Samstag, 4. August 2007

Gab es so was in der Art nicht schon mal?

So wie es aussieht, beabsichtigt das BKA gar nicht, zwecks "Online-Durchsuchung" ein "Trojanisches Pferd" online auf den heimischen PC des Verdächtigen zu schmuggeln. Nein, es soll auf gute alte Geheimdienst-Art heimlich in die Räume des Verdächtigen eingedrungen werden, um eine (Software-)"Wanze" mit der unheimlich trendigen Bezeichnung "Remote Forensic Software" zu placieren. (Es dürfte schwierig sein, die "Remote Forensic Software" LINUX-kompatibel zu machen - und GG-kompatibel ist sie sowieso nicht.)
An wen bloß erinnern mich solche Methoden nur?

Mittwoch, 1. August 2007

Persönlicher Datenschutz - leichtgemacht

Auch wenn der legendäre "Bundestrojaner" aller Wahrscheinlichkeit eine Legende ist, heißt das nicht, dass man sich als "Otto Normaluser" keine Gedanken um den persönlichen Datenschutz machen sollte. So gleicht eine eMail generell einer offenen Postkarte und ist zum Austausch auch nur einigermaßen vertraulicher Mitteilungen denkbar ungeeignet. Die wachsende Schnüffel-Neigung der Regierung und der Datenhunger der Privatwirtschaft sind Gründe genug, sich um den Datenschutz zu kümmern.

Das Problem dabei: die natürliche Faulheit. Es kann ziemlich mühsam sein, sich in die Grundlagen des Datenschutzes einzulesen, dann die entsprechende Programme auszuwählen und zu installieren, die dann auch noch bedient sein wollen ... der Frustfaktor kann hoch sein. Da lässt man es doch gern bleiben.

Um es kurz zu machen - hätte ich diese überaus nützliche Website ein paar Monate eher entdeckt, hätte ich mir einige Nervereien erspart: /privacy.

Dort findet sich Tipps zur eMail-Verschlüsselung mit PGP und GPG, zum Schutz des eigenen Rechners, zur Laufwerks- und Dateiverschlüsselung und (noch etwas rudimentär) zum anonymisierten Surfen.
Für Anfänger gibt es ausführliche Tutorials - und selbstverständlich gibt es Links zu vertrauenenwürdigen Quellen, von denen man sich die erforderlichen Programme herunterladen kann. Es sind übrigens fast ausschließlich "Open Source"-Programme und als solche nicht nur besonders vertrauenswürdig (weil der Quellcode öffentlich ist, was heimlich eingebaute "Hintertüren" ausschließt) sondern auch - abgesehen von freiwilligen Spenden an die Programmierer - kostenlos.

Noch etwas:
Von einer Vorstellung sollte man sich gründlich frei machen, nämlich vom Mythos des Computerhackers und vom noch gefährlicheren Mythos des allmächtigen Geheimdienstes.
Selbst die besten Hacker kochen nur mit Wasser. Hacker, die mal eben kurz auf die Tastatur einhämmern und nach spätestens drei Minuten x-geheime Daten auf den Bildschirm zaubern, gibt es nur im Fernsehkrimi. Wenn z. B. ein Polizist behauptet: "Die beschlagnahmte Festplatte schicken wir ans LKA, die kümmern sich ´ne Viertelstunde darum, und dann werden wir schon sehen, was in Ihren verschlüsselten Dateien so alles steht" so ist das purer Bluff (oder Ahnungslosigkeit). Die Schlüsselalgorithmen wie sie z. B. TruCrypt benutzt, sind auch mit der Hilfe von Supercomputern und einigen Jahren Zeit nicht zu brechen.
(Abgesehen davon, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass die ermittelnde Staatsanwaltschaft z. B. im Falle von vermuteten Urheberrechtsverletzungen einen fähigen Geheimdienst, z. B. die amerikanische NSA einschaltet.)

Nachtrag:Ähh übrigens:

langweilig

Von: Pantoffelpunk für: Schäuble wegtreten!.
(Um Kritikern zuvorzukommen: Die Petition richtet sich nicht gegen Schäuble als Privatperson, sondern gegen die Art seiner Amtsführung und die Inhalte seiner Sicherheitspolitik. Insofern gehen die Forderungen über die Persönlichkeit Schäubles und über seine Amtszeit hinaus. Schäuble ist einer von vielen Politikern, denen die Grundrechte anscheinend egal sind, aber er ist nun mal der amtierende Bundesinnenminister.)

Noch ein paar nützliche Links:
Die "Online-Durchsuchung". Technischer Hintergrund des verdeckten hoheitlichen Zugriffs auf Computersysteme. (Von einem Ermittlungsrichter, der auch ein paar Jahre Berufserfahrung als Netzwerk-Administrator hat.)

trojaner.de. (Das Neueste über und gegen trojanische Pferde und ähnliche Schadprogramme.)

