolutionsbiologie ableiten. Gegen eine falsche Vereinahmung und Zitierung könne sich keine Wissenschaft schützen.

Zudem sei der Lehrinhalt der Evolutionsbiologie an den deutschen Universitäten immer noch unterrepräsentiert. Von den rund 50 Universitäten, an denen Biologielehrer und Biologen ausgebildet werden, hätten nur etwa fünf Universitäten explizit Evolutionsbiologie als Teilgebiet der Biologie und prüfungsrelevante Kenntnisse. So meint Prof. Kutschera: "Es ist manchmal haarsträubend, wie selbst gestandene ausgebildete Biologen falsche Vorstellungen von der Evolutionstheorie vertreten."

Darwins Lebenswerk wird oft auf seine revolutionäre Evolutionstheorie reduziert - womit man einem der vielseitigsten und produktivsten Naturforscher des 19. Jahrhunderts nicht gerecht wird. Der Universalgelehrte entdeckte z. B. auch die Umweltdynamik der Korallenriffe, die heute massiv gefährdet sind - Berliner Morgenpost: Klimawandel: Was wir von Darwin lernen können.

Auch in der "Berliner Morgenpost" gibt es seit einiger Zeit die erfreulich amüsante und leicht verständliche Kolumne Fragen an die Evolution.
Zwei Artikel möchte ich "wissenschaftlich" daherkommenden Rassenquasslern besonders ans Herz legen:
Was ist dran an dem Gerücht, dass die Blonden aussterben? und
Wie wir die Sonne mit unserer Hautfarbe austricksen.

Freitag, 9. Februar 2007

"... und so was will ein Nazi sein?!?"

Frage: Darf man über Nazis lachen?
Anwort: Man muss!

Der "Rassen-Rieger" mal wieder ... Als ich das heute las: netzeitung: Zündel-Anwalt leugnet Holocaust, da konnte ich mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen - dumm gelaufen, Jürgi, ganz dumm:
Im Prozess um Ernst Zündel kam es zu einem neuen Eklat. Das Landgericht Mannheim bezichtigt nun auch Verteidiger Jürgen Rieger der «Auschwitz-Lüge». In seinem Plädoyer habe Rieger selbst den Massenmord an den Juden in der NS-Zeit ausdrücklich bestritten. Damit habe sich der rechtsextreme Anwalt «durch volksverhetzende Äußerungen in Form der Auschwitz-Lüge strafbar gemacht», sagte der Vorsitzende Richter.
Da böte es sich glatt an, einen zweiten Teil dieser Extra-3-Satire zu produzieren, die die peinliche Figur Rieger teffend karrikiert: Hitler unzufrieden mit Rieger.

Man kann lang und breit darüber spekulieren, wieso Rieger etwas macht, was jeder Nazi-Schläger tunlichst vermeidet. Er ist ja an sich ein gerissener Anwalt, der durchaus in der Lage ist, sich so auszudrücken, dass zwar jeder weiß, was er meint, die Äußerung aber strafrechtlich nicht zu fassen ist.

Ich vermute, Rieger, der ja einen "Artglauben" praktiziert, den er zu meinem Mißvergnügen für "germanischen Heidentum", bzw. "alte Sitte" bzw. "Asatru" hält, hat der "Fluch des Ober-Goden" erwischt. Oder des Sekten-Gurus oder Oberpopen oder was auch immer. Die oft zu beobachtende Erscheinung, dass Anführer einer totalitären Gemeinschaft früher oder später den Kontakt zu Wirklichkeit außerhalb ihres "Sektenumfeldes" verlieren.

Rieger ist ja gleich auf drei Feldern fanatischer "Sektierer": politisch als Neonazi sowieso, "wissenschaftlich" als Rassentheoretiker ebenfalls und sprituell - siehe oben! Irgendwann hält sich so ein Mensch für unfehlbar.

Das alles bedeutet natürlich nicht, dass Typen wie Rieger harmlos wären. Im Gegenteil. Mit ihrem Fanatismus und ihrer Realitätsblindheit können sie schrecklichen Schaden anrichten. Es wäre gefährlich, seine Gerissenheit und die Loyalität seiner Anhänger und Unterstützer, seine "Hausmacht", zu unterschätzen.

