Erinnerungen an ´82
Eine persönliche Ergänzung zu Die Herrschaft der ´82er.
1982 war das Jahr, in dem ich mein Abi "baute". (Wie sich daraus mühelos schließen lässt, bin ich nicht mehr der Jüngste.) Übrigens mit einem Schnitt von 2.0, was angesichts der Tatsache, dass ich zwar hochmotiviert lernte, aber vorzugsweise Dinge, die nicht zum abfragbaren "Stoff" gehörten, und mich zwar immer konzentrierte, aber nicht immer auf den Unterricht, keineswegs selbstverständlich war.
Ich erwähnte die Popper von damals, die in vielen Fällen die Politiker, Top-Manager und Meinungsmacher von heute sind. Ich war keiner. Das lag einerseits daran, dass ich beim Wort "Popper" schon damals eher an Karl Raimund Popper dachte, als an junge Menschen mit asymetrischen Föhnfrisuren, Kaschmir-Pullovern, Rolex-Uhren (manchmal sogar echt) Karottenhosen und Schuhen, die, anders als die Bezeichnung "Pennyloafer" vermuten ließ, sauteuer waren. Anderseits natürlich auch daran, dass mir für diesen teuren Lebensstil sowohl die nötige Kohle wie die nötige Eitelkeit fehlte.
Meine Schule zeichnete sich durch eine sozial und politisch extrem gemischte Schülerschaft aus - in meiner Jahrgangsstufe gab es sowohl jemanden, der in einem besetzten Haus in der Hafenstraße wohnte, wie auch Töchter und Söhne von erfolgreichen mittelständischen Unternehmern, die, wenn sie auf Angeber-Uhren Wert legten, nicht auf Rolex-Imitate zurückgreifen mussten. Das verhinderte ziemlich wirksam die Cliquenbildung - es gab von jeder Herkunftsgruppe und Subkulturgruppe dazu einfach zu wenige. Es gab bei uns einige, die im Popper-Stil herumliefen, die sich aber nicht "poppermäßig" verhielten - womit ich extreme Angeberei, Rücksichtslosigkeit, Konsumgeilheit, Karrieregeilheit, Oberflächlichkeit meine. Waren meistens ganz gute Kumpel, nur eben besonders modebewusst. Anderseits gab es da einen, den wir den "Punkpopper" nannten - jemanden, der in Kleidung und Auftreten extrem provokativ war, aber eben nur äußerlich "Rebell", innen karrierebewusst und selbstbezogen. Ich war nicht im Mindesten erstaunt, als ich Jahre später sein Gesicht und seinen Namen auf einem CDU-Wahlplakat sah. Inzwischen ist er nicht nur Dozent an der Universität Berlin, sondern war auch lange Jahre in führenden Management-Positionen in großen Medienunternehmen tätig. Immerhin: Internet-Ausdrucker ist er nur wirklich nicht ...
Im Rückblick erscheint mir das damals in der BRD herrschende gesellschaftliche Klima extrem polarisiert. Einerseits herrschte bei sehr vielen Menschen eine extreme Angst vor Krieg - vor allem nach dem NATO-Doppelbeschluss und der im Rahmen dieses Beschlusses 1982 stationierten, nuklear bestückten us-amerikanischen Marschflugkörpern vom Typ BGM-109 Tomahawk. Die (m. E. berechtigte) Angst, dass durch "eurostrategische" mobile - und daher im Präventivschlag kaum zu vernichtende - extrem zielgenaue nukleare Waffensysteme wie die Tomahawk, die Pershing II-Rakete oder auf östlicher Seite die RSD-10 (besser bekannt unter dem NATO-Kürzel SS 20) ein auf Europa "begrenzten" Atomkrieg möglich und sogar "führbar" wäre, war der Hauptauslöser der sehr breiten Friedensbewegung. Eine andere Angst, die zehntausende Menschen auf die Straßen trieb, war die vor der Umweltzerstörung.
