Persönliches

Donnerstag, 3. Januar 2008

The Professor!

The Professor: J. R. R. Tolkien

Ich hebe mein Horn auf den Professor, John R. R. Tolkien.
The 2008 birthday toast

Donnerstag, 6. Dezember 2007

Asatru-Astronomie

Thor's Helm Nebula

*Thor´s Helm / NGC 2359* - Foto: J.C. Cuillandre / nasa.gov

Via

Donnerstag, 29. November 2007

Geburtstage

Heute vor zwei Jahren schrieb ich meinen ersten Beitrag für dieses Blog. Der damals angekündigte "Relaunch" meiner (statischenn) Website blieb bisher Ankündigung, während sich das Blog sehr viel besser entwickelte, als ich erwartete. Übrigens griff ich schon in meinem zweiten Beitrag ein Thema auf, dass die Tageszeitungen und Fernsehsender erst etwa eineinhalb Jahre später für sich entdeckten: Biosprit ist schlecht für den Regenwald.

Noch jemand hat heute, am 29. November Geburtstag: mein Vater wird heute 70. Ich komme grade von einem Besuch bei ihm und meiner Mutter. Mein Vater wirkt heute vitaler und geistig aufgeschlossener und auch körperlich irgendwie jünger, als in den Jahren, in denen er noch arbeitete. Also ist der "Pensionsschock" kein zwangsläufiges Schicksal - und vielleicht fängt mit "66 Jahren" doch für einige Menschen tatsächlich das (selbstbestimmte) Leben an. Ich wünsche jedenfalls meiner Vater noch viele vitale und gesunde Jahre - und bin fest überzeugt: er wird sie haben. Alles Gute, Paps!

Heute vor 205 Jahren geboren wurde Wilhelm Hauff, ein genialen Schriftsteller und Märchenerzähler, der leider viel zu früh heute vor 180 Jahren und drei Tagen, starb. Der "Kalif Storch", der "Kleine Muck", "Zwerg Nase" und all die anderen wundervoll einfühlsam geschilderten romantischen Märchengestalten leben immer noch.

Und noch jemand, der viel zu früh starb, hat heute Geburtstag. Petra Kelly, die in den 80er Jahren für mich eine Art "politisches Idol" war, wäre heute 60 Jahre alt geworden.

Nicht zu vergessen eine jener Erfindungen, die die Welt veränderten, auch wenn sie in ihrer ursprüngliche Gestalt längst überholt sind: Heute vor 130 Jahren stellte Thomas A. Edison seinen Phonographen vor. Damit begann das Zeitalter der Schallaufzeichnung.

Nachtrag: Heute vor 6o Jahren, am 29.11.1947, nahm die UN-Vollversammlung die Resolution Nr. 181 an, mit der die Teilung des britischen Mandatsgebietes westlich des Jordan in einen arabischen und einen jüdischen Staat beschlossen wurde. Das ist das de facto Gründungsdatum des Staates Israel.

Sonntag, 18. November 2007

"Time won't drive us down to dust again!"

Heute lässt mich das Thema nicht los.
Vielleicht, weil Visionen - was sowohl "Leitbilder" wie "Träume" bedeuten kann - Hoffnungslosigkeit überwinden können.
Dass Dumme an "Weltuntergangsvisionen" ist, dass sie das Denken lähmen, wenn man in ihnen mehr sieht, als eben Visionen - sondern sie für die Zukunft hält. Aber die Zukunft gibt es nicht, das liegt in ihrer Natur, es gibt nur Möglichkeiten und Wahrscheinlichkeiten. Wer das vergisst, resigniert entweder - oder hofft auf einen "Erlöser", einen "Retter" - und damit meine ich nicht etwa Jesus, eher schon jene, die sich gern auf ihn berufen. Endzeitpropheten, einige stramm religiös, einige weltlich. Heillose Heilslehren, alle verschieden, alle im Besitz des Patentrezeptes für die Abwehr des Unheils. Das Patentrezept gibt es nicht, was nicht heißt, dass wir ohnmächtig sind. Wer kämpft (auch im übertragenen Sinne) kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren. Das gilt für die drohende Überwachungsgesellschaft genau so wie für die befürchtete Klimakatastrophe. (Wobei, was bei allen Zukunftsvisionen gern übersehen wird, "Wandel" nicht zwangsläufig "Katastrophe" heißt.)

