Geschichte

Mittwoch, 15. Februar 2012

"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"

Es gibt in Norddeutschland zahlreiche Gedenksteine, die an die Sturmflutkatastrophe im Februar 1962 erinnern. Dieser Stein in Allermöhe ist eher unscheinbar.
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Von den zahlreichen Flutmarkierungen und Gedenksteinen, die an die Flutnacht vor 50 Jahren erinnern, spricht mich dieser Stein besonders an. An jenem warmen Spätsommernachmittag, als ich ich ihn sozusagen im Vorbeigehen knipste (daher etwas schräg), da erschien der Gedanke an eine stürmische, kalte Winternacht so fern zu liegen. So fern wie die Elbe. Denn der Stein steht kilometerweit vom Hauptstrom der Elbe entfernt, mitten im Land sozusagen. Er wirkt, anders als die Gedenksteine und Markierungen am Hafen, gerade surreal.
Er zeigt, wie katastrophal es wirklich war. Wie sehr diese Nacht die Grenzen des "Normalen" sprengte.
So, wie der Sturm die Grenzen des Erwarteten sprengte: In den Seegebieten der nördlichen Nordsee traten Windgeschwindigkeiten jenseits des Messbereiches der damaligen Windmessgeräte auf. Der Wasserstandsmesser am Pegel in Cuxhaven an der Elbmündung fiel aus, die Fluthöhe konnte nur geschätzt werden.
Eine gute Übersicht darüber, was damals geschah, gibt ein Dossier auf "scienexx": Sturmflut Hamburg 1962 – kann sich die Katastrophe wiederholen?
In der Nacht vom 16. zum 17. Februar 1962 brachen an 50 Stellen die Deiche an der Unterelbe. Unter anderem wurde ungefähr ein Dritte 120 km² des Hamburger Stadtgebietes überflutet, darunter die dicht bewohnten und damals noch mit Behelfsheimen für Flüchtlinge übervölkerten Stadtteile Willhelmsburg und Georgswerder. Mehr als 30.000 Hamburger verloren ihre Wohnung. Etwa 100 000 Menschen wurden vom Wasser eingeschlossen und harrten auf Hausdächern, Anhöhen oder den oberen Stockwerken aus – ohne Trinkwasser, Nahrung oder wärmende Decken, mit durchnässten Kleidern bei eisiger Kälte.
319 Menschen starben. Erstaunlich wenig, wenn man die Umstände bedenkt.

Das Zitat:
"Sie begriffen die Katastrophe erst, als sie schon passiert war"
stammt von Helmut Schmidt. Ich bin nicht unbedingt ein Anhänger der Politik, die der damalige Hamburg Polizeisenator und spätere Bundeskanzler betrieben hatte. Damals war er aber der richtige Mann im richtigen Amt. Er war ein Politiker für die akuten Krisensituationen (was er später noch einige Male beweisen sollte), aber keiner für Grundsatzfragen - obwohl: verglichen mit der heutigen Politikergeneration empfinde ich manchmal geradezu nostalgische Gefühle für den knochenharten Pragmatiker Schmidt.
Mut hatte er jedenfalls - auch den, für seine Taten zur Rechenschaft gezogen zu werden. Er überschritt seine Kompetenzen, er brach sogar die bewusst die Verfassung (nicht zu verwechseln mit dem fahrlässigen Verfassungsbruch, der für deutsche Politiker leider nicht untypisch ist):
Ich habe das Grundgesetz nicht angeguckt in jenen Tagen.
So problematisch ein Verfassungsbruch immer ist: in dieser Situation ging es nicht anders. Oder besser: Es ging nicht mehr anders. Denn das Krisenmanagement in der Sturmflutnacht war in Hamburg ein grausamer Witz. (Wie schlecht das Krisenmanagement war, welche grotesk falschen Entscheidungen aus wie lächerllichen Gründen getroffen wurden, wird vielleicht am Besten aus den dürren Worten in der Wikipedia deutlich.)

Anders als bei anderen Unwetterkatastrophen lag es nicht an einer schlechten oder fehlerhaften Vorhersage, dass es in der in der Nacht zum 17. Februar 1962 zur Katastrophe kam. Ganz im Gegenteil: Die Wissenschaftler des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Sturmflutwarndienst am Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) sind auch heute noch von der Arbeit ihre damaligen Kollegen angetan.

Aus heutiger Sicht besonders bizarr war, dass die ARD ihr Fernsehprogramm nicht für eine Warnmeldung unterbrach - es lief übrigens die Fernsehserie "Familie Hesselbach" und nicht etwa das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft oder ähnliches. Es gab, nicht einmal ein eingeblendetes Laufband (das es beim Bau der Berliner Mauer einige Monate zuvor oder beim Kennedy-Mord eineinhalb Jahre später gegeben hatte - es lag also nicht am Stand der Technik, wie manche heute behaupten).
Ein psychologisch ungünstiges Detail war, dass in den Sturmflutwarnungen immer nur von der "Küste" bzw. "dem Gebiet der deutschen Nordseeküste" gesprochen wurde. In Hamburg, 80 km von der offenen See entfernt, fühlten sich viele gar nicht angesprochen. Außerdem wohnten gerade in den besonders betroffenen Gebieten viele Aussiedler und Flüchtlinge, denen die Warnungen mit Böllerschüssen nichts sagten, und die die Gefahr bei Deichbruch nicht einschätzen konnten.
Aber das alles verblasst gegen das beschämende Chaos, das in den Hamburger Behörden herrschte.
Dringende Warnungen aus den Küstenorten wurden nicht ernst genommen. Als dann die Telefonverbindungen zusammenbrachen (durch Überflutungen im Unterelberaum wurden die Leitungen nicht etwa gestört oder beschädigt, sondern vernichtet), verloren Polizei und Feuerwehr ab Mitternacht den Überblick über die tatsächliche Lage. Die zuständige Baubehörde sah aus der Sorge, möglicherweise einen blinden Alarm auszulösen, ebenfalls von einer Alarmierung ab, nicht einmal der Bausenator wurde geweckt. Evakuierungspläne gab es nicht.
Die Entscheidungswege waren unklar, es gab konkurrierende Zuständigkeiten, dafür aber keine praktikablen Katastrophenschutzpläne.
Auch nachdem endlich, um 0:30 Uhr der Ausnahmezustand verhängt worden war, gab es noch keine zentrale Koordination der Rettungseinsätze, bis am frühen Morgen Polizeisenator (ab Juli: Innensenator) Helmut Schmidt, der bei der Innenministerkonferenz in Berlin gewesen war, die zentrale Einsatzleitung für das Hamburger Stadtgebiet übernahm. Ohne dazu durch gesetzliche Grundlagen legimitiert zu sein, nutzte Schmidt bestehende Kontakte zur Bundeswehr und NATO, um auch mit Soldaten, Hilfsgütern, Hubschraubern und Pioniergerät von Bundeswehr und Alliierten schnelle und umfassende Hilfe zu ermöglichen. Ein energischer und notfalls skrupelloser "Macher" wie Schmidt war ein Glücksfall, sonst hätte es noch weitaus mehr Tote gegeben.

