Plastikmüll im Meer - und ein Hoffnungsschimmer

Einer der bedrückendsten und dabei beeindruckendsten Dokumentarfilme der letzten Zeit ist Plastic Planet .

Eines der größten Probleme, die vor allem Verpackungen aus Kunststoffen ausgeht, ist der Plastikmüll im Meer. Es gibt mittlerweile gewaltige, zusammenhängende Müllteppiche. In einigen Meeresregionen, wie im Zentralpazifik und auch in der Sagossosee im südlichen Nordatlantik haben sich riesige Müllstrudel gebildet. Der pazifische Müllstrudel hat mitlerweile die Größe Zentraleuropas erreichen und besteht nach Schätzungen aus 100 Millionen Tonnen Kunststoffabfall.
Einen ausführlichen Überblick gibt dieses "scienexx"-Dossier:
Müllkippe Meer - Ein Ökodesaster mit Langzeitfolgen
Plastikmüll ist, weil die meisten Kunststoffe nur langsam abgebaut werden, ein Langzeitproblem. Wobei im Meer gerade der Zerfall des Mülls gefährlich ist: die schwimmenden Fragmente werden im Laufe der Zeit immer kleiner. Partikel von fünf Millimetern Größe und darunter sind besonders umweltgefährlich, da sie mit ihrer großen Oberfläche giftige Stoffe adsorbieren. Wird es dann von Meerestieren gefressen, landet das Gift in ihren Mägen.

Aber offensichtlich gibt es einen Hoffnungsschimmer: Wissenschaftler der Universität Sheffield in England und des Centre for Environment, Fisheries and Aquaculture haben jetzt möglicherweise eine Lösung gefunden, wie dieser Plastikmüll reduziert werden könnte. In ihrer Studie hatten sie unter anderem mit Hilfe von DNA-Analysen erforscht, welche Mikroben Polyethylen besiedeln, der Kunststoff, der beispielsweise für Plastiktüten eingesetzt wird. Die Forscher stellten fest, dass das Plastik von zahlreichen Bakterienarten bewohnt wird, die zusammen einen Biofilm auf der Oberfläche bilden. Allerdings waren nur bestimmte Typen von Mikroben an diesem Biofilm beteiligt, ihre Artzusammensetzung unterschied sich deutlich von der der sonstigen Meeresmikroben. Nach Ansicht der Forscher könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass die Plastik bewohnenden Bakterien sich auf den Kunststoff als Lebensraum spezialisiert haben und aktiv am Abbau des Kunststoffs beziehungsweise der giftigen Substanzen auf ihnen beteiligt sind.
Mikroben gegen Plastikmüll im Ozean.
Diese Untersuchungen sind im Zusammenhang mit einer Studie, die 2009 von Forscher um Katsuhiko Saido von der Nihon Universität in Chiba auf dem Treffen der American Chemical Society in Washington vorgestellt wurde, besonders interessant. Die japanischen Wissenschaftler zeigten, dass bestimmte Kunststoffabfälle unter Bedingungen wie im freien Ozean, wo er Sonne, Regen oder anderen Umwelteinflüssen ausgesetzt ist, schneller zerfallen als bisher gedacht.
Das ist allerdings nicht unbedingt ein gutes Zeichen, denn dabei wird nach den Erkenntnissen der Umweltchemiker unter anderem auch Bisphenol A frei. Die Chemikalie steht im Verdacht das Hormonsystem von Tieren massiv zu stören und Erbgutveränderungen auszulösen. Zu den von den Forschern nachgewiesenen Substanzen gehören zudem auch andere Umweltgifte wie Styrolmonomere, die eine krebsauslösende Wirkung haben können.
Daher ist die Entdeckung der englischen Wissenschaftler, dass die an Kunstoffpartikeln anhaftenden Bakterien auch diese Stoffe offensichtlich abbauen können, ein gutes Zeichen - und ein Hinweis, wie dieses drängende Umweltproblem bewältigt werden könnte.

Möglicherweise ist gerade das Bisphenol A, das der Regisseur des Films "Plastic Planet", Werner Boote, die größten Sorgen macht, gar nicht so gefährlich, wie er meint und wie es im Film dargestellt wird.
Sowohl die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (European Food Safety Authority, EFSA) kamen unabhängig voneinander zu dem Schluss, BPA sei ungefährlich, da der hormonähnliche Stoff ziemlich schnell in der Leber unschädlich gemacht und innerhalb weniger Stunden ausgeschieden wird.

Wieso das so ist, stellt die Chemikerin Ilona Baldus in ihrem Science-Blog dar: Chemisch gesehen: Plastic Planet.

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