Es gibt aber noch einen anderen Grund, weshalb ich das Thema "Vision" nicht aus dem Schädel bekomme. Weil ich eine "Vision" (oder besser Audition) im spirituellen (oder meinethalben religiösen) Sinne hatte. Und weil ich, infolge dieser Vision (die ich lieber für mich behalte - ich habe schon schlechte Erfahrungen gemacht), auf ein Lied stieß. Ein Lied, das von einer Visionärin stammt.

Wobei - das Lied kannte ich natürlich schon. Vor gut 15 Jahren habe ich es, so gut es ging, mitgesungen, spät nachts, auf einem Science Fiction-Con. Aber dieses Lied kann man ebenso gut abends am Lagerfeuer singen. Oder sogar im Rahmen eines heidnischen Rituals.

Die Komponistin und Texterin dieses Liedes heißt Leslie Fish. Obwohl ich nicht alle ihre Ansichten teile, und einige sogar für töricht halte, ist sie mir grundsymphatisch: Sie ist Filk-Musikerin (nicht zu verwechseln mit "Folk", obwohl es da Überschneidungen gibt), Schriftstellerin (Science Fiction und Fantasy) Fan (Science Fiction und Fantasy), Live-Rollenspielerin, mag Katzen - und ist Anarchistin. Wer mich einigermaßen kennt, weiß, dass mir so ein Mensch nicht wirklich unsympathisch sein kann - auch wenn ich weder Musiker, noch LARP-Spieler und nur bei sehr großzügiger Auslegung des Begriffes Anarchist bin. Leslie Fish lebt in den USA, ist schon ein wenig älter (201 ? ), sie war politisch aktiv gegen den Vietnamkrieg und für die IWW. Und in der Wikipedia heißt es: "Fish often weaves pagan and anarchist themes into her music."

Das Lied ist ihr bekanntestes, es stammt aus der Zeit, als die Vietnam-Friedensbewegung und die Hippiekultur in höchster Blüte standen, 1969. Es trägt den seltsamen Titel "Hope Eyrie" - ich hörte das als "hope aria", also "Hoffnungsarie", aber: "An aerie or eyrie is a nest of a bird of prey, built at a high altitude." - Ein Raubvogelnest, in großer Höhe erbaut. Ein Horst. Und viele, die es hören, verstehen nicht, worum es in diesem Lied geht.

Deshalb ist diese von Julia Ecklar, einer Musikerin und SF-Schriftstellerin, gesungene Version mit einem passenden Video hinterlegt:

Donnerstag, 15. November 2007

Daten Lügen nicht ... oder?!?

Über die Kommentare beim Pantoffelpunk stieß ich auf die Kurzgeschichte Daten lügen nicht - in der Dieter Petereit an einem keineswegs weit hergeholten Beispiel zeigt, zu welchen Tragödien die Kombination aus Vorratsdatenspeicherung, unkritischem Technikglauben und blindem Verfolgungseifer führen kann.

Wenn es tatsächlich zu so einem Fall kommen wird - und ich halte es, nach Erfahrungen mit anderen Fahndungspannen, für möglich - dann höre ich schon die "Politiker", "Experten" "Journalisten", die von einem "bedauerlichen Einzelfall" reden werden, aber im gleichen Atemzug die Litanei des "selber Schuld" anstimmen. Was surft er denn im Internet, und dann noch abseits der ordentlichen Medienportale, herum? Da, wo man immer nur drei Mausklicks von einer Kinderpornoseite entfernt ist? Da, wo mit Raubkopien gedealt wird? Wo es diese On-Lein-Gämes gibt, die aus Kindern Killer machen? In der Fernuniversität des Terrors?

Damit die Terrorismus-Paranoiker und Privatsphäre-für-Täterschutz-Halter einen Grund für ihren Angstschweiß haben, weise ich auf eine sehr empfehlenswerten Veranstaltung im nächsten Frühjahr hin:

ZAF Terrorcamp 2008
Melde auch Du Dich zum ZAF-Terrorcamp 2008 in Hamburg an!