Sehr nützlich und informativ, gerade für Computerlaien, ist das hier: BSI für Bürger. (Erstaunlich nur, wie wenige Politiker anscheinend diesen Service des "Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik" kennen. Sonst würde sie weniger Blech reden. Und weniger Schrott-Gesetze wie den "Hackerparagrafen" (Paragraf 202 c des Strafgesetzbuches) durchwinken.)

Sonntag, 29. Juli 2007

In Verteidigung eines "Vertreters der Antimoderne"

Der Besuch der Dalai Lamas in Deutschland ist vorbei. Da ist es kein Wunder, wenn sich auch die Gegner des Dalai Lamas und des tibetischen Buddhismus zu Wort melden. Obwohl ich kein Anhänger der Buddhismus bin, halte ich einige dieser kritischen Stimmen schlicht für unfair.
Zum Beispiel eine Presseerklärung der "Aktion 3. Welt Saar":
"Friedfertigkeit ist nur Fassade – In der Praxis für Gewalt und gegen die Errungenschaften der Aufklärung":
Anmerkung: die Erklärung ist nicht mehr online.

Ein harter Vorwurf, denn der Dalai Lama gilt als äußerst toleranter Religionsführer und ist immerhin Friedensnobelpreisträger. Wie stichhaltig ist er?
Hinter der von ihm hoch gehaltenen Botschaft von Frieden und Toleranz verbirgt sich bei näherer Betrachtung eine durch und durch unfriedliche und undemokratische Praxis. Einerseits ist das so genannte geistige und politische Oberhaupt der Tibeter nie demokratisch gewählt worden. Als kleiner Junge wurde er auf Grund eines okkultistischen Rituals zum Staatsoberhaupt erkoren.
Dass der Dalai Lama ebenso wenig demokratisch gewählt wurde wie z. B. die dänische Königin als geistiges und staatliches Oberhaupt der Dänen, stimmt selbstverständlich. Daraus folgt natürlich nicht, dass Dänemark ein undemokratischer Staat sei. Im Gegensatz zur feudalen Praxis im "alten Tibet" strebt die tibetische Exilregierung ein parlamentarisches System an, in dem der Dalai Lama schon jetzt eine einem König in einer parlamentarischen Monarchie vergleichbare, repräsentative Position einnimmt.
Zum anderen billigte der „gewaltfreie“ Dalai Lama den von 1958 bis 1973 gegen die Chinesen geführten bewaffneten tibetischen Untergrundkampf und begrüßte die indische Atombewaffnung.
Dass der Dalai Lama den bewaffneten Widerstand gegen eine Besatzungsmacht, die vor allem in der Mao-Zeit mit äußerst brutalen Mitteln vorging, nicht ausdrücklich missbilligte, ist ihm schwerlich als "unfriedliche" Gesinnung anzukreiden. Dafür, dass er die indische Atombewaffnung befürwortete, ist mir kein Beleg bekannt. Es wäre aber meines Erachtens schon erstaunlich, dass ein Mann, der u. A. in seiner Autobiographie gegen alle Atomwaffen eintritt, ausgerechnet die Sprengköpfe des mehrheitlich hinduistischen Indien davon ausgenommen hätte.
Das "alte Tibet" vor 1950 war alles andere als idyllisch. Unter der feudalen Herrschaft der Lamas, der buddhistischen Priester, lebte die brutal ausgebeutete Bevölkerung in bitterster Armut und wurde durch grausamste Strafen für kleinste Vergehen bei der Stange gehalten.
Das wird heute allenfalls von unbelehrbaren Tibet-Schwärmern bestritten. Selbst der Dalai Lama macht in seiner Autobiographie "Das Buch des Friedens" keinen Hehl daraus, dass das feudale "alte Tibet" ein in jeder Hinsicht ein rückständiges, unterdrückerisches und ungerechtes System war. Nach seinen eigenen Angaben erhoffte er sich von der chinesischen Besatzungsmacht anfangs sogar einen dringend erforderlichen Modernisierungsschub - bzw. einen Stärkung seiner reformerischen Position gegenüber der "traditionellen" Fraktion innerhalb der herrschenden Mönchsoligarchie. Auf keinen Fall strebt das tibetische Exilparlament eine Wiedereinführung des Feudalsystems an.
Der tibetische Buddhismus ist extrem frauenfeindlich. Beispielsweise schlossen die "sexualmagischen, spirituellen" Praktiken des tibetischen Tantra die Vergewaltigung junger Frauen und sexuellen Kindesmissbrauch ein.
In der Tat: eine gern verschwiegene Seite des tibetischen Buddhismus. Aber: ob das u. A. vom Ehepaar Trimondi in ihren umstrittenen Buch "Der Schatten des Dalai Lama" erwähnte Kalachakra-Tantra-Ritual, aus dem die beschriebenen Praktiken stammen, noch für die jüngerer Vergangenheit relevant ist, geschweige denn für den zeitgenössischen tibetischen Buddhismus, darf m. E. sehr wohl bezweifelt werden. Dies dem jetzigen 14. Dalai Lama anzulasten, wäre ähnlich unfair wie z. B. Papst Benedikt XVI. die Ketzer- und Hexenverbrennungen oder die Kreuzzüge anzukreiden.
Die freundschaftlichen Beziehungen der buddhistischen Herrscher Tibets zu den Nationalsozialisten finden ihre Fortsetzung in den guten Beziehungen des Dalai Lama zu Vertretern rassistischer und antisemitischer Esoteriksekten.
Die "freundschaftlichen Beziehungen" zwischen Nazis und den Herrschern des "alten" Tibets waren ausgesprochen einseitig. Himmler hätte gerne gewusst, ob es Spuren für die Herkunft der arischen Herrenrasse in Tibet gab. Die meisten Nazis dachten pragmatischer, ihnen ging es darum, in Innerasien Fuß zu fassen, allenfalls noch darum, für die Kriegswirtschaft und künftige "Siedlungsgebiete im Osten" nach geeigneten Getreidekörnern, Samen und Pferden zu suchen. Nach dem jetzigen Wissenstand gibt es keine Belege für Kontakte vor und während des Zweiten Weltkrieges zwischen offiziellen Stellen des Dritten Reiches und Personen oder Institutionen in Tibet. Auch Ernst Schäfer, Leiter der SS-Tibet-Expedition 1938/39, wurde von den Tibetern mit größtem Misstrauen betrachtet und erreichte die angestrebten strategischen Ziele nicht. Schäfer gelang es jedoch, einen unverbindlichen Brief des tibetischen Regenten an Hitler zu ergattern, in dem "auf Wunsch Schäfers die Zustimmung zu gegenseitiger Freundschaft" gegeben wurde.
So war Shoko Asahara, Gründer der japanischen AUM-Sekte und Hauptverantwortlicher für den tödlichen Giftgasanschlag auf die U-Bahn von Tokio im März 1995, ein Schützling des Dalai Lama.
Shoko Asahara berief sich - höchst selektiv - auf den japanischen Zen-Buddhismus und den Hinduismus, aber auch auf pseudowissenschaftliche Lehren und christliche Endzeitmystiker. (Übrigens beruht die Bezeichung "AUM-Sekte auf einer Fehltranskription - sie heißt Omu Shinrikyo, mit langem "O", nach der dem bekannten hinduistischen Mantra "Om".) Dass Asahra den Dalai Lama als seinen "spirituellen Lehrer" bezeichnete, besagt wenig, diese zweifelhafte Ehre wurde u. A. auch dem Science Fiction-Autor Isaac Asimov zuteil. Wie andere buddhistische Gruppen erhielt auch Omu Shinrikyo eine Grußadresse des Dalai Lamas, zu einer Zeit, in der Shoko Asahara noch nicht als Terrorist in Erscheinung getreten war. Man kann dem Dalai Lama aber durchaus vorwerfen, bei der Verteilung seiner Freundschaftsbekundungen manchmal zu unkritisch zu sein.