Aber in irgend einer Weise Respekt vor so einem kleinen Arschpiraten mit Sockenschuß zu haben ist genau so gefährlich. Den Mann womöglich noch als Politiker ernst zu nehmen. Oder gar zu dämonisieren.

Nachtrag:
... und das mit dem Rudolf-Heß-Zentrum wird er auch nicht hinkriegen!

Montag, 29. Januar 2007

Kafka und die Fahrschule

Manchmal erinnert die deutsche Realität an eine Erzählung von Franz Kafka. Wie in einem Albtraum bewegt sich der Bürger im bizarren Paralleluniversum staatlicher und privatwirtschaftlicher Bürokratie, anonymen Mächten ausgeliefert, durch ein Labyrinth undurchsichtiger Verhältnisse.

Besonders verstörend sind die gar nicht einmal so seltenen Fälle, in denen der Bittsteller Kunde sich widersprechenden Vorschriften ausgesetzt ist. Ein groteskes, aber wenigstens nicht alptraumhaftes Beispiel: Eine Bekannte möchte sich mit einer Fahrschule selbstständig machen. Das Dumme ist nur - nach der "Durchführungsverordnung zum Fahrlehrergesetz" braucht man für eine Fahrschulerlaubnis ein Schulungsfahrzeug. Um aber ein Schulungsfahrzeug mit Fahrschulnachlaß kaufen zu können, braucht man eine Fahrschulerlaubnis.
Als angehender selbständiger Fahrlehrer bleibt einem also nur, zusehen, dass man ein erschwingliches Schulungsfahrzeug auch ohne Fahrschulnachlaß erwerben kann. (Faktisch eine Benachteiligung von "Neulingen" gegenüber "bereits Etablierten", die ein fabrikneues Auto mit Nachlaß kaufen können.) Oder - man greift beim Amt zu einem Trick: man kann einen Nutzungsvertrag mit einem Kollegen machen, in dem steht, dass man dessen Auto mitbenutzen kann. Dass ist natürlich Quatsch, was auch beim Verkehrsamt bekannt ist, aber so kommt man zu einer Fahrschulerlaubnis.

Vergleichbare Regelungen, die sich nur mit Tricksereien und dem Wohlwollen der Behörden aushelbeln lassen, lernt ein angehender Kleingewerbetreibender zu haufe kennen. Manchmal läßt es sie sogar erkennen, wer einem die Steine aus welchen Grunde in den Weg legt. Zum Beispiel hat es die Handwerkskammer gar nicht gern, wenn man als selbständiger etwas Rolläden baut und montiert - es gibt zwar keinen Beruf "Rollädenbauer" (oder "Garagentorbauer" oder "Jalousienbauer"), aber dennoch fragt die Handwerkskammer nach einem Meisterbrief (in einem einer einigermaßen passenden Handwerksberuf). Es gibt auch in diesem Bereich natürlich Tricks und Kniffe, wie man trotzdem an den ersehnten Gewerbeschein kommt - aber nur dank wohlwollender Behördenwillkür.

Richtig alptraumhaft kann so etwas werden, wenn man sich z. B. als Langzeitarbeitsloser selbstständig machen will. Oder auch, wenn man als ALG II Empfanger auf die Idee kommt, tatsächlich die so gern eingeforderte Eigeninitiative ergreifen zu wollen. Ohne das Wohlwollen des "Fallmanagers" (oder wie der Sachbearbeiter sonst heute heißt) ist da nichts zu wollen. Wenn er will, kann er genau so gut den Kunden wegen irgendwelcher nicht beachteten Detailvorschriften schikanieren. (Zum Glück scheine ich in dieser Hinsicht Glück zu haben. War nicht immer so ... )

Und so was findet sich nicht nur bei Behörden. Auch z. B. Personalabteilungen stellen gerne Anforderungen an neue Mitarbeiter, die sich eigentlich nicht erfüllen lassen. (Der berühmte Witz mit dem Unternehmen, dass einen höchstens 30-jährigen Mitarbeiter mit abgeschlossenem Studium und mindestens 15- jähriger Berufserfahrung sucht, ist gar nicht so weit von der Realität entfernt.) Der Sinn der Übung: erst mal die Anzahl der Bewerbungen überschaubar halten - und dann die, dem erfolgreichen Bewerber das Gefühl geben, er sei nur dank besonderer Rücksichtnahme "ausnahmsweise" eingestellt worden.

