Warum ist der tibetische Buddhismus "in"?
Viele Sozialwissenschaftler und noch weitaus mehr Politiker, Publizisten und - unvermeindlicherweise - Kirchenvertreter reden gern von einer "Rückkehr der Religionen". Allerdings geht diese angebliche "Rückkehr" hierzulande an den großen christlichen Kirchen vorbei. (Auch wenn die jüngste dramatische Austrittswelle aus der römisch-katholischen Kirche am allerwenigsten mit einer "Abwendung vom Christentum" zu tun haben wird. Ich vermute, dass viele Katholiken nun austreten, gerade weil diese Kirche die Werte, die sie predigt, offensichtlich nicht lebt. Wobei, das sei mir als Heide erlaubt, der "Fisch" vom Kopf her stinkt - aber gewaltig! Ich verstehe, dass Menschen, die die christliche Ethik - oder überhaupt eine Ethik - ernst nehmen, es in diesem scheinheiligen Verein nicht mehr aushalten.)
Die "Rückkehr der Religion" ist eben keine Renaissance "des Glaubens" in seiner bekannten und gewohnte Form. Die, vor allem und im Besonderen in Deutschland, auf eine enge Verfilzung von Staat und "offiziellen" Kirchen gegründete bestehende Ordnung verfällt nach wie vor. Nicht erst seitdem moderne Verkehrs- und Kommunikationsmittel die "Globalisierung" vorantreiben, löst sich die früher üblichen Einheit von "Nation", "(Leit-)Kultur" und "(Volks-)Religion" auf: dieser Prozess begann schon in der Aufklärung und in der Romantik, vor über 200 Jahren. Seit dieser Zeit ist es nicht mehr selbstverständlich, dass es ein quasi "natürliches" Religions- und Spiritulatitätsmonopol der am Ort vorherrschenden Kirche gibt, obwohl es zuerst nur Intellektuelle und Künstler waren, die die freie Religionswahl auch wirklich praktizierten. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist das ein Massenphänomen.
Da seitdem viele Menschen sich nicht mehr an die traditionellen religiösen Milieus gebunden fühlen, in die zufällig hineingeboren wurden, begannen spirituell interessierte Menschen und andere Sinnsucher, sich ihre eigene "Religion" zu konstruierten. Kritiker, vor allem aus dem kirchlichen Umfeld, sprechen gerne abwertend von "Patchwork-Religionen" und einem "spirituellen Supermarkt".(Obwohl auf Teile der "Esoterik-Szene" das Bild eines letztendlich kommerziell orientierten Marktes auch meiner Ansicht nach zutrifft.)
Damit gibt es etwas Ungewohntes: Konkurrenz zwischen "Transzendenzanbietern". In den USA gibt es diese "Kirchenkonnkurrenz" schon lange, was nicht nur zur, auf der positiven Seite, zu einer enormen religiösen bzw. weltanschaulichen Vielfalt führte, sondern auch zu so fragwürdigen Erscheinungen wie quasi kommerziellen Kirchen und dem Vormarsch der Fundamentalisten.
Im "Westen" sind neben den evangelikalen "Fundies" es vor allem die Buddhisten, vor allem der tibetischen Richtung, die sich besonders gut auf dem "Religionsmarkt" behaupten. Dafür kann man viele mögliche Gründe anführen, für die die charismatische und sympathische Persönlichkeit des Dalai Lama nicht der Unwichtigste sein dürfte. Auch der Widerstand gegen die chinesische Okkupation Tibets und der Respekt vor der trotz allem pazifistischen Haltung der Exilregierung trägt sicherlich zur Beliebtheit des tibetischen Buddhismus bei. Auch die (scheinbare) Kompatibilität zwischen tibetischem Buddhismus und "westlicher" Esoterik, vor allem der "theosophischen" Richtung spielt beim "Buddhismusboom" eine wichtige Rolle.
Aber vielleicht sind auch bei erwachsenen "Sinnsuchern" solche Kriterien entscheidend:
Herzdamengeschichten: Sohn I und die Religionen
Die "Rückkehr der Religion" ist eben keine Renaissance "des Glaubens" in seiner bekannten und gewohnte Form. Die, vor allem und im Besonderen in Deutschland, auf eine enge Verfilzung von Staat und "offiziellen" Kirchen gegründete bestehende Ordnung verfällt nach wie vor. Nicht erst seitdem moderne Verkehrs- und Kommunikationsmittel die "Globalisierung" vorantreiben, löst sich die früher üblichen Einheit von "Nation", "(Leit-)Kultur" und "(Volks-)Religion" auf: dieser Prozess begann schon in der Aufklärung und in der Romantik, vor über 200 Jahren. Seit dieser Zeit ist es nicht mehr selbstverständlich, dass es ein quasi "natürliches" Religions- und Spiritulatitätsmonopol der am Ort vorherrschenden Kirche gibt, obwohl es zuerst nur Intellektuelle und Künstler waren, die die freie Religionswahl auch wirklich praktizierten. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts ist das ein Massenphänomen.
