Vom Tierschutz und Tierrechten

Als Mann zähle ich zwar nicht zur Kernzielgruppe der ->EMMA, aber als ich folgenden Artikel in "telepolis" entdeckte ->EMMAs fleischloser Harem (schon ein paar Tage alt), da fiel mir nur ein:
"Na ja, liebe Alice Schwarzer, der Schwerpunkt Tierrechte und Frauen, das war wohl nix!" Schon gar keine gute Idee war es, sich ausgerechnet die Positionen der fanatischen Tierrechtsorganisation PETA zueigen zu machen.

Um mögliche Missverständnisse zu vermeiden: Engagement für mehr Tierschutz ist bitter notwendig. Nach wie vor bestehen (grade in der deutschen Landwirtschaft) Tierhaltungsmethoden, die jeder Moral und jedem Mitgefühl Hohn sprechen. Engagement für die Erhaltung wildlebender Tiere und ihrer Lebensräume ist auch kein sentimentales Hobby, sondern Kernbestandteil des Umweltschutzes.
PETA geht es nach eigenen Angaben nicht um Tierschutz, sondern um Tierrechte. Womit nicht etwa das "Recht" auf nicht-quälerische Haltung gemeint ist. ("Recht" in Anführung, da Tiere keine Rechtssubjekte sind. Auch wenn meine Katze gerne auf "ihre Rechte" pocht.) PETA-Sprecher verkünden eine fragwürdige Ideologie, die Menschen und Tieren gleiche Rechte zubilligt. "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass ein menschliches Wesen besondere Rechte hat," erklärte PETA-Gründerin und Vorsitzende Ingrid Newkirk. Von ihr stammt die Aussage: "Die Menschheit ist wie ein Krebsgeschwür gewachsen. Wir sind der größte Pesthauch auf diesem Planeten." Meiner Ansicht nach zeugt das mehr von Menschenhass als von Tierliebe!

PETA machte negative Schlagzeilen mit Vergleichen zwischen den in Nazi-KZs ermordeten Juden und den in "Hühner-KZs" herangezogenen und in Schlachthäusern ermordeten Grillhähnchen. ->Zentralrat der Juden erwirkt einstweilige Verfügung gegen Peta-Kampagne

PETA will nicht nur alle Schlachthöfe, Pelztierfarmen und Tierforschungslabors schließen, Fischerei, Imkerei und Jagd verbieten, sondern auch Zoos oder Tierfilme (für die nach ihrer Ansicht Tiere ausgenutzt werden) abschaffen.
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Übrigens:
Vor zwölf Jahren (1994) kam EMMA schon einmal mit dem Schwerpunktthema „Tierrechte“ heraus. Damals erhielt Alice Schwarzer dafür den „Hammer des Monats“ der Zeitschrift NATUR. Ich schrieb die Begründung, die ich hier wiedergebe.
Doch das beste war: Kurze Zeit nach Schwarzers flammenden Plädoyer für Tierrechte trat sie in Alfred Bioleks Kochshow auf und präsentierte ihr Lieblingsgericht: Hühnchen in Zitronensoße.
(Michael Mirsch, gefunden bei der "Achse des Guten": ->Guten Appetit: Emma, Peta, Alice - Teil 2 (ein Rückblick)

Nachtrag: in Teil 1 -> Guten Appetit: Emma, Peta, Alice von Tobias Kaufmann fand ich das:
Nebenbei stürzen sich die Furien von Alice Schwarzer auf die Bibel, die Schuld an allem Unglück ist. Leider ist bei EMMA keine auf die Idee gekommen, diesen saudämlichen Text (Entschuldigung, liebe Schweine) mit dem NPD-Freunde-Slogan "Odin statt Jesus" zu bebildern, aber das kommt sicher beim nächsten Mal.
Wohl kaum, denn Odin ist bekanntlich ein Mann und die germanischen Götter haben wenig Probleme mit Fleischgenuß.
(Während die bekennenden Tierfreunde und Menschenhasser Adolf Hitler und Heinrich Himmler bekanntlich Vegetarier waren.)
Die "An allem sind die pösen, pösen Christen schuld"-Haltung (unausgesprochen, aber mitgedacht: "... und Juden") schafft aber wohl tatsächlich eine fatale "Schnittmenge" zwischen "völkischen" braunen Matschbirnen und einer bestimmten Sorte Feministinnen.
(Nachtrag: der Link zum Bild funktionierte nicht mehr, habe ich repariert)
distelfliege - 24. Jan, 20:04

off-topic

Duuuuuuuu Martin
was hältst du denn von Separatismus?
Ich meine Separatismus von Himmelblau und knallrot - meine Augen wären dankbar :)

