Samstag, 19. Mai 2007

Ludwig Roselius und seine "nordisch-völkische" Ideologie

Auch ich möchte nach besten Kräften die Erkenntnis fördern, dass die germanische Kunst der der anderen Völker nicht nur nicht nachsteht, sondern dass sie selbst schöpferisch war und in fremden Ländern wiederum Kunsterzeugnisse angeregt hat, die die Nachwelt irrtümlicherweise als selbstständige Schöpfungen der betroffenen Länder wertete. "Ex oriente lux!" heißt es immer. "Ex occidente lux", muss es heißen."
Ludwig Roselius, in einem Rundfunkinterview, 1932

Nach längerer Pause: die angekündigte Ergänzung zu "Ariosophische Bauten" zwischen Schonkaffee und Atlantis.

Der Bremer "Kaffeebaron" Ludwig Roselius hing einer nordisch-völkischen Ideologie an, die einerseits viele Überschneidungen zur NS-Ideologie aufwies, aber auch einige markante Abweichungen. Chrakteristisch war seine Rückbesinnung auf die niederdeutsche Kultur, die Sprache ebenso wie Kunst und Kunsthandwerk - wobei er interessanterweise und für "Völkische" eher untypisch, Anhänger des Freihandels und Amerikafreund war. Dreh- und Angelpunkt seiner Aktivitäten als Bauherr der Bötcherstraße, als Kunstsammler und als Mäzen war die fixe Idee einer "Urkultur" im Norden und der "Germanen" als "Kulturschaffer" und "Kulturverbreiter" - und dass das legendäre Atlantis Zentrum und Urheimat dieser nordischen Super-Zivilisation war.

"Ur-Kulturheimat" Niedersachsen
Roselius stand, trotz seine politisch konservativen und ökonomisch liberalen Einstellung, der Lebensreform-Bewegung nahe. Sein entkoffeinierter "Kaffee Hag" wurde als Reformkaffee vermarktet, sein erster Fabrikbau, entworfen vom Reformarchitekten Hugo Wagner, funktional und "lichtdurchflutet", setzte Maßstäbe für die moderne Industriearchitektur. Daher verwundert es nicht, dass der schon früh an niederdeutscher Volkskultur und "germanischer" Frühgeschichte Interessierte mit völkisch-esoterischen, theosophisch beeinflußten Lebensreformern in Kontakt kam und deren Gedankenwelt übernahm. Roselius scheinbar in sich widersprüchliche Weltanschauung vereinigte Schonkaffee, Lebensreform, Heimatkunst, Werkbundgedanken und Internationalismus mit völkisch-rassistischem Überlegenheitswahn.
So sehr die völkisch-germanischen Kreise auch von der arischen Urkultur aus dem Norden überzeugt waren, sie hatten ein Problem: gegenüber den imponierenden Hinterlassenschaffen der "orientalischen" Hochkulturen wirkten Hünengräber und die spärlichen Überreste frühgeschichtlicher Bauern kärglich. Der Augenschein sprach für die von ihnen so verachtete "Barbarentheorie", nach der erst die Römer die Zivilisation nördlich der Alpen verbreitetet hätten. Deshalb stürzte sich Roselius mit Begeisterung auf die Hinterlassenschaften der Nordischen Bronzezeit. Die Hinterlassenschaften dieser Kultur standen den zeitgleich entstandenen Artefakten der Hochkulturen des östlichen Mittelmeers und des Nahen Ostens in keiner Weise nach. Zu Roselius großer Freude reichten Ausläufer dieser süd-skandinavischen Kultur bis in seine engere norddeutsche Heimat. Beinahe selbstverständlich hielt er wie andere völkische Germanenschwärmer die allenfalls protogermanische Nordische Bronzezeit für "germanisch", wie er auch nicht zögerte, auch die Megalithkultur zu "germanisieren". Das von ihm gegründete "Väterkundemuseum" verband eine wertvolle Sammlung früh- und vorgeschichtlicher Funde mit einer wissenschaftlich wertlosen Geschichtsideologie.
Auch wenn die "Barbarentheorie" faktisch widerlegt war, reichte es ihm wie anderen Germanenschwärmern nicht aus, dass es im Norden "Kulturträger" gab - es mußten schon "Kulturschöpfer" und "Kulturbringer" sein, es mußten die Hochkulturen des Mittelmeeraums, Mesopotamiens, Ägyptens, Persiens, Indiens "nordischen" Ursprungs sein. Deshalb reichten ihnen nordeuropäische Hochkulturen, die wunderschöne Kunstwerke und Gebrauchsgegenstände schufen, aber weder riesige Städte noch mächtige Reiche ereichteten, ebensowenig wie ein in mystischer Urzeit liegendes hyperboreisches Traumreich aus. Was sie wollten, war eine nordisch-germanische Hochkultur, gegen die das pharaonische Ägypten wie ein blasser Abklatsch gewirkt hätte. Das versunkene Atlantis bot sich dafür an.

