Dienstag, 20. Oktober 2009

Bedenkliche Klischees in Schulbüchern

Am Sonntag schrieb ich noch vom "Mut zum Klischee" im Abenteuerroman - dieses Mal schreibe ich über Geschlechtsrollenklischees, die die Welt nicht braucht - schon gar nicht in Schulbüchern!
Jungs sind anders - Mädchen auch. Gerade in der Vorpubertät unterscheiden sich die Neigungen und Vorlieben männlicher und weiblicher Schüler, jedenfalls aus Sicht der Lehrer und Eltern, deutlich. Dennoch dürfte wenig Zweifel daran bestehen, dass getrennten Jungen- und Mädchenschulen, wie sie noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weit verbreitet waren, veraltet sind. Die Koedukation hat sich bewährt.
Das Klischee, dass Mädchen sich nicht für Technik und Naturwissenschaften interessieren würden und "von Natur aus" schlechter in Mathe wären als Jungs, die dafür "natürliche" Schwächen in den sprachlichen und musischen Fächern hätten, wird wohl kein Pädagoge mehr ernsthaft vertreten.

Es sei denn, er oder sie arbeitet bei "PONS".
Der Verlag brachte folgende "Neuheiten" heraus: Diktate für Mädchen, Diktate für Jungs und sogar Mathe-Textaufgaben für Mädchen und Mathe-Textaufgaben für Jungs.
"Wir wollen nicht altbekannte Klischees zementieren, sondern die Kinder da abholen, wo sie stehen", sagt Sebastian Weber, Verlagsleiter PONS Selbstlernen in der Pressemeldung zu dem, äh, geschlechtsspezifischen Lehrmaterial.
Tja, dumm nur, dass PONS die Jungs und Mädchen da abholen will, wo altbekannte Klischees sie hinstellen: "Wilde Jungs, die erst aktiv an ein Lernthema herangeführt werden, lösen anschließend bereitwilliger die nächsten Aufgaben konzentriert am Tisch. Gleiches gilt für Mädchen, deren Aufmerksamkeit vor allem über ihre Lieblingsthemen wie Pferde, Prinzessinnen und Mädchenfreundschaften gefesselt wird."
Das hat meines Erachtens herzlich wenig mit dem unterschiedlichen Entwicklungsstand von Jungs und Mädchen zu tun, oder mit tatsächlichen Vorlieben.
Mehr dazu auf Ludmila Carones Blog: Hinterm Mond gleich links an Pons: Welches Jahr haben wir noch mal?
"Okaaaaay, also die Mädchen sollen Nägel lackieren und Schmuck basteln? So, so. Auf das die Mädchen schon früh auf kleine konsumgeile Modepüppchen getrimmt werden, bei denen vor allem das Äußerliche zählt.
Da hat sie recht. Und Jungs haben gefälligst "wild" und "aktiv" zu sein, sonst sind sie
keine richtigen Jungs ...

Noch eine nette Fundsache aus den Kommentaren:
Gender Mainstreaming 'ungeheuer gefährlich' (auf kath.net).
(...) Die Kritiker sehen dadurch Gottes Schöpfungsordnung bedroht. Vom Gender Mainstreaming gehe eine „ungeheure Gefährlichkeit“ aus, sagte der Präsident des Kongressveranstalters, der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften, der Missionswissenschaftler Prof. Peter Beyerhaus (Gomaringen bei Tübingen), am 10. Oktober. Es handele sich um den systematischen Versuch, die schöpfungsgemäßen Unterschiede der Geschlechter zu beseitigen. Besonders problematisch sei, dass schon Kinder mit dieser Ideologie indoktriniert würden.(...)
Nachtrag: Aus der praktischen Sicht des Mathe-Unterrichts:
pons! que tu eusses pensé? (Wirrlicht)

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