Medizin

Mittwoch, 6. Februar 2008

Kosmetika: Gütesiegel gegen Geld

Gütesiegel auf Produkten haben Hochkonjunktur - egal, ob es sie für "ökologische Landwirtschaft", "faire Produktion", "delphinfreundliche Fischerei" oder "probiotische Wirkung" (und vieles mehr) vergeben werden.

In den USA ist (nicht zum ersten Mal) eines dieser Siegel in Misskredit geraten.

Die us-amerikanische Hautärtzevereinung AAD (American Academy of Dermatology) vergibt an Sonnenschutzmittel ein Gütesiegel, "The AAD Seal of Recognition".
Nach Angaben der AAD muss ein Sonnenschutzmittel folgende Kriterien erfüllen, um das Siegel zu erhalten:
  • Sonnenschutzfaktor (SPF) 15 oder höher
  • Breitband-Schutz (gegen UVA- und UVB-Strahlen)
  • wasserbeständig
  • stabil (darf sich z. B. bei Wärme nicht zersetzen)
  • auf phototoxische Wirkung getestet (ich nehme an, mit dem Ergebnis "nicht phototoxisch", denn wie das Ergebnis des Tests auszusehen hat, stand nicht dabei)
  • und es muss den Vorschriften der Food and Drug Administration (FDA) für Sonnenschutzmittel entsprechen.
(Cremes, Körperöle usw. die diesen Vorschriften nicht entsprechen, dürfen sowieso nicht als "Sonnenschutzmittel" verkauft werden. Der letzte Punkt ist also eine Selbstverständlichkeit.)

Ein entscheidendes Kriterium wird dem Verbraucher aber vorenthalten:
Der Sonnenschutzmittel-Hersteller muss 10.000 Dollar für den Antrag und weitere 10.000 Dollar pro Produkt an die AAD zahlen. Eine eigene Qualitätsprüfung ist mit diesem verbandsoffiziellen Siegel nicht verbunden.

Mit anderen Worten: die AAD verlässt sich blind auf die Angaben der FDA - und für alle Angaben, die über die Mindestanforderungen der FDA hinausgehen, auf den Hersteller!

Dass das Geld nach Angaben der AAD in die Hautkrebs-Forschung gehen soll, ändert nichts daran, dass das "Qualitätssiegel" für den Verbraucher völlig wertlos ist.
Doctor objects to AAD logo appearing on sun protection products Vor wenigen Tagen protestierten auf dem jährliche Treffen des Hautärtzeverbandes ca. 60 Mitgliedern gegen diese Praxis AAD annual meeting.

Ich habe so den Verdacht, dass nicht nur beim AAD-Siegel, sondern auch bei vielen deutschen Qualitätsauszeichnungen das entscheidende Kriterium die Spende an den vergebenden Verband ist.

Samstag, 13. Oktober 2007

Vom Sparen am richtigen Ort

Ausgaben für die Jugendhilfe werden oft als Kosten wahrgenommen - und nicht selten wird in diesem wenig populären Sektor gern eingespart. Folgt man Prof. Dr. Michael Macsenaere, Direktor des Institutes für Kinder und Jugendhilfe (IKJ) in Mainz, wirkt Jugendhilfe. Sie wirkt besonders gut, wenn es gelingt, Eltern und das soziale Umfeld der Kinder- und Jugendlichen in die Arbeit einzubeziehen.
Macsenaere weiß offensichtlich, wie auf der "politischen Ebene" gedacht wird: Die Wirkungen von Jugendhilfemaßnahmen wie Erziehungsbeistandschaft oder Heimunterbringung seien (ökonomisch) messbar. In rund 70 Prozent der Fälle seien positive Verläufe feststellbar und die Veränderungen seien stabil. Mit seinen Forschungen ermöglicht Macsenaere Kosten-Nutzen-Analysen auch in der Jugendhilfe. Langfristig gesehen steht den durchschnittlichen Kosten einer Jugendhilfemaßnahme von rund 120.000 € ein volkswirtschaftlicher Nutzen von rund 360.000 € gegenüber - in den Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit oder Kriminalität. Ein Euro für die Jugendhilfe habe drei Euro Nutzen, so Macsenaere: "Ausgaben für die Jugendhilfe sind keine Kosten, sondern Investitionen." Kurzfristige Sparmaßnahmen in diesem Bereich, wie jüngst die Auflösung der Heimunterbringung in Halle, seien aus fachlicher Sicht Unsinn.

Quelle: Pressemitteilung der Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie

Es mag ein trauriges Zeichen für die gesellschaftlichen Realitäten sein, dass Hilfe für junge Leute mit Problemen, die anderen Probleme machen aufgrund knallhart ökonomischer Kosten-Leistungsrechnungen durchgesetzt werden soll. Aber im Endeffekt ist es vor allem wichtig, dass diesen jungen Menschen geholfen wird; dass es sich "nicht lohnt" sie einfach "aufzugeben".

Macsenaere befolgt mit seinem Ansatz eine alte Erfahrungsregel der Politik: "Appelliere nie an die 'bessere Natur' eines Menschen. Vielleicht hat er keine. Sein Eigennutz bietet einen besseren Ansatzpunkt." Es könnte klappen, jedenfalls auf kommunaler Ebene, wo niedrige Kriminalität nach wie vor ein gutes Argument für Politiker ist, die wiedergewählt werden wollen.