Samstag, 6. Oktober 2007

Anarchistischer Traum

Zwei Sätze vorweg:
Der Titel dieses Beitrags ist wörtlich gemeint.
Ich gebe meine Träume normalerweise nicht öffentlich kund, es sei denn, ich habe einen sehr guten Grund dafür.

Vor einige Tagen träumte ich von einem geglückten anarchistischen Aufstand, vielleicht sogar einer anarchistischen Revolution - und zwar auf deutschem Boden. Wie es bei Träumen so üblich ist, richtet sich die innere Logik nicht nach "Tatsachen", sondern nach Gefühlen. Ebenso gibt es im Trum keine Denkverbote und kein "das kann nicht wahr sein".

Es beginnt mit einem Aufstand auf der Ostseeinsel Fehmarn. Warum er ausbrach? Daran kann ich mich nicht erinnern, wahrscheinlich habe ich den Grund nicht mitgeträumt. Dass es aber gerade in Fehmarn "losging", ist vom Gefühl her weniger absurd als es scheint. Wer die Fehmarner kennt, kennt auch deren ausgeprägten regionales Selbstbewusstsein, auf dem Festland auch für "Sturheit" gehalten.
Mir fiel ein, dass auf Fehmarn Jimi Hendrix zum letzten Mal auftrat - ein Gedenkstein und seit 1995 auch ein jährliches Musikfestival erinnert daran. Die Band "Ton Steine Scherben" gab bei der selben Gelegenheit, dem "Love and Peace Festival" 1970, beim Flügger Leuchtturm ihr erstes großes Konzert.

Zurück zum Traum. Es fängt damit an, dass aus einem Grund, den ich nicht weiß, ein Supermarkt in Burg auf Fehmarn gestürmt wird - es muss ein guter Grund sein, denn die Bevölkerung stellt sich hinter die Supermarkt-Stürmer. Jedenfalls breitet sich ein Aufstand über die ganze Insel aus. Ein Aufstand der Spaß-Guerilla, unblutig, phantasievoll, voller kleiner subversiver Einfälle. Der Versuch, Fehmarn einfach der Strom abzudrehen, schlägt fehl - denn die fehmarner Windkraftwerke produzieren selbst bei ungünstigem Wind mehr Strom, als die Insel braucht. (Ein Detail, das übrigens stimmt!)
Diesen Aufstand nimmt man auf der kleinen, zu Hamburg gehörenden, Nordseeinseln Neuwerk auf. Die Einwohner fühlen sich vom "fernen Hamburg" betrogen. Hier kenne ich sogar den Anlass des Unmutes: die immer schlechter werdende Verkehrsverbindung zum Festland. (Keine Ahnung, ob das stimmt.) Ironisch und in Anspielung auf den (extrem teuren) U-Bahnbau zur Hamburger Hafencity forderten die Neuwerker eine S-Bahn-Anbindung. Das wiederum ist der Anlass für einen von St. Pauli ausgehenden allgemeinen Aufstand gegen die selbstherrliche Politik des mit absoluter Mehrheit regierenden Ersten Bürgermeisters Ole von Beust. Nach einiger bizarren Ereignissen führt das zu einer erfolgreichen anarchistischen Revolution in Hamburg. (St. Pauli ist für mich der "gefühlt anarchistischte" Ort, den ich kenne. Selbst Kopenhagens legendärer Freistadt Christiania, das gelungenste Experiment eines radikal basisdemokratischen Gemeinwesens, der einzigen "real existierenden Anarchie Europas" kommt da - gefühlt - nicht mit.)

Die innere Logik richtet sich, wie ich schon schrieb, allein nach dem Gefühl. Nicht nach realen politischen oder gar ökonomischen Verhältnissen, und die Vernunft schweigt im Schlafe überdies.

Aber das Gefühl ist stark.

Sonntag, 30. September 2007

Der Verbrecher setzt die Norm

Elton John geriet vor kurzem wegen des angeblichen Besitzes von Kinderpornographie in die Schlagzeilen. Der Grund: eines der Fotos, das zusammen mit 149 weiteren Bildern im nordenglischen Gateshead ausgestellt werden sollte, wurde als möglicherweise kinderpornographisch beschlagnahmt - Wie schuldig ist der Betrachter? (FAZ online via Udos lawblog).

