... nicht weil es einfach wäre, sondern gerade weil es schwierig ist!

Treffend geriet "Telepolis" diese Überschrift: Apollo 2.0. Der aussagekräftige Vergleich stammt aus dem Weißbuch Clean Power from Deserts vom "Club of Rome". Solarkraftwerke in der Sahara können den Energiebedarf Afrikas, Europas und des Nahen Ostens decken. Solarthermische Kraftwerke sollen nicht nur Strom liefern (der über Gleichstrom-Höchstpannungsleitungen verlustarm in die Metropolen geschickt werden kann), sondern auch noch Prozesswärme und Süßwasser - etwa für die Bewässerung der Felder des Mittelmeerraums.
Auch wenn ich über den Club of Rome durchaus gemischte Ansichten habe, ist die u. A. von ihm angestoßene Trans-Mediterranean Renewable Energie Cooperation eines jener Projekte, mit dem ein ehrgeiziges - aber erreichbares - Ziel näher rückt: Eine von fossilen Brennstoffen unabhängige Energieversorgung, und zwar dergestalt, dass auch der sich absehbar steigernde Energiebedarf der heutige "Entwicklungsländer" gedeckt werden kann - und am Ende ein Versorgungsniveau steht, das "Wohlstand für alle" statt lediglich "gerecht verteilten Mangel" bedeutet.

Der Vergleich mit "Apollo" ist passend. Als US-Präsident John F. Kennedy 1961 ein Projekt ankündigte, dass noch vor 1970 einen Menschen zum Mond und heil wieder zur Erde zurückbringen sollte, da gab es weder eine Trägerrakete, die für diesen Zweck auch nur annähernd stark genug wäre, noch war bekannt, ob Menschen überhaupt in der die Schwerelosigkeit arbeiten könnten, es gab keinen Computer, der in die Raumkapsel hätte eingebaut werden können, die Frage, ob eine weiche Mondlandung überhaupt möglich wäre, war ungeklärt - kurz: bei "realistischer" Planung auf dem Stand des Jahres 1961 erschien Apollo ein unmögliches Unterfangen zu sein. Und doch - es gelang! Der Kontrast zu anderen technischen Unternehmen ist so krass, dass heute wissenschaftlich unhaltbare, aber "irgendwie" plausibel klingende Verschwörungstheorien, die behaupten, die Mondlandungen seien fingiert worden, ihre Anhänger finden.
Auch wenn man am Sinn des Mondfluges Zweifel anmeldet und die ausgegebenen Geldmittel (die etwa zwei Monaten Vietnamkrieg entsprachen) für verschwendet hält Ich halte es nicht: "Apollo" zeigte, dass wenn etwas technisch möglich ist und die Intention (politisch, aber auch gesamtgesellschaftlich) es trotz aller Hindernisse und Probleme zu schaffen, groß genug ist, auch das anscheinend Unmögliche machbar ist.

Da passt es, dass es das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) war, das in diesem Jahr verschiedene Studien dazu veröffentlicht, die unter anderem vom Bundesumweltministerium (das offensichtlich doch zu mehr als zur Klimaschutz-PR zu gebrauchen ist) in Auftrag gegeben wurden.
Now, the rest is up to us, and there's a future to be won. We must turn our faces outward, we will do what must be done.
Köppnick - 30. Nov, 08:02

Warum hast du zum Club of Rome gemischte Ansichten? Ihre Grundaussage ist doch an Logik nicht zu übertreffen: Wenn es eine Ressource gibt, die nur endlich vorhanden ist und die konstant oder steigend verbraucht wird, dann ist sie irgendwann alle. Und man muss sich beizeiten um eine Alternative bemühen. Für das Jahr 1972 war das eine wahrhaft revolutionäre Aussage, noch vor dem Ölpreisschock und dem Wissen um die Klimakatastrophe. Damit haben sie meines Wissens als erste den Zusammenhang zwischen Ökologie und Ökonomie und vielem anderen gezeigt.

MMarheinecke - 30. Nov, 09:31

Nein, ich würde den "Club of Rome" nicht auf "Die Grenzen des Wachstums", ein Werk, dass ich an anderer Stelle als das "Große Buch der Fehlprognosen" (weil buchstäblich keine der Vorhersagen, die die 1971er Ausgabe machte, bisher zutraf), reduzieren. Die Grundaussage dieses Buches war schon gut 200 Jahre vorher bekannt (Malthus), und war für 1971 keineswegs revolutionär - Reichweitenabschätzungen für Rohstoffe gab es schon vorher, sogar schon Modelle für die ökologische Belastbarkeit der Biossphäre.
Das Verdienst dieses Buches von in seiner "Warner"-Funktion, die allerdings bei Dennis Meadows in eine paternalistische "Mahner"-Funktion umschlug.

Mein Unbehagen am Club of Rome bezieht sich darauf, dass viele seiner Reports (der von Medows ist nur der bekannteste) diese mahnend-paternalistische Haltung aufweisen. Vereinfacht gesagt, halte ich die Denkstruktur des "Clubs" für autoritär und elitär - was kein Wunder ist, denn seine Mitglieder rekrutieren sich meist aus Kreisen, in denen "man" autoritär denkt: Mitglieder sind handverlesene, also ausgesuchte Ökonomen, Industrielle, Wissenschaftler und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Damit will ich nicht die Arbeit des Club of Rome schmälern, aber ein mildes Unbehagen bleibt.

Wenn es allerdings darum geht, Megaprojekte wie den "Global Marshall Plan" oder die "Trans-Mediterranean Renewable Energy Cooperation" anzustoßen, ist der Club of Rome zweckmäßig strukturiert.

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