Was schon Kafka erkannte: undurchschaubare und widersprüchliche Vorschriften sind dazu da, den Einzelnen vom guten Willen der "Entscheider" abhängig zu machen. Machtinstrumente. Die, wenn es der "Entscheider" für richtig hält, auch zur völlig legalen Schikane eingesetzt werden können.

Und noch ein Aspekt fällt auf: viele dieser Vorschriften reduzieren den Wettbewerb, schützen die, die schon "drin" sind, vor der Konkurrenz durch die Neuen.

Mittwoch, 24. Januar 2007

Illuminismus (Teil 3): die aufgeklärte Romantik

Nach langer Pause ist es an der Zeit, die kleine Reihe über den "Illuminismus" zuende zu bringen.
Der Grund für die lange Pause: ich hatte mich gründlich im Gestrüpp der Philosophiegeschichte verlaufen ...


Mit der Französischen Revolution endete gemäß den meisten Geschichtsbüchern "das Zeitalter der Aufklärung". Was selbstverständlich nicht des "Ende der Aufklärung" oder der aufgeklärten Philosophie bedeutete. Mit der Revolution endete aber tatsächlich der "Esoterik-Boom" der letzten Jahre des "Ancien Regime" - und das Ende des "organisierten" Illuminismus.
Die "illuminierte", "ganzheitliche" geistige Strömung wirkte allerdings weiter - in der nicht ganz zurecht "deutscher Idealismus" genannte philosophischen Richtung und als Teil der Romantik.

Burgruine Waldeck
Burgruine Waldeck Foto: Martin Marheinecke
Einige Zweige der Romantik waren eine Gegenbewegung zur Aufklärung, andere setzten die aufklärische Tradition fort. Besonders gut läßt sich das beim Umgang der Romantiker mit dem "Erbe der Geschichte" zeigen.
In der Romantik verband sich das rational-aufgeklärte Interesse am Geschichte mit der irrationalen Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit und einer gefühlsbetonten, eher nach der Wiedergaben von Stimmungen als äußerer Perfektion strebenden Ästhetik. In nicht-romantischer Sicht ist eine Burgruine ein häßlicher Trümmerhaufen. In der sentimentalen, anti-aufklärerischen Sicht , die einigen Romantikern zueigen ist, wird die Ruine zur Projektionsfläche für Wunschvorstellungen, oft ohne Rücksicht auf historische Fakten: viele "historische" Romane und die meisten "Historiengemälde" der "romantischen Schule" würde man heute ohne Zögern als "Fantasy" bezeichnen. (Wobei die Romantik außerdem die "klassische" Blütezeit der phantastischen Literatur war - die scheinbar unterschiedliche literarischen Genres Kriminalroman, Horror, Fantasy und Science Fiction entsprangen alle der englischen "Gothic Novel", die wiederum auf der deutschen "Schauerromantik" bzw. "schwarzen Romantik" beruhte.)
Etwas vereinfacht kann man sagen: die Neigung, alles "alte Gerümpel" abzureissen, entsprach dem in der Industriellen Revolution entstandenen Fortschrittsglauben, die romantische Mode, historisierende "Traumschlösser" zu bauen und sogar künstliche "Ruinen" zu errichten, der sentimentalen Reaktion auf den nach-aufklärerischen Fortschrittsoptimismus, der Denkmalschutzgedanke entsprang einer "aufgeklärten Romantik".

Zur Philosophie: Immanuel Kant hatte in seiner “Kritik der reinen Vernunft” nachgewiesen, dass metaphysische Erkenntnisse allein durch Vernunft nicht möglich sind. Vernunftmäßiges Denken kann bestimmte Grenzen der Erkenntnis nicht überschreiten.