Das beschlagnahmte Foto von Nan Goldin, "Klara and Edda belly-dancing" zeigt zwei spielende Mädchen im Alter von etwa vier bis acht Jahren: Mit Wickeltüchern verkleidet, tanzt ein Mädchen im Stehen, das andere hat sich nackt auf den Boden gelegt.

Während die Vorwürfe an Elton John wohl dem Ressentiment gegenüber einem bekennenden Homosexuellen geschuldet sind, bleibt die Frage, ob die Fotografie zu recht aus der Ausstellung entfernt worden ist. Ich kenne das Foto aus einem Austellungskatalog und stimme dem von der FAZ zitierten Internet-Kommentator zu: Wer darin Kinderpornographie sieht, hat nicht alle Tassen im Schrank. Aber Julia Voss, die Autorin des Artikels, gibt zu bedenken:
Ein Blick ins Internet zeigt, dass es eine überwältigende Zahl von Betrachtern gibt, die nicht alle Tassen im Schrank haben. Die in nackten Kindern nur eins sehen: Sexobjekte. Die Flut der im Netz verfügbaren Kinderpornographie hat den Glauben, der unschuldige Betrachter sei der Normalfall, ausgehöhlt.
Leider verstellt Frau Voss dadurch, dass sie alarmistische Meldungen über die "Sündenhöhle Internet" ungeprüft übernimmt, den Blick auf das angesprochene Hauptproblem. Das Problem ist, dass ein Nicht-Pädophiler, für den ein Kind immer sexuell uninteressant ist, sich gar nicht in die Gefühlswelt eines Pädophilen (oder besser: Pädosexuellen) hineindenken kann, um beurteilen so können, was für ihn "sexuell erregend" ist und was nicht. Legt man, wie einige Gerichte in den USA, den Maßstab so an, dass alles, was für einen Pädosexuellen sexuell erregend sein könnte, als "kinderpornographisch" anzusehen ist, kommt man ins Schleudern, denn es gibt nachweislich Männer, die die Kindemodeseiten im Versandhauskatalog als "Wichsvorlage" verwenden.