Ohne diese (nicht grundlosen) Ängste hätte es die "GRÜNEN" nicht gegeben, und wären umweltpolitische Themen in Medien und Politik Randthema geblieben. Auch der "bewährte" Versuch, die Friedensbewegten als "Marionetten Moskaus" darzustellen, schlug fehl - und das, obwohl es tatsächlich an Versuchen der "realsozialistischen" DKP, die Proteste in ihrem, einseitig anti-westlichen Sinne, zu instrumentalisieren, nicht mangelte. Ja, und dann gab es noch die Lambsdorf-FDP - es waren wenige, die aber von Anfang an massiven medialen "Feuerschutz" für das Vorhaben "schlanker Staat" genossen.
Computer. Es gab zwar schon das Internet, aber kaum jemand, der nicht gerade Informatik studierte, wusste das. Noch im Fischer-Taschenlexikon "Computer", Auflage 1986, fehlte dieses Stichwort. Mein erster Computer war übrigens kein C-64, sondern ein Sinclair ZX81, der unter dem Namen "Timex Sinclair 1000" für nur 99 DM bei "Allkauf" verramscht wurde. Ein Jahr später leistete ich mir einen "Basic"-programmierbaren Taschenrechner, der irgendwie praktischer war. Woran ich mich noch gut erinnern kann, waren die Trauben Jugendlicher in den Computer-Abteilungen der Warenhäuser. Und schon damals gab es besorgte Pädagogen und Erziehungs-Politiker, die mit markigen Worten vor verrohenden Computerspielen warnten. 1984 wurde erstmals dann ein "Ballerspiel", River Raid, von der BPjS indiziert. (Einiges zu dieser absurden Indizierung schrieb ich unter Die Tücken der virtuellen Realität.)
1982 war das Jahr, in dem ich mein Abi "baute". (Wie sich daraus mühelos schließen lässt, bin ich nicht mehr der Jüngste.) Übrigens mit einem Schnitt von 2.0, was angesichts der Tatsache, dass ich zwar hochmotiviert lernte, aber vorzugsweise Dinge, die nicht zum abfragbaren "Stoff" gehörten, und mich zwar immer konzentrierte, aber nicht immer auf den Unterricht, keineswegs selbstverständlich war.
Ich erwähnte die Popper von damals, die in vielen Fällen die Politiker, Top-Manager und Meinungsmacher von heute sind. Ich war keiner. Das lag einerseits daran, dass ich beim Wort "Popper" schon damals eher an Karl Raimund Popper dachte, als an junge Menschen mit asymetrischen Föhnfrisuren, Kaschmir-Pullovern, Rolex-Uhren (manchmal sogar echt) Karottenhosen und Schuhen, die, anders als die Bezeichnung "Pennyloafer" vermuten ließ, sauteuer waren. Anderseits natürlich auch daran, dass mir für diesen teuren Lebensstil sowohl die nötige Kohle wie die nötige Eitelkeit fehlte.
Meine Schule zeichnete sich durch eine sozial und politisch extrem gemischte Schülerschaft aus - in meiner Jahrgangsstufe gab es sowohl jemanden, der in einem besetzten Haus in der Hafenstraße wohnte, wie auch Töchter und Söhne von erfolgreichen mittelständischen Unternehmern, die, wenn sie auf Angeber-Uhren Wert legten, nicht auf Rolex-Imitate zurückgreifen mussten. Das verhinderte ziemlich wirksam die Cliquenbildung - es gab von jeder Herkunftsgruppe und Subkulturgruppe dazu einfach zu wenige. Es gab bei uns einige, die im Popper-Stil herumliefen, die sich aber nicht "poppermäßig" verhielten - womit ich extreme Angeberei, Rücksichtslosigkeit, Konsumgeilheit, Karrieregeilheit, Oberflächlichkeit meine. Waren meistens ganz gute Kumpel, nur eben besonders modebewusst. Anderseits gab es da einen, den wir den "Punkpopper" nannten - jemanden, der in Kleidung und Auftreten extrem provokativ war, aber eben nur äußerlich "Rebell", innen karrierebewusst und selbstbezogen. Ich war nicht im Mindesten erstaunt, als ich Jahre später sein Gesicht und seinen Namen auf einem CDU-Wahlplakat sah. Inzwischen ist er nicht nur Dozent an der Universität Berlin, sondern war auch lange Jahre in führenden Management-Positionen in großen Medienunternehmen tätig. Immerhin: Internet-Ausdrucker ist er nur wirklich nicht ...
