Medizin

Mittwoch, 31. Januar 2007

UV-Strahlung löst Rettungseinsatz des Immunsystems aus

Ein wichtiges weiteres Puzzelstück zum Verständnis des menschlichen Immunsystems (und damit der noch rätselhaften Autoimmunkrankheiten) fand eine Forscherteam der Stanford-Universität unter der Leitung der aus Island stammenden Immunologin Hekla Sigmundsdottir.
wissenschaft.de:Warum Sonne gut gegen Schuppenflechte und Co ist

Salopp gesagt, sorgt die Sonnenstrahlung selber dafür, dass durch UV-Strahlen angerichteten Schäden in der Haut wieder repariert und beseitigt werden. Sie “dirigiert” mit Hilfe der Vitamin D-Synthese in der Haut die Immunzellen, sogenannte T-Zellen, an die beschädigten Stellen und unterstützt dort deren Aufräumarbeiten.

Die Immunzellen der Haut, die so genannten dendritischen Zellen, wandeln Vitamin D3 in seine aktive Form um. Vitamin D3 wird von der Haut als Reaktion auf Sonnenlicht gebildet. Das aktivierte Vitamin D3 fungiert anschließend als Botenstoff, der die T-Zellen zu den beschädigten Stellen der Haut dirigiert. Auf diese Weise beginnen sich praktisch in dem Moment, in dem die UV-Strahlung auf die Haut trifft, die Abwehrzellen in dem betroffenen Bereich zu sammeln und können sofort auf Schäden durch Verbrennungen oder die Bildung aggressiver freier Radikale reagieren.

Schon länger wissen Mediziner, dass Vitamin D3 für die positive Wirkung von Sonnenlicht auf Hautkrankheiten wie etwa Schuppenflechte verantwortlich ist. Es wird in der obersten Hautschicht gebildet. Durch die neuen Ergebnisse kann diese Wirkung erklärt werden.

Hekla Sigmundsdottir schließt daraus, dass Sonnenlicht in vernünftigen Mengen die Immunabwehr in der Haut aktivieren kann. Es ist sogar denkbar, dass die durch Vitamin D3 geleiteten T-Zellen gegen Hautkrebs wirksam werden. (!)

Studie: H. Sigmundsdottir, et al., DCs metabolize sunlight-induced vitamin D3 to ‘program’ T cell attraction to the epidermal chemokine CCL27, Nature Immunology Jan 28, 2007.

Mittwoch, 17. Januar 2007

Darmparasiten tuen MS-Patientienten offenbar gut

So lästig und quälend "Würmer" im Darm auch sind - offenbar kann eine Parasiteninfektionen den Verlauf von Multipler Sklerose (MS) positiv beeinflussen.

Darauf deutet eine (allerdings kleine) Studie des Raúl-Carrea-Institut für Neurologische Forschung, Buenos Aires, hin: wissenschaft.de: Warum Würmer gut für MS-Patienten sind.

Völlig überraschend ist das Ergebnis nicht, denn der Effekt ist auch von anderen Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn bekannt.
wissenschaft.de: Das Mittel, in dem der Wurm drin ist -
Cocktail mit Eiern des Schweinepeitschenwurms hilft gegen Morbus Crohn.

Eine mögliche Erklärung ist eine Variante der aus der Allergieforschung bekannte Hygiene-Hypothese: Durch den in Industrieländern zunehmenden Rückgang der Infektionen mit Parasiten wie Peitschen- oder Spulwürmern im Darm gerät das Gleichgewicht durcheinander, das sich während der gemeinsamen Entwicklung von Immunsystems und den allgegenwärtigen Parasiten gebildet hat.
Da die von den Parasiten produzierten regulierenden Substanzen fehlen, greift die Körperabwehr mehr und mehr Ziele an, die eigentlich überhaupt keine Bedrohung darstellen – wie Pollen oder Milbenkot im Falle von Allergien oder eben Körpergewebe bei Autoimmunerkrankungen.