Freitag, 10. August 2007

70 Jahre Marihuana-Verbot in den USA - ein fragwürdiges Jubiläum

Am 2. August hatte das generelle de facto Verbot von Hanfprodukten für den menschlichen Konsum in den USA sein 70-jähriges Jubiläum. Es verbot nicht nur den Gebrauch von Cannabis als Droge (Marihuana, Haschisch), sondern ab 1941 auch den als Medikament. Fast alle wichtigen Staaten folgten dem Vorbild der USA, auch in Deutschland ist Cannabis nach wie vor als "nichts verkehrsfähig" gelistet (es darf, anders als etwa Opiate, nicht vom Arzt verschrieben werden - auch wenn es neuerdings für einige Präparate Ausnahmen gibt.) Laut Betäubungsmittelgesetz (BtMG) der Besitz von Pflanzenteilen und Saatgut von Hanf verboten - ausgenommen sind nur THC-arme Faserhanf-Sorten. Selbst deren Anbau ist nur mit Sondergenehmigung und unter strengen Auflagen erlaubt.

Am 2 August 1937 unterschrieb US-Präsident Franklin D. Roosevelt den irreführend so genannten "Marijuana Tax Act". Tatsächlich handelte es sich um eine verschleierte Cannabis-Prohibition - verschleiert, da (zunächst) eine enorm hohe Strafsteuer von 100 Dollar pro Gramm erhoben wurde. Das trieb die Produzenten in die Illegalität, was wiederum ein generelles, mit hohen Strafen verbundenes, Verbot zufolge hatte.
Wie viele fragwürdige Gesetze wurde das Cannabis-Verbot ohne große parlamentarische Debatte "durchgewunken". Vorangegangen war eine heute oft grotesk wirkende Anti-Marihuana Kampagne (ein Klassiker der unfreiwilligen Komik ist der Anti-Cannabis-Film Reefer Madness aus dem Jahr 1937). Sie schreckte weder vor faustdicken Lügen hinsichtlich der Wirkung noch vor rassistischen Klischees zurück. Selbst in der "amtlichen" Propaganda des Federal Bureau of Narcotics (FBN) wurden Schwarze, Mexikaner und andere Minderheiten, denen der Großteil des Konsums zugeschrieben wurde, bezichtigt z. B. im Rausch weiße Frauen zu vergewaltigen. Der "bekiffte und deshalb faule Mexikaner" tauchte auch nicht ganz zufällig als "komische" Randfigur in zahlreichen US-Western und -Krimis aus den 30er Jahren auf.

Hanfrauchen ("starker Tobak", "Knaster", "Orient") war bis in die 30er Jahre auch in Deutschland ein zwar nicht massenhaft verbreitetes, aber auch nicht ungewöhnliches, Laster. Bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts war Cannabis, gewöhnlich in Form von alkoholischen Extrakten, ein leicht verfügbares und häufig verschriebenes Medikament. Ab 1929 war Cannabis in Deutschland apothekenpflichtig, erst 1971 wurde es in das "Opiumgesetz" aufgenommen und damit verboten. Seine Wirksamkeit für medizinische Zwecke wurde seit den 80er Jahre "wiederentdeckt".

Es darf nicht verschwiegen werden: "ganz harmlos", wie viele meinen, sind Marihuana und Haschisch nicht. Es gibt durchaus ein gewisses Risiko, (psychisch) abhängig zu werden. Möglicherweise ist mit Cannabiskonsum ein erhöhtes Risiko für dafür anfällige Menschen, eine Psychose zu entwickeln, verbunden. Weil THC im Körper nur langsam abgebaut wird, ist auch das erhöhte Risiko für in Unfälle nicht zu unterschätzen. Und da der "starke Tobak" tief inhaliert wird, ist das Risiko eine chronische Bronchitis zu bekommen, ebenso wie das Lungenkrebsrisiko, deutlich erhöht. Dauerkonsumenten klagen oft über nachlassendes Gedächtnis und zunehmende Gleichgültigkeit. Allerdings: diese psychischen Folgen bilden sich bei Abstinenz fast immer zurück. Verglichen mit Alkohol sind die Negativ-Wirkungen also eher gering (siehe auch meine Gedanken über die gefühlte Gefährlichkeit von Drogen).

