Persönliches

Donnerstag, 10. Mai 2007

Bandlöcher - Persönliche Nachträge zum Thema Bücherverbrennung

Zum 10 Mai machte ich mir ein paar Gedanken zum traurigen Thema Bücherverbrennung. Offensichtlich gehört es zu den Themen, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollen. Denn die Meinungsfreiheit ist (wieder mal) gefährdet - durch massive Einschüchterungs-Aktionen - anders kann ich die "Sicherheitsoffensive" im Vorfeld des G8-Gipfel nicht bezeichen. "Null Toleranz gegen Chaoten und Gewalttäter" nennt das der Hamburger Innensenator Udo Nagel. Was nachvollziehbar wäre. Wenn nicht die Großrazzien gegen Einrichtungen (nicht nur) der linksautonome Szene unübersehbar den Charakter eines hysterischen Rundumschlags hätte. Da sind ängstliche Angstmacher am Werk. Es geht nicht um das Risiko terroristischer Anschläge und es geht nur ganz am Rande darum, dass die geplanten Proteste sich gegen den G8-Gipfel richten. Es geht um den Protest an sich.

"Meinungsfreiheit" - wie wenig es die in der "freien Presse" gibt, beleuchtete schrill die Affäre um "Welt am Sonntag" Chefkommentator Alan Posener und seine Kritik an "Bild"-Chefredakteur Diekmann. Posener hatte mehr Mut als die meisten Berufskollegen, deshalb wurde sein Blogbeitrag gelöscht, und damit die internen Grenzen der Meinungsfreiheit offensichtlich. Sonst läuft das unsichtbar im "redaktionelle Vorfeld" oder gleich im Kopf ab.
Die Hierarchien und Interessen im realen Wirtschaftsleben hebeln die Meinungsfreiheit aus. Die Angst des Journalisten vor "beruflichen Konsequenzen" zieht Linientreue nach sich. Bücher, die nie geschrieben werden, brauchen nicht spektakalär verbrannt werden. So funktioniert "gelenkte Demokratie", und weißtyr nicht nur in Russland. (Mehr dazu bei MomoRules.)

2003, zum 70. Jahrestag der Bücherverbrennung, machte ich ein kleines Experiment: Ich nahm mir eine Liste der in der Nazizeit verbotenen Bücher zur Hand und entfernte alle Bücher aus meinen Bücherregalen, die auf dieser Liste standen.
Obwohl bei weitem die meisten der mir gehörenden Bücher erst nach 1945 erschienen ist, riss diese Aktion sichtbare Lücken in meinen Buchbestand.
Fast habe ich den Eindruck, die Nazis seien gegen Qualität allergisch gewesen, denn auffallend viele der von ihnen verbotenen Bücher sind literarisch herrausragend oder inhaltlich originell.
Womit sich der Kreis zu den Angstbeißern von heute schließt: Mittelmäßiges läßt sich einschätzen, literarisch Schlechtes als ohnehin irrelevant vom Tisch wischen - aber was über den persönlichen Horizont hinaus geht, das macht Angst, das wirkt sogar dann gefährlich, wenn es gar nicht gefährlich ist.
Es kommt noch etwas hinzu: die meisten Tyrannen sind und waren Populisten. Ihre Macht ziehen sie auf der Unterstützung durch die "breite Masse", die man sich im Extremfall von 1933 als "breite braune Masse" vorstellen muß. Konformismus, auch und gerade kultureller Art, ist der klebrige Schleim, der solche breiten Massen zusammenhält. Nannte man damals "gesundes Volksempfinden".

Ein weiteres Merkmal der Bücherverbrenner: es ist immer ein höchst symbolisch aufgeladener, "religiöser" Akt. Weshalb in sekulären Systemen lieber unauffällig eingestampft als öffentlich verbrannt wird.
Weshalb dann auch die erste Bücherverbrennung des 21. Jahrhunderts, nein, nicht von religiösen Fanatikern, sondern von in festen kulturellen Bahnen denkenden und von aus der Religion abgeleiteten Angstphantasien gequälte Menschen verübt.
Die wahrscheinlich erste Bücherverbrennung im 21. Jahrhundert betraf J. K. Rowlings „Harry Potter“. Pastor George Bender und Mitglieder der amerikanischen christlichen „Harvest Assembly of God“-Kirche in Pittsburgh verbrannten während eines „book burning“-Gottesdienstes im März 2001 Harry Potter-Bücher mit der Begründung, der neue Held unzähliger Leser verherrliche Zauberei und Hexentum.
Wikipedia.