Bei genauem Hinsehen entpuppt sich der aufklärerische Artikel der "Aktion 3. Welt Saar" als unkritische Zusammenfassung der Hauptvorwürfe gegen den Dalai Lama und den tibetischen Buddhismus aus Colin Goldners ebenso polemischen wie wegen zahlreicher sachlicher Fehler umstrittenen Biographie "Dalai Lama. Fall eines Gottkönigs".

Meines Erachtens gehört der tibetische Buddhismus in seiner gegenwärtigen Form, trotzt seiner geradezu katholisch anmutenden Höllenstrafen, seiner ziemlich "unbuddhistisch" anmutenden gewaltlastigen Mythologie, und seiner traditionellen (aber vom Dalai Lama nicht befürworteten) Frauenfeindschaft, zu den tolerantesten und am wenigsten anti-aufklärerischen Religionsgemeinschaften, die es zur Zeit gibt.

Kritisches Dossier von "Tourisms-Watch": Der Tibet-Mythos

Mein Artikel zu einer interessanten These der Trimondis, betrifft auch die angebliche "dunklen Seite des tibetischen Buddhismus":
"Die Apokalyptische Matrix".

Nachtrag: Eine wichtige Quelle der Gegner des Dalai Lama dürfte ein eher polemischer als kritischer Artikel des britischen Journalisten Christopher Hitchens aus dem Jahr 1989 gewesen sein, der bei salon.com archiviert ist: His material highness". Schwerpunkte des Artikels sind die angebliche (verbale) Unterstützung der indischen Atomversuche durch den Dalai Lama, und die Tatsache, dass er eine Spende von Shoko Asahara akzeptierte und diesem Audienz gewährte (was ich bisher nicht wusste). Der Artikel bezieht seine "Brisanz" ausschließlich aus dem Kontrast des ins Überirdische gesteigerte Heiligen-Image Tenzin Gyatsos und seiner durchaus irdischen Fehlbarkeit nebst einem Hang zu pragmatischen und realpolitischen Aussagen, die wahrscheinlich bei einem Politiker oder selbst einem "normalen" hohen Geistlichen keine Story wert gewesen wären. Das Ganze wird durch einige polemische Seitenhiebe gegen die Buddhismus-Manie Hollywoods gewürzt. Brian Given, ein Soziologe und Tibet-Kenner, schrieb eine detaillierte Antwort auf diese Kritik, die in den "World Tibet Network News" archiviert ist: Defending the Dalai Lama.