On topic:
Den Artikel bei heise.de finde ich mindestens genauso blöde - wobei ich ja keinen direkten Vergleich habe, da mir die Emma net vorliegt..
Aber ich zitier mal:
"Sie (Anm. Tiere) wurden oft mit Gottheiten in Zusammenhang gebracht und natürlich spielten sie für die Menschen auch eine sexuelle Rolle, nicht zuletzt dann, wenn Tiere gegen Frauen getauscht wurden (was notwendig war, um Inzucht zu vermeiden)." Quelle: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21720/1.html

Entweder einfach nur blöd formuliert, so daß die LeserInnen denken, daß das Frauen gegen Tiere tauschen dringlich zur Vermeidung von Inzucht nötig war (Der Tiere? Der Menschen??) oder es ist ne absichtliche Formulierung hinter der als Motiv dann vll. Gehässigkeit gegen Emanzen steckt.. was weiss ich denn.
So a la "und jetzt noch ein Seitenhieb gegen die blöden Feministinnen, hähähä".

Oder: "Auf zweidimensionalen Fotografien sehen großäugige, niedliche Säugetiere noch viel menschenähnlicher aus als in der Realität, weil die tierische Kopfform in der flächigen Anschauung nicht so deutlich wird.." (Quelle: s.o.) - Was, Fotos in 2D? Welch Impertinenz! Bitte, wie stellt sich Christian Grapp das vor, soll die Emma jetzt statt Zeitungen zu verkaufen ein 3D Kino aufmachen?

"Es ist also durchaus möglich, dass die sieben Stammmütter zum Harem eines einzigen Mannes gehörten, der folglich niemand anders gewesen wäre, als Adam selbst. Und er wäre unser aller Stammvater." (Quelle: s.o.)
Hm, auch hier kann ich nur sagen: Auf unterster Schublade zurückspekuliert. Wenn ich Sexismus zu kritisieren habe, wird es sicher nicht besser, wenn ich selber zu der selben Methode greife..

Der Herr resümiert: "Insgesamt polemisiert das EMMA-Dossier folglich auf inhaltlich schwachem Fundament.." und ich resümiere: Den Splitter im Auge deiner Schwester siehest du, oh Herr Gapp, doch den Balken im eigenen Auge.."

An die Special-Ausgabe von vor 12 Jahren kann ich mich erinnern - damals waren Tierrechte bei den Linken grad voll modern, und die Emma wurde scharf kritisiert weil bei den autonomen Tierrechtlern Peter Singer das Böse in Person war (ich selber war damals nicht involviert und zu Singer sag ich erst was wenn ich den selbst gelesen habe).

Mein insgesamt-Eindruck ist aber nach wie vor, daß Tierrechte in der Frauenbewegung eher das absolute Randthema sind, und daß die Verfehlungen, die den "Emma - Furien" (was ist das denn bitte für eine abgrundtief niveaulose Art - würden männliche Journalisten so kritisiert?) angelastet werden, eben in diesem speziellen Zweig der Naturschutz-Szene gang und gäbe sind, und beileibe nicht nur bei Frauen oder nur bei Feministinnen.
Gleichsetzung von Tieren und Menschen, Verharmlosung des Holocaust, Bezeichnung der Menschheit als Krebsgeschwüre - alles zur Genüge bekannt.

Ja, klaro, die Kritik ist - an den wenigen Stellen wo sie sachlich ansetzt - mehr als berechtigt. Sag ich echt nix gegen.
Ich frage mich bloss, weshalb es echt net für nötig gehalten wird, bei dieser sachlichen Kritik auch zu bleiben, und sich genüsslich in Harems- und Frauen-gegen-Tiere-verkaufens-Vorstellungen geaalt wird, um den eigenen Standpunkt zu verdeutlichen. Das muss nun wirklich nicht sein.

Und es muss nicht sein @Martin sich am Schluss auch noch mit an den Zug zu hängen von wegen "Odin is eh ein pöser Mann"...


Distel

MMarheinecke - 24. Jan, 21:42

Antifeminismus

Sorry, ich habe extra eine Farbkombination gewählt, die noch kein mir bekanntes Blog hat - und bei der der Text trotzdem mühelos lesbar ist. Image hosting by Photobucket)

Der Artikel bei heise hat zugegebenermaßen seine Schwächen - und die Einschneidenste, die sogar ich als Mann mühelos erkenne, ist ein hämischer Antifeminismus.
Allerdings finde ich es so gut, wenn PETA (lt. taz: "die dümmste Organisation des Universums", was durchaus zutreffen könnte)
endlich was abkriegt, dass ich dafür auch solche Schwächen in Kauf nehme - wobei mir die EMMA durchaus nicht leid tut, denn ich teile Deine Ansicht, dass Tierrechte in der Frauenbewegung eher ein Randthema sind (und bei den "Linken" IMO mitlerweile wieder auch). Allerdings ist dieses Thema bei diversen (Halb-)Promis und bei den (Boulevard-) Medien noch nicht "durch", so das ich den Verdacht habe, dass EMMA den Schwerpunkt aus rein kommerziellen Gründen ´reingenommen hat.