Atlantis in der Nordsee
Die Idee von Atlantis als "Urheimat der Arier" und "Urheimat der Kultur" geht, wie so vieles andere in der "rechten" Esoterik, auf die Theosophie Helena Blavatskys zurück. Die Vorstellung, dieses Arier-Atlantis hätte im Norden Europas gelegen und wäre mit Thule oder dem aus der griechischen Mythologie bekannten Land der Hyperboreer identisch, stammte aus dem Umfeld der aus der Theosophie abgeleiteten Ariosophie. Ein fanatischer Anhänger dieser Idee war der zeitweilige "NS-Chefideologe" Alfred Rosenberg ("Der Mythus des 20. Jahrhunderts") - der in erbitterter Rivalität mit dem wichtigsten völkischen "Atlantis-Forscher" Herman Wirth stand. Wirths esoterische These einer matriarchalischen Ur-Kultur im Norden Europas fand bei den meisten Nazis wenig Anklang, mit der bezeichnenden Ausnahme des "Reichsführer SS" Heinrich Himmler. Wirth war es auch, der Atlantis mit Helgoland identifizierte. Er stand ab den 1920er Jahren in Kontakt zu Ludwig Roselius, den er für seine Thesen begeisterte. Wirth war Mitbegründer der Stiftung Ahnenerbe der SS. Die Helgoland-Atlantis-"Theorie" wurde seinerzeit in esoterischen Kreisen sehr populär, Norbert Willys Buch "Hilligenlei - Trümmer eines versunkenen Reiches" wurde viel gelesen, und Heinrich Pudor, Ariosoph und Menschenzuchtphantasien anhängender Lebensreformer, deklarierte 1931 in "Völker aus Gottes Athem" sein "Atlantis-Helgoland" zum "arisch-germanischen Rassenhochzucht- und Kolonisationsland". Heinrich Himmler ordnete ab 1936 mehrere Tauchexpeditionen des "Arnenerbes" an, die bei Helgoland nach Überresten des versunkenen Atlantis suchten. Jürgen Spanuth griff die Atlantis-Helgoland-Idee in der Nachkriegszeit wieder auf, allerdings in abgemilderter, "entschärfter" Form. Spanuth war der Ansicht, dass die Atlanter mit den Protogermanen der nordischen Bronzezeit gleichzusetzen seien. In rechtsextremen Kreisen und unter Neonazis ist das "nordische Atlantis" noch heute populär.
Roselius war ein eifriger und finanzkräftigsten Förderer der völkischen Atlantis-Schwärmer und setzte dieser fixen Idee mit dem "Haus Atlantis" ein beeindruckendes Bau-Denkmal.

Roselius - ein völkischer Transatlantiker
Im Unterschied zu anderen völkischen Germanenschwärmen und den meisten Vordenkern der Nazis war Roselius kein strammer Antiwestler.
Als Kaffeeimporteur hatte er andere Länder und Kulturen kennen und manchmal auch lieben gelernt. Sein besonderes Interesse galt Nordamerika. Er war genauso fasziniert wie abgestoßen von der unkomplizierten amerikanischen Mentalität. Er besuchte Henry Ford und Frederick W. Taylor, arbeitete eng mit dem damals noch lebensreformerisch orientierten Lebensmittelkonzern Kellogg's zusammen, der den US-Vertrieb von Kaffee Hag übernahm, und lernte von deren jeweiliger Unternehmensphilosophie. Schon bald errichtete er ein Kaffee-Hag-Zweigwerk in den Vereinigten Staaten.
Seine heute bizarr anmutende bremen-zentrische Weltanschung wurde durch die damaligen Verkehrsverhältnisse untermauert. Bremerhaven war in der damaligen Zeit, der großen Zeit der großen Transantlantikliner, die wichtigsten Umsteigestation zwischen den Weltstädten Berlin und New York. Einige der größten und schnellsten dieser Schiffe waren in Bremen beheimatet und auf bremischen Werften erbaut worden. Vor dem Aufstieg Rotterdams zum "Europort" lief der größte Teil des Überseehandels Kontinentaleuropas über Hamburg, Bremerhaven und Bremen. Ludwig Roselius sah sich in Bremen sozusagen im verkehrstechnischen Zentrum der Welt. Das verband sich nahtlos mit seiner festen Überzeugung, dass der Nordwesten Deutschlands ein uraltes kulturelles "Ausstrahlungszentrum" war, als Erbe des "germanischen Atlantis". Hier, in der Heimat der Angelsachsen, vermutete er die geistigen Wurzeln Englands und der USA.