Wie groß muß die Angst vor dem göttlichen Strafgericht und der Helfern des Teufels sein, wenn sogar Kinderbücher verbrannt werden? Wobei das Fatale ja ist, dass diese Menschen wirklich Angst um die Seelen ihrer Kinder haben.
Alte Ängste. Und ein altes Rezept der Angstbewältigung.

Wer Bücher verbrennt, verbrennt innerlich vor Angst.

Freitag, 27. April 2007

Mal was nicht so Ernstes - Filmstöckchen

Einfach aufgelesen bei jemandem, der es zum Auflesen liegengelassen hat. (In ad hoc - Übersetzung.)

1. Ein Film, den Du mehr als zehnmal gesehen hast:
Da gibt es etliche. "Herr der Ringe - Die Gefährten", "Das Leben des Brian", "Das Boot", "Star Trek II - The Wrath of Khan", "Alien", "Der große Diktator", "Moby Dick", "Fantasia", "Der Name der Rose", "The Blade Runner" um 10 davon zu nennen.

2. Ein Film, den Du mehrmals im Kino gesehen hast:
Auch wenn ich mich damit als "Oldie" oute: "2001 - Odysee im Weltraum" - der kommt nur auf großer Leinwand gut, das aber richtig. gut

3. Nenne einen Schauspieler, wegen dem Du eher geneigt wärest, einen Film anzusehen:
Da auch großartige Schauspieler manchmal in schlechten Filmen mitwirken, und ungekehrt Filme mit völlig unbekannten Darstellern sehr gut sein können, gehe ich Ich gehe mehr nach dem Inhalt eines Films als nach den Darstellern.

4. Nenne einen Schauspieler, wegen dem Du weniger geneigt wärest, einen Film anzusehen:
Grundsätzlich: siehe Frage 3. Obwohl: der Name Jean-Claude van Damme schreckt mich schon ab, ebenso Pamela Anderson. Aber es war ja nach Schauspielern gefragt ... ;-)

5. Ein Film aus dem Du zitieren kannst und zitierst:
Da gibt es mehrere. "Das Leben des Brian" wohl am häufigsten. Mein meistverwendetes Filmszitat ist aber: "Das was Sie da sagen entbehrt nicht einer gewissen Logik" u. A. aus "Star Trek II". Enterprise

6. Ein Film-Musical, von dem Du alle Texte der darin gesungenen Songs auswendig kennst.
Das gibt es nicht.

7. Ein Film, bei dem Du mitgesungen hast.
Bei der "Rocky Horror Picture Show" gehört Mitsingen zum guten Ton: "Sciiii - ence fiction - double feature / Dr. X will build a creature / see androids fighting Brad and Janet / Anne Francis stars in For-bid-den Plaaaneet ... " *krächs* (Zuletzt mitgegrölt habe ich diesen Song aber nicht im Kino.) hangloose

8. Ein Film, den jeder gesehen haben sollte:
Seeehr geschmacksabhängig. Wenn überhaupt: "Der große Diktator" von und mit Charlie Chaplin.

9. Ein Film, den Du besitzt:
(Ich nehme an, als DVD oder Video.) Etliche. Nehmen wir mal was ungewöhnliches: Atanarjuat. Sehr cooler Film übrigens. Schnee

10. Nenne einen Schauspieler, der seine Karriere nicht beim Film startete und der Dich mit seinen schauspielerischen Leistungen positiv überrascht hat.
Tatsächlich Arnold Schwarzenegger. Er überraschte mich in "Total Recal", dass er mehr kann als grimmig dreinblicken und kräftig dreinschlagen - und in "Last Action Hero" damit, dass er sein Image so gekonnt auf die Schippe nahm.

11. Hast Du schon einmal einen Film in einem Autokino gesehen?
Ja. Vor vielen Jahren. "Der Wüstenplanet". Ironischerweise fing's mitten im Film an, heftig zu regnen. Und das Schiebedach schloß nicht richtig. regenschirm

12. Schonmal in einem Kino geknutscht?
Nöööö. Wirklich nöööö. rotwerdt

13. Ein Film, den Du schon immer sehen wolltest, bisher aber nicht dazu gekommen bist:
"Die Nibelungen", die alte Stummfilmversion Fritz Lang.

