Gute Nachrichten - die nicht geglaubt werden

Eine alte Redakteursweisheit lautet bekanntlich: "Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten". Gut für die verkaufte Auflage und die Einschaltquote.

Trotzdem gibt es gute Nachrichten, bei denen ich mich erst einmal wundere, dass sie es nicht in die Schlagzeilen schaffen. Zum Beispiel diese:
Die Anzahl der Straften schwerer sexueller Kindesmissbrauch zur Herstellung und Verbreitung kinderpornographischer Schriften hat sich in diesem Zeitraum von 206 auf 103 Fälle halbiert, zudem hat sich dabei die Opferzahl von 256 im Jahr 2002 auf 120 im Jahr 2007 sogar mehr als halbiert!

Dabei ist zudem auch noch die Aufklärungsquote von 80 auf 89 Prozent gestiegen!

Alleine schon dies sollte deutlich zeigen, dass konventionelle Polizeiarbeit und eine konsequente Ächtung dieser Inhalte wirkt!
MissbrauchsOpfer gegen Internetsperren nach Auswertung der polizeilichen Kriminalstastik. In diesem Zusammenhang sehr wichtig: Wovon reden wir in dieser Debatte eigentlich?
Ähnlichkeiten mit dem Terrorismus-Diskurs sind unzufällig.

Es gab im Jahr 2008 nach Angaben von Europol in Europa 515 terroristische Anschläge - größtenteils Brandstiftungen oder kleinere Explosionen ohne Tote. Insgesamt verzeichnet der Bericht gegenüber 2007 einen Rückgang von Terroranschlägen in der EU um 23 Prozent.
Von der Anschlägen gingen die meisten, nämlich 397, auf das Konto separatistischer Organisationen wie der ETA - und ein einziger Anschlag war islamistisch motiviert.

Wie aber lautet aber die Überschrift der Meldung, aus der ich diese Zahlen habe?

Ja, richtig: Islamistischer Terror blieb die größte Gefahr.

Damit man mich nicht (absichtlich) missversteht: ich halte selbstverständlich den islamistischen Terrorismus nicht für "harmlos". Im Gegenteil: islamistisch motivierte Anschläge sind, wohl wegen ihres teilweise religiösen Charakters, jeder für sich, brutaler als rein politisch motivierte. Aber sie sind glücklicherweise in Europa sehr selten.
Übrigens durfte ein wohl obligatorischer Satz nicht fehlen:
Das Internet spielt für Terrorgruppen eine immer wichtigere Rolle: "Es ermöglicht Anonymität beim Austausch von Informationen und es macht es diesen Organisationen leicht, zu kommunizieren und Propaganda zu verbreiten."
Das klingt fast so, als ob Terroristen in der Vor-Internet-Zeit nicht miteinander konspirativ kommuniziert hätten. Es fällt auf, dass wieder einmal die (angebliche) Anonymität des Internets angeführt wird. Was nebenbei verrät, wovor manche Angstmacher wirklich Angst haben.

Die Themen "Kinderpornographie" und "Terrorismus" haben Einiges gemeinsam: Die Thematik ist komplex, die Täter sind nur sehr schwer einzuschätzen und nach üblichen Maßstäben skrupellos - und vor allem: beide Themen sind mit elementarer Angst besetzt.
Auch ohne das sich "interessierte Seiten" einmischen, bleibt es nicht aus, dass die Angst in Panik und Hysterie umschlägt, und die Hysterie zu groben Fehleinschätzungen und Überreaktionen führt. Bei beiden Themen kann es meiner Ansicht nach schon spontan, ohne das irgend jemand Desinformation betreibt, dazu kommen, dass sehr viele Menschen sehr fest von Annahmen überzeugt sind, die einfach nicht stimmen und beim näheren Hinsehen nicht einmal plausibel sind.
Erst recht gilt das, wenn aus vielleicht ganz banalen Gründen (mehr Auflage, mehr Wählerstimmen) manipuliert wird.

Der Hauptgrund, Angst zu verbreiten, ist selbst Angst zu haben. Angst, die blind gegenüber auch guten Nachrichten macht.

Das dürfte der Grund sein, weshalb an sich gute Nachrichten nicht mehr öffentlich wahrgenommen werden: sie passen weder in das angstbestimmte Weltbild des "Normalbürgers" noch in die Agenda der ängstlichen Angstmacher.
Chefoptimist (Gast) - 9. Mai, 22:48

weSmile - die guten Nachrichten des Tages

Guten Abend,
vielleicht darf ich in diesem Zusammenhang einen Link-Tipp beitragen: "weSmile - gute Nachrichten" aggregiert tagesaktuell und themenübergreifend Positives aus aller Welt. Jeder ist herzlich eingeladen mitzugestalten!
Gruß
Sönke Toschka

MMarheinecke - 10. Mai, 06:33

Ich sehe mal davon ab, den Beitrag als Spam zu löschen.

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