Wenn Cannabis nicht wegen seiner Gefährlichkeit verboten wurde, weshalb dann?
Der "Krieg gegen das Hanf" begann während der "Prohibitionszeit", dem generellen Alkoholverbot in den USA zwischen 1917 und 1933. Die Prohibition ging einher mit einem generellen Misstrauen gegen alle "Genussgifte" bis hin zum Koffein. Auch weil einige Alkohol-Trinker auf Marihuana umsattelten, wurde Cannabis zunehmend als eine Gefahr für die Gesellschaft angesehen.
Bekannt ist aber auch, dass die Baumwollfarmerverbände der Südstaaten versuchten, ihren Marktanteil gegenüber dem Hanf zu vergrößern. Sie wiesen gern auf die Rauschwirkung des Konkurrenzproduktes hin und unterstützten Bestrebungen zum Verbot. Hinzu kam ab Anfang der 30er Jahre die Anti-Hanf-PR des "Hearst News Network" des Medienzars William Randolph Hearst. Vermutlich befürchtete Hearst wegen einer preisgünstiger werdenden Papierproduktion mit Hanf hohe finanzielle Verluste - Hearst besaß eigene Papierfabriken und hatte u. A. in die kanadische Holzindustrie investiert. Eher in den Bereich der "Verschwörungslegenden" verweise ich die Vermutung, dass der Chemiekonzern DuPont das de-facto-Verbot forderte, weil er den Absatz seiner Kunstfasern Nylon und Rayon fördern wollte. Rayon ist eine halbsynthetische Kunstseide, das erst 1935 erfundene vollsynthetische Polyamid 6,6 - Nylon - ging an 1938 als Material für extrem reißfeste Spezialseile und für Fallschirme, aber auch als Seiden-Ersatzstoff für Damenstrümpfe in die Produktion. Beide Fasern überschneiden sich, bis vielleicht auf Nylon-Seile, nur wenig mit den Anwendungen von Hanf. Wenn DuPont Anti-Hanf-Kampagnen unterstützte, dann vermutlich eher zugunsten der Medikamentensparte des Chemiekonzerns.
Sehr viel plausibler ist die Vermutung, dass nachdem 1933 in den USA die Alkoholprohibition aufgehoben worden war, der damit verbundene riesige staatliche Verfolgungsapparat ohne sinnvolle Beschäftigung war. Niemand gibt gerne einen angesehenen Job auf, vor allem nicht während der anhaltenden Wirtschaftskrise. Als treibende Kraft hinter dem US-Cannabisverbot gilt heute der Vorsitzende des "Bureau of Narcotics" (und spätere Vorsitzender der UN-Drogenkommission) Harry J. Anslinger, der vor 1933 im "Prohibition Bureau" für die Durchsetzung des Alkoholverbots zuständig gewesen war.
Ein weitere Faktor war, dass Marihuana als typisches Rauschmittel einer wenig angesehenen Minderheit (Latinos) und als "Unterschichtdroge" galt. Der generell genussmittelfeindliche Puritanismus tat ein Übriges.
Obwohl die USA in Sachen Cannabisverbot Vorreiter waren, gab es ähnliche Entwicklungen auch in Europa. Vermutlich auf Drängen von Ägypten, das seinerseits damit gedroht hatte, die Einfuhr von Kokain und Heroin aus Europa zu verbieten, schlug 1911 die italienische Regierung auf der Opiumkonferenz vor, Cannabis zusammen mit Opium, Morphin und Kokain den gleichen strengen Regelungen und Strafen zu unterwerfen. Eine erkennbare Parallele zu den USA war, das Ägyptens wichtigster Exportartikel Baumwolle war - viele europäischen Staaten förderten den Hanfanbau, um von Baumwollimporte unabhängiger zu werden. Die Genfer Opiumkonferenz von 1925 beschloss, dank der Hartnäckigkeit des ägyptischen Delegationsleiters El Guindy, dass Cannabis zu verbieten sei. In der Folge wurde Cannabis ab den 20er Jahre in mehren europäischen Staaten zu einer illegalen Droge erklärt. Als Lobbyist eines Cannabis-Verbots galt der Chemiekonzern Bayer, der um seinen Heroin-Absatz gefürchtet haben soll – Heroin wurde damals noch von Bayer legal produziert. (Interessanterweise wurde auf der ersten Opiumkonferenz 1925, ein staatenübergreifendes Heroin-Verbot diskutiert, welches ausschließlich politisch und nicht medizinisch motiviert war. 1931 gab Bayer dem politischen Druck nach und stellte die Produktion ein.) Vielleicht fürchte Bayer aber auch um seinen Aspirin-Umsatz, denn Haschisch-Tinkturen waren bis in die 30er Jahre ein gängiges "Allerweltsschmerzmittel".
Vor und während des 2. Weltkriegs erlebte der Hanf als Faserpflanze eine letzte "Hochblüte". Nach dem Krieg setzte die Anti-Cannabisstimmung wieder ein, was sich auch auf den Faserhanfanbau auswirkte - er wurde in vielen Ländern praktisch verboten, wahrscheinlich sehr zu Freude der Bauwoll-, Holzzellulose- und auch Chemiefaser-Produzenten. Man sollte sich allerdings davor hüten, hier die "alleinigen Drahtzieher" der Cannabis-Prohibition zu vermuten: Nachdem das Hanf einmal "geächtet" war, und nachdem es in den Fokus einer ängstlichen und puritanischen "öffentlichen Meinung" (die es sehr ausgeprägt auch in der jungen Bundesrepublik Deutschland gab) geraten war, war seine weitere Kriminalisierung ein "soziologischer Selbstläufer".

Eine weitere Verbotswelle gegen Hanf schwappte in den 60er Jahren um die Erde. Diese Welle steht in Zusammenhang mit der "Drogenwelle" innerhalb vom "Etablishment" beargwöhnter nonkonformistischer Subkulturen, namentlich der Hippies. (Zu diesem Thema arbeitet ich an einem neuen Artikel.)