Anders als die meisten Vordenker und Nachbeter der Nazi, anders auch als die meisten Vertreter der "Konservativen Revolution" und ihren "neurechten" Nachfolger träumte Roselius nicht von einem kontinentaleuropäischen, von Deutschland beherrschten Großraum oder gar von zu eroberndem Lebensraum im Osten. Sein Traum war ein "pangermanisches", von allen "germanischen Völkern" (zu denen er auch England und die "germanisch beherrschten" USA rechnete) gebildetes, weltumspannendes Reich. (Hitler bekam es dann fertig, sich beide eigentlich außschließende größenwahnsinnige Machtträume gleichzeitig zueigen zu machen und sie beide zu forcieren.)
Hitler lehte Roselius sicher nicht allein deswegen ab, da dieser sich lieber als Kunstmäzen und Bauherr betätigte, als, wie andere Industrielle, der NSDAP mit großzügigen Spenden unter die Arme zu greifen.(Hitler rechnete ihm einmal vor, dass er mit dem Geld, das Roselius in die Böttchergasse steckte, die Macht Jahre früher hätte erringen können.)

Trotzdem sollten man sich hüten, Roselius' Ideologie etwa als "bessere Alternative" oder auch nur als als "kleineres Übel" gegenüber dem Hitlerfaschismus zu sehen. Diese Weltanschauung war genau so totalitär, antisemitisch, rassistisch wie die der "typischen" Nazis. Ein "roselianisches" "Drittes Reich" wäre vielleicht weniger aggressiv gewesen, aber auch weniger realitätsfremd - und damit wahrscheinlich "erfolgreicher". Ein historischer Alptaum ganz eigener Art. Zum Glück hatte Roselius nicht den nötigen politischen Ehrgeiz, um seine Vorstellungen durchzusetzen.

Donnerstag, 17. Mai 2007

Saturn im Hintergrundlicht der Sonne

Saturn-Ringe
Gefunden auf Edge - Bild Anklicken für größere Ansicht.

Das Wissenschaftsportal Edge zeigt ein spektakuläres Foto von der Cassini-Mission zum Saturn: Der Saturn im Hintergrundlicht der Sonne, die Erde erscheint als winziger Punkt oben links zwischen den Ringen: Ausschnittsfoto.

Eines der schönsten und spektakulärsten Weltraumfotos, das je gemacht wurde. Ein Erfurcht gebietenden Fotos: die Erde, die Welt auf und von der wir Leben, ein winziger Punkt im grenzenlosen All. Gewußt: Schon immer. Begriffen?

Ich finde es erstaunlich, dass dieses erstaunliche Foto nicht auf sämtlichen Titelbildern zu sehen ist - und dass die Cassini-Mission trotz ihrer spektakulären Ergebnisse so wenig Beachtung findet. Oder auch nur bezeichnend.
Organische Moleküle auf dem Saturn-Mond Titan.