14. Hast Du schon jemals das Kino verlassen, weil der Film so schlecht war?
Ja. "Otto - der Katastrophenfilm". War auch einer. Die Selbstdemontage eines Komikers. kotz

15. Ein Film, der Dich zum Weinen gebracht hat:
Ganz doll heftig: Bambi. Da war ich aber noch ein kleiner Junge.

16. Popcorn?
Kekse! Krümelmonster

17. Wie oft gehst Du ins Kino?
Ein- bis zweimal im Monat.

18. Welchen Film hast Du zuletzt im Kino gesehen?
300. Amüsanter Film zum Nicht-Denken.

19. Welches ist Dein Lieblingsgenre?
Science Fiction, Fantasy, phantastische Abenteuer.

20. Was war Dein erster Film, den Du im Kino gesehen hast?
Das Dschungelbuch (von Disney). Da war ich sechs.

21. Welchen Film hättest Du lieber niemals gesehen?
"Tod in Venedig". Obwohl ich ihn nicht mochte, hat er mich irgendwie verstört.

22. Was war der merkwürdigste Film, den Du mochtest?
"The Atomic Café".

23. Was war der beängstigendste Film, den Du je gesehen hast?
Die beängstigensten Filme laufen in den Fernsehnachrichten. Spielfilm: "Das Schweigen der Lämmer". sofa

24. Was war der lustigste Film, denn Du je gesehen hast?
Auch wenn es nicht originell ist: "Das Leben des Brian". Aber auch beim x-ten wiederansehen komisch: "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten ..." lol

Wer will, kann das Stöckchen hier aufheben.

Montag, 16. April 2007

Ambivalenzen ertragen ist schwierig

Dass der von mir sehr geschätzte Dichter Rainer Maria Rilke auch seine "dunklen Seiten", sprich eine Neigung zum schwärmerisch "Deutsch-Völkischen" hatte, ist mir nicht neu.

Dennoch erschreckte es mich, als ich im Zuge meiner Recherchen über die "Bremer Böttcherstraße" auf diesen Artikel von Ferdinand Krogmann stieß:
Rilke als "Kulturheld des Jahres".
Ich nehme Krogmanns Darstellung sehr ernst, da er, als geradezu bessener Archivgänger, seine unangenehmen Wahrheiten z. B. über die Künstlerkolonie Worpswede und über die Böttcherstraße akribisch belegen kann. nordwestradio: Wird im Künstlerdorf Worpswede Geschichte geschönt?
Ich zweifle keine Sekunde daran, dass Krogmann auch in diesen Aufsatz alle Fakten "gerichtsfest" recherchiert hat. (Dass Krogmann andersseits anachronistisch argumentiert, sei ihm nachgesehen. "Nordisch" ist z. B. im Kontext der Lebensreformer und Frühexpressionisten durchaus anders zu verstehen als in der NS-Rassenlehre. Auch wenn es Verbindungslinien gibt.)
Indem Rilke die Mitmenschlichkeit mißbilligt, greift er 1926 sein politisches Glaubensbekenntnis wieder auf, das er 1896 in seiner Erzählung "Der Apostel" verkündet hatte. Es lautet: In der menschlichen Seele gibt es keine schlimmeren Gifte als Nächstenliebe, Mitleid und Erbarmen, Gnade und Nachsicht. Deshalb geht der "Apostel", das Sprachrohr des Dichters, in die Welt, um die Liebe zu töten. Höhnisch bekennt er: "Wo ich sie finde, da morde ich sie." Denn das christliche Gebot der Nächstenliebe schwächt diejenigen, die es "blind und blöde" befolgen; und "der, den sie als Messias preisen, hat die ganze Welt zum Siechenhaus gemacht". Träger des Fortschritts kann nie die stumpfe Menge sein, sondern nur "der Eine, der Große, den der Pöbel haßt"; nur er kann rücksichtslos den Weg seines Willens gehen, "mit göttlicher Kraft und sieghaftem Lächeln". Ein Recht zu leben hat nur der Starke. Der marschiert vorwärts, selbst wenn die Reihen sich lichten. "Aber wenige Große, Gewaltige, Göttliche werden sonnigen Auges das neue gelobte Land erreichen, vielleicht nach Jahrtausenden erst, und sie werden ein Reich bauen mit starken, sehnigen, herrischen Armen auf den Leichen der Kranken, der Schwachen, der Krüppel. Ein ewiges Reich!"
Etwas, das ich dem so empfindsamen und einfühlsamen Dichter nicht zugetraut hätte. Und doch - es paßt ins Bild. Selbst, wenn man unterstellt, das "der Apostel" kein "Sprachrohr des Autor" war.
Es war vielleicht keine Verwirrung des Denkens, wenn Rilke in seinen letzten Lebensjahren für Mussolini und den Faschismus schwärmte.