Die gesellschaftlichen Grenzen der Toleranz
Cannabis ist - trotz Verbot - eine weitgehend geduldete "Alltagsdroge". Einer völligen Legalisierung steht aber die Grundstruktur unserer Gesellschaft entgegen - eine Grundstruktur, die auch schon zur Marihuana-Prohibition vor 70 Jahren beitrug. Die Droge "Hasch", "Pot", "Gras" usw. passt nicht zum Idealbild, dass unsere Gesellschaft sozusagen von sich selbst hat.
Ich verdeutliche das an einem Zitat der Deutschen Hauptstelle für Suchtgefahren:
Im Zusammenhang mit dem genannten Amotivationssyndrom zeigt sich ein zunehmendes allgemeines Desinteresse, gepaart mit verminderter Belastbarkeit. Der Konsument zieht sich immer mehr in sich zurück und wird sich selbst und den Aufgaben des Alltags gegenüber immer gleichgültiger: Er fühlt sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft allmählich immer weniger verpflichtet, aber auch immer weniger gewachsen, und schert mehr und mehr aus seinem bisherigen sozialen Gefüge aus.
Obwohl das Amotivationssyndrom bei Gelegenheitskiffern ebenso selten auftritt wie das alkoholbedingte Gegenstück bei Menschen, die zum Feierabend mal ein Bier trinken, ist es ein Schreckgespenst ersten Ranges. Es gibt einen "moralischen Druck", dass "man" sich den Anforderungen der Leistungsgesellschaft gefälligst zu stellen hat. Wer eine Droge nimmt, die dazu führen kann, dass "man" sich diesen Anforderungen nicht mehr stellen mag oder kann, handelt also moralisch falsch. In stark protestantisch geprägten Gesellschaften, wie denen der USA, ist dieses Denken besonders ausgeprägt. Für für die Alkoholprohibition, wurde z. B. mit "Horrorstatistiken" geworben wurde, die die Ausfälle an Arbeitszeit durch Alkohol dramatisierten.
Wie auch beim Alkohol ist nicht unbedingt gesagt, dass leichter Cannabiskonsum die "berufliche Leistungsfähigkeit" beeinträchtigt. Nicht jeder ist schließlich Berufskraftfahrer, Pilot, Lokführer oder muss potenziell gefährliche Werkzeuge oder Maschinen bedienen.
"Kiffen" wird immer noch oft mit "Aussteiger"-Subkulturen, mit "Leistungsverweigerern", in Verbindung gebracht. Daraus resultiert der verbreitete, Umkehrschluss, dass "Haschen" die Ursache dafür sei, dass Menschen "Aussteigen" oder "Rumgammeln". Tatsächlich ist es aber so, dass eine gewisse Motivationslosigkeit ("Null Bock"-Mentalität) ein gängiges Motiv für fortgesetzten Cannabiskonsum ist - ähnlich dem "Frusttrinken".

Was hat das Cannabis-Verbot gebracht?
Eines ist gewiss: es hat den Marihuana- und Hasch-Konsum nicht eindämmen können. Nicht überraschend, denn auch durch Alkoholprohibition hat sich noch kein Land "trockenlegen" lassen. Ein weiteres Indiz für die Unwirksamkeit einer sehr restriktiven Hanfpolitik: Die Niederländer selbst konsumieren trotz der liberalen Politik nicht mehr Cannabis pro Person und Jahr als etwa die Deutschen oder andere Europäer.

Der Konsum ist in Deutschland nicht strafbar, bei Besitz "geringer Mengen" wird das Verfahren routinemäßig eingestellt. In den meisten Staaten der USA ist das anders, hier gilt eine strikte "Zero Tolerance"-Politik, was man bei "Horrorzahlen" zur "Drogenkriminalität" aus den USA berücksichtigen sollte:
In 2005 (the most recent figures available), U.S. law enforcement made an all-time record 786,545 marijuana arrests -- 89 percent for possession, not sale or trafficking.
Aufgrund von Cannabisdelikten Verurteilte machen heute etwa 3,5 % der insgesamt ca. 1,2 Millionen amerikanischen Gefängnisinsassen aus, wobei die Strenge der Bestrafung von Bundesstaat zu Bundesstaat recht unterschiedlich ausfällt. Übrigens ist in 11 Bundesstaaten der medizinische Gebrauch von Cannabis wieder erlaubt. In Kanada wird seit 2003 Cannabis zur medizinischen Verwendung staatlich kontrolliert an bedürftige Patienten abgegeben.
Schätzungen der US-Bundesregierung weisen darauf hin, dass der Marihuana-Gebrauch von 1937 bis heute um das 40-fache zugenommen hat. (Wobei allerdings für die 30er-Jahre davon auszugehen ist, dass Marihuana damals oft "frisch vom Hanffeld" oder aus "eigenem Anbau" stammte und die Dunkelziffer des Konsums deshalb sehr hoch war.)
Nach Angabe des Leiters des Marijuana Policy Project (MPP) in Washington, D.C., Rob Kampia, ist es der Marihuana-Prohibition zu "verdanken", dass Drogenhanf die finanziell ertragreichste Pflanze der USA wurde. Das MPP verweist dabei auf eine auf amtliche Angaben beruhende Studie, das die durch Marihuana-Verkauf erzielte Gewinnsumme größer ist, als die durch Mais und Weizenverkauf zusammengenommen. So gesehen ist die Cannabis-Prohibition, wie einst die Alkohol-Prohibition, de facto eine Subventionierung für die kriminelle "Unterwelt".