Christian Grapp hätte m. E. besser daran getan, die "Emma" nur als "Aufhänger" der Kritik an PETA und anderen menschenfeindlichen "Tierrechtlern" zu benutzen. Ein anderer Aufhänger" könnten die erwähnten "Promis" sein, die für PETA das Gesicht hinhalten, und zwar offensichtlich oft, ohne zu wissen (oder wissen zu wollen), dass sie eine militante und z. T. gewaltbereite Organisation mit bizarrer Ideologie und nicht den örtlichen Tierschutzverein unterstützen.
In einem Punkt muß ich Christian Grapp allerdings in Schutz nehmen: Er verlangte nicht, dass Emma künftig in 3-D erscheint, sondern wies darauf hin, dass ein geschickter Fotograf die Zweidimensionalität eines Fotos dazu ausnutzen kann, ein Tiergesicht in Frontalansicht "menschlicher" erscheinen zu lassen, als es ist.

Und übrigens bin ich nicht der Ansicht, dass Odin ein "pöser Mann" ist - wie denn auch. Image hosting by Photobucket
Ich teile Tobias Kaufmanns Befürchtung, dass EMMA auch noch ganz andere Allianzen eingehen könnte, wenn auch nicht gleich mit der NDP, so doch vielleicht mit "völkischen Feministinnen", die es ja leider auch gibt. Mit der Vorstellung, dass am "Patriarchat" vorrangig das Alte Testament "schuld" ist - als ob z. B. das alte Rom oder das alte Athen nicht erzpartriarchalisch gewesen wären - baut Alice Schwarzer IMO schon seit Jahrzehnten unbeabsichtigt an einer möglichen "Querfront" zu den "braunen Walküren". Dass allein die Tatsache, dass auch die germanische Religion (weitgehend) patriarchalisch ist, EMMA davon abhalten würde, "Odin statt Jesus" als Slogan zu verwenden, ist purer Sarkasmus meinerseits.

MM
distelfliege - 26. Jan, 18:24

grün auf blau...

..find ich viel besser!
Hat sich wirklich mit dem rot gebissen.. weiss auf blau ist eh ok.

Jo dann bin ich ja beruhigt daß nicht nur ich die hämische "Emanzenhatz" wahrgenommen habe - echt zum aufatmen!

Was Peta angeht.. hab ich mich ehrlich gesagt auch nicht so mit befasst - du hast recht, in der Linken ist es wieder zum Randthema geworden, voll uncool usw. Auch Antideutsch zu sein ist nicht mehr cool - ich warte mit Grauen drauf was sich als nächste "supercoole linke hardcore Ideologie" in der linken Szene durchsetzt..
Peta ist meinem Empfinden nach voll mainstreamig, kann aber auch deswegen sein weil sie doch oft Promis für Kampagnen gewinnen - daß sie auch das mit den Tier-KZ's sagen war mir bis zu dem Blogeintrag von dir sogar nicht mal bekannt.
Bisher kannt ich das Argument eben noch aus anderen Tierrechtler-Kreisen..
Also Peta mit ihren Hochglanzplakaten und Prominenzaufgebot empfand ich immer als leicht kommerziell und mainstreamig..

Eigentlich umso schlimmer wenn Peta sich schon zu solchen abstruseren Standpunkten verrannt hat, daß sie ein Mainstreamimage haben.

@völkische Feministinnen:
Es ist leider so, daß in der spirituellen Frauenbewegung die "Juden" am Patriarchat schuld sind - das ist zumindest in den Büchern die ich Mitte der 90er alle gelesen habe und die zumeist aus den 70er und 80er Jahren waren, ein Topic was sich überall durchzieht.
Bei manchen weniger, bei anderen mehr. Daher würde ich noch viel weiter gehen als du - das ist nicht "braune Walkürensache" sondern das ist leider in der Göttinnen- und Hexenszene genauso eine überall her angelernte Binsenweisheit wie anderswo die Gschicht von wegen keltischer Baumkalender..
Es ist mir genauso bekannt daß diese Sichtweise auf völkische, rassistische Matriarchatstheoretikerinnen vor und während der Nazizeit aufbaut.
Der Göddin seis geklagt - aber - selbst wenn Emma mittels dieser These absichtlich Anschluss an braune Walküren finden wollte, müssten die sich schon noch vorher durch den gesamten Frauenspiri-Mainstream kämpfen, zumindest durch die Spirigeneration die in den 80ern gewirkt hat.

seufzelnd und trotzdem Feministin und Pandea

Distel

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