Der Vergleich mit dem (keineswegs optimalen) Krisenmanagement in Bremerhaven und Bremen, wo wenigsten das Schlimmste verhindert werden konnte, zeigt, wie das organisatorische Chaos die Sturmflutkatastrophe verschlimmerte. Parallelen zur Sturmflutkatastrophe in New Orleans durch den Hurrikan Katrina 2005 sind nicht zu übersehen - auch dort verschlimmerte schlechtes Krisenmanagement die Katastrophe. (Hurrikan "Katrina": New Orleans und die Folgen - GEO-Dossier.)

Kann sich so eine Katastrophe wiederholen? "So eine" wohl nicht. 1976 gab es eine noch höhere Sturmflut, aber die Folgen hielten sich in Grenzen - Katastrophen, auf die man vorbereitet ist, laufen eben weniger katastrophal ab, als solche, mit denen man nicht rechnet - oder deren Möglichkeit man verdrängt.

Nachtrag
Vor 50 Jahren: Hamburg versinkt im Wasser (NDR)

50 Jahre nach der Sturmflut: Hamburgs Führung schlief trotz Notstand (FR-online)

Mittwoch, 9. November 2011

Ein wahrer Held - Georg Elser

„Wäre die Kundgebung wie alle Jahre vorher programmgemäß durchgeführt worden, dann lebten wir alle nicht mehr.“
Joseph Goebbels, am 9. November 1939 notierte Joseph Goebbels.

Georg Elser und das gescheiterte Attentat auf Adolf Hitler (Publikative.org)

Bittere Ironie der Geschichte: Hitler und seine "Paladine" hatten verdammt viel Glück. Zum Unglück von Millionen.
Ich vermute - das ist ausdrücklich eine dieser irrationalen Spekulationen des MartinM - dass das "Glück" Hitlers, viele Attentate überlebt zu haben,
  • strukturelle Ursachen hatte. Was sowohl die Struktur der Persönlichkeit Hitlers (der Mann war enorm sprunghaft, und hielt das für "genial" und "spontan"), der "polykratischen", buchstäblich unberechbaren Struktur der Nazi-Herrschaft ohne klare Zuständigkeiten, mit in sich widersprüchlicher Weltanschauung, und permanenten Machtkämpfen - vor allem aber der Denkstruktur der meisten Nazigegnern lag - der Glaube z. B. des kommunistischen Widerstandes an "Stärke durch Organisation" war seine fatalste Schwäche, so wie der Nationalismus des bürgerlichen Widerstandes, sein Glaube an ein anderes, besseres, "heiliges" Deutschland, seine unverzeihliche Schwäche war,
  • und Ursachen in so etwas wie Sychronizität hatte - die ja nicht automatisch "den Guten" zu gute kommt. Hitler hatte mit seinem Glauben an die ""Vorsehung" in gewisser Hinsicht leider recht, der Umstand, dass er von Millionen Deutschen geradezu angebetet wurde, kam ihm nicht nur auf der politischen und soziologischen Ebene zugute
Eine genügend große Anzahl entschlossener Einzeltäter hätte es irgendwann trotz alledem geschafft, Hitler und seine wichtigsten Gefolgsleute und potenziellen Nachfolger zu töten. Hitler soll 42 Attentate überlebt haben. 420 hätte er wohl nicht überlebt, 4200 auf keinen Fall.
Vor allem: es stimmt, ohne willige Deutsche keinen "Holocaust". Aber ohne Hitler auch nicht. Er hätte keinen "gleichwertigen" Nachfolger gehabt. Jedenfalls nicht 1939.
(Hierzu auch mein alter Beitrag von 2007: Georg Elser - ein einsamer Held.)

Elser erteilt eine deutliche Lektion für die, die meinen, man könne "als Einzelner" nichts machen. Es gibt IMMER Alternativen!
Allerdings erfordern diese Alternativen Mut, vor allem den Mut, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Die Verbündeten jedes Unterdrückers heißen "Feigheit", "Opportunismus" und "Angst".

Helden sind Menschen, die sich gegen mächtige soziale Kräfte wehren können. Ein Held handelt, wenn andere tatenlos zusehen oder sogar absichtlich wegsehen.
Elser ist das klassische Beispiel eines - leider tragischen - Helden.

Sonntag, 30. Oktober 2011

Große Herrscher - ein Unglück für die Beherrschten

Es war mein Freund Duke, der jenen Frankenkönig Karl, bekannt als "Karl der Große" kurzerhand "Karl den Groben" nannte.
Durchaus zu recht, wie ich finde: Die Sachsenkriege.

König Karl scheint kein Einzelfall zu sein. Sehr viele der Herrscher, die den Beinamen "der Große" tragen, sind nach heutigem Maßstab, wie auch Karl, Kriegsverbrecher. Angriffskriege führten sie fast alle, die bekannten "großen" Herrscher. Andere "große" Herrscher profilierten sich als brutale Diktatoren.

Gibt es überhaupt Herrscher, die das Prädikat "der Große" oder "die Große" tragen, die wirklich Schaden von dem von ihnen regierten / beherrschten Volk abgewendet und seinen Nutzen gemehrt hätten?
Auch bei längerem Nachdenken fallen mir allenfalls ambivalente "Große" wie Friedrich II. "der Große" von Preußen ein. Oder der ebenfalls, aber auf andere Weise, ambivalente Alexander "der Große". Kriegsverbrecher waren sie übrigens beide.

Viele moralisch denkende und fühlende Menschen meinten und meinen, ein Herrscher sollte statt des Prädikats "groß" lieber das "weise", "gerechte" oder "unbestechliche " anstreben.
Ich bin nicht dieser Ansicht. Ein "guter" Regierungschef ("gute" Regierungsschefin) sollte das beherzigen, was Friedrich II. von sich behauptete (zum Leidwesen vieler seiner Untertanen behauptete er es nur): "Ich bin der erste Diener meines Staates".

