Technikgläubige Überwacher (immerhin gut gemeint)
"Frauen schreiben anders" als Männer, und mit etwas Übung lässt sich meistens ziemlich schnell herausfinden, ob ein Mann sich im Chat als Frau ausgibt (im umgekehrten Fall ist's übrigens schwieriger).
Allerdings trugen solche Erfahrungswerts im Einzelfall wenig. Es gibt weibliche Schriftsteller, die, vom Publikum unentdeckt, unter männlichem, und männliche Schriftsteller, die unter weiblichem Pseudonym schreiben. Gegen eine Bekannte gewann ich vor Jahren die Wette, dass selbst bei erotischen Texten ein geschickter Autor / eine geschickte Autorin das eigene Geschlecht verbergen könne. Es gibt erstaunlich viele Frauen, deren Gesprächsstil die Aussagen
Senta Trömel-Plötz' über "Frauengespräche" lügen straft. (Der kooperative Aspekt der Unterhaltung dominiert. Rollen- und Statusunterschiede werden abgebaut und gemeinsame Erfahrungen und Gefühle betont. Der Grundkonsens bei Frauengesprächen ist gegenseitige Akzeptanz und eine offene und aggressionslose Atmosphäre.)
So "Pi mal Daumen" schätze ich, dass es, für einen kommunikationserfahrenen Menschen in etwa zwei Dritteln aller Fälle möglich ist, das Geschlecht eines Schreibers zu "entlaven". Die Trefferquote von Geschlechtserkennungssoftware ist auch nicht besser.
Noch schwieriger ist es, sicher zu erkennen, ob z. B. ein Beitrag in einem Web-Forum von einem Erwachsenen oder einer / einem "frühreifen" 12-Jährigen stammt. Eine Binsenwahrheit? Offensichtlich nicht, wenn es darum geht, Pädophile aufzuspüren:
Die Autoren der Software sind sich offensichtlich sicher, mit Techniken aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Algorithmen, anhand online abgegebenen Wortmeldungen sehr genau auseinanderhalten zu können, ob ein Erwachsener oder ein Kind an der Tastatur sitzt.
Wenn das Kind eine Achtjährige ist, und der Erwachsene nicht weiß, wie Kinder schreiben, dann bin ich geneigt, diese vollmundige Aussage zu glauben. Aber der Versuch, einen Erwachsenen zu entlarven, der in einem Chatroom für Teenager die Rolle eines Gleichaltrigen angenommen hat, um Kontakt zu einem potenziellen Opfer aufzunehmen, dürfte schwierig sein - und zu vielen "positiv falschen" Treffern führen.
Neben dem Problem der mangelnden Zuverlässigkeit im Einzelfall und dem auch von den Entwicklern eingeräumten Datenschutzprobleme halte ich diese Software auch für ein klassisches Beispiel für falsch gesetzte Prioritäten.
Wenn Triz Heider, Sozialpädagogin beim Beratungsportal "Kids-Hotline.de" in der nz meint: "Bevor man sich mit der Verfolgung von Pädophilen beschäftigt, solle man sich um eine ausreichende Gefahrenaufklärung der Kinder und Jugendlichen bemühen", oder Karin Kaufmann vom Verein für Betroffene von sexuellem Missbrauch anmerkt: "Je mehr die Gesellschaft das Thema tabuisiert, desto größer sind die Chancen des Täters, sein Ziel zu erreichen", dann kann ich dem nur zustimmen!
Allerdings trugen solche Erfahrungswerts im Einzelfall wenig. Es gibt weibliche Schriftsteller, die, vom Publikum unentdeckt, unter männlichem, und männliche Schriftsteller, die unter weiblichem Pseudonym schreiben. Gegen eine Bekannte gewann ich vor Jahren die Wette, dass selbst bei erotischen Texten ein geschickter Autor / eine geschickte Autorin das eigene Geschlecht verbergen könne. Es gibt erstaunlich viele Frauen, deren Gesprächsstil die Aussagen
Senta Trömel-Plötz' über "Frauengespräche" lügen straft. (Der kooperative Aspekt der Unterhaltung dominiert. Rollen- und Statusunterschiede werden abgebaut und gemeinsame Erfahrungen und Gefühle betont. Der Grundkonsens bei Frauengesprächen ist gegenseitige Akzeptanz und eine offene und aggressionslose Atmosphäre.)
So "Pi mal Daumen" schätze ich, dass es, für einen kommunikationserfahrenen Menschen in etwa zwei Dritteln aller Fälle möglich ist, das Geschlecht eines Schreibers zu "entlaven". Die Trefferquote von Geschlechtserkennungssoftware ist auch nicht besser.
Noch schwieriger ist es, sicher zu erkennen, ob z. B. ein Beitrag in einem Web-Forum von einem Erwachsenen oder einer / einem "frühreifen" 12-Jährigen stammt. Eine Binsenwahrheit? Offensichtlich nicht, wenn es darum geht, Pädophile aufzuspüren:
Eine Forschergruppe der britischen Universität von Lancaster hat ein Computerprogramm entwickelt, das Online-Übergriffe gegen Minderjährige verhindern soll. Wie der britische Telegraph berichtete, nutzt das so genannte «Projekt Isis» eine Technologie, die die im Chatroom verwendete Schreibweise des Verdächtigen analysiert. So lässt sich leichter herausfinden, ob sich ein Erwachsener dahinter verbirgt.nz: Software entlarvt Pädophile im Web.
Die Autoren der Software sind sich offensichtlich sicher, mit Techniken aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz und mit einer ganzen Reihe unterschiedlicher Algorithmen, anhand online abgegebenen Wortmeldungen sehr genau auseinanderhalten zu können, ob ein Erwachsener oder ein Kind an der Tastatur sitzt.
Wenn das Kind eine Achtjährige ist, und der Erwachsene nicht weiß, wie Kinder schreiben, dann bin ich geneigt, diese vollmundige Aussage zu glauben. Aber der Versuch, einen Erwachsenen zu entlarven, der in einem Chatroom für Teenager die Rolle eines Gleichaltrigen angenommen hat, um Kontakt zu einem potenziellen Opfer aufzunehmen, dürfte schwierig sein - und zu vielen "positiv falschen" Treffern führen.
Neben dem Problem der mangelnden Zuverlässigkeit im Einzelfall und dem auch von den Entwicklern eingeräumten Datenschutzprobleme halte ich diese Software auch für ein klassisches Beispiel für falsch gesetzte Prioritäten.
Wenn Triz Heider, Sozialpädagogin beim Beratungsportal "Kids-Hotline.de" in der nz meint: "Bevor man sich mit der Verfolgung von Pädophilen beschäftigt, solle man sich um eine ausreichende Gefahrenaufklärung der Kinder und Jugendlichen bemühen", oder Karin Kaufmann vom Verein für Betroffene von sexuellem Missbrauch anmerkt: "Je mehr die Gesellschaft das Thema tabuisiert, desto größer sind die Chancen des Täters, sein Ziel zu erreichen", dann kann ich dem nur zustimmen!
MMarheinecke - Mittwoch, 22. Oktober 2008