Da seitdem viele Menschen sich nicht mehr an die traditionellen religiösen Milieus gebunden fühlen, in die zufällig hineingeboren wurden, begannen spirituell interessierte Menschen und andere Sinnsucher, sich ihre eigene "Religion" zu konstruierten. Kritiker, vor allem aus dem kirchlichen Umfeld, sprechen gerne abwertend von "Patchwork-Religionen" und einem "spirituellen Supermarkt".(Obwohl auf Teile der "Esoterik-Szene" das Bild eines letztendlich kommerziell orientierten Marktes auch meiner Ansicht nach zutrifft.)
Damit gibt es etwas Ungewohntes: Konkurrenz zwischen "Transzendenzanbietern". In den USA gibt es diese "Kirchenkonnkurrenz" schon lange, was nicht nur zur, auf der positiven Seite, zu einer enormen religiösen bzw. weltanschaulichen Vielfalt führte, sondern auch zu so fragwürdigen Erscheinungen wie quasi kommerziellen Kirchen und dem Vormarsch der Fundamentalisten.
Im "Westen" sind neben den evangelikalen "Fundies" es vor allem die Buddhisten, vor allem der tibetischen Richtung, die sich besonders gut auf dem "Religionsmarkt" behaupten. Dafür kann man viele mögliche Gründe anführen, für die die charismatische und sympathische Persönlichkeit des Dalai Lama nicht der Unwichtigste sein dürfte. Auch der Widerstand gegen die chinesische Okkupation Tibets und der Respekt vor der trotz allem pazifistischen Haltung der Exilregierung trägt sicherlich zur Beliebtheit des tibetischen Buddhismus bei. Auch die (scheinbare) Kompatibilität zwischen tibetischem Buddhismus und "westlicher" Esoterik, vor allem der "theosophischen" Richtung spielt beim "Buddhismusboom" eine wichtige Rolle.
Aber vielleicht sind auch bei erwachsenen "Sinnsuchern" solche Kriterien entscheidend:
Herzdamengeschichten: Sohn I und die Religionen
In dem Tibetladen bei uns um die Ecke hängen geschnitzte Dämonenmasken an der Wand, fürchterliche Fratzen. Sohn I steht beglückt davor und sagt anerkennend: „Monster!“ Jeden Morgen bleibt er auf dem Weg zur Kita kurz bei dem Laden stehen und staunt verträumt lächelnd sein Lieblingsmonster an. Monster sind nicht zu schlagen, etwas Tolleres kann es gar nicht geben. Außerdem gibt es Rasseln in dem Laden, Rasseln mit sehr vielen Glöckchen dran, und auch kleine Steinfiguren, die richtige Elefanten darstellen, mit vier Beinen, wie es sich gehört. Und wenn der Laden geöffnet ist, dann stehen metallene Zierdrachen davor, auf denen man reiten kann, zumindest wenn der Inhaber gerade nicht guckt. Der Sohn liebt diesen Laden. Monster! Elefanten! Drachen! Mit anderen Worten, die anderen Religionen können einpacken.
MMarheinecke - Samstag, 8. Mai 2010
Volle Zustimmung!
wir sind doch gern verzaubert bei musik, einem film, einem netten, charmanten menschen, einem sonnenuntergang am meer, einem schönen auto...usw.
muß den religion eine bürde sein, eine ernsthafte sache die uns tiefe falten ins gesicht gräbt, getrieben von angst in die hölle zu kommen, irgendwelche gebote zu mißachten, sich die augen zu verderben beim lesen dicker schriften, in einem glauben hineingeboren zu sein der wie ein mühlstein am hals hängt?
und ist das christentum etwa nicht naiv?
also, ich weiß nicht, aber man kann sich einem glauben auch leichter nähern, warum nicht buddhismus, warum nicht bhagwan, ich hatte bei diesen leuten nie den eindruck es gehe ihnen schlecht oder sie wären gehirngewaschen, die meisten ehemaligen bhagwan leute sind inzwischen in guten positionen und keineswegs dumm oder naiv, das sehe ich auch bei buddhisten nicht.
Am "verzaubert sein" ist nichts schlecht ...
Wobei vielleicht zu wenig bekannt ist, dass es im tibetischen Buddhismus ein System der "Vergeltung im Jenseits" und nicht weniger als 16 Höllen gibt. In der Tat betreiben viele Anhänger des Vajrayana-Buddhismus (der tibetische Buddhismus ist Vajrayana-Buddhismus) diesen als Allerdings warnt der Dalai Lama ausdrücklich davor, den Buddhismus auf diese verbiesterte, ängstliche und unduldsame Weise zu praktizieren. Es ist m. E. kein Zufall, dass er sich mit Karol Wojtyła (Papst Johannes-Paul II.) ganz gut verstand, aber mit dessen Nachfolger Joseph Ratzinger dem Vernehmen nach überhaupt nicht.
Die Oshos bzw. Bhagwanis sind Thema für sich, zumal das eher in Richtung Hinduismus geht.
(Wobei ich mich offensichtlich irrte - wie der Beiname "Jain" verrät, war er wohl ursprünglich Jainist, nicht Hindu.)
Für mich sieht das nach"spritituellem Marketing" aus, nach dem Prinzip: "Wer Vieles bringt, wird manchem etwas bringen" - und mit vielen Attraktionen: "Monster! Elefanten! Drachen!"