Herrschaft an und für sich ist etwas mir sehr Unsympathisches. Eine Regierung ist ein notwendiges Übel - was für jede Regierung, auch die demokratischte, gilt. Der Souverän in einem demokratischen Staat, das ist das Volk. Und Politiker haben diesem Volk zu dienen. Ist hingegen, frei nach Carl Schmitt, auch nur manchmal derjenige Souverän, der über den Ausnahmezustand entscheidet, dann ist ein Staat meiner Ansicht nach keine vollwertige Demokratie. Zwar kann man, etwa im Falle einer Naturkatastrophe, nicht erst eine Volksabstimmung abhalten, um zu entscheiden, ob ein Ausnahmezustand sinnvoll ist und ausgerufen werden soll. Aber man kann den Ausnahmezustand an klare, gesetzliche Bedingungen knüpfen. (Und so gewährleisten, dass niemand willkürlich über den Ausnahmezustand entscheiden kann, um damit Souverän im Sinne Schmitts zu sein.)
Wer dagegen verstößt - wie es die NATO, oder genauer, die Regierungen der NATO-Staaten taten, als sie nach den terroristischen Angriffe auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington den "Bündnisfall" (also de facto den Kriegszustand) erklärte, obwohl es ein krimineller, aber kein militärischer Angriff war - gehört vor Gericht. Die entsprechenden Gesetze müssen empfindlich strafbewehrt sein.

Noch was zum "Unbestechlichen". Bestechliche Politiker sind eine Landplage. Aber "Unbestechlichkeit" ist allenfalls eine Tugend, genauer gesagt, eine Sekundärtugend, die immer im Zusammenhang mit dem Ziel, von dem sie abhängt, gesehen werden muss, so wie "Fleiß", "Disziplin" oder "Pflichtgefühl".
Ein Politiker, der zurecht "der Unbestechliche" genannt wurde, war der französische Revolutionsführer Maximilien de Robespierre. Tatsächlich trotzte er allen Versuchen politischer Korrumpierung, die es in der französischen Revolutionszeit reichlich gab, und man kann nicht behaupten, dass Robespierre auf seinen persönliche Vorteil bedacht handelte. Er glaubte, wie Mirabeau erkannte, tatsächlich das, war er sagte. Nicht bestritten werden kann, dass Robespierres Absichten gut waren.
Trotzdem: sein blutig durchgesetzter Tugendterror ist die dunkle Seite der eines der am hellsten strahlenden Ereignisse der Menschheitsgeschichte, der Französischen Revolution.
Robespierre war äußerst tugendhaft. Er meinte es gut. Er meinte vor allem, dass der Zweck die Mittel heiligen würde.
Seine Mittel - die "Kopf-ab-Politik" gegen alle "Feinde des Volkes" - vernichteten den von ihm beabsichtigten Zweck, eine Gemeinschaft, in der alle Bürger in freiwilliger Übereinkunft einen Gemeinwillen formulieren, der sich stets am Gemeinwohl orientiert.
Es sind die Mittel, die den Zweck verraten - und manchmal vernichten.

Robespierre war ein großer Revolutionär. Wie alle mir bekannten "großen" Herrscher war er ein Unglück für die Beherrschten.

Sonntag, 11. September 2011

11. September

Über den, ich möchte sagen "Gedenkrummel" zum Jahrestag der Terroranschläge am 11.September 2011 sollte ein anderer 11.September nicht vergessen werden:

Der Jahrestag des vom CIA unterstützten Miltärputsches gegen den demokratisch gewählten chilenischen Präsidenten Salvador Allende am 11. September 1973.
Wikipedia: Putsch in Chile 1973.
Emmemm: NICHT VERGESSEN - Der faschistische Putsch in Chile 1973
Sozialismus von unten: Chile 1973: Eine Illusion begraben

Sonntag, 21. August 2011

Kolonialerzählung - oder: Ein gern "vergessener" deutscher Völkermord

Vor einigen Tagen stieß ich in Joe Dramiga Blog auf diesen hochinteressanten Artikel - es ging um die Rückgabe von menschliche Schädel, die als Beutestücke aus dem "Herero-Aufstand" in Namibia nach Deutschland gebracht wurden und bislang noch in Universitäts- und Museuumsammlungen lagern.
Von 1904-1908 führten deutsche Truppen einen an Grausamkeit kaum zu übertreffenden Vernichtungskrieg gegen die Herero, Nama und Damara, um den antikolonialen Widerstand im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ (heute: Republik Namibia) zu brechen. Unzählige Gebeine von Opfern des Völkermordes und der Konzentrationslager, die die deutschen Truppen in "Deutsch-Südwestafrika" unterhielten, wurden zu "Forschungszwecken" nach Deutschland gebracht.
Weiter: Der Völkermord in Namibia und die medizinische Forschung der Berliner Charité

Froschungszwecke würde ich übrigens ohne Anführung schreiben - so weh es auch tut: was damals an der Charité betrieben wurde, war leider keine Pseudowissenschaft (womöglich betrieben von einigen "verrückten Wissenschaftlern" oder "verblendeten Fanatikern") - es war offensichtlich wirklich medizinische und anthropologische Forschung nach dem damaligen Stand und Usus der Wissenschaft. Was nichts daran ändert, dass der völlig fehlende Respekt vor den von deutschen Kolonialtruppen hingemordeten Menschen, zutiefst anti-human und rassistisch ist. In der Charité behandelte man diese Knochen nicht anders als etwa in Spiritus eingelegte Schlangen oder gepresste Pflanzen: als reine Untersuchungsobjekte.

Übrigens ist der Umfang der Rückgaben unumstritten. Thomas Schnalke, Museumsdirektor am medizinhistorischen Museum, meinte im "Deutschlandfunk", dass menschliche Überreste in Museeumssammlungen dann zurückgegeben sollten,
(...) wenn wir einen Unrechtskontext nachweisen können, beziehungsweise wenn es widerstreitende Wertesysteme gibt.
Bei Herero-Schädeln liegt ein "Unrechtskontext" vor.

Tatsächlich dürfte es schwierig sein, bei im kolonialistischen bzw. quasi-kolonialistischen Kontext gesammelte menschlichen Überresten überhaupt Präparate zu finden, bei denen es weder einen Unrechtskontext noch widerstreitende Wertesysteme gibt. Dass z. B. ein australischer Aborigene um 1900 seine sterblichen Überreste testamentarisch der Forschung vermachte, dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach kaum vorgekommen sein.