Die Studie: Jorge Correale (Raúl-Carrea-Institut für Neurologische Forschung, Buenos Aires) et al.: Annals of Neurology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1002/ana.21067

Montag, 11. Dezember 2006

Krebsvorsorge bringt nicht viel - finanziell gesehen

Jeder weiß, dass Krebsvorsorgeuntersuchungen Leben retten. Weil eine rechtzeigt erkannter Krebserkrankung mit mehr Aussicht auf Erfolg behandelt werden kann.
Und jeder weiß auch, dass Vorsorgeuntersuchungen Gesundheitskosten sparen. Weil Krebsbehandlungen in fortgeschrittenem Stadium aufwändig und damit kostspielig sind. Das geht so weit, dass nach den aktuellen Pläne der Bundesregierung, Patienten bei Auftreten einer Krebserkrankung die Ermäßigung der Zuzahlung bei chronischen Krankheiten verweigert wird, wenn sie nicht an der entsprechenden Krebsfrüherkennung teilgenommen haben (§ 62 GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz). Wer schwer an Krebs erkrankt und nicht zur Vorsorge gegangen ist, ist eben "selber schuld". "Der belastet fahrlässig die Solidargemeinschaft der Versicherten."

Das "Deutsche Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V." kommt zu einem anderen Ergebnis. idw online: Krebsfrüherkennung ist kein Weg, Kosten zu sparen

Krebsfrüherkennungsprogramme zielen auf die Senkung der Sterblichkeit an der jeweiligen Krebsart. Nach Angaben der DNEbM gibt es es bisher nur für drei Methoden einen Nachweis, dass sie die krebsartbezogene Sterblichkeit tatsächlich senken können:
  • die Mammographie zur Früherkennung von Brustkrebs
  • der Okkultbluttest für die Früherkennung von Dickdarmkrebs
  • der "PAP"-Abstrich für die Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (mit Einschränkung)
(Hinzu rechnen könnte man vielleicht einige Untersuchungen mit geringem Aufwand und ohne Risiko durch die Untersuchung selbst - etwa, wenn der Hautarzt mal einen kundigen Blick auf den merkwürdigen Leberfleck wirft. Aber die meisten Vorsorgeuntersuchungen sind weitaus aufwändiger und riskanter. Zum Beispiel kommt es bei Darmspielgelungen immer wieder zu schweren Verletzungen.)

Aber auch für diese Methoden gilt, dass aus Sicht der Teilnehmer nur wenige von 1000 durch Früherkennung einen Krebstod vermeiden können. Zum Beispiel lässt sich abschätzen, dass von 1.000 Frauen, die 10 Jahre lang an der Mammographie zur Brustkrebsfrüherkennung beteiligen, etwa einer Frau der Tod an Brustkrebs erspart bleibt.
Es gibt außerdem keine ausreichenden Nachweise dafür, dass die Teilnahme an einem Krebsfrüherkennungsprogramm Kosten erspart.

Krebstherapien können sehr teuer sein. Die Regelung würde ausgerechnet diejenigen finanziell bestrafen, die wegen Ihrer Krankheit ganz besonders der Solidarität bedürfen.

Montag, 13. November 2006

Allergien und Bewegung

Seit Jahren werden immer öfter Allergien, vor allem bei Kindern, diagnostiziert. Obwohl ein Teil dieses Anstiegs sicherlich auf verbesserte Diagnostik zurückgeht, und "Allergie" durchaus eine typische Verlegenheitsdiagnose bei Beschwerden unklarer Ursache ist, gibt es heute tatsächlich mehr Allergiker als z. B. vor 40 Jahren. Unter Heuschnupfen, der Allergie auf Blütenpollen, leiden zum Beispiel rund zwanzig Prozent der deutschen Bevölkerung, wobei die Tendenz steigend ist.