Samstag, 5. Mai 2007

Panikerreger

Regelmäßige Leser meines Senfs wissen, dass ich mich schon des öfteren mit "Informationskampagnen" zu Gesundheitsthemen beschäftige, bei denen gewisse Zweifel daran angebracht sind, dass es dabei wirklich um die Gesundheit geht.
Reißerische Pressemeldungen im Stile von "100.000 Tote durch Vogelgrippe" haben gute Chancen bei den Medien - und in der Politik. Doch hinter knalligen Schlagzeilen verbergen sich oft PR-Kampagnen, initiert von "interessierter Seite".

In den vergangenen Wochen wurde buchstäblich eine dicke Sau durchs deutsche mediale Dorf getrieben: Deutsche sind die dicksten Europäer. Diese - offensichtlich gern geglaubte - Alarmmeldung ging auf eine "International Association for the Study of Obesity (IASO)" zurück. Es gibt allerdings deutliche Hinweise darauf, dass die IASO keineswegs "unabhängig" ist. hockeystick wendete die Regel: "Ein Blick auf die Homepage eines Instituts oder eines Experten kann verraten, wer hinter einem Einflüsterer steht oder wer ihn bezahlt" an, mit interessantem Ergebnis:
IASO Obesity Expert Forum: Founding Members

Abbott Laboratories
F. Hoffman-La Roche Ltd
Merck & Co, Inc
Pfizer
sanofi-aventis
Hierzu:
Gesundheits.blogger

Vorsicht Falle: Deckmantel Wissenschaft

Baron der Woche: Werner Bartens

Übrigens ist die Datengrundlage, auf die sich die vollmundige Vollfett-Behauptung stüzt, äußerst windig. Dahinter steckt das übliche Verfahren, mit dem vom interessierter Seite auch Rankings der "attraktivsten Standorte", "effizientesten Unis" oder "wirtschaftsfeindlichsten Behörden" produziert werden: Man nehme einfach irgendwelche verfügbaren nationalen Daten und vergliche diese irgendwie miteinander, bis man das erwünschte Ergebnis hat. Es ist aber enorm schwierig, wirklich belastbare Aussagen über verschiedene Länder hinweg zu bekommen.

Anderes Thema und buchstäblich ein Dauerbrenner: die neue Sonnenschutz-Sommerkampagne der Deutscher Krebshilfe und ADP.
Brennst Du?.
Neue Verpackung, alter Inhalt: einige alarmierenden Statisken - die Hautkrebszahlen steigen. Dass die Steigerungsrate sinken, was auf erfolgreiche Prävention hinweisen könnte, wird interessanterweise nicht als Erfolg verbucht. Würde ja auch den Gruseleffekt trüben, genau wie die seit Jahren sinkenden Zahlen der Hautkrebs-Todesfälle. Dazu ein paar Horrorzahlen über die Solariennutzung jugendlicher Mädchen, die laut Auskunft des in dieser Hinsicht glaubwürdigen Solarienverbandes stark überhöht bis frei erfunden sind. (In Hinblick auf die auch so tollen positiven Wirkungen von UV-Bestrahlungen ist allerdings eine große Portion Skepsis gegenüber den Angaben der Sonnenstudio-Lobby angebracht).
Ich vermute allerdings, dass der alarmistische Stil der Sonnenschutz-Kampagnen nicht allein PR-technische Gründe hat, sondern auch eine Spätfolge des Ozonloch-Schocks vor gut 25 Jahren ist. Ein sehr aufschlussreicher Artikel dazu, aus der "Weltwoche": Aufstieg und Fall des Ozonlochs

Ja, und da wäre noch diese Pressemeldung über Blasenkrebs:
Alle 20 Minuten erkrankt jemand in Deutschland an Blasenkrebs / Patienten-Informations-Tag in Bonn am 9. Mai 2007

Das gleichzeitig diese Pressemedung erschien, ist natürlich reiner Zufall:
GE Healthcare mit Hexvix® auf dem Weg zum Standard der Blasenkrebsdiagnostik / Fluoreszenzzystoskopie mit Hexvix® als Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethode (NUB) anerkannt

Mittwoch, 2. Mai 2007

SuperSize Me! - oder: die christliche Moral des Fressens

Dass es auf die Dauer nicht gesund ist, sich ausschließlich von Hamburgern & Fritten zu ernähren, ist eine Binsenwahrheit. Ebenso, dass Essen, bis der Magen sperrt und die Zunge hochkant steht, auf mittlere Sicht ein sicheres Rezept zum Aufbau erheblichen Übergewichtes ist.
Dass man sich aber als gesunder, schlanker junger Mensch innerhalb eines Monats mit den Produkten von "McDoof" nicht nur die Figur, sondern auch den Cholesterinspiegel, die Leber und die Potenz ruinieren könne, das war das Aufsehen erregende Ergebnis eines Selbstversuches Morgan Spurlock. Dokumentiert in Spurlocks erfolgreichem Film SuperSize Me, der z. Z. in einige 3. Fernsehprogramme zu sehen ist. (Z. B. heute Abend um 23.30 Uhr auf BR3 ).
Als der Film in die Kinos kam, kam auch Skepsis auf. Zum Beispiel bei meinem mich regelmäßig ob meines (unspektakulären) Übergewichts mahnenden Arzt, der zu SuperSize Me meinte: "In nur einem Monat geht das nicht! Allenfalls mit Anabolika." Ihm fiel auch auf, dass den genannte Anfangs-Cholesterinwert Spurlocks nicht "normal", sondern "sensationell niedrig" - und der nach dem Versuch "etwas erhöht, aber nicht auffällig" gewesen wäre.