Dienstag, 3. April 2007

Man kann nicht nicht kommunizieren

Am 31. März 2007 ist Watzlawick in Palo Alto, Kalifornien gestorben.

Ein Autor, ohne den mein Leben anders, und zwar schlechter, verlaufen wäre. Ich kann mich an mehr als eine Situation erinnern, in der ich beispielsweise ohne seine experimentell erhärtete Psychiatriekritik an meiner Autoritätsgläubigkeit gegenüber Psychiatern buchstäblich irre geworden wäre.
Ich meine seine legendären Experimente, in denen er nach psychatrischen Kriterien völlig gesunde Menschen mit frei erfundenen Diagnosen in psychiatrische Krankenhäusen eingeschleust wurden. Sie wurden - von wenigen Ausnahmen abgesehen - nicht nur nicht enttarnt, sondern machmal als so schwer psychotisch eingestuft, dass man sie nicht einfach gehen lassen wollte, nachdem die Krankenhaus-Psychiater über das Experiment aufgeklärt wurden.
(In meinem Fall ging es um eine erschreckende "Verlegenheitdiagnose", die ich - ohne Watzlawick gelesen zu haben - glatt als "der Weisheit letzter Schluß" begriffen hätte. Nein, liebe Neugierige, keine Details.)
Ohne ihn hätte ich vermutlich erst viel später herausgefunden, was es mit der "kognitiven Dissonanz" und "Double Bind" auf sich hat - und was das mit meinem Denken, Fühlen, Handeln zu tun hat.

Ohne "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" hätte ich mich vielleicht nie mit konstruktivistischem Denken angefreundet. Wazlawick war, neben Karl Popper und - auf einer anderen Ebene - Carl Sagan dafür verantwortlich, dass ich mich nicht total im esoterisch-mystischen "New Age" versponnen habe. Anderseits sind seine amüsanten Bücher auch ein gutes "Gegengewicht" gegen naiven Realismus und Wissenschaftsgläubigkeit.

An sein legendäres Beispiel aus "Anleitung zum Unglücklichsein" muß ich immer denken, wenn überwachungsgeile Innenpolitiker auf die "Erfolge" der Überwachungsmaßnahmen gegen "dem Terrorismus" verweisen:
Watzlawick beschreibt in seinem Buch einen Mann, der alle zehn Sekunden in die Hände klatscht. Nach dem Grunde für dieses merkwürdige Verhalten befragt, erklärt er: "Um die Elefanten zu verscheuchen." Auf den Hinweis, es gebe hier doch gar keine Elefanten, antwortet der Mann: "Na, also! Sehen Sie?"

