Dienstag, 17. März 2009

Input-Output Menschenbild bei Politikern

"Ein grundlegendes Manko der Killerspiel-Debatte ist das schlichte Menschenbild, das ihr zugrunde liegt. Unterstellt wird, dass das Spielen gewalthaltiger Spiele Gewaltbereitschaft stärkt. Eine einfache Input-Output-Vorstellung. Ohne Frage ist es problematisch, wenn Jugendliche oder Kinder sich stundenlang in Welten aufhalten, in denen Empathie und zwischenmenschliche Reaktionen nicht gefragt sind. Aber für die direkte Übertragung von Handlungsmustern aus Spielen in reale Situationen ließen sich bisher kaum Belege finden.
Erika Berthold, Publizistin und ehrenamtliche Gutachterin der Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) - Quelle: tagesschau.de

Mich erstaunt es wenig, dass dieses schlichte "Input - Output"-Menschenbild besonders unter Politikern recht weit verbreitet zu sein scheint. Es entspricht, einfach gesagt, der Lebenserfahrung, die sich aus einer typischen Politikerkarrierre ergibt (oder auch einer typischen Lobbyistenkarriere, oder einer im Bereich Public Relations / Werbung Propaganda): erfolgreich ist der, der mit geringem Aufwand andere Menschen manipuliert. Ein gut geschulter und geübter Manipulator erkennt die "Knöpfe", die er "drücken muss" , um eine gewünschte Reaktion beim "Opfer" hervorzurufen. (Oder sie, obwohl Frauen oft anders manipulieren als Männer.)
Tatsächlich sind manche menschliche Verhaltensweisen so leicht vorhersagbar, dass es zum "Knöpfedrücken" keiner besonderen Menschenkenntnis bedarf - man muss nur in etwa wissen, wie das Opfer "tickt". (Seit dem legendären Bestseller "Manipulieren - aber richtig! - Die acht Gesetze der Menschenbeeinflussung" erschienen zahlreiche Ratgeber mit Tipps, wie man so was macht. Wenn auch nur wenige so erhellend sind wie "Joki" Kirschners Klassiker aus den 1970ern.)
In der parteipolitischen Arena weiß ein manipulationswilliger Politiker über seine Gegner und ihre Verhaltensweisen in der Regel gut bescheid, und das Spektrum an möglichen Reaktionen ist ohnehin begrenzt - jedenfalls im Vergleich zum sprichwörtlich unberechenbaren Verhalten eines typischen Teenagers.
Wenn man nun einige Jahrzehnte lang erfolgreich mit einfachen Tricks manipuliert und intrigiert hat, dann überrascht es nicht, dass sich das Menschenbild auf ein simples "Reiz - Reaktions"-Schema verengt. Womöglich hält man sich als erfolgreicher Manipulator für einen genialen Menschenkenner, und diese Psychologen, Psychiater und sonstige Seelenklempner können einem viel erzählen, wenn der Tag lang ist, man weiß schließlich aus langer Praxis, wie simpel gestickt die menschliche Seele in Wirklichkeit ist!

Der zweite Faktor ist in unserer Kultur begründet: es muss jemand gefunden werden, der Schuld hat. Wer mit den Fingern auf einen "Schuldigen" zeigen kann, entlastet sich selbst. Hinzu kommt, dass unsere (politische) Kultur keine reine "Schuldkultur" ist, sie trägt außerdem sämtliche Merkmale der "Schamkultur", in der die öffentliche Wertschätzung als höchstes Gut gilt. Wer, als Politiker, schnell einen Schuldigen benennt und diesen energisch bekämpft, gilt als tatkräftig. Selbst dann, wenn der Schuldige nur ein "Sündenbock" und die "Bekämpfung" reiner Aktionismus ist.

Beide Faktoren zusammen tragen entschieden zur simplen "Küchenpsychologie" unserer Politiker bei. (Wobei dieses Modell natürlich stark vereinfacht ist, selbst Minister sind selten so simpel gestrickt.)

Immer daran denken:
Wer Angst hat, lässt sich leichter täuschen, ist also leicht manipulierbar.
Auch Manipulatoren sind manipulierbar und werden manipuliert.

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