Dienstag, 24. Juli 2007

Summer of Love IV - LSD - die "Wunderdroge"

In lockerer Folge schreibe ich im Laufe der Sommermonate über den "Sommer of Love" 1967, der in Wirklichkeit ein politisch, gesellschaftlich und kulturell "heißer" Sommer war, schreiben. Bisher gab es schon einen kleinen ironischen Text zum "Sommer of Love", einen Artikel zum "heißen Frühsommer" im West-Berlin des Jahres 1967 und einen kleinen Aufsatz, in dem ich zu zeigen versuchte, dass die Hippies mehr als nur "Blumenkinder" waren.

Vorweg ein Fernseh-Tipp, auf ARTE (einem der wenigen Gründe, weshalb ich noch zögere, mich bei der GEZ abzumelden), am 7. August 2007 ab 22.15 Uhr: Summer of Love.
Die Doku-Reihe beleuchtet anhand der Musik, die das Lebensgefühl einer ganzen Generation ausdrückte, das pophistorische Phänomen “Summer of Love”. Erstmals experimentiert eine Generation mit neuen Lebensformen, freier Liebe und bewusstseinserweiternden Rauschmitteln. Aus diesen Elementen ergeben sich die vier Folgen: Freie Liebe, Communities, Party und Spiritualität.
Nur meine stets und konsequent antiautoritäre Gesinnung hindert mich daran, nun zu schreiben: Ansehbefehl!

Doch nun zum eigentlichen Thema: Den halluzinogenen Drogen in der "Hippie-Ära". Und unter ihnen besonders Albert Hofmanns "Sorgenkind", das LSD.
In den 1950er Jahren wurde LSD unter dem Handelsnamen Delysid vom Pharmakonzern Sandoz zur psychiatrischen Behandlung und zu Forschungszwecken bereitgestellt. Die Erfahrungen, die Psychiater und Psychotherapeuten mit der hochpotenten psychoaktiven Substanz machten, waren sehr erfolgversprechend. Spektakuläre Behandlungserfolge bei extrem schwer traumatisierten KZ-Überlebenden, die nach eine LSD-unterstützten Psychotherapie wieder ins Leben zurückfanden, brachten LSD zum ersten Mal in die Schlagzeilen. Bevor LSD gesetzlich verboten wurde (in Deutschland war das 1967, internationale Ächtung durch UN-Konvention 1971), erschienen mehr als tausend medizinische Abhandlungen zu LSD, die über 40.000 Patientenberichte berücksichtigten. Ich greife nur einmal die Behandlungserfolge bei schwer Alkoholabhängigen heraus, Bill Wilson, der Gründer der Anonymen Alkoholiker, erkannte und propagierte das gewaltige Potenzial der Droge bei der Drogensucht-Therapie. LSD selbst erzeugt keine körperliche Abhängigkeit und das Risiko einer psychischen Abhängigkeit ist gering.
Selbstverständlich ist LSD als hochwirksames Psychopharmazeutikum nicht "harmlos" - es besteht z. B. das Risiko einer drogeninduzierten Psychose, im Jargon "auf dem Trip hängenbleiben" genannt. In der Therapie ist das Risiko bei sachgerechtem Setting, vorsichtiger Dosierung und ständiger ärztlichen Überwachung allerdings sehr gering.
Die "LSD-Euphorie" um 1960 reihte sich ein in ein auch anderen psychoaktiven Drogen gegenüber aufgeschlossenes kulturelles Klima - erinnert sei nur an Aldous Huxleys Bestseller "Pforten der Wahrnehmung" über Mescalin, das im Peyotl-Kaktus enthaltenen Halluzinogens. Ethnobotaniker entdeckten, entgegen der u. A. von Lévi-Strauss vertretenen herrschenden Lehrmeinung, dass der Gebrauch halluzinogener Drogen bei intakten schamanistischen Kulturen gängige Praxis und nicht etwa ein Zeichen der Degeneration ist.

Dann aber stießen zwei sehr verschiedene Gruppen auf LSD, die besser nie darauf hätten stoßen sollen: Zum Einen die Militärs und Geheimdienste, zum Anderen die selbsternannten "LSD-Gurus".