Warum findet die Rückgabe der "Herero-Schädel" so wenig Interesse?
Ich vermute, weil den meisten heute lebenden Deutschen einfach nicht bewusst ist, dass auch Deutschland eine koloniale Vergangenheit hat.
Tatsächlich gab es, verglichen mit den klassischen Kolonialmächten (Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Spanien, Portugal), verhältnismäßig wenige deutsche Kolonien, und die Kolonialzeit im engeren Sinne setzte erst sehr spät ein. Selbst nach der Reichsgründung von 1871 spielte die Kolonialpolitik in Deutschland zunächst nur eine untergeordnete Rolle. Reichskanzler Bismarck, als kühl kakulierender Machtpolitiker, sah in Kolonien nur wenig wirtschaftlichen Nutzen, dem die Gefahr erhebliche politischer Störungen gegenüber stand.
So richtig los ging es mit der deutschen Kolonialpolitik erst 1884 - aus nicht ganz durchschaubaren Gründen war Bismarck zu einem "kolonialen Experiment" bereit. (Aber was ist bei Bismarck, dem klassischen Vertreter der Realpolitik im Hinterzimmer, schon leicht durchschaubar?) 1884 wurden "Deutsch-Südwestafrika" und Togoland annektiert und die Besitzungen / "Privatkolonien" von Adolph Woermann in Kamerun kamen "unter den Schutz des Reiches". Im Jahr 1885 folgten das von Carl Peters und dessen "Gesellschaft für deutsche Kolonisation" erworbene / eroberte ostafrikanische Gebiet, Wituland, Nord-Neuguinea ("Kaiser-Wilhelms-Land") und der "Bismarck-Archipel". Damit war aber die erste Phase deutscher kolonialer Eroberungen abgeschlossen.
Unter Kaiser Wilhelm II. wurden nur noch wenige neue Kolonien gegründet, z. B. wurde von China Kiautschou mit dem Hafenort Tsingtau gepachtet. Diesen eher kleinen "Erwerbungen" stand aber ein maximales Getöse und kraftmeierisches Säbelrasseln gegenüber: die "zu spät gekommene Nation" strebte ihren "Platz an der Sonne" (so der spätere Reichskanzler von Bülow 1897) an, womit ausdrücklich der Besitz von Kolonien gemeint war. Der Ausspruch wurde damals zum geflügelten Wort. Die SPD stellte im Wahlkampf sarkastisch den Ausspruch "Platz an der Sonne" den immensen Kosten, die die deutschen Kolonien verursachten, gegenüber.
Tatsächlich lohnte sich der Kolonialismus für den deutschen Staatshaushalt und auch die deutsche Volkswirtschaft nicht. Vom Kolonialismus profitierten Einzelne und einzelne Gesellschaften, bzw. sie bereicherten sich durch staatlich subventionierte Ausbeutung der Kolonien.

Wie die anderen Kolonialmächte hatte Deutschland ein gerütteltes Maß an zumeist gewaltsam niedergeschlagenen Aufständen. Aber der Kolonialkrieg zur Niederschlagung des Aufstand der Herero und Nama war sogar für die Verhältnisse des Kolonialzeitalters extrem blutig und rücksichtslos. Am 2. Oktober 1904 erließ General von Trotha eine "Proklamation an das Volk der Herero", die später als "Vernichtungsbefehl" bekannt wurde - der Kolonialkrieg ging in einen systematischen Völkermord über.
Es ist viel zu wenig bekannt, dass die ersten deutschen Konzentrationslager in Südwest-Afrika standen (die auch tatsächlich so genannt wurden).
Die Taktik, die "feindliche Bevölkerung" in Lagern zu "konzentrieren", sahen die deutschen Kolonialtruppen sich bei einem "benachbarten" Konflikt ab: im zweiten Burenkrieg in Südafrika um 1900 internierten die Briten die Frauen und Kinder der "aufständischen Buren".

Es ist meines Erachtens eine durch das Wissen, was später geschah, verzerrte Wahrnehmung, die den deutschen Vernichtungskrieg gegen die Herero und Nama in einen engen Kontext mit dem Vernichtungskrieg Nazi-Deutschlands und dem industrielle betriebenen millionenfachen Massenmord stellt - sozusagen als Ausdruck des selben Ausrottungs-Rassismus. Oder der nichts erklärenden, aber zuverlässig jede Diskussion erstickenden Behauptung, "die Deutschen" seien eben schon aufgrund ihrer Mentalität herrschsüchtig und rücksichtslos (bei gleichzeitigem Selbstmitleid) und zu besonders grausamen, gewissenlosen Morden bereit.
Es gibt aber meines Erachtens drei Kontinuitäten zwischen den Kolonialgräueln (wie sie damals zurecht in Teilen der deutschen Presse genannt wurden) und den beispiellosen Verbrechen Nazideutschlands:
  1. die völkermöderischen Methoden, die sich in "Südwest" "bewährt" hatten, waren durchaus Vorbilder für den Vernichtungskrieg "im Osten",
  2. dass sich der "Untermenschen" entmenschlichende Vernichtungssrassismus bei deutschen "Rechtsintellektuellen" so festsetzen konnte, ist auch auf koloniale Erfahrungen zurückzuführen,
  3. die deutschen Herrscher führten in ihren Kolonien eine sogar im Vergleich zu anderen Kolonialmächten strenge Bürokratie ein; die berüchtigte "Prügelkultur" in deutschen Kolonien zeichnete sich weniger durch Sadismus als durch kaltherziges "pflichtgemäßes Durchführen für notwendig erachteter Strafmaßnahmen" aus - Parallelen zum mörderischen Bürokratismus des "Holocaust" sind unübersehbar.
Die deutsche Kolonialepoche endete schon mit dem 1. Weltkrieg, ihre Hochphase dauerte nur etwa 40 Jahre. Das, und der vergleichsweise kleine Kolonialbesitz, und der Umstand, dass sich die Kolonien volkswirtschaftlich nicht lohnten, machen es einfach, die deutsche Kolonialgeschichte als "unwichtig" zu verdrängen.

Ich vermute, dass als die ARD-Fernsehlotterie 1956 den Namen ein "Ein Platz an der Sonne" erhielt, keiner der Verantwortlichen dabei an den Bülowschen Ausspruch dachte. Ich halte es sogar für möglich, dass die meisten Deutschen schon damals den kolonialen Kontext gar nicht mehr kannten.
Als ausgerechnet der FC St. Pauli 2010 / 2011 mit dem Slogan der ARD-Fernsehlotterie als Trikotwerbung auftrat, machten einige Fans klar, dass der Slogan eben doch "Geschichte" hat: “Ein Platz an der Sonne für den FC St. Pauli” !? - Bloß nicht! - Die Erben der Kolonisatoren

Neben dem "Vergessen" der "unwichtigen" deutschen Kolonialgeschichte gibt es immer noch die Erzählung vom "besseren" deutschen Kolonialismus. Im Großen und Ganzen war das deutsche Kolonialregime zwar nicht auffällig schlimmer, aber auch keinen Deut besser als das anderer Kolonialmächte.
Auffällig ist allerdings, wie durchbürokratisiert das deutsche Kolonialwesen war. Vielleicht gilt gerade das als "überlegen" - Hauptsache, die Verwaltung läuft reibungslos und planmäßig ab.
Es ist bezeichnend, dass die deutschen Siedler in "Südwest" sich sehr am sozialen Stammesgefüge der Einheimischen störten, das offenbar keinen Untertanengeist erzeugte, wie ihn die von der eigenen Kultur geprägten Deutschen erwarteten.