Mit seiner Skepsis steht mein guter Doc nicht allein. Eine schwedische Studie, geleitet von Prof. Fredrik Nyströms, überprüfte die Folgen einer massiven Überernährung bei Bewegungsarmut unter Laborbedingungen. Dazu verdoppelten 18 Studenten ihre Kalorienzufuhr durch Fastfood und vermieden dabei sich zu bewegen. Die schwedischen Studie kam zu völlig anderen Ergebnissen als Super Size Me. Als größtes Problem bezeichneten die Versuchspersonen, die geforderten Kalorien zu verzehren. Zum Teil wurde Speiseöl getrunken (!), um auf die geforderte Kalorienzahl zu kommen. Die Gewichtszunahme war längst nicht so drastisch wie bei Spurlock - und vor allem: Nach Ende des Versuchs verloren alle Teilnehmer das Gewicht wieder "von selbst", d. h. ohne drastische Diäten, einfach durch normale Ernährung und Bewegung.
Nyströms Experiment an der Uni Nyköping, auf SZ-online: Fressen für die Forschung.
Zum selben Thema, auf der Website von D-Radio-Kultur: Supersize me revisited.
Interview auf D-Radio-Kultur mit dem Ernahrungswissenschaftler Dr. Pollmer über das schwedische Experiment (mp3): Mahlzeit!.
Pollmer auf "EU.L.E.n-Spiegel": Dickes Ende: Super Size Me.
Pollmer hat, wie mein Arzt, den Verdacht, dass Spurlook mit Anabolika "nachgeholfen" hätte. Leberfunktionsstörungen und Impotenz sind bekannte Nebenwirkungen massiven Anabolikamissbrauchs.

Pollmer kommt in seinem Artikel zu einem vernichtenden Fazit:
Nehmen wir einmal an, es wäre alles mit rechten Dingen zugegangen und Spurlock wäre „nur“ vier oder fünf Kilo schwerer geworden, ganz ohne Impotenz und Cholesterin: Dann hätte kein Hahn nach ihm gekräht und sein Film wäre allenfalls als das Werk eines Verrückten in die Filmgeschichte eingegangen. Das Publikum hat für jemanden, der sich mutwillig überfrisst – egal ob mit Fritten, Bratwürsten oder Schokoriegeln – nur stille Verachtung übrig. Wer auf die Medien spekuliert, braucht dramatische Befunde. Und was Studien nicht leisten, gelingt mit Kamera und Filmschnitt scheinbar mühelos.
Es ist tatsächlich möglich, sich mit "falscher Ernährung" auf lange Sicht die Gesundheit zu ruinieren. Soweit, so unstrittig. Was meiner Ansicht nach gern übersehen wird, ist, dass es meistens tieferliegende Ursachen hat, wenn sich jemand falsch ernährt: psychische Ursachen wie Depressionen oder chronischer Stress, körperliche Ursachen, z. B. im hormonellen Bereich, oder vielleicht auch frühkindliche Einflüsse, wie eine drastische Erziehung, ja bloß den Teller leer zu essen. Also Störungen der körperlichen Selbstwahrnehmung, wie beim genauen Gegenteil, der Magersucht. Und keine "Ernahrungssünden" (!) aus (moralischer?) "Schwäche" gegenüber der "Lust".
Woher diese Besessenheit, hinter jeder Krankheit erst mal den Faktor "falsche Ernährung" zu vermuten? Wenn man einschlägigen "Ratgebern" glaubt, gibt es angeblich keine Krankheit mehr, die nicht mit "gesunder Ernährung" vermeidbar wäre.

Pollmer hat da eine Erklärung, die mir sehr plausibel erscheint:
(...) Unser Geschmack ist keine böse Laune der Natur, er hat einen evolutionären Sinn. Freude am Essen ist überlebensnotwendig. Wenn wir unserer Natur entsprechend handeln, empfinden wir Freude, wie bei der Sexualität. Aber wir wittern hinter jedem Genuß Fallstricke des Teufels.
DIE WELT: Steckt dahinter protestantische Verzichtsethik?
Pollmer: Das christliche Denken nahm uns die Freude am Körper. Das Christentum kämpfte lange gegen antike Religionen, die das Wirken des Schöpfers nicht nur im Geistigen, sondern auch im Körperlichen sahen. Es forderte zum Sieg des Geistes über das böse Fleisch auf, über den eigenen Körper, die Sexualität, den Appetit...
DIE WELT: ...etwa nach der Devise: Wir essen, um zu existieren, unsere Existenz ist von der Erbsünde belastet, also ist Essen Gottesfrevel.
Pollmer: Genau. Erst die Entsagung bringt den Menschen dem verlorenen Paradies näher. Wenn Medien oder Experten über das Essen berichten, fällt das Wort "Eßsünde". Man muß sich das mal auf der Zunge zergehen lassen! Sünden bewirken Schuld, Schuld fordert Buße - und natürlich Schuldige, die bestraft werden müssen.
(Das ganze Interview, auf WELT-online: Der Körper holt es sich.)

