Montag, 25. Januar 2010

Der Eislauf

Endlich mal wieder ein Winter, in dem ich meine Schlittschuhe nicht nur auf der Kunsteisbahn benutzen kann, sondern auch auf den Teichen und Seen hier in der Umgebung. (Einschließlich Muskelkater, Hinfallen, Durchfrieren - und hinterher (!) einem steifen Grog - so gehört sich das ja auch.) In dem, das erste Mal seit Jahren, die Außenalster so weit zufriert, dass man auf ihr laufen kann - wahrscheinlich wird es dieses Jahr, das erste Mal sein 1997, wieder ein Volksfest auf der zugefrorenen Alster geben!
Der Eislauf
Begraben ist in ewiger Nacht
Der Erfinder großer Name zu oft!
Was ihr Geist grübelnd entdeckt, nutzen wir;
Aber belohnt Ehre sie auch?

Wer nannte dir den kühneren Mann,
Der zuerst am Maste Segel erhob?
Ach, verging selber der Ruhm dessen nicht,
Welcher dem Fuß Flügel erfand?

Und sollte der unsterblich nicht sein,
Der Gesundheit uns und Freuden erfand,
Die das Roß, mutig im Lauf, niemals gab,
Welche der Reihn selber nicht hat?

O Jüngling, der den Wasserkothurn
Zu beseelen weiß und flüchtig tanzt,
Laß der Stadt ihren Kamin! Komm mit mir,
Wo des Kristalls Eb'ne dir winkt!

Sein Licht hat er in Düfte gehüllt.
Wie erhellt des Winters werdender Tag
Sanft den See! Glänzender Reif, Sternen gleich,
Streute die Nacht über ihn aus!

Wie schweigt um uns das weiße Gefild!
Wie ertönt vom jungen Froste die Bahn!
Fern verrät deines Kothurns Schall dich mir,
Wenn du dem Blick, Flüchtling, enteilst.

Wir haben doch zum Schmause genug
Von des Halmes Frucht? und Freuden des Weins?
Winterluft reizt die Begier nach dem Mahl;
Flügel am Fuß reizen sie mehr.

Zur Linken wende du dich, ich will
Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn;
Nimm den Schwung, wie du ihn mich nehmen siehst;
Also! Nun fleuch schnell mir vorbei!

So gehen wir den schlängelnden Gang
An dem langen Ufer schwebend hinab.
Künstle nicht! Stellung, wie die, lieb' ich nicht,
Zeichnet dir auch Preisler nicht nach.

Was horchst du nach der Insel hinauf?
Unerfahrne Läufer tönen dort her!
Huf und Last gingen noch nicht über's Eis,
Netze noch nicht unter ihm fort.

Sonst späht dein Ohr ja alles; vernimm,
Wie der Todeston wehklagt auf der Flut!
O wie tönt's anders! Wie hallt's, wenn der Frost
Meilen hinab spaltet den See;

Zurück! laß nicht die schimmernde Bahn
Dich verführen, weg vom Ufer zu gehen!
Denn wo dort Tiefen sie deckt, strömt's vielleicht,
Sprudeln vielleicht Quellen empor.

Den ungestörten Wogen entströmt,
Dem geheimen Quell entrieselt der Tod!
Glittst du auch leicht, wie dies Laub, ach, dorthin,
Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst!
Friedrich Gottlieb Klopstock

Es ist übrigens sehr wahrscheinlich, dass Klopstock ( 1724 - 1803) auch auf der zugefrorenen Alster eislaufen war.

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