Die Erinnerung an das Kaiserreich ist deshalb so wichtig, weil es massiv nachwirkt, viel stärker als das nur etwa 12 Jahre währende "3. Reich" Nazideutschlands!

Sonntag, 17. April 2011

Die Legende vom Abendland

Ursprünglich war mit dem heute wieder so gern zitierten "christlichen Abendland" nur Westeuropa gemeint. Genauer gesagt: jenes Gebiet, in dem bis zur Reformation die römisch-katholische Kirche herrschte.

Heute wird "Abendland" meistens gleichbedeutend mit "dem Westen" verwendet - also als eine kulturelle Traditions- und Wertegemeinschaft, die sich grob mit "judäo-christliche Religion, griechische Philosophie, römisches Recht, ferner Humanismus, Aufklärung, offene Gesellschaft und Demokratie " umreißen lässt. Also ein weiter, offener Kulturraum, mit fließenden Übergängen zu und regem Austausch mit anderen Kulturräumen.

Wenn man sich aber die Abendland-Ideologie, die nach dem Zweiten Weltkrieg in konservativen Kreisen (West-)Europas in den 1950er-Jahre ausgebrütet wurde, ansieht, dann ist deren "Abendland" weitaus enger und begrenzter. "Abendland" bedeutet für die Christlich-Konservativen vor allem Wiederbelebung des Christentums und Abgrenzung gegenüber Kulturen auf anderer Grundlage, (damals) der Sowjetunion, heute eher gegenüber islamisch geprägten Kulturen - insgesamt jedoch gegenüber allem, was nicht christlich geprägt ist. "Europa" ist für diese Kreise nur auf christlicher Grundlage denkbar - womit die Türkei automatisch außen vor steht. Immerhin: das Bekenntnis zur Demokratie ist schon ein Fortschritt, die "Abendländer" der 1950er und 1960er Jahre hatten keine Probleme, die Diktatur Francos in Spanien als "vollwertig abendländisch" einzubeziehen ...

Der "Westen" im "Clash of Civilisation" á la Huntington nähert sich dem alten Verständnis des "Abendlandes" an - er besteht nur aus West- und Mitteleuropa sowie Nordamerika, die russisch-orthodox und griechisch-orthodox geprägten Gebiete Osteuropas stehen außen vor, allerdings auch Lateinamerika - was Huntigtons stark ökonomisch geprägte Sichtweise von der der christlich-konservativen "Abendländern" abhebt.

"Momo Rulez" sinnierte auf Metalust & Subdiskurse, was Europa außer Weltkriegen, Genoziden, der Zwöftonmusik, ein paar guten Büchern (und selbstverständlich dem FC St. Pauli) überhaupt zustande gebracht hätte in den letzten 100 Jahren ohne Input von außen, von anderen Kulturen. "Woher da die kulturelle Arroganz stammt?" - Ich vermute, aus einem Gemisch aus Ahnungslosigkeit und kulturellem Tunnelblick - in dem z. B. die Zwölftonmusik als hohes Kulturgut gilt (wohl zurecht, auch wenn sie mir quer im Ohr liegt) und der Blues als "reine Unterhaltungsmusik" abqualifiziert wird (obwohl zutiefst christlich, wenn man die Tradition verfolgt).

Im Gedankenexperiment drehen wir einmal den Kalender um 1000 Jahre zurück. Der damals zivilisatorisch unstreitig am meisten entwickelte Raum Europas war die moslemisch beherrschte iberische Halbinsel (obwohl der Mythos vom "goldenen Zeitalter el Andalus'" die Realität weit überstrahlt). Ebenfalls auf recht hohem Niveau, wenn auch schon lange stagnierend, war der von den Überresten des oströmischen Reiches beherrschte Südosten. Das "christliche Abendland" war sowohl in der Sachkultur, wie in Philosophie und Wissenschaft weit hinter "Islam-Europa" und "Byzanz-Europa" hinterdrein. Erst im Hochmittelalter machte es, unter massiven Einflüssen aus der islamischen Welt, sichtbare Fortschritte.
Eine "dunkles Zeitalter" war das Mittelalter vor 1100 nur für Westeuropa. Von den deutlich weniger finsteren Teilen Europas war schon die Rede. In China fällt in diese Periode die Zeit der Tang-Dynastie, eine Zeit höchster kultureller Blüte, in der viele wichtige Erfindungen gemacht wurde (z. B. Papier, Schießpulver, Porzellan). Die Kultur Arabiens und Persiens stand ebenfalls in voller Blüte.
Ironischerweise war in diesen "dunklen Jahrhunderten" Westeuropas ein Gebiet "Kerze der Zivilisation", das an der äußersten Peripherie lag: Irland. Und der gerade eben eher oberflächlich christianisierte Norden war (noch) der wirtschaftlich prosperierendste Teil Europas, mit Handelsbeziehungen nach Byzanz, Iberien und Arabien (unter Umgehung des kontinentalen Westeuropas). Erst in der Zeit der
Kreuzzüge wurden die Normannen und ihre Nachfahren ins Abendland integriert.
Bertrand Russel schrieb in seiner "Philosophie des Abendlandes", dass es zwischen Boethius und Anselm von Canterbury, also in einem Zeitraum von über fünfhundert Jahren, nur einen hervorragenden westeuropäischen Philosophen gegeben hätte, Duns Scotus (Johannes Scottus Eriugena), ein irischer Gelehrter des 9. Jahrhunderts.

Ohne Einflüsse von außen wäre Kern-Westeuropa alias "christliches Abendland" unter einer dunklen Glocke zivilisatorischer Rückständigkeit geblieben. Dass unter dieser Glocke auf die Kirchenglocken mehr gehört wurde, als zuvor und später, und die Kirche quasi ein Bildungsmonopol hatte, mag allenfalls für eine extrem "katholizentrische" Geschichtsschreibung als Vorzug dieser Epoche gelten.

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Die Reichsbahn - Legende, Propaganda und Wirklichkeit

Am 7. Dezember stand das offizielle Jubiläum "175 Jahre Eisenbahn in Deutschland" an. Anlass für mich, auf einige Aspekte der Bahngeschichte hinzuweisen, die in der offiziellen Selbstdarstellung der Deutschen Bahn AG eher untergehen.