Samstag, 14. April 2007

Allergien einfach fortimpfen

Eine neue Hoffnung für die vielen von Pollenallegie und Ärgerem geplagten Mitmenschen: Neue Impfstoffe versprechen rasche Hilfe für Allergiker, die zum Beispiel an Heuschnupfen leiden.

Allergie-Impfungen mit aus Allergenen (allegieauslösenden Proteinen) bestehenden Vakzinen (Impfstoffen) sind an sich nichts Neues - allerdings ist das bisherige Verfahren aufwändig, langwierig und manchmal quälend. Die Vakzine müssen über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren verabreicht werden, wobei die Menge der enthaltenen Allergene kontinuierlich erhöht wird. Dies hat zur Folge, dass im Immunsystem immer weniger T2-Helferzellen (TH2) aktiv sind und im Gegenzug die Aktivität der T1-Helferzellen (TH1) gesteigert wird. Während T2-Zellen allergische Reaktionen auslösen, stimulileren T1-Zellen die Produktion von Antikörpern. Da es jedoch bisher unmöglich war, die Allergene in den Zellen an die richtige Position zu bringen, brauchte man große Menge Vakzine - und viel Zeit.

Nun haben Forscher vom Swiss Institute of Allergy and Asthma Research in Davon Impfstoffe vorgestellt, die Allergiker in wenigen Wochen heilen sollen. Die Gruppe um den Immunologen Reto Cameri hat die Effektivität der Vakzine erheblich verbessert, indem er soganannte Modular Antigen Translocating Molecules (MAT) entwickelte. Sie ermöglichen es, die Allergene in den Zellen genau dort zu plazieren, wo sie eine Reaktion auslösen. Dadurch wird, laut Cameri, nur noch ein Hunderstel der bisher üblichen Dosis benötig, und die Immunisierung tritt viel schneller ein.
Bisher haben die Forscher Impfstoffe gegen Hausstaubmilben, Pollen, Katzenhaare und Bienengift entwickelt. Tests an Zellen von allergischen Menschen zeigen, dass die MAT-Vakzine eine starke Immunreaktion auslösen.

Quellen: bild der wissenschaft, Heft 5 / 2007 (bdw)

Jean Pütz: Impfstoffe machen Allergien den Garaus

Montag, 26. März 2007

Noch eine Horror-Prognose, die daneben ging

Horrorprognosen dienen, ab einem gewissen Schrecklichkeitsgrad, nicht mehr der Aufklärung, sondern der Angstmache. Denn: "Wer Angst hat, wird passiv. Und ist gut beherrschbar."

Das gilt selbstverständlich auch für Schreckenszenarien auf dem Gebiet der Medizin. Deren Tenor ist oft: "Wer krank wird, ist wegen seines ungesunden Lebensstils selber schuld." "(Und belastet z. B. durch sein unverantwortliches Übergewicht die Solidargemeinschaft. Bei den asozialen Fettwänsten, kriminellen Rauchern, egoistischen Sportlern (Verletzungen) und gedankenlosen Nichtsportlern (Bewegungsmangel) können wir uns bedanken, wenn das Krankenversicherungsystem nicht finanziell gesund werden kann! Jawolll!")
Manchmal geht es aber auch nur darum, eine bestimmte Therapie, Vorbeugung, Ernährungsweise usw. buchstäblich zu verkaufen.

Eine beliebte Horror-Prognose geht von einer angeblich dramatisch gestiegenen Zahl von Melanom-Erkrankungen aus, die dann zu erschreckenden Szenarien hochgerechnet werden. Zum angeblichen "dramatischen Anstieg des schwarzen Hautkrebs" hatte ich schon öfter etwas geschrieben, z. B. hier: Todesurteil für UV-süchtige Teenager und Was jeder weiß ... Besonders gefährdet: Junge Menschen. ("Holen Sie Ihr Kind aus der Sonne, bevor es ein anderer tut!")

Gemäß einer neuen Studie aus Schweden sieht es so aus, als sei die Zahl der an Melanomen erkrankten Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 1973 bis 1993 erheblich gestiegen (inwieweit das das auf den realer Zuwachs zurückzuführen war, oder in erster Linie der verbesserten Diagnostik geschuldet war, ist dabei gerade in Schweden, dem "Musterland" der gründlichen Reihenuntersuchungen, durchaus fraglich). Seit 1993 ging diese Krebsform offensichtlich stark zurück.
Die Zahlen fielen von 5,0 Fällen pro einer Million in den Jahren 1983-92 steil ab auf 3,6/Million nur 10 Jahre später im Jahre 2002.

Die Überlebensrate bei den Jugendlichen (nach 5 Jahren) bei dieser gefährlichsten Hautkrebs-Art liegt inzwischen bei 90%.

Studie: P.M. Karlsson , M. Fredrikson, Cutaneous malignant melanoma in children and adolescents in Sweden, 1993-2002: The increasing trend is broken, International Journal of Cancer, 2007 Mar 19, Vorabveröffentlichung im Internet.