Das Militär hoffte, in LSD eine wirksame, nicht-tödliche Waffe gefunden zu haben. Obwohl Soldaten auf unfreiwilligem "Trip" tatsächlich nicht kampffähig sind, erwies sich LSD im Manöver-Test als für Kriegsführungszwecke ungeeignet. Ein halluzinierende Soldat, der aber immer noch seine Waffe bedienen kann, ist denkbar unangenehm (LSD beeinträchtigt im Gegensatz z. B. zu Alkolhol die motorischen Fähigkeiten und die Hand-Auge-Koordination nicht. Hofmanns Fahrradfahrt unter einer abenteuerlichen LSD-Dosis ist dafür ein berühmtes Beispiel. Ein Scharfschütze auf LSD würde treffen was er anvisiert. Was er aber anvisiert und ob er abdrückt, hängt von der Art seiner Halluzination ab.)
Geheimdienste waren eher an dem möglichen Potenzial als "Wahrheitsdroge" oder als Mittel zur Beeinflussung von "Zielpersonen" interessiert. Zum Beispiel untersuchte die CIA im Rahmen ihres erst 1974 offiziell bekanntgewordenen geheimen Forschungsprogramm zu Bewusstseinskontrolle MKULTRA auch die Anwendungsmöglichkeiten von LSD. Weil zahlreiche freiwillige und weniger freiwillige Versuchspersonen involviert waren, sickerte trotz Geheimhaltung einiges über die LSD-Versuche durch. Gezielte Indiskretionen taten ein Übriges. Gerade dieses Halbwissen erwies sich als günstiger Nährboden für Gerüchte über den "Hirnumkrempler" LSD. Übrigens kam es aufgrund von ungünstigen "Settings" - es wurden sogar Verhörsituationen simuliert - bei den Militär- und Geheimdienstversuchen zu erheblich mehr Horrortrips und zu mehr drogeninduzierten Psychosen als bei zivilen LSD-Experimenten. Auch der viel zitierte Fall des Mannes, der unter LSD "glaubte fliegen zu können" und aus dem Fenster sprang, geschah im Rahmen dieser Versuche: Ein CIA-Mitarbeiter verabreichte dabei einem Bekannten auf einer Party ohne dessen Wissen LSD. Dieser geriet dadurch in einen Angstzustand und stürzte sich aus dem Fenster.

Das andere Unglück für die vernünftige therapeutische Anwendung von LSD waren die "LSD-Gurus" - allen voran Timothy Leary. Leary war naiv, charismatisch, geltungssüchtig und hatte sich nicht in der Gewalt. Andere LSD-Forscher, wie Stanislaw Grof oder Oscar Janiger, hatten bewusst Zurückhaltung geübt, Leary zog es vor, die chemische Bewusstseinserweiterung wie ein Konsumgut für die Massen zu vermarkten. Noch weiter gingen Ken Kesey und seine "Merry Praksters", die versuchten, durch LSD-Gaben an möglichst viele Menschen diese zu "dekonditionieren" und so die "Diktatur der Angepassten" zu beenden. In mancher Hinsicht war das eine Reaktion auf das LSD-Programm der CIA; es gibt sogar Verschwörungstheorien, nach denen Kesey CIA-Agent gewesen sein soll. Wie auch immer: er brachte das LSD zu den Hippies.

So sehr die Hippies auch "Aussteiger" aus der Konsumgesellschaft waren, so waren sie doch Kinder dieser Konsumwelt. Deshalb neigten viele Hippies, weniger die "Hardcore"-Hippies als die zahlreichen "Auch-Hippies" und "Blumenkinder", dazu, psychedelische (bewußtseinserweiternde) Drogen (und Spritualität) als neuartige Waren zu betrachten. Die LSD-bedingten sofortigen psychischen Transformationen verleiteten sie, zu glauben, die "Erleuchtung" sei schnell und mühelos per Patentrezept und Drogenanwendung zu erreichen. Stärker politisierte Gruppen wollten die Welt augenblicklich verändern oder zumindest so schnell, wie LSD das Bewusstsein eines Menschen verändern konnte - vielleicht war LSD der Tropfen, der das Fass der unzufriedenen und kritischen Jugend ab Mitte der 60er Jahre zum rebellischen Überlaufen brachte.
Der Realitätsschock der "Acid-Heads" blieb nicht aus und war oft verheerend, manchmal erhellend. Manchmal führte er aber auch nur dazu, dass die Rebellen von gestern praktisch über Nacht zu den Spießern von heute wurden.
Noch fahrlässiger ist der bis heute anhaltende Missbrauch von LSD als Partydroge, denn das Setting einer Party mit unberechenbaren Menschenmassen und dem bei ausgelassenen Festen üblichen Konsum von Alkohol und nicht selten auch Aufputschmitteln macht den "Trip" völlig unberechenbar. Besonders wenn der "Trip" unfreiwillig erfolgt. (Ich erinnere mich mit Grausen an einen mittelschweren Horrortrip auf einer Party, auf der ein "Witzbold" winzige, aber wirksame LSD-Spritzer in abgestellte Getränke geträufelt hatte.) Unfälle sind dabei kaum zu vermeiden. (Siehe der Fall des "Fensterstürzers", der allerdings eine sehr große Dosis verabreicht bekommen hatte.)