Titans luftige Bio-Fabrik

Dienstag, 15. Mai 2007

Offene Türen

Im Hitler-Blog der taz findet sich ein sehr Beitrag, der meinesgleichen sozusagen direkt anspricht: ... und wer f***t die Heiden?.
Schön wäre natürlich auch, wenn die antifaschistischen Vertreter des Heidentums - wieviele bzw. wenige das auch sein mögen - sich mal auf Demos gegen Nazis sehen lassen würden. Gerne mit diesem T-Shirt.
Damit rennt er offene Türen ein. Der Vorschlag ist gut, auch wenn Daniel Erk wohl nicht wußte, dass es durchaus Heiden gibt, die zu Anti-Nazi-Demos gehen. (Z. B. ich.)
Allerdings: nicht in diesem T-Shirt! Die Schrift auf dem Rücken ist zwar schwer in Ordnung, die Vorderseite hingegen ... ist eine Frage des Niveaus.
Außerdem würde ich das T-Shirt aber schon deshalb nicht anziehen, weil mich die Christenfressertöne, die gerade rechtsextreme Heiden und Pseudo-Heiden spucken, anwidern. Wenn es für Demokratie und Menschenrechte geht, steh ich lieber an der Seite eines demokratischen Christen, der mich als "finsterer Satanist" oder schlicht als "Spinner" beargwöhnt, als an der eines freundlichen, aber leider “völkisch” denkenden, gegenüber rechtsaußen weit offenen Heiden, der mir mit dem Spruch: “Wir Heiden müssen doch zusammenstehen” kommt.

Es gibt nur vergleichsweise wenige Neuheiden - wenn auch mit Sicherheit ein Vielfaches von den "1000 - 1500 in ganz Deutschland", die Dr. Pöhlmann von der Evangelischen Zentrale für Weltanschauungfragen öffentlich in den Raum gestellt hat. Allein die Zahl der aktiven Wicca (eine Hexenreligion) düfte in die zehntausende gehen.
Die Asatruar / "Odinisten" /germanischen Heiden sind eine Minderheit innerhalb dieser winzigen Minderheit. Innerhalb dieser Minderheit sind die allemeisten "unpolitisch", sehr viel weniger sind "völkisch" bzw. "ethnisch" orientiert - was eine gewisse Affinität zu "Neurechten" (Benoist, Thule-Seminar) und neo-nazistischen Vorstellung nach sich siehen kann. Unter dieser Minderheit einer Minderheit einer Minderheit gibt es leider (Loki sei's geklagt!) auch aktive Neo-Nazis, z. B. Jürgen "Arschpirat" Rieger, Multifunktionär der rechten Szene und NPD-Vorstandsmitglied. Die Nazitrus sind leider besonders lautstark - und erfüllen in idealer Weise Medien-Klischees.
Die meisten, die mit einem "Odin-statt-Jesus"-"T-Hemd" rumlaufen, sind allerdings keine Neu-Heiden. Die Übereinstimmung zwischen ihnen und den "Nazitru" liegt in der kackbraunen Ideologie, vor allem dem festen Glauben an göttliche Germanen (nicht etwa "germanische Götter") und einer intensiven Christenfeindlichkeit, die sich daraus speist, das Christentum, lslam und vor allem das Judentum eben "artfremde" und "nicht nach Europa gehörende" "Wüstenreligionen" seien.

Ja, und dann gibt es tatsächlich noch uns, die "antifaschistischen Vertreter des Heidentums". Wir zeigen uns sehr wohl öffentlich und machen unsere Ansichten öffentlich. (Übrigens: 12 der Blogs in meiner Blogroll werden von demokratisch / "antifaschistisch" gesonennen Neuheiden betrieben! Nicht alle davon sind Mitglieder der Nornirs Ætt oder Asatru.)

Wobei, wie Sven so treffend schrieb, zum öffentlich machen auch eine Öffentlichkeit (oder entsprechende Medien) gehören, die das Thema über einen kurzfristigen Boulevardaspekt hinaus interessiert und entsprechend “zuhört”, wenn “wir” was sagen.

Manchmal gibt die aber erfreulicherweise auch, z. B.:
ARTE Tribal - Paganisten .
ARTE Tracks Reportage über die Singvøgel und die Nornirs Ætt

Montag, 14. Mai 2007

Terrorangstalarm!!!

Schon seit 2002 gibt es in den USA den offiziellen Terror Alert Level. Jetzt gibt es eine entsprechende Angst-Skala endlich auch bei uns:
Schäuble Alert Level
Geklaut bei nanuk´s pirate blog

Einen guten neuen Artikel zum Thema Terrorismusangst, Kriminalisierung, Grundrechtsabbau, Überwachung, Schutzhaft Vorbeugehaft, Ausgrenzung, fehlende Chancengleichheit und vielem Anderen, was gerade ganz übel schief läuft, bei sven - sagichdoch: Anfangsverdacht.