Warum das so ist, darüber kann man nur mutmaßen. Ich vermute einerseits, dass schon einfacher Sonnenschutz ("achtet darauf, dass die Kinder keinen Sonnenbrand bekommen") das Krankheitsrisiko erheblich reduziert. (Und aus UV-Hysterie geborene Extremschutzmaßnahmen überflüssig bis schädlich sind). Anderseits vermute ich, dass andere Umwelt-Faktoren, die Melanome begünstigen, heute weniger wirksam sind als noch vor 25 Jahren.

Wie dem auch sei: die Solarien-Lobby nutzt diese erfreuliche Entwicklung, um ebenfalls platte Propaganda zu betreiben:
Gerade in den Jahren, in denen sich der Boom am Solarienmarkt in Schweden nach den Vorhersagen der Solarien-Kritiker in einer ständig steigenden Kurver der Melanom-Erkrankungen zeigen müsste, bringen diese Daten die Propheten in erhebliche Argumentationsnot.
(aus Photomed-Blog: Hautkrebs bei Jugendlichen nimmt ab)

Ja, es gibt in Schweden, was angesichts langer und dunklen Winter nicht wirklich überrascht, einen seit Jahren anhaltenden Solariums-Boom. Allerdings sind Kinder praktisch nie und Jugendliche (auch aufgrund staatlicher Vorschriften) eher selten Solariumsnutzer.
Damit kann der Solariumsboom gar keine Auswirkungen auf die Hautkrebsrate bei jungen Menschen haben. Die Solariums-Werber unterstellen den Solariums-Gegnern Argumente, die sie so nie verwendet haben.

Mittwoch, 21. Februar 2007

Hormon Prolaktin sorgt für eine verstärkte Reparatur der Nervenisolation

Schon lange ist bekannt, dass während einer Schwangerschaft bei an Multipler Sklerose (MS) leidenden Frauen die Krankheit zum Stillstand kommt. Bisher hatten Wissenschaftler angenommen, die hormonelle Umstellung während der Schwangerschaft unterdrücke das Immunsystem und vermindere so auch die Symptome der Autoimmunerkrankung MS.

Tatsächlich zeigt eine Studie kanadischer Mediziner an Mäusen, dass das während der Schwangerschaft gebildete Hormom Prolaktin die Produktion und Reparatur der Myelin-Isolationsschicht um die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark anregt, die bei MS vom Immunsystem angegriffen und zerstört wird. Das könnte ein vielversprechender Ansatz in der MS Behandlung sein.
Mehr: Wie eine Schwangerschaft Multiple Sklerose stoppt.

Samstag, 10. Februar 2007

Direkte Verbindung zwischen Gehirn und Immunsystem

Schon gab es Hinweise darauf, dass die Immunabwehr teilweise unter dem Einfluss des Nervensystems steht. Nicht nur bei den sog. psychosomatischen Erkränkungen wirkt die Psyche auf das Immunsystem ein, auch für viele Infektions- und Autoimmunkrankheiten ist im klinischen Alltag ein Zusammenhang zwischen der Psyche und der Schwere der Krankheit bekannt.

Nun teilte der Helmholtz-Wissenschaftler Dr. Kurt Dittmar mit: "Wir haben diese Verbindung jetzt unter dem Mikroskop sehen können."
Jedenfalls bei Mäusen - allerdings gibt es keinen Grund, anzunehmen, dass der nun entdeckte "direkte Draht" zwischen Gehirn und Immunsystem nicht auch beim Menschen vorhanden ist.
Wissenschaftler am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig haben den Mäusedarm und die ihn umgebenden Blut- und Lymphgefäße mit ausgefeilten Mikroskopier- und Markierungstechniken gründlich untersucht. Ihr Ergebnis: Zahlreiche Immunzellen im Gewebe rund um den Darm sind unmittelbar mit Nervenfasern und Nervenzellen verknüpft

Website der Helmholtz-Gesellschaft: Direkter Draht zwischen Gehirn und Immunsystem

Dienstag, 6. Februar 2007

Das Schwermetalle schlecht fürs Gehirn sind, wußten wir schon länger

Unbekannt war allerdings bisher, wieso Schwermettalle und andere Gifte auf das Gehirn wirken.
Offensichtlich beeinträchtigen sie die Stammzellen im zentralen Nervensystem.
Umweltgifte wie Blei oder Quecksilber können schon in geringen Mengen Entwicklung und Funktion von Gehirn und Rückenmark beeinträchtigen: Sie veranlassen eine Gruppe von Stammzellen des zentralen Nervensystems dazu, ihre Arbeit vorzeitig einzustellen, haben amerikanische Forscher bei Experimenten im Labor und mit Mäusen gezeigt. Dadurch können sich etwa bei kleinen Kindern nicht mehr ausreichend neue Nervenzellen und neue Verbindungen zwischen den Zellen bilden. Die Schwermetalle greifen dabei die Zellen nicht direkt an, sondern lösen eine Reaktionskette aus, die schließlich zum Arbeitsstopp bei den Stammzellen führt. Interessanterweise scheint diese bislang unbekannte Reaktionskaskade ein genereller Mechanismus zu sein, auf den auch die schädigende Wirkung anderer Giftstoffe zurückgeht, berichten die Wissenschaftler.
Ganze Meldung: wissenschaft.de: Warum Schwermetalle und Co schlecht fürs Gehirn sind.

Dieser nun gefundene Mechanismus könnte auch die Entstehung bestimmter Formen der Multiplen Sklerose erklären.

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