Sonntag, 1. April 2007

Elemente der Gegenaufklärung - Heute: koffeinfreier Kaffee

Das Koffein ist die Droge der Aufklärung. Der Einzug des Kaffees in Europa führte zur Kaffeehauskultur des 18. Jahrhunderts. Das von Tassen starken Kaffees stimulierte exessive Schwärmen und Fantasieren regte die radikalen Gedanken der Philosophen der Aufklärung, und die radikalen Taten der französischen Revolutionäre an. Voltaire, einer der radikalsten und geistreichsten Aufklärer, trank bis zu 50 Tassen Kaffee am Tag.
Koffein ist eines der wirksamsten und am besten verträglichen Stimulanzien. Und es wirkt direkt auf Gehirn:
Während höhere Konzentrationen auch die motorischen Gehirnzentren beeinflussen, wirkt das Koffein in diesen geringen Konzentrationen hauptsächlich auf die sensorischen Teile der Hirnrinde. Es kommt zu einer Erhöhung des Gehirntonus, d. h. der Festigkeit der Hirngefäße. Aufmerksamkeit und Konzentrationsvermögen werden dadurch erhöht; die Steigerung von Speicherkapazität und Fixierung (mnestische Funktionen) erleichtert den Lernprozess; mit der Beseitigung von Ermüdungserscheinungen verringert sich das Schlafbedürfnis.
Ähnliches gilt vom schwarzen bzw. grünen Tee, der zusätzlich dank seiner Gerbstoffe eine beruhigende Wirkung hat - er regt das Denken an und macht dabei gelassen. Für die Gegenaufklärer ist die Haltung "Abwarten und Tee trinken" allerdings besser beherrschbar als der explosive Aktionismus, der z. B. nach ausgiebigem Expressokonsum entsteht.
Kein Wunder, dass die Schergen des Absolutismus vor allem den Kaffee verteufelten, bekämpften, künstlich mit hohen Steuern und Zöllen verteuerten! Und auch kein Wunder, dass die Vertreter des autoritären Nationalismus des 19. Jahrhunderts (und übrigens auch des Faschismus und des Stalinismus) keine Freunde des Kaffees waren!
Umgekehrt ist die Affinität völkisch-nationalistischer Kreise zum nicht koffeinhaltigen Malzkaffe, zum Muckefuck, unübersehbar! Schon die Uniform-Farbe der meisten NS-Organisationen erinnert lebhaft an dieses Kaffee-Surrogat. Hitler spottete über "Kaffeehaus-Juden", während er insgeheim seit seinen Wiener Jahren die Kaffeehaus-Kultur, zu der er keinen Zugang fand, fürchtete. Muckefuck war das Getränk der völkischen Wandervögel (der linke Flügel dieser Vögel scheint Tee bevorzugt zu haben), und es ist sicherlich auf kein Zufall, dass die deutschen Besatzer von der französischen Résistance spöttisch "Les Ersatz" (wie Ersatz-Kaffee) genannt wurden! Heute gilt die NPD als "Muckefuck-Partei".

Vor ungefähr 100 Jahren war allem reaktionären Widerstand zum Trotz der Kaffee nicht nur in bürgerlichen Kreisen, sondern sogar innerhalb der Arbeiterklasse derart verbreitet, dass Verbote kaum noch durchsetzbar waren. Just zu dieser Zeit kam der entkoffeinierte Kaffee auf.
Beschäftigt man sich näher mit den Hintergründen, ist klar: Das Aufkommen des "kastrierten" entkoffeinierten Kaffees ist eindeutig Folge eine ariosophischen Verschwörung!

Sehe wir uns mal an, wer den "koffeinfreien Kaffee" erfunden hat: Ludwig Roselius. Roselius, desse diabolisches Produkt den verräterischen Namen "Kaffee Hag" trägt, war nachweislich völkischer Nationalist und Ariosoph. (Ein "Hag" ist ein von einer Hecke umstandenes Gelände - ein Symbol des von völkischen Blut- und Bodenfanatikern verherrlichten Wehrbauerns.)
Roselius stand dem Nationalsozialismus positiv gegenüber und unterstützte Hitler, den er privat 1922 in Bremen traf. Das von Roselius verfolgte völkisch-nordische Gedankengut mit seinem Glauben an den unersetzlichen Wert der nordisch-niederdeutschen "Rasse" läßt sich eindeutig auf Ariosophen wie Guido von List, Hermann Wirth und das GGG-Gründungsmitglied Heinrich Pudor zurückführen.

Dank einer pseudo-medizinischen Horror-"Gesundheitsaufklärung", die die vom Koffein ausgehenden Gefahren in grostesker Form übertrieben, gelang es Roselius, sein teuflisches Gebräu weit über die kleine Zielgruppe der koffeinempfindlichen Herzkranken hinaus populär zu machen!

Nachtrag 2. April:
Eine Sache ist leider kein Aprilscherz: der Kaffeefabrikant Roselius war wirklich völkischer Okkultist ariosophischer Prägung und war begeisterter Anhänger des Nationalsozialismus - und das sogar nachdem die vom Kunstmäzen Roselius geschätzte expressionistische Kunst als "entartet" verfolgt und sein völkischer Okkultismus von Hitler als parteischädlich gebranntmarkt worden war. Allerdings läßt sich ein arisophischer Hintergrund von Kaffee Hag nicht nachweisen ...

Sonntag, 4. Februar 2007

Dürfte wohl nicht so ganz zutreffen ...

... und es ist es auch nicht wert, sich großartig darüber aufzuregen.