Häufig wird vermutet, dass steigende Umweltbelastung, im Sinne einer "schleichende Vergiftung", für den Anstieg der Allergien verantwortlich ist. Allerdings war die Schadstoffbelastung vor 40 Jahren durchaus nicht geringer. In Einzelfällen mag diese Hypothese zutreffen, erklären kann sie die Ausbreitung der Allergien nicht.
Ernstzunehmen als Mit-Ursache (in einem ganzen Ursachenkomplex, bei dem auch psychische Faktoren eine wichtige Rolle spielen) ist die Hygiene-Hypothese, für die vor allem bei kindlichen Allergien sehr viel spricht: aller Erfahrung nach entwickeln Kinder, die öfter mal herzhaft im Dreck spielen dürfen, die im Kindergarten öfter banalen Infektionen ausgesetzt sind oder die in der vermeindlich allergenreichen Umgebung eines Bauernhofs aufwachsen, bessere Abwehrkräfte gegen Infektionen und weniger Allergien als Kinder, deren Umgebung ständig gesäubert und desinfiziert wird. Nach diese Hypothese ist das reifende Immunsystem der Kinder in einer weitgehend keimfreien Umgebung unterfordert und "spielt verrückt".

Einen weiteren Grund für den Anstieg kindlicher Allergien fanden Forscher um Yvonne Kohlhammer vom Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) in Neuherberg, als sie Daten von insgesamt 1.703 Kindern aus einem Zeitraum von zwölf Jahren analysierten. Körperliche Aktivität kann Kinder offensichtlich vor Heuschnupfen bewahren - und nach anderen Untersuchungen bewegen sich heutige Klein- und Schulkinder im Durchschnitt weniger als frühere Generationen. Das Risiko, eine Pollenallergie zu entwickeln, ist für Kinder, die sich wenig bewegen, bis zu fünfzig Prozent höher als für aktive Kinder. Die biologischen Mechanismen dieses Zusammenhangs seien jedoch noch unklar.

Hierzu mehr: wissenschaft.de: Herumtollen gegen Heuschnupfen

Mittwoch, 6. September 2006

"Englische Krankheit" wieder da - in England

Die einst gefürchtete Vitaminmangelkrankheit Rachitis, die bei Kindern zu bleibender Knochenverkrümmung führt, schien lange Zeit zumindest in Westeuropa der Vergangenheit anzugehören. Denn eine an an Kalzium, Phospat und Vitamin D / Provitamin D reiche Ernährung und etwas UV-Licht (10 Minuten Sonne pro Tag reichen bei hellhäutigen Menschen aus) beugen der Krankheit wirksam vor. Im Notfall helfen auch (preiswerte) Vitamin-D Präparate.
Dennoch tritt sie wieder vermehrt auf - möglicherweise aus falscher Sparsamkeit.

Eine soeben erschienene Studie, die eine unerwartet hohe Rate an Vitamin D-Mangel-Erkrankungen besonders bei Kindern asiatischer Herkunft in England feststellte, rechnet den Gesundheitspolitikern vor, dass die kostenlose Abgabe von Vitamin D an alle Kinder der gefährdeten Bevölkerungsgruppen deutlich billiger wäre, als die Behandlung der Folge-Erkrankungen. C.S.Zipitis,et al.; “Vitamin D deficiency: prevention or treatment?”

Weshalb sind Kinder "asiatischer" Herkunft (damit sind in England vor allem Pakistanis und Inder gemeint, weniger Ostasiaten wie Chinesen) besonders betroffen? Ein ganz natürlicher "Risikofaktor" im englischen Klima ist ihre dunkle Haut - 10 Minuten Sonne täglich reichen bei ihnen eben nicht aus. Weniger "natürlich", aber bei den überwiegend zu den unteren Einkommensschichten gehörenden Südasiaten weit verbreitet, ist die mangelhafte Ernährung - vor allem, da hochwertige frische Lebensmittel in England verhältnismäßig teuer sind. Die Wohnverhältnisse und das Freizeitverhalten - auch Kinder aus Pakistani-Familien verbringen heute weniger Zeit im Freien als noch vor 20 Jahren, und Familienurlaub ist finanziell für viele nicht mehr drin - tragen das ihre zum Wiederaufleben der Rachitis bei.