Die Hippie-Kultur der 60er konnte mit "weichen" Drogen wie Haschisch gut umgehen, besser jedenfalls als die "Normalkultur" mit "ihrer" Alltagsdroge Alkohol. Vielleicht hätte sie, wie einige neo-schamanische "Späthippies" auch gute Gebrauchformen und Rituale für "traditionelle" Halluzinogene wie "Zauberpilze", Peyote oder Ayahuasca finden können. Mit dem "chemischen Treibstoff" LSD war sie überfordert.

Aber die realen Probleme der Hippies mit LSD waren wohl nicht der Hauptgrund dafür, dass dieses vergleichsweise unschädliche Halluzinogen verteufelt und schließlich stärker geächtet wurde als selbst Heroin. Die Mechanismen, die LSD von der "Wunderdroge" zur "Horrordroge" werden ließen, sind einen eigenen Artikel Wert.

Montag, 23. Juli 2007

22. September: Protesttag gegen die Überwachungsgesellschaft

Eine Demonstration gegen die exzessive Überwachung durch Wirtschaft und Staat und den damit verbundene Verlust an Privatsphäre ist gut - wie Heise berichtet: Demo gegen den Überwachungswahn wieder in Berlin :
Bürgerrechtsorganisationen rufen unter der Ägide des Arbeitskreises Vorratsdatenspeicherung für den 22. September zum vierten Mal dazu auf, gegen die "ausufernde Überwachung durch Wirtschaft und Staat" auf die Straße zu gehen. Die Demonstration unter dem Motto "Freiheit statt Angst – Stoppt den Überwachungswahn!" wird erneut in Berlin stattfinden, wo die Reihe von Protestzügen gleichen Zuschnitts im Juni vergangenen Jahres ihren Ausgangspunkt nahm. ... Treffpunkt für die neue Demo ist am 22.9. um 14:30 Uhr am Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor unweit vom Reichstag.
Wie das Schnüffelblog bin ich der Ansicht, dass ein bundesweiter Protesttag mit Demonstrationen, Aktionen, Infoständen und was immer uns einfällt, in diversen Städten besser wäre. Ob es ihn geben wird, hängt allein von UNS ab!

Nachtrag: über einen bundesweiten Aktionstag wird bei 82 Megaohm diskutiert!

Samstag, 21. Juli 2007

Ich bin "pro-westlich" - bin ich konservativ?

Ich gebe es zu: ich bin "pro westlich" eingestellt. Angeregt zu diesem Geständnis hat mich ein Kommentar auf dem Blog shifting reality zum Beitrag: What's left? Genauer: es ging um MomoRulez beiläufige Bemerkung: "Und Konservative setzen eh auf die Macht der Tradition … deshalb sind die ProWestler auch allesamt Konservative."
Nimmt man als Beispiel jene "ProWestler", die sich in Klein-Bloggersdorf unübersehbar selbst so nennen, und deren Haltung man grob mit "antiislamisch, pro-George W. Bush, anti-anti-semitisch, prokapitalistisch" umreiße, trifft das zweifellos zu. Wobei ich auch innerhalb der ProWestler differenziere, man kann die Ex-Linken aus dem Umfeld der "Freunde der offenen Gesellschaft" und die moslemfressenden "christlich-abendländisches" Stammtischkrieger auf "Politically Incorrect" nicht in jedem Fall gleichsetzen.

Unnötig zu sagen, dass ich mich nicht zu diesen "ProWestlern" zähle.

Ich weiß nicht, von wem die Aussage stammt, pro-westlich hieße: "pro-liberal, pro-universalistisch, pro-amerikanisch, pro-globalistisch, pro-monotheistisch". Vielleicht war es Hannes Stein. Bis auf den letzten Punkt - dem ich entschieden widerspreche - kann ich mich, angesichts der Bandbreite und Unschärfe der aufgeführten Eigenschaften, mit Fug und Recht "pro westlich" nennen. Allerdings gibt es Formen des Liberalismus, Universalismus, Globalismus, die ich entschieden ablehne. Und "pro amerikanisch" verstehe ich eher als Bekenntnis zu den Werten der US-amerikanischen Verfassung als zu den Werten, nach denen z. B. die derzeitige US-Regierung anscheinend handelt.

Im politisch-kulturellen Sinne versteht man unter dem "Westen" oder poetisch, dem "Abendland" hauptsächlich Westeuropa und Nordamerika, also jene Gebiete, die von Renaissance, Reformation, und Aufklärung, sowie verschiedenen Emanzipationsbewegungen und Revolutionen stark beeinflusst wurden. Daraus ergibt sich eine gewisse Unschärfe: Was ist mit Lateinamerika? Ist Russland Teil "des Westens"? (Die Antwort hängt davon ab, welchen Russen man fragt.) Inwieweit sind Japan, Südkorea, Taiwan "westlich"?