Das DB Museum in Nürnberg wird schon seit langem wegen seiner "NS-Abteilung" kritisiert. (Also den Teilen der Dauerausstellung Die Reichsbahn in Weimarer Republik und Nationalsozialismus 1920-1945, die sich mit der Geschichte der Deutschen Reichsbahn zur Zeit der Naziherrschaft befassen.) Die Initiative Zug der Erinnerung kritisiert, dass von den ca. 6000 Quadratmetern des Museums exakt achtzehn Quadratmeter der Beihife der Deutschen Reichsbahn zum Holocaust. In dem Ausstellungs-"Kabuff" finde "keine Auseinandersetzung mit dem Massenmord" statt, hieß es bereits 2006 im Deutschlandfunk ("Mit der Bahn in den Tod", 04.12.2006). Die Deutsche Bahn AG stelle sich "nur gezwungen und so ganz nebenbei" den Tatsachen.
Es ist nun nicht so, dass das DB-Museum dieses Kapitel der deutschen Eisenbahngeschichte völlig verdrängen würde - es zeigt
Dokumente, Bilder und filmisch festgehaltene Berichte von Zeitzeugen, und verleugnet nicht, dass weder der Vernichtungskrieg im Osten noch die Deportation in die Vernichtungslager ohne die Transporte der Reichsbahn möglich gewesen wären.
"Zug der Erinnerung" kritisiert: Die DB AG stelle in Nürnberg hakenkreuzgeschmückte NS-Devotionalien aus, die von dem Unternehmen als "Glanzlichter der Eisenbahngeschichte" bezeichnet werden. Im DB-Museum könne man "alles bestaunen: liebevoll restaurierte NS-Uniformen der "Reichsbahn", farbige NS-Plakate der "Reichsbahn" oder luxuriöse NS-"Reichsbahn"-Waggons - eine einfühlende Erinnerung an die Opfer der millionenfachen "Reichsbahn"-Transporte in den Massenmord" finde man jedoch nicht.
Das Problem liegt meiner Ansicht weniger darin, was gezeigt wird, sondern wie es gezeigt wird.
Spätestens seitdem die Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft 1937 unter die Reichshoheit gestellt wurde, waren staatliche Propaganda und die Werbung und Öffentlichkeitsarbeit DR völlig gleichgeschaltet. Wenn die Deutschen Reichsbahn in ihrer Selbstdarstellung, die von Rekordfahrten, dem Schnelltriebwagen-Netz, aber auch den KdF-Urlaubszüge geprägt wurde, sich selbst feierte, feierte sie auch den NS-Staat. Eine verantwortungsvolle Ausstellung muss nicht nur den "dunklen Seiten der Reichsbahn" angemessenen Raum geben, sondern auch den faulen Zauber der Propaganda und Werbung dieser Zeit entlarven.
Wie leicht die Selbstdarstellung der heutigen Bahn der Macht der alten Bilder auf den Leim geht, zeigte die "Bahn TV"-Dokumentation "Zeugnisse der Zeit". Sie zeigte NS-Propagandasequenzen über das deutsche Eisenbahnwesen, aber sagte nichts über die Transporte in die Vernichtungslager und die KZ-Baubrigaden, die auf den DR-Gleisen ihr Leben ließen, damit "Räder für den Sieg rollen" konnten. Das heißt nun nicht, dass die "heile-Welt"-Sequenzen der KdF-Züge holzhammer-medienpädagogisch mit Schreckensbildern aus dem KZ gekontert werden müssten. Die Ausstellung im "Zug der Erinnerung" gibt ein Beispiel, wie es ginge: Statt entsetzlicher Bilder zeigt sie Andenken an die Ermordeten, die aus Familienalben stammen könnten. Daneben werden mehrere Täter der unterschiedlichen Funktionsebenen vorgestellt, die für den Transport der todgeweihten Kinder und Jugendlichen in die Vernichtungslager sorgten. Mehrere dieser Spezialisten setzten ihre Bahnkarrieren in der Nachkriegszeit fort.

Es stimmt, in den 1930er-Jahren gab es bei der Deutschen Reichsbahn technische Durchbrüche: Die Rekordfahrten der stromlinienförmig verkleideten Dampfloks der Baureihe 05 1936, die diese-elektrischen Schnelltriebwagen (die schon ab 1930 beschafft wurden, was die Nazipropaganda nicht daran hinderte, sie als Erfolge der NS-Verkehrspolitik zu preisen), die Aufsehen erregenden E-Loks der Baureihen E 18 und E 19, die eleganten "Schürzenwagen" - das ist die gern präsentierte glanzvolle Seite der Reichsbahn.
Allerdings hatte das mit der "normalen Eisenbahn" in den 1930er Jahren wenig zu tun. Die wurde von "Donnerbüchsen", teilweise überalterten Wagen aus der Länderbahnzeit und einem erheblich überalterten Lokomotivbestand geprägt. Das noch heute gefeierte Programm der Einheitslokomotiven krankte an wirtschaftlichen Problemen (für die die Reichsbahn wenig konnte), aber auch daran, dass einigen gelungenen Konstruktionen sehr viele technisch mittelmäßige Baureihen, einige saftige Fehlkonstruktionen und etliche an den betrieblichen Realitäten vorbei konstruierte Fehlbauten gegenüber standen. (Ein strukturelles Problem der Reichsbahn, das teilweise bis heute weiterwirkt. Aber das hebe ich mir für einen weiteren Artikel auf.) Von den 30 Baureihen und Unterbaureihen des Typenprogramms konnten 13 Baureihen eine Stückzahl von 16 Einheiten nicht überschreiten, blieben also Splitterbaureihen. Wobei das Einheitslokomotivprogramm ausdrücklich die Vielfalt der Splitterbaureihen bereinigen sollte.

1934 gab es 1.000 Einheitslokomotiven (4 % des Gesamtbestandes) und 1938 existierten 1.500 Einheitslokomotiven (6 % des Gesamtbestandes). Der Rest waren zum größten Teil alte Länderbahnloks und zum geringeren Teil nach der Reichsbahngründung 1924 weiter beschaffte bewährte Baureihen. (Die zum Teil, wie die bis 1930 beschaffte S 3/6 ihren Nachfolgern technisch überlegen waren - die S 3/6 galt noch als wirtschaftlichste Dampflokomotive der Deutschen Bundesbahn!) Ebenfalls zahlenmäßig wenig ins Gewicht fielen Elektro- und Diesellokomotiven.
Erst ab 1939 zog die Beschaffung neuer Lokomotiven im Zuge der Kriegsvorbereitungen deutlich an.

Auch nicht ganz in das strahlende Bild passt, dass die bis heute wichtigste Innovation im deutschen Bahnwesen der 1930er Jahre, die Doppelstock-Stromlinien-Wendezüge, die praktisch alle Merkmale der modernen Regionalexpresszüge vorweg nahmen, im Auftrag der 1938 verstaatlichten LBE entwickelt wurde. Vom schnellen Fernverkehr abgesehen war die Reichsbahn sehr konservativ.