Es ist so gut wie unmöglich, im "Internet" einfach so auf Kinderpornographie zu stoßen. (Zur aus mehreren Gründen problematischen Berichterstattung über dieses Thema schrieb ich in Moderne Hexenjagd,
Ich kriege das kalte Kotzen,
auch (unter anderem) Selbst-Bestimmungen.)
Es ist aber so, dass es im Internet auffällt, wenn jemand mit Suchanfragen wie "Kinder nackt" auf eine bestimmte Seite stößt - was für mich übrigens kein Grund wäre, so eine Seite zu entfernen, wenn ich genau weiß, dass die Seite auch bei strengen Maßstäben nicht kinderpornographisch ist - dafür, was sich im Kopf eines Pädosexuellen abspielt, kann ich nichts. Siehe das Beispiel mit den Versandhauskatalog. Wenn nun sehr oft nach "Klara and Edda belly-dancing" mit solchen Stichwörtern gesucht wird - macht dass das Foto zur Kinderpornographie?
Da hat Julia Voss leider recht: der Glauben, der unschuldige Betrachter sei der Normalfall, wurde durch das sichtbare "Nutzerverhalten" des Internets ausgehöhlt. Denn der "unschuldige Betrachter" fällt nicht auf. Der "Wichsvorlagensucher" hingegen schon.
Nach meiner Ansicht bestimmen Verbrecher ("Kinderschänder") das Bild, dass sich die Öffentlichkeit von "Pädophilen" macht, und die Vorstellungen darüber, was "Pädophilen" möglicherweise reizen könnte, bestimmen die moralische Norm.
Wobei ich diese Wahrnehmungsstruktur nur für die Rationalisierung einer tiefer liegenden Struktur halte: einer repressiven Sexualmoral (besonders repressiv übrigens in den sonst sehr freiheitlich gesonnenen USA), die Sex in den engen Rahmen des "Normalen" einsperren will. In Deutschland ist die Sexualmoral nicht ganz so repressiv - dafür ist hierzulande aber die Tradition der Angst und Angstmache besonders ausgeprägt.
Die angestrebten Gesetzesänderungen für den 184b StGB (Verbreitung, Erwerb und Besitz kinder- (und neu) jugendpornographischer Schriften) und §182 StGB ("Sexueller Mißbrauch von Jugendlichen") sehe ich, obwohl sich die Vorschläge eng an das US-Strafrecht anlehnt, nicht als Versuche, eine repressive Sexualmoral durchzusetzen, sondern als Ausdruck einer Kultur des Generalverdachts, der Angst, irgend einen der Übeltäter wegen "zu laxer" Gesetze "laufen lassen" zu müssen.
Ich befürchte, anders als das z. B. im ländlichen Süden der USA tatsächlich der Fall ist, nicht, dass reihenweise junge Liebespaare durch die verschärften Gesetze in Schwierigkeiten kommen werden. Aber ich fürchte eine quasi "inquisitorische" Umkehrung der Beweislast, z. B. dass jeder, der erotische Fotos macht, erotische Bilder malt oder eine erotische Geschichte schreibt, nicht nur beweisen können muss, dass seine Modelle / Figuren nicht nur nicht jünger als 18 sind, sondern auch dafür sorgen, dass sie nicht den Eindruck erwecken können, jünger als 18 zu sein. Kollisionen mit der "künstlerischen Freiheit" sind nahezu unvermeidlich. Das Einnehmen einer "aufreizenden" Stellung, z. B. durch Zeigen der Genitalien, kann nach der bisherigen Rechtsprechung bereits eine sexuelle Handlung sein. Womit z. B. Caravaggios Amor als Sieger ganz klar Kinderpornographie wäre. Und auch "Klara and Edda belly-dancing" könnte, bei "Null-Toleranz"-Auslegung, auch bei uns, wie offensichtlich in den U. K., als "kinderpornographisch" eingestuft werden. Der (mutmaßliche) Blickwinkel des "Pädophilen" bestimmt die Art und Weise, wie ein Kunstwerk gesehen werden muss.
Passen wir uns der konstant geförderten Furcht vor "Pädophilie" unreflektiert an, so fördern wir auch die Furcht davor, vielleicht selber als solche zu gelten. Sie nähren - aus Angst geborenen - vorauseilenden Gehorsam, und - obwohl das vielleicht gar nicht die Absicht ist - eine "verklemmte", ängstliche Sexualmoral.

Wie bei den "Anti-Terror-Gesetzen" sehe ich außerdem eine Tendenz zum Präventionsstrafrecht, die sich so umschreiben lässt:
"Wir wollen die Fahndung weiter perfektionieren, und müssen deshalb - verdachtsunabhängig - alle kontrollieren!"

Donnerstag, 23. August 2007

Weiche Weichenstellung

Weil in meinem bloggischen Umfeld gerade Subkulturen, zu denen man mal gehörte oder noch gehört, Thema sind, schreibe ich mal von einer Subkultur, zu der ich nie "richtig" gehört habe: zu der der passionierten Modelleisenbahner.
Es ist inzwischen auch schon wieder gut 20 Jahre her, da kramte staubte ich die Loks und Schienen aus frühpubertären Tagen ab und sagte mir: "Da kannst Du doch was Interessantes draus machen". Tatsächlich entwickelte ich Ambitionen und Gleispläne für "meine Traumanlage", kaufte Waggons und übte mich im Bau von Pappiermaché-Bergen, las sogar Modellbahner-Zeitschriften.

Und genau so plötzlich, wie das Modellbahn-Fieber ausgebrochen war, so hörte es wieder auf. Mit dem Bau meine "Traumanlage" fing ich nie an (fertig wird man mit so etwas ohnehin niemals). Aus zwei Gründen: zu wenig Platz, zu wenig Geld.

Man könnte sagen, die Weichen dafür, dass ich nie "richtiger" Modellbahner wurde, wurden von meinem Vater gestellt, als er mir, noch zu Grundschultagen, den Wunsch nach einer "elektrischen Eisenbahn" erfüllte. Er entschied sich für die Spurweite H0 (Maßstab: 1 : 87) und ein Produkt des Marktführers, Märklin. Nun braucht eine H0-Anlage, auf der die Züge nicht nur wie auf einem Karussell im engen Kreis herumfahren, und die nicht nur aus einem Bahnhof mit drei Weichen besteht, mehr Platz, als in meiner damaligen Wohnung zur Verfügung stand. Und obwohl ich der Meinung bin, dass die "Märklin"-Loks ihr Geld wert sind, gilt das für die mit Nichts und Keinem kompatiblen, patentgeschützten Märklin-Gleise und "Magnetartikel" wie Weichen, Signale usw. nicht.

Es ist anzunehmen, dass, hätte sich mein Vater damals für eine N-Spur-Bahn (Maßstab 1 : 160), die nur etwa den halben Platzbedarf hat, mich später doch dafür entschieden hätte, beim "Modellbahnen" zu bleiben.
Stellte er damit die Weiche für eine Entscheidung, die ich als Erwachsener fällte?

Nein. Denn: ich hätte als Erwachsener durchaus mit der "N-Bahn" (oder gar der noch kleineren "Z-Bahn") anfangen können, auch wenn da noch Einiges brauchbares H0-Material rumlag. Ein klein wenig höheres "Modellbahnfiber" hätte gereicht. Ebenso hätte es ohne Weiteres sein können, dass ich niemals auf die Idee gekommen wäre, die "alte Eisenbahn" aus den Kartons zu holen.

Die Entscheidung von damals, als ich mit glühenden Augen meine "Starterpackung" nebst einiger Extra-Wagen und Häuserbausätze geschenkt bekam, beeinflusste zwar meine Entscheidung als Erwachsener, bestimmte sie aber nicht. Die Welt ist keine Eisenbahn. Man kann jederzeit die Richtung ändern. So sehr die "Weichenstellungen" in früher Jugend das Leben auch beeinflussen.

Und das gilt nicht nur für die Frage, welche Hobbies ein Junge als Erwachsener mal haben wird.

Dienstag, 14. August 2007

Unter falscher Flagge

Aus meinem Artikel Moderne Hexenjagd könnte man schließen, dass ich sehr viel von Karl Weiss und seinen in seinem Blog gesammelten Artikeln halte.
Das gilt nur bedingt.
Ich schätze Karl Weiss dafür, dass er mit Vorliebe dahin schaut, wo die "Mainstream-Medien" gerne wegsehen. Auch für seine Recherche und dafür, dass er gerne Lügen und Legenden aufdeckt.
Weniger schätze ich das meines Erachtens zu stark von Feindbildern geprägte, zu "schwarz/weiße" Weltbild vieler Weiss'scher Artikel. Dass es in den Mainstream-Medien nicht besser ist - geschenkt! Und dass ich bei verschiedenen Themen anderer Meinung bin, ebenfalls.

Ich meine jene Artikel, in dem die Schlussfolgerungen nicht ganz folgerichtig zu den bekannten Fakten passen. Ein Beispiel, in dem ich zu anderen Schlüssen komme als Weiss - bei gleicher Faktenlage: Gestatten, Terrorist, CIA!.
Die Nachricht war, dass während der G8-Gipfels die deutsche Polizei am Zaun mit Sprengstoffspürgeräten ein zur US-Delegation gehörendes Fahrzeug überprüften - und einen Koffer voller Sprengstoff fanden. Die beiden kaum deutsch sprechende Insassen des Wagens gehörten zum US-Sicherheitsdienst, die angeblich einen Test der Sicherheitseinrichtungen durchführen wollten.
Karl Weiss vermutet, dass der Test gar kein Test war, sondern dass die Agenten einen "false flag"-Anschlag planten - also ein Attentat, das jemanden anders (Al Qaida, militante Globalisierungsgegner, oder wer auch immer) in die Schuhe geschoben werden sollte.

Es stimmt schon, die CIA hat tatsächlich eine lange und unrühmliche Geschichte der "false flag"-Aktionen. Aber: es ist noch nicht einmal sicher, dass die beiden Herren CIA-Agenten waren. Nur ein Teil der "Security Agents", die den US-Präsidenten auf seinen Reisen abschirmen, sind zugleich Agenten eines Geheimdienstes. Die meisten sind schlicht eine Art Leibwächter.
Für einen Sicherheitstest war die Vorgehensweise tatsächlich dilettantisch, zumal die Vorgesetzten der Polizisten anscheinend nicht eingeweiht waren.
Allerdings wäre eine auf diese Art eingefädelter "false flag"-Aktion geradezu atemberaubend "amateurhaft" - und obwohl die CIA sich schon viele Flops und Pannen geleistet hat, mangelnde "Professionalität" verbindet man normalerweise nicht mit dem US-Auslandsgeheimdienst.
Aller Wahrscheinlichkeit würde ein '"false flag"-Attentäter für den Sprengstoffschmuggel einen Weg gewählt haben, bei dem das Risiko, mit einem Sprengstoffspürgerät oder eine empfindlichen Hundenase konfrontiert zu werden, auszuschließen ist. Möglichkeiten gäbe es viele, z. B. im Gepäck einer "über jeden Verdacht erhabenen" Person, die am Zaun einfach durchgewunken wird (das ist erstaunlich oft erfolgreich gewesen, siehe u. A. Attentat auf Hitler am 20.Juli 1944), oder, der "Klassiker": vor dem Schließen des Zaunes den Sprengstoff in einem guten Versteck deponieren. (Auf einem so großem Gelände mit mehreren verwinkelten Altbauten findet man bestimmt ein geeignetes ungestörtes Plätzchen - zumal die Attentäter wahrscheinlich "Insider-Infos" gehabt hätten.) Mir fallen noch ein paar Methoden mehr ein, aber die spare ich mir lieber für meinen nächsten Krimi auf.
Dann: wenn schon ein der Sprengstoff per Koffer eingeschmuggelt werden sollte, dann würde ich für eine gute "Legende" sorgen. Also z. B. den Test ganz offiziell anmelden - was auch den Vorteil hätte, bei weiteren Kontrollen einen Vorwand zu haben. Oder es so erscheinen zu lassen, dass der Posten, nachträglich befragt, antworten würde "also, wie echte Amerikaner kamen mir die nicht vor". Aber das wären schon "Methoden zweiter Wahl".
Ein Szenario der Wahl für einen "false flag"-Angriff wäre dies: Ein mit Sprengstoff beladener ferngesteuerter schwerer Geländewagen durchbricht gewaltsam den Zaun und fliegt in die Luft. Das hätte den Vorteil, der "Handschrift" irakischer Attentäter zu entsprechen - auch wenn die sich meistens die Fernsteuerung sparen.

Also, es spricht aus meiner Sicht wenig dafür, dass die beiden dilettantischen Sicherheitsleute etwas anderes vor hatten als einen reichlich dilettantischen Sicherheitstest - etwa, weil sie den Gerätschaften der deutschen Polizei partout nichts zutrauten. Hätte die CIA einen Anschlag geplant, wäre der nicht schon bei der ersten Kontrolle gescheitert.

Freitag, 29. Juni 2007

Wo fängt der Norden an?

Wo fängt "der Norden" an? MomoRules schrieb, wie immer höchst gedanken-evozierend über Licht. Darin meinte er:
Meine Schwester sagt immer, wenn man von Süden nach Nordern fährt, dann würde ab Hannover der Himmel aufgehen. Ist auch so. Süddeutschland beginnt ja für mich eh auf der Deister-Linie, Göttingen ist schon Nordhessen und deshalb nicht mehr Norddeutschland, und es ist immer wieder verblüffend festzustellen, wie Franzosen und Süddeutsche völlig überfordert sind von diesem klaren Licht hier oben.
Nordischer Himmel über Hamburg? Ja, aber nur die abgemilderte Version. Verglichen mit dem faszinierenden Licht des richtigen Nordens, dem Norden jenseits des 60. Breitengrades, Norwegen, (Nord-)Schweden (und wahrscheinlich Island, wo ich leider noch nicht war). Wobei außer dem Breitengrad die Nähe zum Wasser zu diesem Eindruck des reinen Lichts und der scharfen Kontraste beiträgt.
Hamburgs hat mit Berlin Einiges gemeinsam: beides sind Millionenstädte, beide liegen in der norddeutschen Tiefebene, beides sind ausgesprochen "grüne" Städte, was man vor allem aus der Luft gesehen merkt, in beiden Städten glitzern, ebenfalls aus der Flugzeugperspektive, zahlreiche innerstädtische Gewässer zwischen den Häusern und Grünflächen. Beide Städte haben mehr Brücken als Amsterdam und Venedig zusammen.
Berlin hat mit Hamburg viel mehr gemeinsam als z. B. mit München, Köln, Frankfurt oder Düsseldorf.
Trotzdem: das Licht in Berlin ist seltsam anders als das in Hamburg. (MomoRules beschreibt es so treffend, dass ich lieber auf sein Blog verweise.) Berlin ist die Stadt der warmen Grautöne. Hamburg eine Stadt, in der die Kontraste knallen. Hamburg ist tatsächlich weniger dunstig, was am Wetter liegt: Hamburg ist im Schnitt windiger als Berlin. Und an der Größe der Stadt: Berlin hat mehr als doppelt so viele Einwohner, entsprechend mehr Verkehr (aber nicht mehr potenziell luftverschmutzende Industrie).