Das war der Anstoß für den Deutschen Idealismus (der strenggenommen nicht immer "deutsch" war, viele, aber nicht alle Philosophen dieser Richtung waren Deutsche). Er ging, allgemein gesagt, aus der Auseinandersetzung mit Kants Philosophie hervor. Als Hauptmerkmale gelten: die Deutschen Idealisten behaupten die Existenz geistiger Entitäten (Ideen) - (Idealismus), gehen von einer Außenwelt aus, die von den Vorstellungen denkender Subjekte abhängig ist (wobei sich sehr unterschiedliche Vorstellung entwickelten) und waren davon überzeugt, dass sich das menschliche Handeln aus Vernunftprinzipien begründen läßt. Die Philosophie des Deutschen Idealismus ist typischerweise unanschaulich und schwer zugänglich, zur "Schwierigkeit" trägt auch der betont "gelehrten" Stil bei (besonders schwer verständlich: Hegel.) Typisch ist auch die Neigung, umfassende philosophische Systeme zu entwerfen, als zentral gelten die philosophischen Systementwürfe Fichtes, Hegels und Schellings.

Der Deutsche Idealismus neigt, im Unterschied zum Illuminismus, nur wenig zur Mystik, geschweige denn Magie, sondern gibt sich betont rational (oder besser: rationalistisch, im Sinne einer Vernunft-Ideologie). Typisch ist Fichtes Gebrauch logischer Axinome. Hegel lehnte schließlich jede "Unmittelbarkeit" mystischer oder religiöser Art ab - womit sich vom "romantischen" Denken sehr weit entfernt. Eine Gemeinsamkeit mit dem Illuministen sind aber die spekulativen und all-umfassenden Welterklärungssysteme: alles hat seinen Grund, seinen Platz und seine Ordnung, und ist, wenn man klug genug ist, vernunftmäßig zu begreifen. Problematisch war, dass einige Deutsche Idealisten ausgesprochene "Staatsphilosophen" in doppelter Wortbedeutung waren: politische Philosophen und glühende Befürworter des (preußischen) Staates. Ob der Sonderweg, die "deutsche Nation" als "Kulturnation" zu definieren - was historisch ähnlich fatal war, wie die zur gleichen Zeit aufgekommene und damit verbundene Vorstellung eines "einigenden deutschen Blutes", also der "Abstammungsnationalismus" - ohne Fichte, Schellig usw. je beschritten worden wäre, ist fraglich. In "abgesunkener Form" degenierten diese Systeme zu (nationalromantischen) Ideologien, noch weiter abgesunken zu Verschwörungstheorien, mit den zu höheren bestimmten, aber an hinterhältigen "Feinden" scheiternden Deutschen in der permanenten Opferrolle. (Womit sich der Kreis zu den "Illuminaten"-Theorien schließt.)

Es war dann auch ein Kritiker der hegelschen Systemphilosophie, und ein ausgeprägt romantischer Geist, nämlich Arthur Schopenhauer, der wieder die Mystik in die Philosophie einführte.
Schopenhauer griff sogar ausdrücklich auf den Begriff des "Illuminismus" zurück; er verstand darunter jene Formen der Erkenntnis, die Bücher nicht mehr zu vermitteln können. Er befaßte sich als einer der ersten europäischen Philosophen eingehend mit dem Buddhismus, und sah, anders als die deutschen Idealisten, der Welt ein irrationales Prinzip zugrundeliegen. Gemäß Schopenhauer liegt der Wille nicht nur dem Handeln des Menschen zugrunde, sondern er umfasse die gesamte Wirklichkeit, das heißt die organische und die anorganische Natur. Er objektiviert sich in der Erscheinungswelt als Wille zum Leben und zur Fortpflanzung. Diese Lehre vom „Primat des Willens“ bildet die zentrale Idee der Schopenhauer'schen Philosophie.