Nachtrag: Eine eher zufällige (?) Fundsache zum Thema auf der Website der US-amerikanischen National Academies - Die Aufklärung des Vitamin D Rätsels . (Sehr viele der Texte der National Academy of Science liegen außer auf Englisch auf Chinesisch, Spanisch, Deutsch und Japanisch vor.)

Freitag, 18. August 2006

“Todesurteil für UV-süchtige Teenager“

Auch wenn von einem nachrichtarmen Sommerloch kaum die Rede sein kann, schlägt der Boulevard mal wieder zu. Besonders ärgerlich sind sensationsmacherischer Halbwahrheiten, wenn es um Gesundheitsthemen geht.
Zum Beispiel in der online-Ausgaben der B. Z.: Die neue Frauen-Krankheit Tanorexie - "Hilfe, ich bin solariumsüchtig"

Der Artikel mixt nämlich auf engsten Raum unterschiedliche Dinge zusammen: "Tanorexie" - wie in den USA analog zur "Anorexie" (Magersucht) eine Störung der körperlichen Selbstwahrnehmung genannt wird, bei der sich die betroffenen stets leichenblass vorkommen, egal, wie dunkel gebräunt sie in Wirklichkeit sind, die Erkenntnis, dass UV-Bestahlung "Glückshormone" wie Serotonin freisetzt, die (möglichen) Gefahren übermäßiger Solariumsnutzung und die (in dieser Form nicht zutreffende) Aussage:
Jährlich erkranken in Deutschland über 10 000 Menschen an bösartigem Hautkrebs. Für jeden Fünften von ihnen ist die Diagnose das Todesurteil.
Heutzutage wird das Melanom überwiegend in sehr frühen Stadien erkannt: Etwa 50 % der in Deutschland vom Hautarzt festgestellten malignen Melanome sind dünner als 0,75 mm. (Wahrscheinlich ist ein großer Teil der "alarmierende Zunahme" der Melanome schlicht auf verbesserte Früherkennung zurückzuführen, siehe: Was jeder weiß ... ) Die Heilungsrate eines dünnen Melanomes (Tumordicke kleiner 0.75 mm) beträgt etwa 95 Prozent.
Wikipedia: Malignes Melanom - In diesem Artikel heißt es auch:
Manche Experten halten daher die Sonnenexposition, besonders vor dem 20. Lebensjahr, ebenfalls für einen externen Risikofaktor für die spätere Entstehung eines malignen Melanoms, weil dadurch erhöht zunächst gutartige melanozytäre Neubildungen entstünden. Gesichert ist ein solcher Zusammenhang für das Melanom im Gegensatz zur Entstehung anderer Hautkrebsarten jedoch nicht.
Wobei man auch für die Entstehung "gutartige melanozytäre Neubildungen" (vulgo: neuer Muttermale) ziemlich heftig "braten" muss, normalerweise sind wiederholte Sonnenbrände dafür nötig.

Die jungen Frauen riskieren, wenn sie sich wirklich mehrmals wöchendlich in den "Tussi-Toaster" legen sollten (dafür sehen sie aber noch vergleichsweise "normal" aus) wahrscheinlich vorzeitige Hautalterung, vielleicht ein Basalzellkarzinom (das nur sehr selten tödlich verläuft) und, wenn sie sich ohne Rücksicht auf Sonnenbrände grillen, unter Umständen eine erhöhte Melanomrate.

Auch wenn es von "Photomed" (Fachverband der Solariumsbetreiber) kommt, also gelinde gesagt parteisch ist, lesens- und bedenkenswert, da die Methodologie, nach der immer neue "Süchte" entdeckt werden, bloßlegt wird: Was ist Tanorexie?
Auch auf dieser Website: Daten zur Entwicklung von Hautkrebserkrankungen

