Meine Güte, was haben die Angst ...

Nun findet er statt, unter quasi kriegsmäßigen Sicherheitsmaßnahmen: der NATO-Jubiläumsgipfel.
Offiziell ist es die Angst vor Terroranschlägen und die Angst vor Unruhen, die durch diese tief in die Bürgerrechte eingreifenden Sicherheitsmaßnahmen gebändigt werden sollen - in der "Sicherheitszone 4" stehen die Bürger unter Hausarrest: nur in Begleitung eines Polizisten dürfen sie ihre Wohnung verlassen - und ob es bei Demonstrationsauflagen, die sogar Kaputzenpullis verbieten, wirklich um "Aufruhrbekämpfung", und nicht um Schikane geht, wage ich doch sehr zu bezweifeln. (Auch wenn es zweifellos gewaltbereite "Demonstranten" gibt - schließlich wollen z. B. die kackbraunen Kameraden von der NPD auch mitmischen.)

Klaus N. Frick brachte im Zusammenhang mit dem Belagerungszustand einen interessanten Aspekt ins Spiel: er geht, obwohl ich weiß, dass er keineswegs "unpolitisch" ist, und im "Kriegsgebiet" Großraum Mittel- bis Südbaden wohnt, nicht demonstrieren.

Damit hat er recht. Worum geht es bei so einem Gipfel, wie überhaupt bei ähnlichen Gipfelereignissen. Um Entscheidungen, um Strategien, um Verhandlungen? Im Zeitalter der elektronischen Kommunikation schwerlich. Die eigentliche Arbeit wird ohnehin im Vorfeld, auf Staatsekretärs und Experten-Ebene, erledigt, und um sich zu verständigen, braucht kein Politiker und auch kein hoher Militär persönlich anzureisen.
Es geht um reine Symbolik. Und es geht auch den Demonstranten um reine Symbolik. Den Terroristen - wenn sie überhaupt ein militärisch gesichertes "Ziel" ins Visier nehmen - erst recht.
Aus diesem Grund ist der an sich logische und sympathische Vorschlag, solche Treffen künftig auf einer Bohrinsel im Nordatlantik stattfinden zu lassen, wohl nicht umsetzbar.

Ein Treffen auf einem Kriegsschiff, wie damals bei der Verabschiedung der "Atlantik-Charta" wäre in seiner Symbolik heute entlarvend. Auf eine andere Art entlarvend, wie es der "Gipfel der Angst" in Baden-Baden und Straßburg ist.
Londo (Gast) - 4. Apr, 08:08

Selbst umliegende Gemeinden sind betroffen..

..Ich habe es am letzten Wochenende auf dem DarkDanceTreffen (DDT) in Lahr mitbekommen: da der Flughafen Lahr als Landeplatz der Air Force One vorgesehen ist, wurden bereits eine Woche vorher (!) hunderte von Polizisten in Lahr einquartiert. Zu diesem Zweck wurde unter anderem das "Stammhotel" des DDT, in dem sonst immer die Helfer und Bands untergebracht sind, vom Bund quasi "beschlagnahmt". Und das alles auf Kosten des Steuerzahlers!

Meiner Ansicht nach sollten die Politiker solche Treffen auf einsamen kleinen Ostsee-Inseln abhalten. Die könnte man relativ preiswert komplett absperren, und es wären nur sehr wenige Inselbewohner betroffen. Es gibt genügend Ostsee-Inseln mit entsprechender Infrastruktur.

MMarheinecke - 4. Apr, 22:05

Die armen Ostseeinsel-Bewohner

Ich wohnte ein paar Jahre lang auf der Nordseeinsel Borkum, und wie es so ging, fand in dieser Zeit dort auch einmal eine NATO-Außenminister-Tagung statt. Nur eine Außenministertagung und noch vor 2001, aber alles andere als angenehm. Besonders blöd an einer relativ kleinen Insel ist, dass die Sicherheitszonen praktisch das gesamte bewohnte Inselgebiet abdecken. Man kann dem "Sicherheitszirkus" gar nicht ausweichen, selbst wenn man will.
Heute würde eine Veranstaltung auf einer Insel darauf hinauslaufen, den Zugang zur Insel für die Dauer der Tagung zu unterbinden, und die Einwohner unter "enger Überwachung" zu halten (siehe Heiligendamm).

Außerdem wäre bei einer NATO-Jubiläumstagung auf einer kleinen Insel der symbolisch-propagandistische Effekt, um dem es bei diesem Zirkus ja hauptsächlich geht, nicht gegeben.
Gregor Keuschnig - 4. Apr, 12:02

Hans-Otto Bräutigam hat neulich erzählt, wie das Treffen zwischen Helmut Schmidt und Erich Honecker in Güstrow 1983 ablief. Schmidt traf dort ein und fand eine Geisterstadt vor (die Leute standen an den geschlossenen Fenstern; das war also in der DDR durchaus möglich). Die "Bürger", die ihn begrüssten, waren ausgesucht; die meisten waren von der Stasi. Irgendwann rief einer "Hoch" und alle bejubelten Honecker.

Auf dieses Niveau sind diese Treffen inzwischen angelangt. Auch hier durften ausgesuchte Leute Obama et. al. die Hand schütteln. Die Medien sind so blöd und zeigen dieses miese Schauspiel.

MMarheinecke - 4. Apr, 22:15

"die Leute standen an den geschlossenen Fenstern; das war also in der DDR durchaus möglich"
In dieser Beziehung hat der "freie Westen" die DDR schon eingeholt. In der "Sicherheitszone 4" (gelber Bereich) sollen sich die Bewohner nicht am Fenster aufhalten - und nie mit Fernglas oder Kamera.

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