Sonntag, 7. Dezember 2008

Nein, ich habe es nicht vergessen!

Wie schon letztes und vorletztes Jahr:
Mal sehen, ob er noch da ist, der Jul-Bock von Gävle.

Kein Wunder, dass es "immer mehr Kinderpornos" gibt ...

... wenn z. B. in Großbritannien sogar schon Wikipedia-Artikel gesperrt werden - heise: Britische Provider sperren Wikipedia-Artikel - wikinews: UK ISPs erect 'Great Firewall of Britain' to censor Wikimedia sites

Übrigens handelt es sich bei dem kinderpornographieverdächtigen Bild um ein Plattencover der deutschen Hard-Rock-Band "Scorpions", das alte Cover von Virgin Killer.
Wenn man den Maßstab, was "sperrungswürdige" KiPo auf diesem Niveau ansetzt, braucht man nicht mehr über die "gewaltige Zunahme von Kinderpornografie im Netz" wundern.

Wundern kann man sich dagegen, wieso so viele Befürworter der Seitensperrung (darunter bekanntlich Bundesfamilienministerin von der Leyen) glauben, dass diese Form der Netzzensur überhaupt wirksam ist. Die Frage, ob sie dann auch gegen KiPo sinnvoll sei, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Außerdem zeugt die britische Sperraktion von einem - vorsichtig formuliert - lückenhaftem Verständnis der Funktionsweise des WorldWideWeb:
Doch anstatt das beanstandete Bild selbst zu blockieren, haben die Verantwortlichen offenbar nur den Artikel über das Album auf die Filter-Liste gesetzt. Wer den Artikel direkt aufrufen will, bekommt entweder eine nichtssagende Fehlermeldung oder eine leere Seite angezeigt. Das beanstandete Bild ist weiterhin abrufbar – jedoch ohne den erläuternden Kontext des Wikipedia-Artikels.
(heise).

Warum das Ganze? Mir fallen mehrere mögliche Gründe ein:
  • Purer Aktionismus - "wir tun was" - gegen etwas, das fast vom der ganzen Bevölkerung - zurecht - entschieden abgelehnt wird.
  • Technische Ignoranz, verbunden mit Technikgläubigkeit: Die für solche Aktionen Verantwortlichen verstehen einerseits "das Internet" nicht (wahrscheinlich ist es ihnen sogar unheimlich), anderseits vertrauen sie Experten, die ihnen versprechen, das Problem durch ein paar technische Maßnahmen aus der Welt schaffen zu können.
  • Wahltaktik: Zuerst dem Wahlvolk Angst einjagen - "immer mehr Kinderpornos im Internet" - und sich dann durch die Bekämpfung einer Stohpuppe profilieren (ohne dass auch nur ein echter Fall von sexualisierter Kindesmisshandlung - wozu "echte" Kinderpornographie fraglos gehört - aufgeklärt oder verhindert würde).
  • Ein Vorwand, um weitreichende Zensurgesetze und -techniken zu rechtfertigen und zu installieren. "Wenn selbst Seitensperrung nicht hilft ..."
Ich vermute übrigens auf der Seite der politisch Verantwortlichen eine Mischung aus Naivität (hinsichtlich der Technik) einerseits und machtpolitischer Abgebrühtheit andererseits. Und natürlich Angst. Sehr viel Angst. Auch und gerade vor dem eigenen Volk.

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