"Gleichgültigkeit ist die schlimmste Einstellung"

Ein wichtiger Gedanke aus einem wichtigen Buch.
Gleichgültigkeit ist die schlimmste Einstellung

Es mag ja sein, dass die Gründe für Empörung heute nicht mehr so deutlich zu erkennen sind. Wer befiehlt und wer entscheidet? Wir haben es nicht mehr mit einer kleinen Elite zu tun, deren Machenschaften leicht zu durchschauen sind. Die Welt ist groß, und wir spüren deutlich, wie sehr die Dinge miteinander verschränkt sind. Aber in dieser Welt gibt es Dinge, die unerträglich sind. Wer sie sehen will, muss genau hinsehen. Ich sage den jungen Leuten: Wenn ihr nur ein wenig sucht, werdet ihr solche Dinge finden. Am schlimmsten ist es, wenn man sagt: "Damit habe ich nichts zu tun. Das ist mir egal." Wer sich so verhält, verliert eine der wesentlichen und unverzichtbaren Eigenschaften, die den Menschen ausmachen: die Fähigkeit zur Empörung und das Engagement, das daraus erwächst.
Stéphane Hessel, aus: Stéphane Hessels Pamphlet "Empört euch!" (faz)

Das Gegenteil von Liebe ist nicht etwa Hass (schließlich gibt es auch Hassliebe), sondern Gleichgültigkeit.

Gleichgültigkeit ist eine der meist unterschätzten menschlichen Eigenschaften. Die Fähigkeit der meisten Menschen (ich nehme mich da nicht aus), Dinge, die sie vermeintlich nichts angehen, zu ignorierend, ist erstaunlich. Douglas Adams karikierte diese Fähigkeit, indem er das PAL-Feld (Problem-anderer-Leute-Feld) "erfand".
Ein PAL-Feld beruht auf der angeborenen Neigung der Leute, nicht zu sehen, was sie nicht sehen wollen, nicht erwartet haben oder nicht erklären können. Sie erklären es einfach zum Problem anderer Leute und nehmen es deshalb nicht wahr. Es ist viel einfacher und wirkungsvoller als ein normales Unsichtbarkeitsfeld, kann obendrein über hundert Jahre lang mit einer einfachen Taschenlampen-Batterie betrieben werden, und ist so wirksam, dass ein Raumschiff, dass mitten im Spiel auf dem Lord’s Cricket Ground landete, von den Zuschauer überhaupt nicht wahrgenommen wurde.

Als satirische Science Fiction ist Gleichgültigkeit noch zum Lachen. Wenn ich mir jedoch vor Augen halte, dass der "Holocaust", der millionenfache industriell betriebene Massenmord in den von Nazi-Deutschland beherrschten Ländern, nur deshalb funktionieren konnte, weil sehr viele Menschen es "gar nicht so genau wissen" wollten, oder sich dachten, dass sei zwar schlimm für die Juden (Kommunisten, Zigeuner, Bibelforscher, Homosexuellen usw. usw.), aber das ginge einen "einfachen Menschen" nichts an, und "die da oben" würden sich schon "was dabei gedacht" haben. (So dachten durchaus auch Nicht-Deutsche; ich betone das, weil es z. B. Franzosen gibt, die meinen, "so etwas" sei typisch für die obrigkeitshörigen, rohen und tumben "Boches". Was natürlich nichts daran ändert, dass unter Anderem die extrem autoritären Traditionen Deutschlands und ein beinahe ebenfalls "traditionell" zu nennender skrupelloser Opportunismus der deutschen Eliten den "Holocaust" erst möglich machten.)
Das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte wurde durch Wegsehen und Nicht-wahrhaben-wollen erst möglich!
Fritz (Gast) - 2. Feb, 09:59

?

"in dieser Welt gibt es Dinge, die unerträglich sind. Wer sie sehen will, muss genau hinsehen."

Aber es wäre schon hilfreich, irgendein ein Kriterium zu haben, nach dem man bestimmen kann, was denn nun Empörung erfordert und was nicht. Dass man nur genau hinschauen muss, ist sicher keines.

MMarheinecke - 2. Feb, 16:37

Kein allgemeines Kriterium

So, wie unsere Kultur nun einmal strukturiert ist, und unser Denken, das durch diese Kultur geprägt ist, funktioniert, wären scharf umrissene Kriterien meiner Ansicht nach unangebracht. Sie würden als verbindliche Regeln interpretiert werden.
So, wie die "political correctness" oft zur reinen Sprachregelung degeneriert, oder "Ethik" zum Einhalten eines Moralkodex mit Gesetztbuchcharakter.

Vertraue dir selbst! Du weißt am besten, was du nicht erträgst.

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