Die moderne "Esoterik" ist meine Ansicht nach nicht ohne trivalisiertes Schopenhauer´sches Gedankengut zu begreifen, und zwar nicht nur weil er den Buddhismus bei europäischen Intellektuellen "modern" gemacht hatte. Schopenhauer knüpfte, wie die Illuministen des "Ancien Regime", auch an die Magier, Mystiker und Theosophen der Renaissancezeit an - und brachte sie damit ins Gespräch. Wenn es in okkulten Kreisen des späten 19. Jahrhunderts und heute bei modernen Hexen und Magiern heißt: "Wille bestimmt Realität", dann treten sie die die Fußstapfen Schopenhauers. (Wie auch Sigmund Freud, bekanntlich ein scharfer Kritiker des magischen Denkens.) Es darf aber auch nicht verschweigen werden, dass Schopenhauer ein geistiger Wegbereiter des "modernen" Antisemitismus war und dass sein pessimistisches Weltbild die grandiosen Weltuntergangs- und Endzeit-Phantasien, die "Vernichtungs-Romantik", des faschistischen und faschistioden Denkens bis heute indirekt befeuerte.

Teil 2: Gelehrte zwischen den Welten
Teil 1: Die Illuminaten-Panik
Exkurs: Wer hat Angst vor den Illuminaten?

Sonntag, 21. Januar 2007

Kreativ?

Bezeichnenderweise benutzt das Adjektiv "kreativ" niemand, der über van Gogh oder Dürer schreibt.
Diese Behauptung fand ich in einer Leseprobe aus "Schöner Denken", einem satirischen Lexikon über die Phrasen und Floskeln mit denen Politiker und Medienleute die Welt erklären.
Wenn ich mich aufmerksam umhöre, dann kann ich ihr nicht widersprechen.

"Kreativ" ist seit mindestens 30 Jahren eine ständig eingeforderte Qualität, vor allem in Stellenanzeigen. Was darauf schließen läßt, dass Kreativität ein gesuchtes, wahrscheinlich sogar ein knappes "Gut" ist.
Dem steht eine häufig zu beobachtende tiefe Verachtung für "kreative Spinner" gegenüber. Die stören mit ihren verrückten Ideen nur den geregelten Arbeitsablauf. Ihnen wird sogar in "kreativen" Branchen wie z. B. dem Fernsehen bestenfalls "Narrenfreiheit" eingeräumt.

"Kreativ" bedeutet an sich nichts weniger als "schöpferisch". Die Fähigkeit, Neues zu schaffen. Im alltäglichen Sprachgebrauch ist von dieser anspruchsvollen Bedeutung wenig zu merken. Allzu oft ist nämlich Kreativität ein
Synonym für Ideenlosigkeit. Kreativ ist Collagen-Schnipseln im Manager-Workshop, Töpfern in der Toskana und Fingerfarben-Kunst in der Krabbelgruppe. Hauptsache, alle stehen im Kreis und loben das kreativen Potenzial des Erzeugers.
("Schöner Denken")

Woher kommt diese Kluft zwischen herem Anspruch und schnöder Wirklichkeit? Einmal sicherlich aus der inflationären Verwendung des Begriffs. Es gibt meiner Ansicht nach aber auch tiefere Ursachen.
Es fängt schon damit an, dass es zwei Arten von schöpferischem Denken gibt: die operationale und die expressive Kreativität.

Die expressive Kreativität
Man findet sie zum Beispiel in der Kunst. Wer expressiv kreativ ist, bringt originärer Ideen, Visionen und Werke hervor. Expressive Kreativität ist das Rüstzeug von Malern und Bildhauern, Schriftstellern und Komponisten. Das Dumme ist nur: Diese Art von Schöpfungskraft ist nicht zu erlernen, jedenfalls nicht durch Lernen im Sinne einer Ausbildung. Sie kann, was das Berufsleben angeht, allenfalls entdeckt, gefördert und selbstverständlich leider auch unterdrückt werden.
Die Verachtung für "kreative Spinner" kommt daher, dass expressiv kreative Menschen dazu neigen, ausgesprochen eigenwillig zu sein. Hingegen erfordert das moderne Arbeitsleben eher den unversell einsetzbaren, disziplinierten, plichtbewußten, nirgendwo aneckenden und gegebenenfalls austauschbaren Mitarbeiter. Hinzu kommt das klassische Dilemma der "kreativen" Branchen: die originellen Einfälle werden nach Auftragslage benötigt, wohingegen expressiv kreatives Schaffen praktisch nie auf Kommando abrufbar ist. Das kann aber z. B. eine Werbeagentur oder ein Designer niemals zugeben, eher werden im Grunde einfallslose oder auf Krampf "originelle" Ergebnisse schöngeredet. So wie im "Kreativitäts-Workshop" oder in der Töpfergruppe.