Es kann auch nicht davon die Rede sein, dass die Reichsbahner lediglich vom NS-System vereinnahmt worden wären. Tatsächlich kamen sie planerisch der Eroberungspolitik entgegen. Gegen 1937 hatte z. B. Oberreichsbahnrat Günther Wiens Konzepte für ein Netz viergleisiger Fernbahnen mit erhöhter Achslast und Geschwindigkeiten von 200 km/h für Personen- und 100 km/h für Güterzüge vorgelegt, das kreuzungsfrei, ohne Städte zu durchqueren, das Land in Nord-Süd- und in Ost-West-Richtung durchziehen sollte. Ab 1939 und besonders seit Beginn des Russlandfeldzuges 1941 sollte die deutsche Eroberungsstrategie den "Lebensraum im Osten" eröffnen. Wiens Konzept wäre für den Massengütertransport im eroberten Osten weitaus "besser" geeignet gewesen, als z. B. Hitlers "Lieblingsidee" einer 3 m Breitspurbahn.

Die organisatorisch und technisch größte Leistung der Reichsbahn war ausgerechnet das Programm der Kriegslokomotiven - ein klassisches, bedrückendes Beispiel für "instrumentelle Vernunft", und für die völlig rücksichtslose Ausbeutung zehntausender sich buchstäblich zu Tode schuftender Sklavenarbeiter. Unter dem Einsatz menschenverachtenden Mittel für un-menschliche Ziele (industrieller Massenmord, Vernichtungskrieg) - aber "brillant" durchgeführt.

Es kann auch kaum ein Zweifel daran bestehen, dass die Logistiker der Reichsbahn sich der "Herausforderung" der Deportation mit großem fachlichen Eifer annahmen. Gar kein Zweifel besteht daran, dass die Reichsbahn an den Todeszügen gut verdiente: Nach vorsichtigen Schätzungen nahm die "Reichsbahn" bei den Deportationen in West- und Mittelosteuropa mindestens 445 Millionen Euro heutiger Währung ein.

Die DB AG und ihr Eigentümer, die Bundesrepublik Deutschland als einzige Gesellschafter, sind de facto Rechtsnachfolger und Erben eines Mordkomplexes, der zum Beispiel die viel diskutierte kriminelle Energie des Auswärtigen Amtes der NS-Zeit deutlich übertraf. Die Reichsbahn war ein kriminelles Unternehmens, das Millionen Menschen in den Tod gefahren hat - und daran noch verdiente.
Das tatsächliche Ausmaß der Reichsbahn-Verbrechen wurde in der Bundesrepublik ebenso wie in der DDR über Jahrzehnte vertuscht.
Zwar gibt es diese Vertuschung, weil die Bahn es nicht mehr leugnen kann, und weil bei ihr aus rein biologischen Gründen keine Täter mehr arbeiten, heute nicht mehr in dieser Form. Aber über die Kriminellen, die für den Nachschub nach Auschwitz verantwortlich waren und später in hohe Bahnämter aufstiegen, erfährt man nach wie vor bei der DB AG nichts. Für diese Täter hat die Bahn in der Nachkriegszeit Millarden an Pensionen gezahlt.

Samstag, 4. Dezember 2010

Das Bahnjubiläum und die Verhöhnung der Opfer

Am 7. Dezember steht das offizielle Jubiläum "175 Jahre Eisenbahn in Deutschland" an. Anlass für mich, auf einige Aspekte der Bahngeschichte hinzuweisen, die in der offiziellen Selbstdarstellung der Deutschen Bahn AG eher untergehen.

Am 7. Dezember 2010 jährt sich zum 175. mal die Eröffnung der erste dampfgetriebenen Eisenbahn auf deutschem Boden. Genau 175 Jahre davor dampfte der "Adler" in 14 Minuten vom Nürnberger Plärrer zum Ludwigsbahnhof in Fürth.
Die Stadt Nürnberg hat dafür ein 1,5 Millionen Euro teures "Jubiläumspaket" geschnürt.
Die Festveranstaltungen der DB AG, darunter ein Festakt mit etwa 500 Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, kosten mehrere Millionen Euro.

Das grausamste Kapitel der deutschen Bahngeschichte sind ohne Zweifel die "Todeszüge", die Transporte zu den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern in den Jahren 1941 bis 1945.
Nun könnte man einwenden, das sei zwar schlimm, aber auch sehr lange her. Es hätte schließlich auch in Nürnberg die Ausstellung Das Gleis Nürnberg zu dieser Problematik gegeben.

Dazu entgegne ich:
  • Die 1. Fahrt der Ludwigsbahn ist noch viel länger her. (Technikgeschichtlich ist dieses Datum übrigens eine Marginalie: die Lokomotive "Adler" war ein Import aus England, wo es zu dieser Zeit schon ein regelrechtes Eisenbahnnetz gab, und es gab auch in anderen deutschsprachigen Ländern -"Deutschland" als Nationalstaat gab es bekanntlich noch nicht - z. T. erheblich ehrgeizigere Bahnprojekte.)
  • Der entscheidende Punkt ist aber, dass die Rechnung ist noch offen ist. Und zwar im Wortsinn: Die "Deutsche Reichsbahn" als Rechtsvorgänger der DB AG verdiente kräftig an diesen Transporten, die die Verschleppten zum Teil auch noch selbst bezahlen mussten. Dieses Geld wurde nie zurückgezahlt.
  • Die Ausstellung "Das Gleis" war eine Veranstaltung der Stadt Nürnberg und des Landes Bayern. Die DB AG war daran nicht beteiligt. Korrektur: die DB AG unterstützte die Ausstellung "Das Gleis. Die Logistik des Rassenwahns" und stellt für Reisen von polnischen Schüler- und Jugendgruppen kostenlose Bahn-Gruppenfahrkarten für die Besichtigung der Ausstellung zur Verfügung. Sie versucht nach wie vor, dieses peinliche Kapitel ihrer Firmengeschichte zu verdrängen.
Heute, am 4.12. ab 12:30 Uhr beginnt am Nürnberger Hauptbahnhof ein Demonstration, zu der Überlebende der "Reichsbahn"-Deportationen aus Deutschland und den osteuropäischen Staaten erwartet werden. Sie verlangen die Rückzahlung der Einnahmen, die der Unternehmensvorgänger der DB AG ("Deutsche Reichsbahn") erzielt hat. DB AG und Bundesregierung lehnen jegliche Restitution der Deportationsopfer ab. Den osteuropäischen Überlebenden wurde "humanitäre Hilfe" im Wert von 25 € pro Person angeboten.
Initiator der Demonstration ist: Zug der Erinnerung

Die DB macht Opfer zu Bettlern. Und sie betreibt eine unehrliche und meiner Ansicht nach unehrenhafte Erinnerungspolitik. Auch andere Unternehmen betreiben historische "Rosinenpickerei". Nun ist es aber so, dass die DB gern so tut, als hätte sie keine historische Verantwortung für ihren Rechtsvorgänger "Deutsche Reichsbahn", um zugleich die "schönen" Ereignisse der Geschichte ihrer Vor,- Vorvor-. Vorvorvor- oder, im Falle der Ludwigsbahn von 1835, Vorvorvorvorgänger zu feiern. Da schlägt die Pickerei in Heuchelei um!