Aber der Reihe nach:
Was Martin Rzeszut im Webblogs "Das Tönchens - Das Online-Magazin der Musikwerkstatt-Rzeszut" schreibt, kann ich gut nachempfinden Blogs humanisieren die Gesellschaft, denn jeder kommt zu Wort!?
Nicht, dass ich in allem mit ihm einer Meinung wäre. Was er aber über rechtextreme Blogs schreibt, dem kann ich aus vollem Herzen zustimmen:
Es ist bekannt oder sollte vielmehr bekannt sein, dass die Nazi-Szene - die angeblich kaum wer kennt - sich schon seit Jahren per Blogs vernetzt und „Jetzt leben wir mal im Dritten Reich“ spielt: sozusagen die Alternative zu World of Warcraft oder bayrischem Schamanismus. Und im Gegensatz zu noch vor zehn Jahren läuft das jetzt alles ziemlich öffentlich und hat Seiten wie die der „Heimattreuen Deutschen Jugend“ hervorgebracht (die glücklicherweise aber kein Blog ist).

Längst sind die Aufmärsche der kleinen verirrten und hirngewaschenen Nazi-Kinder unter dem öffentlichen Druck der Gegendemonstrationen in unserem Lande zusammengeschrumpft zu traurig trotzigen Machogesten der unheimlichen Art. Aber im Internet blüht dieser Schwachsinn dann in freundlichsten Farben auf. Ich sage hier nur „Thule-Seminar“ oder „Asatru.de“ die Seite des Nazi-Ideologen Jürgen Rieger. Man mag sich den Kram selber suchen – Stichwort bei Google eingeben, fertig. Rassismus pur. Und Hyperlinks in solche Schmuddelecken des WorldWideWeb gibt’s im TÖNCHEN! nicht.

Rieger informiert in seinem Blog über „heroisches Lebensgesetz“ oder die „Himmelsscheibe von Nebra“. Wir finden weiter Links zum Ruf des Nordens“ („nationaler Versandhandel“/„der Versand für Kameraden!“) und Kleinanzeigen („… tausche eine Nargaroth DVD“). Weiter möchte ich auf diese abstossende Thematik hier nicht eingehen.
Da bin ich völlig einer Meinung mit Martin Rzeszut. Deshalb ärgere ich mich darüber, was er weiter unten über die Website der Nornir Ætt schreibt:
Der esotherische Bereich präsentiert sich ähnlich. Ein typischer Blog mit germanischem Gesabber (...den auch Herr Rieger mögen müsste) ist „Nornirs Aett – Asatru zum selber Denken“ (immerhin wird in diesem Blog also zum Selberdenken aufgerufen...ist auch wirklich nötig!). Auch hier geht es um „germanische“ Themen aus „Asatru-Sicht“. Man diskutiert etwa so: „Hallo, bin neu hier. Ich habe eine Frage; weiss jemand wie man das Wort Asatru ausspricht....interessiert mich so sehr, dass ich extra ein Forum gesucht habe, das mir das evt. beantworten kann. Liebe Grüsse xyz“...und die Antwort: “also ich sprechs einfach so aus wie’s dasteht. Zusammengesetztes Hauptwort, also Hauptbetonung auf dem ersten A. Wie das bei den meisten germanischen Sprachen halt auch üblich ist: Betonung auf dem ersten Selbstlaut der Stammsilbe. Hab’ ich mir allerdings auch nie nen Kopp gemacht, ob das auch anders geht...“
Dass er uns (ich bin Mitglied der Nornirs Ætt) entgegen unserer Selbstwahrnehmung dem esoterischen Bereich zuordnet - geschenkt. Dass wir für Blogs mit “germanischem Gesabber” typisch sein sollten, sehe ich zwar nicht ganz so, schließlich geht es in unserem Gjallarhorn genannten Blog vor allem um politische und gesellschaftliche Themen - und zwar aus ausdrücklich demokratischer und entschieden antifaschistischer Haltung heraus. (Der aktuelle Beitrag ist z. B. ein Aufruf zu einer Gegendemonstration gegen eine rechtsextreme Kundgebung).

Ja, es stimmt, hin und wieder werden in unserem Forum Fragen gestellt, bei denen man nur mit dem Kopf schütteln kann - wie die Frage nach der Aussprache von Asatru. Aber auch vermeindlich “dumme” Fragen versuchen wir so gut wie möglich zu beantworten. Es sei denn, jemand kommt uns zu dumm - so Richtung Rassengequassel, “Blut & Boden” oder “Deutschland den Deutschen” oder ähnliches Braunzeugs. Es gibt aber durchaus intelligentere Threads in unserem Forum, der von Martin Rzeszut zitierte ist m. E. nicht gerade repräsentativ.