Montag, 14. August 2006

Wirksame Aids-Therapie ist auch in "Buschkliniken" möglich

Ein Hoffnungsschimmer aus Afrika: Offensichtlich sind nicht unbedingt nach dem neuesten Stand der Medizintechnik eingerichtete Kliniken notwendig, um Aids wirksam bekämpfen zu können.
wissenschaft.de: Mediziner vermelden Erfolge bei Aids-Therapien in Afrika
Eine Studie in Sambia belegt, dass Programme zur Behandlung von HIV-Positiven und Aidskranken in Afrika südlich der Sahara ähnliche Erfolge erzielen können wie die Aidstherapie in westlichen Industrieländern.
Bisher galt in Sambia, einen der am stärksten von Aids betroffenen Ländern der Erde, das Prinzip: Wer arm ist, stirb eher, denn bislang hatten nur die Reichsten Zugang zu einer antiretroviralen Therapie gegen eine HIV-Infektion.
Im Jahr 2002 begann das sambische Gesundheitministerium ein Programm, bei dem alle Patienten ohne Bezahlung mit Medikamenten gegen die Krankheit behandelt wurden. Auch die Laboruntersuchungen waren fortan gratis. In den folgenden dreieinhalb Jahren wurde das Programm auf 18 weitere Kliniken und Gesundheitszentren ausgeweitet.
Anfangs bestand eine große Unsicherheit darüber, ob die komplizierte und lang dauernde HIV-Behandlung an technisch und personell eher bescheiden ausgestatteten Kliniken erfolgreich durchgeführt werden könnte.
Glücklicherweise zeigte sich bei den sambischen Patienten ein ähnlicher Therapieverlauf wie in Kliniken westlicher Industrieländer. Auch die Sterberate in den ersten 90 Tagen nach Behandlungsbeginn war vergleichbar mit der entwickelter Länder.

Mittwoch, 10. Mai 2006

Auch Hamster sind schließlich nur Menschen ...

Genau wie viele Menschen essen Goldhamster unter Stress zuviel und nehmen an Gewicht zu: wissenschaft.de: Frustesser im Pelz

Das finde ich deshalb bemerkenswert, da ich schwer mit meiner Neigung zum "Frustfressen" zu kämpfen habe - und mir oft genug anhören mußte, so etwas gäbe es nicht, "Frustessen" sei nur eine Ausrede für mangelnde Selbstdiziplín.

Dienstag, 14. März 2006

Das Vorbräun-Rätsel ("Was jeder weiß ...")

Und wieder ein Beitrag aus der lockeren Reihe "Was jeder weiß, stimmt garantiert nicht". Dieses Mal geht es ums "Vorbräunen" und das Prinzip "Trau schau wem".

Aktueller Anlaß ist die Frage einer Bekannten, die im April für satte drei Wochen nach Gran Canaria fliegen möchte. Sie hatte vorgehabt, im Sonnenstudio ihre Haut an die mutmaßlich am Urlaubort herrschenden sonnigen Bedingungen zu gewöhnen. Nun hätte sie gelesen, dass Solariumsbräune überhaupt nicht vor Sonnenbrand schützen würde. Anderswo hieße es aber, das "Vorbräunen" eine sinnvolle Urlaubsvorbereitung sei. Wer hätte nun recht?

Gibt man nun "Google" vorbräunen solarium ein, ist die Verwirrung komplett. Ganz grob lassen sich die gefundenen Antworten in zwei Kategorien einteilen:
Die Werber (vor allem Sonnenstudiobetreiber).
Da heißt es etwa:
Vorbräunen ist sinnvoll. Wir müssen die Haut auf die kräftige Sonne im Urlaub vorbereiten und ihr Zeit geben, den Lichtschutz aufzubauen, den sie am Urlaubsort benötigt. Das funktioniert am effektivsten auf modernen Sonnenbänken mit natursonnenähnlichem Licht.
Die Warner (vor allem Gesundheitsseiten). Berufen sich in aller Regel auf die "Deutsche Krebshilfe":
Ein Vorbräunen im Solarium ist weder möglich noch wünschenswert. Da auf den Sonnenbänken fast ausschliesslich UV-A Strahlen verabreicht, die schützenden Lichtschwielen aber ausschliesslich von den UV-B Strahlen produziert werden, ist der Schutzeffekt der Solarienbräune gleich Null. Außerdem ist der Solariumsbesuch eine zusätzliche und überflüssige Belastung der Haut mit UV-Licht, auch UV-A fördert die Hautalterung und die Entstehung bösartiger Tumore.
Wem also glauben? Nach konventioneller Weisheit den "Warnern" - denn die Befürworter sind ganz überwiegend Solarien-Hersteller oder -Betreiber, oder berufen sich auf "Photomed", den Verband der Solariumsbetreiber. Hingegen sind die "Warner" anscheinend unabhängig von Interessenvertretern.

