Donnerstag, 16. Oktober 2008

Ich nenne es "hamburgisch"

Es ist ungewollt symbolisch, das Denkmal auf dem Beatles-Platz:
Beatlesplatz04

Symbolisch, weil das Denkmal auf eine private Initiative zurückgeht, an die sich die Stadt Hamburg erst nachträglich "dranhängte" (aber immerhin mit finanzieller Beteiligung) - und dass Bürgermeister Ole von Beust, der strenggenommen gar nichts zu dem Projekt beigetragen hat, sich bei der feierlichen Eröffnung im Licht der Öffentlichkeit sonnte.
Symbolisch, weil es auf vergangenen Ruhm verweist - dem Ruhm, dass zahlreiche erfolgreiche Musiker in der (inzwischen arg verödeten) Musikszene um die Reeperbahn ihren "großen Durchbruch" schafften - von denen die Beatles die berühmtesten waren. (Wobei der "Hamburger Staat" dazu nichts beitrug - eher im Gegenteil.)
Symbolisch auch, weil der Platz und das Denkmal irgendwie schäbig aussehen ...

Es passt irgendwie dazu, dass nach dem (gerade für ein Jahr dank eine anonymen Spende "geretteten") "Molotow" auch das "Docks" vor dem "Aus" steht. Übrigens "dank" der stadteigenen Sprinkenhof AG als Vermieter, die dort abenteuerlich agiert: Im Hintergrund haben mehrere Hamburger Gastronomen – ohne das Docks – große Projekt-Ideen entwickelt, die zum Teil den Abriss des fast 100 Jahre alten Gebäudes beinhalten. Deshalb wird der Pachtvertrag nicht verlängert.
Nun ist "Clubsterben" vielleicht ganz normal - kein Geschäft hat Bestandsgarantie - aber wenn die Auftrittsmöglichkeiten für Musiker, die nicht die Musikhalle oder gar die Color-Line-Arena füllen können, weniger und weniger werden, obwohl das Interesse an Live-Musik nach wie vor groß ist, dann ist da irgendwo der Wurm drin.
Nun erwartet niemand ernsthaft, dass die St. Pauli-Musikszene subventioniert werden sollte - etwa in Art der Staatsoper - aber es wäre ganz nett, wenn wenigstens einige Steine aus dem Weg statt in den Weg gerollt werden könnten (siehe Fall "Sprinkenhof - Docks").
Und angesichts immer gewaltigerer Summe, die in das Projekt Elbphilharmonie fließen - von der nicht einmal gesichert ist, ob sie angemessen bespielt werden kann - ballen sicher nicht nur existenzbedrohte Club-Betreiber die Faust in der Tasche.

Nun gibt es ein Kunst-Festival namens "Wir nennen es Hamburg" (nicht etwa "Wir sind Hamburg") - SpOn: Widerborstig und kratzbürstig.
Kunst und Stadtmarketing, manchen mag das erstaunen, vertragen sich gar nicht immer – und immer wenn das so ist, ist die Kunst stolz: stolz darauf, widerborstig und kratzbürstig geblieben zu sein in Städten, aus denen längst Standorte geworden sind und langsam Marken werden. Zu stolz also, um sich als Eventproduzent und Imagefaktor benutzen zu lassen.
art: "Wir nennen es Hamburg" - ein bisschen "Rumble In The Jungle"
"Wir nennen es Hamburg" ist das Ergebnis der Reflektionen über eine Stadt, die kulturell zu stagnieren scheint, betont Kampnagel-Dramaturgin Nadine Jessen, jedoch liegt der Grund dafür nicht in der fehlenden künstlerischen Produktion, gerade Hamburgs Intermedialität sei ein besonderes Charakteristikum, das die Stadt gegenüber anderen auszeichne, sondern im Mangel der finanziellen Unterstützung. Ein stetiger Kampf um Sponsoren sei für viele Ausstellungsmacher und Organisatoren der Kulturbranche ermüdend.
Ich nenne es "hamburgisch". Ebenso "typisch" wie die traurige Tatsache, dass die Medienstadt Hamburg auf dem Sektor der Tageszeitungen eine ausgesprochene "Wüste" ist - die außerdem, abgesehen von der chronisch existenzbedrohten Boulevardzeitung "Hamburger Morgenpost" (oft "Hamburger Sorgenpost" genannt) und dem Lokalteil der "taz" nur von Titeln aus dem Hause Axel Springer bevölkert wird.

Palins "Hexenjäger" lügt

Ein kenianischer Geistlicher, der die US-Vize-Präsidentschafts-Kadidatin Sarah Palin mittels Gebet vor Hexen schützen will, wird in seiner Heimat kritisiert: der wichtigste "Beweis" seiner Kräfte - er behauptete, eine böse, zaubernde Frau aus der Stadt verjagt zu haben - ist falsch.

telegraph.co.uk: False claims exposed of Kenyan pastor who protected Sarah Palin from witches.

Mehr zu diesem bizarrem Fall im Gjallarhorn.

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