Sonntag, 13. Mai 2007

Bewährtes Rezept zur Erschaffung einer Diktatur

Gefunden bei Jan Schejbal - er schrieb genau das, was auch mir im Kopf umgeht: Die Rechtsstaatsprüfung (Wenn ich nicht von Natur aus so liberal wäre, würde ich jetzt schreiben: "Lesebefehl!")

Dazu zunächst folgende bewährte 4-Schritt-Einleitung zur Erschaffung von Diktaturen:
  1. Schüren Sie Angst vor Terrorismus!
  2. Setzen Sie mit dieser Angst harte Maßnahmen gegen den Terror durch!
  3. Deklarieren Sie sämtliche politische Gegner als Terroristen!
  4. Wenden Sie die Anti-Terror-Maßnahmen aus 2. auf die "Terroristen” an.
Hat schon unzählige Male funktioniert.

Samstag, 12. Mai 2007

Hafengeburtstag in Hamburg: "He lücht!"

Hafen Hamburg
Tiefstehende Sonne über dem Hamburger Hafen - nicht am Hafengeburtstag aufgenommen!

"He lücht" - Das ist die inoffizielle hamburgische Berufsbezeichnung für die Hafenerklärer auf Hafenrundfahrtsbarkassen. Aus dem Plattdeutschen übersetzt heißt "He lücht!" - "Er lügt!" und das beschreibt genau das, was diese Hafenerklärer gern tun: den arglosen Hafenbesuchern eine Mischung aus Seemanngarn (von der Stärke einer Stahltrosse und der Länge des Äquators) und Bildzeitungstitelstory aufzubinden. Oder anders ausgedrückt: sie sind die lebenden Vorbilder Käpt'n Blaubärs.

Das färbt offensichtlich auch auf die Website des NDR über den 818. Hafengeburtstag ab. Es könnnte durchaus sein, dass der Hafengeburtstag "das größte Hafenfest" der Welt ist". Auszuschließen ist es immerhin nicht. Aber was hier im ersten Absatz steht: Wie alles entstand würde, auf einer Hafenbarkassen erzählt, den Ruf "He lücht!" nach sich ziehen.

Da heißt es:
Der Termin des Hafengeburtstages geht zurück auf Kaiser Friedrich Barbarossa. Dieser stellte den Hamburgern am 7. Mai 1189 einen Freibrief aus, der Schiffen auf der Elbe von der Stadt bis an die Nordsee Zollfreiheit gewährte. Dieser Freibrief gilt gemeinhin als die Geburtsstunde des Hamburger Hafens.
Wird gern geglaubt, ist aber falsch! Der "Freibrief des Kaisers Barbarossa" ist nämlich eine typische mittelalterliche Urkundenfälschung, was der Historiker Heinrich Reinke 1956 herausfand. Abgesehen davon hatte Hamburg von Anfang an, also schon von der sächsischen Siedlung aus dem 8. Jahrhundert an (die nebenbei bemerkt, schon lange vor der kurzlebigen Hammaburg bestand) einen Hafen gehabt. Also ist der Hafen mindestens 400 Jahre älter als 818. Immerhin: die selbstgemachte Zollfreiheit war einer der Faktoren, die Hamburgs Aufstieg zur Seehandelsmetropole begünstigten.
1977 befand der damalige Wirtschaftssenator Wilhelm Nölling, dass es an der Zeit sei, den Geburtstag des Hafens gemeinsam mit der Bevölkerung zu begehen.
Das ist nur die halbe Wahrheit: schon einmal, nämlich 1939, wurde die "Tradition des Hafengeburtstags" begründet - als typischer NS-Festtag, mit Aufmärschen und allem, was dazugehört. Erst 1977 war genügend Gras über diese eher peinliche Veranstaltung gewachsen, dass Nölling mit deutlichen Seitenblick auf den Tourismus den "Hafengeburtstag" anregte.

Obwohl ich ein ausgesprochener Seefahrts-Fan bin und mich gerne am Wasser aufhalte, halte ich mich vom Hafengeburtstag eher fern. Im Wesendlichen ist es ein überfüllter Rummelplatz am Hafenrand, Schiffsbesichtungen sind Geduldsproben, und das Rahmenprogramm ist jedes Jahr dasselbe. Eben was für Touristen oder Leute, die sowieso keinen Rummel auslassen.