Das Problem mit den "ProWestlern" scheint mir darin zu liegen, was sie unter "dem Westen" und "westlichen Werten" verstehen. Eine weit verbreitete Grundannahme unter "prowestlichen" Bloggern ist die Vorstellung eines Kampfes der Zivilisationen, mehr oder weniger deutlich an Samuel Huntingtons berühmten Aufsatz angelehnt. Zivilisation, das definiert Huntington ganz banal, sei die größtmögliche Gruppe von Menschen, die durch eine gemeinsame Geschichte und vor allem Religion zusammengehalten wird. Die Interessen und Wertvorstellungen z. B. der islamischen oder der konfuzianischen Zivilisation sind, glaubt man Huntington, mit den westlichen vollkommen inkompatibel. Er glaubt z. B. dass der "westliche" Begriff des "freien Individuum" Zivilisationen, die weder Renaissance noch Aufklärung durchlebten, wesensfremd bleibt. (Also hätten die Islamisten recht: Menschenrechte und parlamentarische Demokratie sind nichts für Moslems! Und die Stammtisch-Rassisten hätten auch recht: Asiaten sind nun mal Kollektivmenschen, die sich willig für die Gemeinschaft aufopfern.)
Wer "den Westen" so oder ähnlich sieht, als "Meta-Leitkultur" der "Leitkulturen" der westlichen Nationen, "sittenchristlich" und mit der europäischen Geschichte verwachsen, der ist notwendigerweise konservativ - "verbindende westliche Werte" sind in dieser Weltsicht nämlich gemeinsame Traditionen, auf die man sich "zurückbesinnt".

Es gilt auch umgekehrt: In der bis weit in die "Linken" hinein gesellschaftlich konservativen Bundesrepublik Deutschland ist der Ruf nach "Leitkultur" besonders stark. Wobei "konservativ" bei vielen "Leitkultur"-Fans noch untertrieben ist. Der Ruf nach einer "Leitkultur" zeugt auch davon, wie mobilisierungsfähig der Wunsch nach vorgefertigten Leitbildern, nach "weltanschaulichen Leitllinien" in Deutschland noch ist. Egal, ob ein christlicher oder ein sozialistischer oder gar ein nationaler Kanon moralischer Leitbilder gefordert wird - gemeinsam ist den Freunden der Leitkultur die Angst vor der offenen Gesellschaft ohne vorgeschriebene Werte und festgefügte Identitäten.

Wenn "der Westen" aber keine Traditionsgemeinschaft ("christliches Abendland"), keine "übergeordnete Leitkultur" und auch kein geographischer oder geopolitischer Begriff ist, was ist er dann?

Kritiker "des Westen" haben insofern recht, das es keinen "unveränderlichen kulturellen Kern" des Westen gibt. Deshalb ist "die westliche Zivilisation" auch so "universaltauglich": auch Kulturen, die nicht in ihrem Sinne geprägt sind, können problemlos "westliche Errungenschaften" wie das demokratische Staatsmodell, die freie Presse, die unabhängige Justiz usw. aber auch Aktiengesellschaften, Hollywoodfilme, Supermärkte, Fast-Food-Restaurants und vieles mehr übernehmen. Das bedeutet allerdings nicht, dass "der Westen" keine verbindliche Werte kennen würde. Es sind allerdings neutrale Rechte: sie stehen jedem Menschen zu. (Oder sollten es jedenfalls.)
Zu diesen Werten zähle ich die universellen Menschenrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung, die Gewaltenteilung, die Möglichkeit, eine schlechte Regierung ohne Gewaltanwendung- oder -drohung loswerden zu können. Diese Werte sind es, die den Westen ausmachen. Und jede Kultur, die diese neutralen Werte übernommen hat, gehört "zum Westen". (So gesehen gehört Japan zum "Westen", Indien ist bereits "westlicher" als Putins Russland - und die USA und in ihrem Gefolge andere westliche Staaten haben sich seit dem 9. September 2001 teilweise "entwestlicht".)
Die größte Errungenschaft der westlichen Zivilisation ist, als
Ergebnis zahlreicher geistiger und politische Revolutionen, dass sie sich sich immer wieder aufs Neue in Frage stellt. Wenn diese Fähigkeit der Selbstkritik und Selbstkontrolle im Zuge der Abwehr "fremder Kulturen" und im Bestreben nach "Einheit" verloren geht, dann hört der Westen auf, "der Westen" zu sein.

Die größte Bedrohung für "den Westen" ist nicht "der Islam". Und schon gar nicht "der Terrorismus". Die größte Gefahr für den Westen ist, sich selbst zu Tode zu "schützen".

Freitag, 20. Juli 2007

... und noch ein Aufreger

Schon mal darüber gewundert, wieso so viele Politiker sich so vehement für die "Online-Durchsuchung" durch das BKA einsetzen? Einen Teil der Antwort kann man sich aus der Presse zusammenreimen: Der Spiegel, Ausgabe 27/2007, Seite 33:
Es war eine Horrorshow, die der Chef des Bundeskriminalamts (BKA) den Innenexperten der Großen Koalition da vorführte. Todesstille habe geherrscht, erinnert sich ein Abgeordneter. Es sei kaum auszuhalten gewesen, sagt ein anderer, ‘einfach nur widerwärtig’ .