Allerdings kontert die "Pro-Solarium"-Fraktion mit Argumenten, die sich nicht mit einem Handwedeln beiseite schieben lassen:
Das Strahlenspektrum der Solarienröhren hat sich über die Jahre immer stärker dem Spektrum der natürlichen Sonnenstrahlen angenähert und enthält heutzutage genug UV-B, um eine echte Schutzwirkung zu erzielen.
Die Angaben über die Zusammensetzung des Strahlungsspektrums modernen Solariumsröhren lassen sich prüfen, die Angaben über den UV-B-Anteil stimmen. Damit ist es völlig plausibel, dass in solchen Solarien die Haut genau so reagiert wie in der "echten" Sonne, einschließlich der Schutzwirkung. Untermauert wird das durch klinische Studien, die die sonnenbrand-vorbeugende Wirkung der Solariumsbräune belegen:
Forscher der Universität Bochum untersuchten 3 Wochen lang bei Freiwilligen, die in dieser Zeit 6 Besonnungen auf der Sonnenbank erhielten, welche Wirkungen das UV-Licht auf die
Verdickung der Hornschicht der Oberhaut hat.

Dazu wurden spezielle Stellen der Haut für die UV-Bestrahlung freigegeben, andere abgedeckt, so dass kein UV-Licht an diese Kontrollstellen kommen konnte.

Die Hornschichtdicke der Hautstellen, an die UV-Licht herankam,war nach der UV-Expositionszeit gegenüber den Kontrollstellen messbar dicker geworden. Als Ergebnis formulierten die Forscher, dass die Photoadaptation (Anpassung der Haut an die UV-Strahlung) nicht nur durch die Pigmentbildung, sondern durch die Verdickung der Hornschicht der Oberhaut erfolgt.
(Die Studie wurde veröffentlicht in Photodermatology Photoimmunology & Photomedicine, Februar 2004)

Es sieht so aus, als hätte die eigennützigen Lobbyisten in diesem Punkt recht - und nicht die uneigenützigen Warner.
Das gilt natürlich nicht für die übergeordnete Frage, ob Sonnenbaden an sich gesundheitsschädlich ist. Ist es immer gesundheitsschädlich, ist jede zusätzliche Belastung zu vermeiden. Also auch das Vorbräunen.
Zur Sonnen-Hautkrebs-Problematik: Was jeder weiß ...
... stimmt garantiert nicht!

Dienstag, 7. März 2006

Vogelgrippe ohne Vogelzug?

Möglicherweise hat die Ausbreitung der Vogelgrippe überhaupt nichts mit dem Vogelzug zu tun.
Die Gefahr für die Wildvögel könnte von Nutztier-Geflügelhaltung ausgehen - und nicht umgekehrt. Tierfutter und das Ausbringen der Fäkalien auf die Felder müssen als Übertragungsweg ins Auge gefasst werden. Es kann sein, dass wir mit der Vogelgrippe leben müssen.
Vielleicht tun wir das schon seit Jahren und wußten es bloß nicht. Weil tote Vögel, die es nach jedem strengen Winter in großer Zahl gibt, daraufhin nicht untersucht worden sind. Oder weil das Virus gesunden, kräftigen Vögeln weit weniger anhaben kann als dem zu Zigtausenden in der Massenhaltung zusammengepferchten Geflügel.
Der sehr interessante Aufsatz des Münchner Zoologen und Ornithologen Josef.H. Reichholf in der "Welt": Neue Pest, alte Angst

Via: Die Achse des Guten

Dazu paßt folgende Meldung bei Umweltschutz-News: Abfälle aus Geflügelfabriken als Hauptfaktoren für die Verbreitung der Vogelgrippe

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