Auf den Hafengeburtstag trifft sinngemäß das zu, was Harald Schmidt zur hochgejubelten, im Bau befindlichen Hafencity meint: "Der Hafen läuft auch ohne City".

Verfassungsfeinde an der Macht!

Es sieht leider so aus, als ob schon seit Jahren aktive Verfassungsfeinde die Bundes- und Landesregierungen unterwandert hätten. Hierzu in Udos Lawblog:Organisierte Kriminaliltät gegen die Verfassung

Martin Dolzer vom "Republikanischen Anwalts- und Anwältinnenverein" ist in einem "telepolis"-Interview der gleichen Ansicht: "Nicht die Schutzrechte der Menschen, sondern die staatlichen Abwehrrechte gegen die Bürger stehen im Vordergrund".

Das zeigt einige Dinge, die in der öffentlichen Debatte um den Abbau der Bürgerrechte gern übersehen werden:
  • Dr. Wolfgang "Seltsam" Schäuble ist nur ein besonders exponierter Vertreter einer paranoiden, die Bürger unter Generalverdacht stellenden, zutiefst autoritären "Sicherheitspolitik", aber solche Ansichten sind unter politischen Entscheidern und deren Beratern weit verbreitet - bis in die Oppostionsparteien hinein.
  • Ähnlich wie einst in der DDR haben die (vermeindlich) Mächtigen Angst vor dem eigenen Volk. Der politisch aktive Bürger wird zum Feindbild erklärt.
  • Die Angst vor Terroristen, Amokläufern, Randalierern usw. ist nur der "öffentlich vertretbare" Teil der Angst- und Schuldprojektionmechanismen - aber keineswegs "nur" Vorwand zum Türöffnen in Richtung Polizeistaat. Die Angst vor dem Wandel, die Angst vor dem Unverstandenen, die sich vor allem in der Angst vor "dem Internet" äußert, ist echt. Genau so echt wie die Angst vor "dem Fremden", die aus dem Konzept des "Kampf der Zivilisationen" spricht.
  • Die Entwicklung in Deutschland ist international gesehen kein Sonderfall. Interessanterweise scheinen sogar einst besonders liberale Demokratien wie Großbritannien, Dänemark, die Niederlande besonders anfällig für überwachungsstaatliche Tendenzen zu sein. Das zeigt sich auch in der Innenpolitik der USA.
  • Bisher gab es in Deutschland, bei allem Opportunismusund allen weit verbreiteten autoritären Einstellungen einen starken Abwehrreflex gegen diktatorische "Maßnahmen". Dieser Reflex ist erlahmt. Vermutlich ist Nazizeit zu lange her - und die DDR wird zu sehr verklärt und verniedlicht.
  • Hinzu kommt: die nackte Angst um die bürgerliche Existenz und die Angst vor scheinbar allgegenwärtigen Risiken, lähmt. Wer um das Existenzminimum kämpft oder auch "nur" in permanenter Sorge um den Arbeitsplatz lebt, dem fehlt die Energie zum Protest.
  • Viele, die an und für sich "Freunde der Freiheit" sein müßten, nämlich Liberale, neigen dazu, die "Marktwirtschaft" absolut zu setzen und über die individuellen Freiheitsrechte, die auf die Vertragsfreiheit reduziert wird.
  • Andere "Marktwirtschaftler" tuen nur so, als würden sie die Marktwirtschaft fördern. Faktisch streben sie eine oligopolistische Wirtschaftstruktur, abgesichtert durch autoritäre staatliche Strukturen, an.
  • Ebenso typisch wie für den Widerstand gegen den Polizeistaat verheerend sind die "Feindbildvereinheitlichungen": Auf der eher "sozialistischen" Seite werden in ihren politischen und ökonomischen Auffassungen sehr unterschiedliche Menschen und Interessengruppen pauschal in als "Neoliberale" (aus ihrem Mund ein Schimpfwort) eingeordent, für Anhänger des repressiven Staates sind alle Protestierer "Chaoten", "Radikalinskis", "Staatsfeinde" - wobei auch schon mal Nazis und autonome Linke in einen Sack geworfen werfen.
Trotz aller Panik vor der NPD: Schulterschlüsse und Übergänge zwischen "Linken" und "Nationalen" (deutschvölkischen) Positionen kommen vor; gemeinsame Feindbilder ("raffendes Kapitalital", US-Imperialismus) nebst (verdecktem) Antisemitismus und gemeinsame antiliberale Volksgemeinschafts-Ideen erweisen sich als tragfähige "Scharniere".
Auf der anderen Seite gibt es, in vermeindlich "demokratischen" konservativen Parteien, nicht wenig Politiker, die sich ohne Hemmungen Nazi-Gedankengut zueingen machen. Ein Beispiel vom NPD-Blog: Bayern: Rechts, Rechter - Regensburger CSU.