Im Rückblick erscheint mir das damals in der BRD herrschende gesellschaftliche Klima extrem polarisiert. Einerseits herrschte bei sehr vielen Menschen eine extreme Angst vor Krieg - vor allem nach dem NATO-Doppelbeschluss und der im Rahmen dieses Beschlusses 1982 stationierten, nuklear bestückten us-amerikanischen Marschflugkörpern vom Typ BGM-109 Tomahawk. Die (m. E. berechtigte) Angst, dass durch "eurostrategische" mobile - und daher im Präventivschlag kaum zu vernichtende - extrem zielgenaue nukleare Waffensysteme wie die Tomahawk, die Pershing II-Rakete oder auf östlicher Seite die RSD-10 (besser bekannt unter dem NATO-Kürzel SS 20) ein auf Europa "begrenzten" Atomkrieg möglich und sogar "führbar" wäre, war der Hauptauslöser der sehr breiten Friedensbewegung. Eine andere Angst, die zehntausende Menschen auf die Straßen trieb, war die vor der Umweltzerstörung.
Ohne diese (nicht grundlosen) Ängste hätte es die "GRÜNEN" nicht gegeben, und wären umweltpolitische Themen in Medien und Politik Randthema geblieben. Auch der "bewährte" Versuch, die Friedensbewegten als "Marionetten Moskaus" darzustellen, schlug fehl - und das, obwohl es tatsächlich an Versuchen der "realsozialistischen" DKP, die Proteste in ihrem, einseitig anti-westlichen Sinne, zu instrumentalisieren, nicht mangelte. Ja, und dann gab es noch die Lambsdorf-FDP - es waren wenige, die aber von Anfang an massiven medialen "Feuerschutz" für das Vorhaben "schlanker Staat" genossen.
Computer. Es gab zwar schon das Internet, aber kaum jemand, der nicht gerade Informatik studierte, wusste das. Noch im Fischer-Taschenlexikon "Computer", Auflage 1986, fehlte dieses Stichwort. Mein erster Computer war übrigens kein C-64, sondern ein Sinclair ZX81, der unter dem Namen "Timex Sinclair 1000" für nur 99 DM bei "Allkauf" verramscht wurde. Ein Jahr später leistete ich mir einen "Basic"-programmierbaren Taschenrechner, der irgendwie praktischer war. Woran ich mich noch gut erinnern kann, waren die Trauben Jugendlicher in den Computer-Abteilungen der Warenhäuser. Und schon damals gab es besorgte Pädagogen und Erziehungs-Politiker, die mit markigen Worten vor verrohenden Computerspielen warnten. 1984 wurde erstmals dann ein "Ballerspiel", River Raid, von der BPjS indiziert. (Einiges zu dieser absurden Indizierung schrieb ich unter Die Tücken der virtuellen Realität.)
MMarheinecke - Sonntag, 4. Oktober 2009
Der Begriff "Internet" setzte sich ab der allgemeinen Umstellung des ARPANET auf TCP/IP im Jahr 1983 durch.
Pascal habe ich auch gelernt, neben Assembler, COBOL und später C. BASIC halt "Lerning by doing". Aber heute sind meine Programmierkenntnisse eingerostet und weitgehend veraltet.