NoWriMo-Halbzeit (ohne Halbzeitpause)

Nun ist der November halb vorbei. Und damit ist auch die Hälfte der
Schreibzeit für den NaNoWriMo verstrichen.
Ich kann behaupten, dass ich gut in der Zeit liege. 39501 Wörter von 50000 (NaNo-Ziel) oder 60000 (die geplante Länge meines Romanes) sind fertig - ohne Mogeln, pfuschen oder "Schreibdurchfall". Ich schreibe zwar immer noch flott, aber sorgfältiger und produziere (hoffentlich) weniger Textmüll. Was gut ist, denn zu viel unstrukturierter Text, dass habe ich vor zwei Jahren gemerkt, erschwert die Bearbeitung.

Vieles ist so wie beim letzten Mal, vor zwei Jahren - und einiges doch ganz anders.

Etwas, was so ist wie letzten Mal - mein Alltag leidet erstaunlich wenig darunter. Tatsächlich gibt das Schreibpensum, oder genauer, die Zeit, die ich fürs Schreiben reserviere, dem Tag zusätzlich Struktur.
Die "Chandler-Methode", nicht nach Tagespensum zu schreiben, sondern einfach ein paar Stunden zu reservieren, hat sich für auch dieses Mal bisher bewährt. Würde ich mir ein Pensum vornehmen, bestünde die Gefahr, dass ich an Tagen, an denen es nur langsam vorangeht, nichts anderes tue, als auf den Bildschirm starren und nach Worten zu ringen.
Da denke ich an Hans Gerhard Franciskowsky, der übrigens letzten Donnerstag beerdigt wurde. Er war ja, das darf man sicher sagen, ein extremer Vielschreiber. Er hat mit Einiges über die Arbeitstechnik eines professionellen Schriftstellers verraten, und ich habe hoffentlich davon gelernt. (Sicher mehr als z. B. auf einem Workshop für "kreatives Schreiben", von dem ich schwer enttäuscht war. Wobei es ja auch gute Workshops dieser Art gibt, ich denke da z. B. an einen in Wolfenbüttel.)
Er fing morgens früh um Sieben mit dem Schreiben an, nicht weil er so ein Morgenmensch gewesen wäre, sondern weil es sich konsequent die Vormittage für das ungestörte Schreiben frei hielt. Eine gewisse Disziplin und vor allem Struktur sind wichtig, auch für den Hobbyschreiberling.

Der neue Roman spielt im gleichen Zeitalter, im gleichen Genre und zum Teil sogar an den gleichen Schauplätzen wie mein alter NaNo-Romanversuch "Brüder der Küste".
Aber das ausgearbeitete Exposé, die genaue Planung der Kapitel, die genau ausgearbeiteten Hauptpersonen usw. erweisen sich dieses Mal als sehr hilfreich.

Letztes Mal machte mich der Roman "Pirate Latitudes" (unkreativer deutscher Titel: "Gold") von Michael Crichton, der gerade, als ich an "Brüder der Küste" schrieb, erschien, schier verrückt. Der Roman spielt im gleichen Zeitalter, im gleichen Genre und zum Teil sogar an den gleichen Schauplätzen wie "Brüder der Küste" - und hat zu allem Überfluss auch noch die gleiche Grundhandlung.

Inzwischen habe ich "Pirate Latitudes" gelesen. Große Überraschung: obwohl Crichton einen rasant geschriebenen Piraten-Thriller hingelegt hatte, bin ich von Crichtons Recherchen enttäuscht. Obwohl er auf diesem Gebiet ein Perfektionist war, gibt es in seinem nachgelassenen Roman zahlreiche Fehler und Anachronismen. Es ist zwar auch in diesem Buch erstaunlich, was Crichton so alles wusste oder herausgefunden hatte, aber bemerkenswerter ist auch, was er offenbar nicht wusste. Von Segelschiffen und historischer Seekriegstaktik hatte er offensichtlich recht wenig Ahnung - was bei einem Piratenroman nicht so ganz unwichtig sein dürfte.
Sein letzter Roman ist offensichtlich noch eine Rohfassung, denn die Schlusskapitel wirken ziemlich skizzenhaft, und es gibt auch nicht bereinigte Widersprüche. So wie er veröffentlicht wurde, ist er meiner Ansicht nach sein schwächster. Ich bin mir ziemlich sicher: in dieser ziemlich rohen Fassung hätte Crichton selbst den posthum auf seiner Festplatte gefundenen Roman für nicht veröffentlichungsreif gehalten.

Zurück zu meinem diesjährigen NaNo-Roman: ich bin mir sicher, dass ich ihn, größere Zwischenfälle nicht eingerechnet, fertig bekommen werde. Ich hoffe, dass ich einen zwar sicher nicht literarisch hochklassigen, aber unterhaltsamen, historischen Abenteuerschmöker mit leicht "phantastischen" Elementen hinbekommen werde.
Und es wird ihn sehr wahrscheinlich in nicht zu ferner Zukunft in gedruckter Form zu kaufen geben.

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