So weit also - alles im grünen Bereich, kein Grund, sich aufzuregen oder Streit anzufangen.
Wäre da nicht der Halbsatz:
(...den auch Herr Rieger mögen müsste).
Wir mögen Herrn Rieger nämlich gar nicht. Oder deutlicher gesagt: dieser braune Arschpirat, Rassenfanatiker und Rattenfänger ist für uns das Hinterletzte. Und ich bezweifle sehr, dass er unser Blog und unsere Website mag.
Die Vorstellung, wir würden mit der zurecht vom Verfassungsschutz beobachteten “Artgemeinschaft” sozusagen in einem Boot sitzen, nur weil wir ebenfalls Asatru vertreten, ist absurd. Leider nicht ganz ungewöhnlich ...

Ich unterstelle Herrn Rzeszut keine böse Absicht. Mir ist jemand, der mich wegen meines Thorshammers als "Nazi" beschimpft, tausendmal lieber, als jemand, der rassistische und anti-demokratischen Haltungen übersieht oder bagatellisiert.

Aber begeistert bin ich darüber nicht.

Wenn ich z. B. Baptist wäre, wäre ich auch nicht gerade erfreut, wenn meine Heimatgemeinde in einem Atemzug mit fundamentalistischen Kreuzzüglern vom Schlage eines Pat Robertson genannt würde. Oder als Moslem wäre ich empört, wenn man meinen islamischen Kulturverein als Brutstätte des Terrorismus darstellen würde - weil es ja tatsächlich als islamische Kulturvereine getarnte Bin-Ladin-Fanclubs gibt.

Dienstag, 16. Januar 2007

Wenn ich ein Kunstwerk wäre, dann wäre ich ...

Wenn ich ein Kunstwerk wäre
Bei Volkmar fand ich einen Satz zum Ergänzen.
Er beginnt mit den Worten:
Wenn ich ein Kunstwerk wäre, dann wäre ich ...
Ein solcher Satz verführt natürlich zu jeder Menge banaler Antworten alla: "...eine Statue von Michelangelo", "...ein Gemälde von da Vinci" oder ähnlichem. Alles nicht sehr originell.

Ich sehe mich als eines jener Gemälde, die gerne - auch vor mir! - als "reines Kunsthandwerk" oder gar als "Kitsch" abqualifiziert werden. Nicht gerade "Kaufhauskunst", aber nichts, was ein ernstzunehmender Gallerist oder gar ein Museum wie die Hamburger Kusthalle oder die Dresdner Staatsgalerie ausstellen würde. Aber etwas, was durchaus Liebhaber finden kann.
Vom Stil her könnte ich impressionistisch oder romantisch sein - vielleicht auch was in der Art der Präraffaelliten. Oder eventuell symbolistisch. Manchmal fühle ich mich auch ausgesprochen surrealistisch. Ein abstrakter oder expressionistischer Typ bin ich nicht. Pop-Art finde ich zwar gut, ich bins aber nicht. Naiv - vielleicht ja, aber nicht gewollt. Vom Motiv her: wohl eine Küstenlandschaft.

Montag, 1. Januar 2007

Raunächtliche Gedankensplitter

In der Raunächten, zwischen dem 22. Dezember und dem 2. Januar blogge ich Texte, die ich irgendwann einmal angefangen habe und die lange als halbfertige Entwürfe oder als Notiz herumlagen, aber auch Ergänzungen älterer Artikel. Das hier ist Sammelsurium von Gedankensplittern.

Blauer Planet
Blauer Planet (Unzufälligerweise auch das Lied, das ich hörte, als die letzten Sekunden des alten Jahres und die ersten des neuen vertickten.)

In den Raunächten übte ich mich ein einer Art fortgesetztem Ritual. Darin habe ich - kaufmännische Metapher - die offenen Posten meines Bewußtseins betrachtet: wo habe ich noch etwas zu bekommen, wo habe ich noch (geistige) Schulden? Dann entschied ich, welche "Forderungen" und welche "Schulden" ich als mit dem neuen Jahr als "verjährt" ansehen kann. Was kann getrost in den Aktenschredder? Ich verrate hier nicht, was ich alles geschreddert habe, es war aber sehr, sehr viel geistiges Altpapier, das ich fein zerkleinert in die Tonne getreten haben. Deckel drauf!

Es waren einige verdammt belastende Dinge darunter, die ich rituell geschreddert und symbolisch umweltgerecht entsorgte!