Die operationale Kreativität
Das ist die Fähigkeit, Wissen zur Lösung von Aufgaben einzusetzen, Fakten intelligent zu verknüpfen und Intuition mit Logik zu kombinieren. Die Fähigkeit, unvorhergesehene Probleme zu bewältigen: "Da lassen Sie sich mal was einfallen!". Entprechend gefragt ist diese stark von der Ausbildung abhängige Fähigkeit im Berufsleben, und entsprechend hoch ist die gesellschaftliche Wertschätzung.

Nur in sehr wenige Berufen ist expressive Kreativität gefragt. Operationelle Kreativität wird dagegen in sehr vielen Berufen verlangt. (Allerdings darf nicht verschwiegen werden, dass in den allermeisten beruflichen Positionen überhaupt keine Kreativität gefordert wird. Arbeiten heißt fast immer, Anweisungen und Vorgaben möglichst exakt einzuhalten.)

Aber auch die operationale Kreativität ist oft nur ein Euphememismus für Einfallslosigkeit. Inflationsbedingt, weil oft versucht wird, planlose Improvisation als "kreativen Problemlösungsansatz" zu verkaufen. Und strukturbedingt, weil operative Kreativität letzten Endes eine konservative Fähigkeit, die Fähigkeit zur Reparatur des Bestehenden, ist.

Oft werden diese beiden Arten der Kreativität verwechselt, wenn z. B. in einer Stellenanzeige "operationelle Kreativität" gefragt ist, aber der Eindruck entsteht, hier würde ein expressiv kreativer "Künstlertyp" gesucht.

Übrigens setzt expressive Kreativtät operationelle Kreativität im erheblichen Maße vorraus. Das steckt hinter dem bekannten Ausspruch, eine originelle Schöpfung (Erfindung, Musikstück, Roman, was auch immer) sei ein Prozent Inspiration und 99 Prozent Transpiration.

Die Frage, weshalb niemand die Kreativität eines anerkannten Künstlers lobt, ist leicht zu beantworten: (expressive) Kreativität ist Grundvoraussetzung für jede Kunst, die diesen Namen verdient, so wie die Pinselführung beim Maler oder die Kenntnis der Grammatik für einen Schriftsteller. In Grunde ist es fast eine Beleidigung, einen Künstler "kreativ" zu nennen. Sogar einen Amateur.
Selbst wenn "Oh, alles selbst gemalt? Du bist aber kreativ!" kein Euphemismus für "Du eitler Kerl hängst überall deine stümperhaften Gemälde auf!" sein sollte.

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geheimauftrag MARIA STUART...
Krisenfall Meuterei Der dritte Roman der Reihe "Geheimauftrag...
MMarheinecke - 9. Apr, 19:42
Urlaubs-... Bräune
Das "Coppertone Girl", Symbol der Sonnenkosmetik-Marke...
MMarheinecke - 1. Aug, 08:34
Geheimauftrag MARIA STUART...
Ahoi, gerade frisch mit dem Postschiff eingetoffen. Der...
MMarheinecke - 26. Mär, 06:48
Kleine Korrektur. Man...
Kleine Korrektur. Man kann/sollte versuchen die Brille...
creezy - 11. Nov, 11:29
strukturell antisemitisch
Inhaltlich stimme ich Deinem Text zwar zu, aber den...
dummerle - 5. Jun, 11:12

Suche

 

Status

Online seit 7170 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Credits


doof-aber-gut
Gedankenfutter
Geschichte
Geschichte der Technik
Hartz IV
Kulturelles
Medien, Lobby & PR
Medizin
Persönliches
Politisches
Religion, Magie, Mythen
Überwachungsgesellschaft
Umwelt
Wirtschaft
Wissenschaft & Technik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren