Persönliches

Freitag, 28. Juli 2006

Und nun ein Stöckchen, das wirklich an mich gerichtet ist

Zugeworfen von B.L.O.G./Rayson und ursprünglich von DonsTag, der damit ein interessantes blogologisches Experiment verbindet - den Stöckchentracker. Der Tracker macht den Verlauf des Stöckchenspiels sichtbar und erstellt damit eine Ausschnittskarte der deutschen Blogosphäre, die sichtbar macht, wer wo liest und mit wem in Kommunikation steht. Ein Art Blog-Soziologisches Experiment, sozusagen.

Warum bloggst du?
Weil ich gerne schreibe und der Meinung bin, etwas zu sagen zu haben. Weil ich ein neugieriger Mensch bin, der gerne auch andere Menschen an den Früchten seiner Neugier teilnehmen läßt.

Seit wann bloggst du?
Mit eigenem Blog: erst seit 240 Tagen. Aber ich hatte schon vorher beim Gjallarhorn und noch vorher beim inzwischen inaktiven rc.dot.org-Blog mitgemacht. Außerdem bin ich seit Jahren so etwas wie ein Amateurjournalist (der ab und an sogar mal was für "richtige" Medien gemacht hat). Wobei es zwischen journalistischem Schreiben und Bloggen beachtliche Unterschiede gibt.

Selbstportrait?
Nach tradionell bürgerlichen Maßstäben, sprich Vorurteilen, so was wie eine "gescheiterte Existenz", weil: kein Haus, kein Auto, keine Yacht, kein Pferd - und auch keine erfolgreiche Karriere.
Dafür bisher ein ziemlich abwechslungsreiches Leben mit vielen interessanten und nicht immer angenehmen Erfahrungen gehabt. Kreativ und spontan, bis zur Impulsivität, aber oft auch nachdenklich bis grüblerisch. Ein bißchen halbseiden, mit einer breiten, aber nicht ganz lückenfreien Allgemeinbildung und neugierig auf alles, was ich nicht weiß. Manchmal besserwisserisch, aber hoffentlich immer bereit, andere Ansichten gelten zu lassen. Immer bereit, mir meine Fehler aufzeigen zu lassen.

Warum lesen deine Leser deinen Blog?
Ich habe sie noch nicht gefragt.

Welche war die letzte Suchanfrage, über die jemand auf deine Seite kam?
"Schamane Morrison" - erfreulich, dass es nicht "kleine Mädchen nackt" oder Ähnliches war. (Wobei: schlimm wäre es nur, wenn jemand, der so eine Suchanfrage stellt, hier auch das finden würde, was er mutmaßlich sucht.)

Welcher deiner Blogeinträge bekam zu Unrecht zu wenig Aufmerksamkeit?
Ich denke, jeder Beitrag, der überhaupt gelesen wird, erhält die notwendige Aufmerksamkeit. Wobei ich die selbe Erfahrung wie Rayson gemacht habe, dass eher informativen Beiträge häufig gelesen, aber kaum kommentiert, werden.

Dein aktuelles Lieblings-Blog?
Metalust & Subdiskurse. Wohl, weil ich gerne selber denke.

Welchen Blog hast du zuletzt gelesen?
sagichdoch (Sven Scholz)

Wie viele Feeds hast du gerade im Moment abonniert?
15 Beitrags- und 2 Kommentarfeeds.

An welche vier Blogs wirfst du das Stöckchen weiter und warum?
An Distel, Sven, Londo und Karan. Weil ich sie alle persönlich kenne und schätze, und weil ich ungern Stöckchen nach Unbekannten schmeisse. Weil diese Stöckchen auch mal ein wenig außerhalb der "Polit"-Blog-Sphäre landen sollten, aber nicht bei "unpolitischen" Bloggern.

Nachtrag, für alle "Stöckchenfänger":
Meine ID ist 1211221232212
Bitte hier eintragen, wenn Ihr mit Eurem Eintrag in den "Baum" wollt.

Donnerstag, 27. Juli 2006

Zur Entspannung mal ein bißchen Stöckchenklau

Gefunden bei Cynx und promt aufgeriffen - weil ich so das Gefühl hab, dass ich auf diesem Gebiet punkten könnte. (Schließlich bin ich seit frühester Jugend SF-Fan.)

Die 100 wichtigsten SF-Bücher: (91/100)
1,2,3,4,5,6,7,8,9,10,12,13,14,15,16,17,18,19,20,
21,22,23,24,25,26,27,29,30,31,32,33,36,37,38,39,40,
41,42,43,45,46,47,48,49,50,51,52,54,55,57,58,59,60,
61,62,63,64,65,66,67,68,69,70,71,72,73,75,77,78,79,80,
81,82,83,84,85,86,87,88,89,91,92,93,94,95,96,97,98,99,100

Die 50 wichtigsten SciFi-Filme: (49/50) "Road Warrior" kenn ich noch nicht.

Man könnte laaaaaange über die Listen diskutieren (zwei SF-Fans - mindestens 3 Meinungen).

Mein Held

Wenn ich mich auf SF beschränke: Atlan (12 Punkte)
Nicht schlecht, aber da er als "archetypischer Held" konstruiert wurde, hätte ich mehr erwartet.

Mittwoch, 26. Juli 2006

Furcht

Sank das Boot
Tief in das Vergessen

Brach das Schwert
Fiel die Freiheit auch

Kamen andere
Mächtige Gewalten

Daher
Brachen alten Brauch

Und der Sang
Klingendes Geheimnis

Sank ins Grab
Seine Stimme schweigt

Nahm die Wonne
von den freien Freuden

Mit hinab
Keine sich mehr zeigt

Unsere Wonne
Von den freien Freuden

Mit hinab
Keine sich mehr zeigt

(aus: Kommt ein Boot von den Singvøgeln)

Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewußtsein. Die Furcht führt zur völligen Zerstörung. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir.

Fank Herbert: Die Litanei gegen die Furcht, aus "Der Wüstenplanet"

Montag, 17. Juli 2006

Summertime Blues

Ich liebe den Hochsommer nicht - sehr im Gegensatz zum Frühsommer, der dieses Jahr - trotz (oder wegen?) der FiFaFussball-WM - eine überaus angenehme Zeit war. Es ist, als wären alle angenehmen Seiten des Sommers mit dem Ende der großen Party weggezogen und hätte eine Ödnis aus schwüler Luft, trockenem Rasen, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen hinterlassen. Und ungeheurer Reizbarkeit. Meine Toleranzschwelle senkt sich so weit, dass sie mit einer empfindlichen Fingerspitze gerade noch ertastet werden könnte. Und irgendwie kommen nur noch schlechte Nachrichten und schlechte Musik im Radio. Tage wie eine warme, graue, feuchte Gummiwand. Klar, dass ich, kaum das ich den Rechner an haben, planloses Zeug absondere.
Und der blanke Horror im Hochsommer - Busfahren!
Letzte Woche, ein gewittrig-schwüler Tag, kurz nach 15 Uhr. Unterwegs aus der stickigen Innenstadt nach Hause. Der Bezug des Sitzes klebt an meiner Jeans, der muffige Geruch eines gut besetzten Stadtbusses klebt in meiner Nase: Diesel, vermischt mit altem Schweiß und vergossenem Bier. Die Gesichter der Menschen gleichen in ihrer Muffigkeit der abgestandenen Luft im dreckigen Bus. Graue Gesichter, grauer Himmel, graue Häuser, selbst die noch üppig grünen Bäume des Parks erscheinen staubig-grau. Eine dünne Wolkendecke wie oxidiertes Blei liegt über Hamburg. Der Bus hält an der vertrauten Haltestelle mit dem Wartehäuschen aus verkratztem und beschmiertem Glas. Ich steige aus. Feucht-warme Luft umfängt mich, drückend schwül, aber nach dem Mief im schlecht gelüfteten Bus („Fenster zu, es zieht!“) ein wahres Labsal.

Und nun ein "Klassiker", vor einigen Sommern ausgerotzt:
Schwermetall-Strand
Die Sonne sengte, ohne Gnaden, von einem Himmel in der Farbe geschmolzenen Bleis. Ihre Hitzestrahlen erreichten alle schweißnassen Winkel der Körper und kochten sie. Die Menschenmassen dämmten das Meer ein, hielten es durch ihre bloße Zahl vom Sand fern.
Sie schleppten sich den Strand entlang, mit ihren Matten und Taschen, dem Sonnenschirm, der Kühlbox - alles fühlte sich so an, als würde es sich unter ihren Händen in ein Schwermetall verwandeln, ein wirklich schweres Metall - Uran zum Beispiel.
Sie wollten sich nur auf dem Strand auszustrecken. Aber sie fanden keine Platz. Nun standen sie da, ein verlorenen Haufen, knöcheltief im schmuddeligen Sand, voller Abfälle, zurückgelassen von rücksichts- und sorgloser Strandbesuchern. Umgeben von kreischenden Bälgern und Teenagern, die sich zankten wie die Mitglieder einer Newsgroup oder eines belebten Online-Forums - leider nicht am Computer, sondern life und lautstark. Dazwischen Frauen, die ihre Körperfülle in Bikinis gequetscht hatten, die ihren magersüchtigen Töchtern passen könnten, und Männer, die haarige Bierbäuche in der Sonne krebsrot grillen ließen. Irgendwo kämpfte ein übersteuerter Ghetto-Blaster mit lautstarkem Heavy Metall die quäkenden Schnulzen, die aus einem altertümliche Kofferradio quollen, nieder, assistiert vom Proleten-Rap aus dem "Geiz ist geil, Qualität ist egal"-Sonderangebots CD-Spieler mit angeschlossenen Brüllwürfeln vom Grabbeltisch. Und die unvermeidlichen Bengel in Schlappershorts und Basecaps, die ihre schlechten Tattoos, ihre schlechte Haltung und ihr schlechtes Benehmen zur Schau stellten. Spannend, gaffend, spottend, primitive Macho-Witze reißend, Kippen rücksichtlos in den Sand fallen lassend.
Es gibt nichts Entspannenderes als einen Samstagnachmittag am Strand.

Es könnte aber auch anders sein. Meine ich mich erinnern zu können. Blauer Himmel über einem breiten Strand, zwischen hohen Dünen und der Brandung des Meeres. Sauberer, weicher Sand, kühles klares Wasser, erfrischende Brise. Keine plärrenden Radios, nur wenige Menschen. Freundliche Familien plantschen mit ihren Kindern nackt in den Wellen. Strandfußball, Federball, Volleyball. Kühle Apfelschorle und frischer Obstkuchen im Schatten bunter Sonnenschirme. Idyll.

Ich vermute, ein Fall von "False Memory Syndrome".

Samstag, 8. Juli 2006

Träume ...

Angeregt durch einen Blogbeitrag bei Karan Träume und einem bei metalust & subdiskurse Die Antitraumdroge, Teil 1 - und durch ein Fußballspiel ...

Das Träume "Schäume", also unwichtig, seien, ist eine Behauptung, über die nicht nur Anhänger der Psychoanalyse (zu denen ich mich nicht zähle) nur müde lächeln können.
Manchmal machen mir Träume angst. Denn meine Träume haben die Tendenz, Wahrträume zu sein, auch präcognitiver Art. Heute habe ich mich darüber geägert, dass ich den Traum vom letzter Woche, in dem ich nicht nur geträumt hatte, dass Deutschland gegen Portugal um den dritten Platz der Fußball-WM spielen würde, sondern auch noch das korrekte Ergebnis 3 : 1 - nicht zu Anlaß einer Wette genommen habe. Aber da die Zukunft immer nur Möglichkeit ist, kann ich über den Wahrheitsgehalt eines prophetischen Traums leider erst im Nachhinhein urteilen. Deshalb vermeide ich es auch, anderen Menschen von meinen Träumen zu erzählen. Als Anregung für mein Leben im Wachzustand und als Warnung nehme ich mutmaßliche Wahrträume schon ernst.

Aber natürlich weiß ich als aufgeklärter Mensch ganz genau, dass es
präcognitive Wahrträume nicht geben kann - und das alles nur ein Scheineffekt infolge selektiver Wahrnehmung ist. (Ich träume zwar äußerst selten von Fußballspielen, aber es ist die plausibelste Erklärung, die ohne Metaphysik auskommt. Und ohne die Vermutung, ich würde einfach lügen.)

Einige Ergänzungen zu dem, was ich bereits in Karans Blog schrieb:
Träume zeigen, was wir nicht wahr haben wollen.
Nicht alle Träume. Aber viele. Das macht auch Träume, die keine Alpträume sind, oft unangenehm. (Ich habe übrigens sehr selten Alpträume.)
In der Sprache der Psychoanalyse: Träume zeigen Verdrängtes.
Dass ich kein Anhänger der Psychoanalyse nach Freud & Co. bin, heißt nicht, dass ich alles, was aus dieser Richtung kommt, für Nonsense hallte.
Das, was nicht den geregelten, möglichst angenehm eingerichteten Alltag paßt. Das, was nicht sein darf. Träume erlauben oft einen Blick in das, was wir in unserem Alltags-Wach-Verstand "Zukunft" nennen. Manchmal überraschend genau. Wobei in einem nicht-deterministischen Weltbild "Zukunft" stets "Möglichkeit" bedeutet.
Siehe oben. Ich halte übrigens die übliche lineare Abfolge "Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft" für ein schon den physischen Realitäten überhaupt nicht gerecht werdendes Modell der Zeit. Den metaphysischen Wirklichkeiten schon gar nicht.
Noch häufiger zeigen sie alternative Realitäten. So, wie es ist, muß es nicht sein.
Das ist meines Erachtens die wichtigste Funktion des Träumes. (Abgesehen von seiner physiologischen und psychologischen Notwendigkeit. Auch Menschen, die keinen REM-Schlaf haben, träumen. Auch wenn ich es nicht beweisen kann, vermute ich, dass Traum und Bewußtsein eng zusammenhängen. Alle denkenden Wesen träumen. "Träumen Roboter von elektrischen Schafen?" - Wenn die "künstliche Intelligenz" tatsächlich zu künstlichem Bewußtsein führen wird, ja.)

Eine "Anti-Traum-Droge" wäre schon aus diesem Grunde eine Versuchung für totalitäre Herrschaftsysteme.
(Es gibt tatsächlich Drogen, die die Fähigkeit zum Träumen beeinträchtigen. Allerdings beeinträchtigen diese Drogen auch die Denkfähigkeit. In einem Maße, dass sie selbst für intellektuell anspruchlose Diktaturen unattraktiv machen würde.)
"Anti-Traum-Maschinen" im übertragenen Sinne sind da schon attraktiver - vor allem gegen "Träume" im übertragene Sinne von "Wunschvorstellung" - das einfachste Mittel, Menschen wunschlos glücklich zu machen, ist ihnen die Wünsche zu nehmen.
(Ferdinand Lassalle nannte das "die verdammte Bedürfnislosigkeit des deutschen Arbeiters" - Eine kleine Wohnung, Bier und Wurst am Feierabend - also "bescheidener Wohlstand" - und der deutsche Arbeiter (und mit geringfügig höheren materiellen Ansprüchen der deutsche Kleinbürger) ist "wunschlos zufrieden".)

Und manchmal empfinde ich mein Leben als Alptraum. Aber das ist ein anderes Thema ...

Samstag, 1. Juli 2006

Vor acht Sommern war die Luft ´raus - WM 1998

Photobucket - Video and Image Hosting©:Pixelquelle.de

(Sozusagen eine Fortsetzung zu Vor vielen Sommern - 1974)
Acht Jahre sind keine sonderlich lange Zeit. Dennoch war die Welt 1998 eine andere: das ominöse Datum 11.September 2001 lag noch über drei Jahre in der Zukunft, das Platzen der Dotcom-Blase noch gut zwei Jahre, der deutsche Kanzler hieß noch, aber nicht mehr lange Helmut Kohl, der US-Präsident Clinton. Bundestrainer war "Börti" Vogts.
Vor allem war der deutsche Fußball ein anderer als heute. Sehr "ergebnisorientiert", taktisch etwas altmodisch und spielerisch eher langweilig.
Der negative Höhepunkt der WM 98 waren deutsche Hooligans, die vor dem Spiel gegen Jugoslawien in Lens den französischen Polizisten Daniel Nivel zum Krüppel schlugen.

Auch wenn ich diese WM nur am Rande mitverfolgte, an den Tag, an dem die deutsche Mannschaft ausschied, kann ich mich sehr gut erinnern. Es war der 4. Juli, ein (halbwegs) sonniger Sonnabend.

An diesem Tag spielte die Band "Sparkling Starwater" in der "Motte", dem Stadteilteilkulturzentrum im Hamburger Stadteil Ottensen. Ein rein publikumsinteressetechnisch gesehen eher ungünstiger Termin, aber der Auftritt war Bestandteil einer schon länger geplanten Veranstaltung. Die Musikrichtung von "Sparkling Starwater" war schwer zu beschreiben, Etiketten wie "Neo-Hippie" oder "60er-Jahre Retro" klebten wegen der hörbaren Hardrock- und Punk-Einflüsse nicht richtig. Meistens wurde sie kurzerhand als
"Garage Band" bezeichet.
Außerdem hatte die Band zwei musikalische fitte und optisch attraktive Front-Frauen, eine blond, eine brünett, was bei einigen Anwesenden musikalisch eher fernliegenden Assoziationen in Richtung ABBA hervorriefen. Und sie hatte einen ausgezeichneten, aber ziemlich eigenwilligen Gitarristen, bei dem es sich zufällig um meinen Bruder handelte. (Spielt heute bei Cpt. Howdy)

Weshalb ich dann auch auf der Gästeliste stand und selbstverständlich gerne kam.

Immerhin, im Foyer stand ein Fernseher. Und der (mäßig besuchte) Auftritt der Band erfolgte erst nach erfolgtem Spiel. An dem ich, nach dem vorrangangenen öden Achtelfinalspiel, das Deutschland mit unverschämt viel Glück gegen die spielerisch weitaus stärkeren Mexikaner gewonnen hatte, eher wenig interessiert war.

Während der ersten Halbzeit machte ich einen kleinen Spaziergang durch den an normalen Sonnabendnachmittagen sehr belebten Kernbereich "Mottenburgs". Eine gespenstische Erfahrung: Die Straßen waren praktisch menschenleer. Eigentlich überraschend, angesichts des hohen Ausländeranteils und der bescheidenen Leistungen des deutschen Teams.

Damit versäumte ich den besten Teil des Spiel, denn anfangs soll Deutschland nicht schlecht gespielt haben. Eine rote Karte gegen Christian Wörns in der 40. Minute war praktisch schon das Ende.
Kroatien nutzte die Überzahl aus und kam zu einem 3:0-Sieg.
Was bemerkenswerterweise niemandem die Laune zu verderben schien. Tatsächlich herrschte eher ein Gefühl der Erleichterung.

Erstaunlich viele der im Zweifel eher linken "Motte"-Besucher zogen Parallelen zwischen dem Spiel der deutschen Mannschaft und dem Zustand der deutschen Politik. Was am Ende der Kohl-Ära sogar gestimmt haben mag ...

Die Luft war ´raus. Bei der Regierung Kohl. Bei der Fußball-Nationalmannschaft. Und leider auch, selbst wenn es noch einige Zeit bis zur Bandauflösung dauerte, bei "Sparkling Starwater".

Samstag, 24. Juni 2006

Heja Sverige!

Eigentlich habe ich die FiFa-Fußball-WM ziemlich satt, und die FiFa-Begleitumstände dieser Veranstaltung sind auch nicht geeignet, ungetrübten Spaß am Fußball-Gucken zu entwickeln. Und die von ein paar Fahnen (zuviel) angefeuerte Patriotismus-Debatte halte ich für schlicht albern. Aber einige Spiele sehe ich mir trotzdem an. Z. B. das Achtelfinale Deutschland-Schweden heute nachmittag. Nicht nur, weil die deutsche Nationalmannschaft endlich mal keinen "effizienzorientierten" Klotz-Fußball spielt könnte es interessant werden. Trotzdem stehe ich dem Team mit den "Tre Kronor" auf dem Trikot heute gefühlsmäßig näher.
Sverige
Das liegt nicht etwa daran, dass ich antideutsche Gefühle entwickelt hätte, oder auch nur eine Abneigung gegen die Nationalmannschaft. Auch nicht daran, dass gerade diese Nacht (von Freitag auf Sonnabend) midsommar (nach-)gefeiert wird. Oder an meinem gewissen Faible für den Norden Europas.

Der Grund, weshalb ich der schwedischen Mannschaft die Daumen drücke, liegt daran, dass vor auf den Tag genau vor 48 Jahren, am 24. Juni 1958, die deutsche Nationalmannschaft eine qualvolle Niederlage erlitt: 1:3 gegen Schweden im Halbfinale der Weltmeisterschaft 1958. Wobei das wirklich Schlimme nicht die Niederlage auf dem Platz war, sondern das häßliche deutsche Nachspiel.
süddeutsche.de: Ein Tag in der Hölle von Göteborg
Wenn Deutschland derzeit das Gesicht eines „fröhlichen Patriotimus“ (Teammanager Oliver Bierhoff) zeigt, dann war es damals die Fratze eines geifernden Nationalismus, in die die Welt blicken musste.

Nach der Vorrunde gegen Argentinien (3:1), die Tschechoslowakei (2:2) und Nordirland (2:2) war das Team der Trainer-Legende Sepp Herberger durch ein 1:0 über Jugoslawien unter die letzten Vier vorgedrungen. Ausgerechnet gegen Gastgeber Schweden sollte sie nun das „Wunder von Bern“ wiederholen.

Es erwartete sie die „Hölle von Göteborg“. Die Vorschauberichte der schwedischen Presse zielten darauf ab, diese Deutschen in eine Zeit zurückzuschreiben, die 13 Jahre davor zu Ende gegangen war.
Der gehässigen schwedischen Pressekampgne war allerdings eine nicht weniger hämische deutsche Pressekampagne gegen die schwedische Mannschaft vorausgegangen. Das Publikum in Göteborg war gegen die Deutschen voreingenommen und machte seiner Abneigung lautstark Luft. 90 Minuten lang brüllten die schwedischen Zuschauer „Heja, Sverige“ und anderes, was die Deutschen nicht verstanden. Aus Sicht der Fußballspieler ein lautes, aber nicht weiter störendes, Publikum, aus Sicht der deutschen Sportreporter gemein und unfair. Dazu provozierte der Schwede Hamrin eine Tätlichkeit des Düsseldorfers Juskowiak und damit dessen Platzverweis. Die deutsche Mannschaft verlor 1:3.

Darauf folgte ein wütender Aufschrei der deutschen Volksseele, 13 Jahre lang mühsam gebändigter Chauvinismus und unter dem Mantel des wirtschaftlichen Aufschwungs versteckter Fremdenhass brachen sich Bahn. Der damalige DFB-Präsident Peco Bauwens konnte seine Wut nicht zügeln:"Nie mehr werden wir dieses Land betreten, nie mehr werden wir gegen Schweden spielen!" - und ließ die deutsche Mannschaft, die noch am WM-Abschlußbankett hätte teilnehmen sollen sofort abreisen. Heute hätte dieses unsportliche Verhalten empfindlichen Sanktionen der FIFA nach sich gezogen.n24.de: DFB-Elf 1958: "Duschen, Land verlassen"

Schwedische Autofahrer erhielten von deutschen Tankwarten kein Benzin mehr, schwedische Autos wurden demoliert, sogar die Schwedenplatte wurde von vielen deutschen Speisekarten getilgt. Die Presse war nicht besser; der Leitartikler der "Saar-Zeitung" ergoß sich in übelster nationalistischer Hetze:
Das offizielle Schweden hat hämisch genießend zugelassen, dass rund 40 000 Repräsentanten dieses mittelmäßigen Volkes, das sich nie über nationale und völkische Durchschnittsleistungen erhoben hat, den Hass über uns auskübelte, der nur aus Minderwertigkeitskomplexen kommen kann. Es ist der Hass eines Volkes, dem man das Schnapstrinken verbieten muss, weil es sonst zu einem Volk von maßlosen Säufern würde.
Gemessen an solchen Reaktionen ist der manchmal nervige deutsche "Fähnchenpatriotismus" dieser WM ein Zeichen der Normalität. Solche Reaktionen wie 1958 sind zum Glück nicht zu erwarten. Ich denke, ich könnte es sogar riskieren, heute die Schwedenflagge zum Fenster raushängen zu lassen.

superälgen

Nach dem Spiel:
Na, ja .... ich hatte gedacht, dass die Schweden so weiter machen würden, wie in der 2. Halbzeit gegen England. Außerdem vermutete ich, dass die Deutschen übermütig und nachlässig geworden wären.
Aber immerhin: Immer noch kein "Rumpelfußball" und auch kein "Beton" - also verdient weitergekommen!

Mittwoch, 21. Juni 2006

Ab heute bin ich ein "bissiger Liberaler"

Wahrscheinlich sehr zur Verwirrung als jener, die die "Bissigen Liberalen ohne Gnade" für eine Tarnorganisation der Jungliberalen halten, werde ich von nun an gelegendlich "bissigen Senf" bei B.L.O.G. verbreiten. Bekanntlich bin ich weder sonderlich jung noch sonderlich FDP-nah, aber die Einstufung als "Link(s)liberaler" habe ich längst akzeptiert.
Da man mir Mangel an Biß auch niemals nachsagen konnte, habe ich die freundliche Einladung zum Mittun dankbar akzeptiert.

Sonntag, 18. Juni 2006

"Gesunder Patriotismus" und die dunklen Seiten der WM

Anmerkung: hier stand ein längerer Artikel. Ich habe ihn "versehendlich" beim Editieren gelöscht. Dieses "Versehen" sehe ich als Zeichen (meines Unterbewußtsseins? Eher meines Daimonions ...) an, bei bestimmten Themen besser kluge Zurückhaltung zu üben.

Deshalb nur ein Hinweis auf einen schockierenden Beitrag bei So Why: Eine Nacht in München oder Die dunklen Seiten der WM.

via: Hokeys Blog

Freitag, 16. Juni 2006

Transrapid, Bären - und auch Fußball

Er kennt sich eben aus, der bayrische Ministerpräsident:
Wer ein Trio vorne hat wie Ronaldo, Ronaldinho und äh... äh äh und äh... die anderen Brasilianer, Carlo... äh Roberto Carlos, das ist äh, das ist äh, Rivaldo dazu noch, Rivaldo, äh äh - ah äh... Rivaldo, und äh, Ronaldinho, und Ro... und Ronaldo also... das dann verloren zu haben, das ist zwar bitter, aber nicht so bitter.
Mit mp3: Fußballernamen - von Edmund Stoiber: Gestammelte Werke

via: martin hagen

(Edmund S. kennt sich auch im Garten aus: Eine Blume hinrichten)

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