BKA-Chef Jörg Ziercke hatte den Abgeordneten Abgründiges aus dem Internet mitgebracht: Videos mit jungen gefesselten Frauen, die sadistisch gefoltert werden; den grausamen Missbrauch eines bitterlich weinenden Mädchens. Und Terroristen, die einer Geisel den Kopf abtrennen.
Ziercke
Ziercke wollte schockieren, das war der Sinn seiner Berlin-Reise in der vorvergangenen Woche. Seine Vorträge bei Innenexperten beider Regierungsfraktionen endeten denn auch mit einem Appell: Um digital vorbereitete Straftaten verhindern zu können, so der BKA-Chef, bräuchten die Behörden dringend eine Gesetzesgrundlage für vorbeugende Online-Durchsuchungen.
(zitiert nach: hanno.de.)

Wie diese "Horrorshow", mit der die Parlamentarier "weichgekocht" wurden, ablief, fand Honno Zulla heraus. Er konnte mit einem Zuschauer eines BKA-Vortrag für Mitglieder des Innenausschusses über den sorgsam inszenierten und absolut einseitigen Vortrag sprechen. Der Bericht war sehr aufschlussreich und erklärt Vieles:
Die Dramaturgie der BKA-Horrorshow: Ein Bericht.
Unbedingt lesen!

Die Realität hat manchmal täuschende Ähnlichkeit mit Fritz Langs "Dr. Mabuse"-Filmen. Ob es ein "Happy End" gibt liegt auch bei uns!

Via: Schnüffelblog

Nachtrag: Eine nette Karikatur von Wiedenroth, die auf eine Weise, die selbst Schäuble verstehen müsste (wenn er denn wollte) zeigt, wie man als Terrorist ganz einfach die Online-Untersuchung austricksen kann. (Ziercke dürfte es auch so bekannt sein.)

Ich kriege das kalte Kotzen ...

... wenn ich daran denke, mit welchem Aufwand an Gesetzgebung, Überwachung, Ermittlung (auch gern mal mit verfassungsrechtlich bedenklichen Fahndungsmethoden), Strafe, Sicherheitsverwahrung und was weiss ich noch gegen "Kinderschänder" vorgegangen wird, aber wenn es darum geht, dass einem Kind von vornerein nichts passiert... aber lest besser selbst, auf gulli.com: Pädophile im Internet - Vor Kindesmissbrauch macht niemand was dagegen.
Für Kindsmissbrauch interessieren sich die einschlägigen Medien, die einschlägigen Trolle und die einschlägige politische Propaganda erst und nur dann, wenn er stattgefunden hat.

Geht es darum, Kindern diese wohl schlimmsten der denkbaren Schicksale zu ersparen, fehlt es an Geld und Interesse. Und insofern passt es hervorragend ins bigotte Bild, dass dem Pilotprojekt "Kein Täter werden" der Berliner Charite das Geld ausgeht. Just in dem Moment, in dem die Aktion Erfolge vermeldet.
Via korrupt.biz

Doch erhöhtes Leukämierisiko in der Nähe von Kernkraftwerken?

Ich las folgende Nachricht mit einiger Spannung:
In der Nähe von Kernkraftwerken erkranken mehr Kinder und Jugendliche an Leukämie. Das schließen amerikanische Wissenschaftler aus einer Studie, in der sie die Ergebnisse von 17 verschiedenen Untersuchungen zum Einfluss von Kernkraftwerken auf das Krebsrisiko zusammengefasst haben. (Auf "wissenschaft.de": Mehr Leukämien in der Nähe von Kernkraftwerken.)
Damit wäre die Vermutung, dass z. B. der "Leukämiecluster" in der Elbmarsch östlich von Hamburg auf den Einfluss des Kernkraftwerks Krümmel und der Forschungsreaktoren der GKSS zurückzuführen wäre, deutlich erhärtet worden. (Nebenbei wäre die - umstrittene und meine Ansicht nach nicht haltbare - Hypothese eines vertuschten Großunfalls bei der GKSS damit unnötig geworden: der Normalbetrieb von Reaktoren würde als Risikofaktor ausreichen.)

Beim näheren Hinsehen war ich allerdings enttäuscht: Es handelt sich bei dieser Studie um eine Meta-Analyse mehrerer statistischer Erhebungen. Das statistische Grundproblem, dass kindliche Leukämie so selten ist, dass schon einige wenige Fälle zu beachtlichen Abweichungen vom landesweiten Durchschnittswert führen, bleibt bestehen. Auch ein anderes Problem bleibt: warum gibt es bei einigen Reaktoren "Leukämiecluster", bei anderen hingegen nicht? (Aus diesem Dilemma resultiert die These, dass die Kombination von Strahlung und bestimmten anderen Umweltbedingungen das Leukämierisiko bei Kindern erhöhen könnte.)

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