Angst macht Unfrei. Übrigens sind manche der geschürten Ängste beim näheren Hinsehen Resultat eines Bluffes. Der "Bundestrojaner" ist z. B. eine Mischung aus dem Wunschdenken ängstlich-überwachungsgeiler Politiker, Bluff- bzw. Panikmache und naiven Vorstellungen über die Fähigkeiten von Geheimdienstlern und Hackern. Die "Online-Durchsuchung" funktioniert nur, und zwar nur, als Einschüchterung. Es ist einfach zu einfach, geheime Daten vor noch so geschickten Hackern zu verbergen: Kryptographie, Steganographie oder ganz einfach nur externe Festplatten - was nicht "online" ist, kann auch nicht "online" durchsucht werden. Außerdem ist mehr als zweifelhaft, ob ein "Bundestrojaner" überhaupt funktionieren würde. Wenn eine Online-Überwachung überhaupt möglich ist, dann mittels individuellem Hackerangriff. (Wobei gerade der Chaos Computer Club nach meiner Ansicht dazu neigt, auf der "Gegenseite" jede Menge Elite-Hacker mit offensichtlich unendlich vielen Resourcen zu vermuten. Es gibt für meine Geschmack zu viele Verschwörungstheoretiker beim CCC.) Extremer Aufwand - z. B. Hackerangriff, technische Manipulation des heimischen PCs, Kryptanalyse mittels Supercomputern - kann, wie bei den "klassischen" Geheimdienstmethoden nur bei wenigen "Zielpersonen" getrieben werden. Deshalb auch die "Stasi"-ähnlichen Bemühungen, jeden auch nur potenziellen "abweichende" Verhalten zu kriminalisieren und zu unterbinden. Der breiten Masse wird suggeriert, sie habe A) wenn anstängig, nichts zu verbergen und B) alle Maßnahmen, doch etwas zu verbergen, seien sowieso vergeblich.)
Ich verweise der Einfachheit mal auf Burks.de: ONLINE-DURCHSUCHUNGEN, DIE 1001STE:
Der Koran, geile Titten und der Quelle-Katalog
.

Und auf den Deutschlandfunk, der der hat das getan, was deutsche Journalisten offensichtlich ungern machen: recherchiert. Brecheisen für den Bundestrojaner.

Freitag, 11. Mai 2007

"Summer of Love" (I) 40 years later

Erster Teil eine lockeren Artikelreihe zu einer kulturellen
Wendemarke, die zu Unrecht im Schatten der viel geschmähten "´68er Studentenrevolte" steht. Weil die meisten Gags die Übersetzung nicht überleben würden, im Original.

Getting old: What a difference 40 years makes...

1967: Long hair
2007: Longing for hair

1967: The perfect high
2007: The perfect high yield mutual fund

1967: Keg
2007: EKG

1967: Acid rock
2007: Acid reflux

1967: Moving to California because it's cool
2007: Moving to California because it's warm

1967: Growing pot
2007: Growing pot belly

1967: Seeds and stems
2007: Roughage

1967: Popping pills, smoking joints
2007: Popping joints

1967: Killer weed
2007: Weed killer

1967: Hoping for a BMW
2007: Hoping for a BM

1967: The Grateful Dead
2007: Dr. Kevorkian

1967: Going to a new, hip joint
2007: Receiving a new hip joint

1967: Rolling Stones
2007: Kidney Stones

1967: Being called into the principal's office
2007: Calling the principal's office

1967: Screw the system
2007: Upgrade the system

1967: Disco
2007: Costco

1967: Parents begging you to get your hair cut
2007: Children begging you to get their heads shaved

1967: Taking acid
2007: Taking antacid

1967: Passing the drivers' test
2007: Passing the vision test

1967: Whatever
2007: Depends

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