Ich vermute: das Wasser macht den Unterschied.Es gibt in Berlin auch reichlich Wasser, aber mehr zum Stadtrand hin. Die großen Wasserflächen der Alster und der Elbe mitten in Hamburgs Innenstadt bringen eine für eine Großstadt ungewöhnliche Weite in die Stadt. Wenn man Hamburg an einem klaren Tag nicht nur überfliegt, sondern einen Rundflug macht, dann wirkt die Stadt wie ein glitzerndes Labyrinth aus den zahlreichen Armen und Altarmen der Elbe, kleineren Flüssen, Bächen, Kanälen, Fleeten, Gräben, Seen und Teichen. Eine amphibische Landschaft, Hamburg hat nicht von ungefähr mehr als 2400 Brücken.

Wo aber beginnt "der Norden Deutschlands"? Ich könnte sprachlich argumentieren, und die nach einem Stadtteil Düsseldorfs benannte Benrather Linie anführen. Irgendwie gehört Ostwestfalen und das Weserbergland für mich noch "zum Norden" - aber "nur" kulturell. Da bin ich einer Meinung mit MomoRules Schwester: der "Norden", das Land des hohen Himmels beginnt deutlich nördlich der Mittelgebirge. Nach meinem Gefühl etwa in der Lüneburger Heide.
Sollte ich aber ein imaginäres Gebiet "Deutschlands Norden" beschreiben, dann könnte ich den Verlauf der "Grenze" mit vielen Worten beschreiben. Oder es mir leicht machen, denn ist stieß vor einigen Jahren beim Versuch, eine regionale Gliederung für einen bundesweiten Verein zu finden, auf einen merkwürdigen "Zufall": meine Vorstellung von "Deutschlands Norden" deckt sich ziemlich genau mit den mit "2" beginnenden Postleitregionen und zusätzlich den Postleitregionen 17, 18 und 19. Es ist in etwa der Teil Deutschlands, den man als "See-Deutschland" bezeichnen könnte - Papenburg, als südlichste Seehafenstadt Deutschlands hat ganz richtig die Postleitzahl 26871, obwohl es zum nach Münster ausgerichteten Landkreis Emsland gehört. Hannover gehört nicht dazu, sehr wohl aber die Lüneburger Heide.

Und wo fängt "der Süden" Deutschlands für mich an? Nach einen alten Werbespruch fängt der Süden in Würzburg an. Ich schließe mich dieser Meinung an, obwohl "südliches Flair" diese mainfränkische Stadt nicht wirklich beschreibt. Tatsächlich stimmt die "Mainlinie" als sprachliche Nordgrenze des süddeutschen Raums in etwa mit der von mir gefühlten und gesehenen Grenze zum "Süden" überein.
Wobei: eine der kulturell, sprachlich und mentalitätsmäßig spürbarsten "informellen Grenzen" Deutschlands liegt noch weiter südlich: es ist die Nordgrenze Altbayerns, auch "Weißwurstäquator" genannt. Selbst der "Westfälische Limes" durch Nordrhein-Westfalen, der Rheinländer und Westfalen trennt, oder der Spätzlegraben zwischen den Schwaben und Badensern sind nicht so spürbar. Dagegen verblassen die Nordgrenze Süddeutschlands und die Südgrenze Norddeutschlands zur Unscheinbarkeit.

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