Angenehmer Nebeneffekt: dabei kamen auch ein paar "Vorgänge" zur Tage, die ich fast vergessen hatte, die sich aufzugreifen lohnen dürfte.

Leider kann ich nicht alles schreddern und in die Tonne treten, was mir als Problem auf der Seele liegt. Weil die Posten wirklich noch offen und unverjährt sind. Mir hilft es dabei, sie nicht als unumgehbare Hindernisse meiner Zukunft zu sehen. (Siehe Orakelzeit.) Eine Lektion des vergangenen Jahres ist der Umgang mit gefährlichen "Hindernissen", die in gewisser Hinsicht Konsequenzen meines Tuns bzw. Lassens sind.

Das Schöne an Offenen-Posten-Rechnungen ist ja, dass sie auch zeigen, wo man etwas zu erwarten hat. Und ich habe endlich wieder einiges zu erwarten.

Es gibt viel zu tun. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch für meine Heilsgemeinschaft. Den leider nicht geschreddert in die Tonne treten können wir die Gründe, weshalb es solche ärgerlichen Zitate in politischen Webforen gibt - nein, ich ärgere mich nicht über jene, die so etwas sagen, sondern über jene, die ihnen den Grund dafür geben, so etwas zu sagen:
Und es ist einfach so, dass viele Altgermanische Symbole von der rechtsradikalen Bewegung gezielt benutzt werden. Wer mir erzählen will, dass er nur so an die altgermanischen Götter glaubt und seine Thorrunen offen trägt, aber darauf natürlich ganz alleine gekommen ist, und das auch keinen rechtsradikalen Hintergrund hat, wird von mir eh nicht für voll genommen.
Aber immerhin lassen sich die Gründe, weshalb es solche Ansichten gibt, schön säuberlich benennen - und was noch schöner ist: es liegt in unserer Hand, etwas gegen diese Gründe zu tun!

Andere Gedankensplitter: es herrscht stürmisches Wetter. Nicht nur meteorologisch.
Nein, die Zeit zwischen Jul und Neujahrsnacht war nicht ruhig. Auch wenn es mir gelang, äußerer Störungen des Julfriedens auszuschließen. (Andere hatten dieses Glück nicht.) Es stürmt in mir. Innere Unruhe. Nicht unangenehm. Eher Tatendrang. Ein lang vermisstes Gefühl.

Vermissen: Mir ist erst in diesem Jahr klar geworden, wie einsam ich mich fühle. Nicht einsam in der Isolation. Nicht einsam im Sinne von "zu wenige Sozialkontakte haben". Noch nicht mal einsam im Sinne, dass ich zu wenige Freunde hätte. Um meinen Freundeskreis dürften mich viele beneiden. "Freunde - sind mein Schatz".

Es sind zwei andere Formen der Einsamkeit. Die eine ist der Preis meiner Freiheit: die Freiheit des freiwilligen Außenseiters (manche sagen: Exentrikers). Die möchte ich nicht verlieren, auch wenn es hin und wieder unangenehm ist, "draußen vor" zu stehen.
Die andere ist das Gefühl, denen, den ich nahe stehe, zu fern zu sein.

Mittwoch, 20. Dezember 2006

Damit es nicht zu bitter wird, ein paar adventliche Fundsachen

Sieben Gründe, die Verraten, dass Winnie Pooh drogenverherrlichend ist: Drogen-Werbung in Kinderbücher!

Ein Test auf Welt.de verrät: Wie christlich sind Sie wirklich?

Endlich:
Die Wahrheit über die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler und
noch
mehr.

Dienstag, 5. Dezember 2006

Auch übrigens ...

Ich erwähnte es zwar schon mal, aber da es übermorgen ernst wird:

arte zeigt die Singvøgel
Am 7. Dezember um 23:30, also nächsten Donnerstag, zeigt arte die Singvøgel in der Sendung tracks, Thema "Pop und Religion". Die Singvøgel vertreten dabei die heidnische Richtung. Mehr dazu bei Sven, auf dessen Blog es auch einen kleinen Vorgeschmack gibt.
(Wiederholung am Dienstag, 12. Dezember 2006, leider zu einer Zeit, in der man besser das Zusehen dem Rekorder überläßt: um 01.05 Uhr.)

Die Singvøgel haben übrigens eine neue, sehr schön und übersichtlich gestaltete, Website, zu finden unter www.singvoegel.com.

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