Zur Verhöhnung der Opfer gehört es auch, dass die Demonstration nach Auflagen der Stadt Nürnberg nicht am Hauptbahnhof hätte stattfinden dürfen. Erst am 3. Dezember mussten die Auflagen zurückgenommen werden.
DB und Stadt Nürnberg wollten den Deportierten öffentliches Straßenland sperren, weil die Vorbereitungen für den Besuch der Bundeskanzlerin zum 175. Bahnjubiläum am kommenden Dienstag, 7.12., in Nürnberg Vorrang hätten.

Nachtrag zur "Rechtsvorgänger": die DB AG bestreitet, Rechtsnachfolger der Deutschen Reichsbahn zu sein, was in streng handelsrechtlicher Hinsicht zutrifft: die Deutsche Bahn AG ist eine Aktiengesellschaft in Staatsbesitz, neu gegründet aus dem Vermögen der Deutsche Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn der DDR, was aber keine "unternehmerische Stunde Null" war.
Die DB und die DR waren Sondervermögen der Bundesrepublik Deutschland bzw. der DDR, also Staatsbetriebe im eigentlichen Sinne, und tatsächlich Rechtsnachfolger der Deutschen Reichsbahn.

Dienstag, 9. November 2010

Bevor der Tag zuende geht:

  • 9. November 1848 – Robert Blum wird in Wien erschossen. Anfang vom Ende der "Märzrevolution" in den Staaten des Deutschen Bundes
  • 9. November 1918 – Novemberrevolution: Maximilian von Baden verkündet die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Friedrich Ebert wird Reichskanzler. Der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann ruft vom Reichstagsgebäude aus die Deutsche Republik aus. Am selben Tag verkündet der Kommunist Karl Liebknecht vom Berliner Stadtschloss aus die deutsche Räterepublik.
  • 9. November 1923 – Hitler-Ludendorff-Putsch in München. Wurde blutig niedergeschlagen. Skandalös milde Urteile für die Putschisten.
  • 9. November 1925 - Hitler ordnet die Gründung der SS ( Schutzstaffel) an.
  • 9. November 1938 – von der NSDAP organisierte, angeblich spontane, Pogrome, auch "Reichskristallnacht": Beginn der offenen Judenverfolgung in Nazi-Deutschland.
  • 9. November 1967 - Bei der Amtseinführung des Rektors der Hamburger Universität entfalten Studenten ein Transparent mit dem Spruch "Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren". Wird zum Symbol der Studentenproteste.
  • 9. November 1969 - Die linksradikale Organisation Tupamaros West-Berlin platziert eine Bombe im Jüdischen Gemeindehaus in Berlin. Die Bombe explodiert jedoch nicht. Später stellt sich heraus, dass die Bombe von Peter Urbach stammte, einem V-Mann des Berliner Verfassungsschutzes.
  • 9. November 1989 – Öffnung der Berliner "Mauer", Anfang vom Ende der DDR
  • 9. November 2007 – Das Gesetz zur Vorratsdatenspreicherung wird mit den Stimmen von CDU und SPD vom Bundestag verabschiedet.
Schon am 8. November 1939, aber auch zum "Schicksalstag der Deutschen" gehörend: Georg Elsers Bombenattentat auf Hitler.

Montag, 19. Juli 2010

Heute vor 140 Jahren erklärte Frankreich Preussen den Krieg

Jeder einigermaßen historisch gebildete Mitteleuropäer (wie viele bzw. wenige das sind, soll hier kein Thema sein) hat schon mal davon gehört: beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870 war Frankreich isoliert und galt als der Aggressor - eine Folge der geschickten Diplomatie des preußischen Ministerpräsidenten und Bundeskanzlers des Norddeutschen Bundes, Otto von Bismarcks und der ebenso ungeschickten Diplomatie Napoleons des Dritten.
Man muss sich das einmal vor Augen halten: Obwohl der Krieg ohne Zweifel von Bismarck "angezettelt" worden war, war Frankreich der Angreifer und würde auch nach modernem Völkerrecht als der Aggressor angesehen werden.

Wie konnte ihm das gelingen? Der entscheidende Faktor war bekanntlich die berüchtigete Emser Depesche.
Entgegen einer weit verbreitete (und unter "Weltverschwörungstheoretikern" sehr populären) Ansicht handelte es sich nicht um eine Fälschung.
Die für die Presse von Bismarck redigierte Fassung war allenfalls durch Kürzung zugespitzt. Aus der Sicht der politische Ziele Bismarcks und seiner Bundesgenossen war das ideal: niemand hätte ihn nachträglich der Lüge bezichtigen können - er hat ja nur eine Pressemitteilung zusammengestellt. Er hätte es nicht einmal nötig gehabt, sich hinter einem Pressesprecher zu verstecken, wenn die Sache schief gegangen wäre. Dadurch, dass er sich persönlich um die Pressemeldung kümmerte, was auch damals nicht üblich war, wurde die "Emser Depesche" als "Chefsache" natürlich enorm aufgewertet.

Anlass - aber nicht Ursache - der von Bismarck eiskalt ausgenutzten Spannungen zwischen Frankreich und Preußen war eine Geschichte, die heute wohl nur noch in Boulevardmedien auf Interesse stoßen würde, damals aber für politisch brisant gehalten wurde - jedenfalls von Napoleon III., seiner Regierung und vielen viel Wert auf "nationales Prestige" legenden Franzosen. In Spanien war ein Königsthron zu vergeben, nachdem Königin Isabella II. von einer Militärjunta ins Exil vertrieben wurde. Ein Bewerber um dem vakanten Thron war Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, ein entfernter Verwandter des preußischen Königs. In Frankreich wertete man die Bewerbung als Affront, schlimmer, als versuchte Einkreisung, denn von Hohenzollern wollte man nicht umgeben sein. Es ist nebenbei schwer verständlich, woher die französische Einkreisungs-Hysterie stammte: Leopolds Kandidatur war nämlich nicht von Preußen angestoßen worden, sondern von dem abgedankten portugiesischen König Ferdinand, dem die spanische Krone zunächst angetragen worden war und der das Angebot unter Hinweis auf seinen Schwiegersohn Leopold abgelehnt hatte.
Wie auch immer: die französische Regierung forderten König Wilhelm I. ultimativ auf, solche Anstrengungen zu unterlassen. Leopold verzichtete darauf dankend auf die Kanditatur.

Die "diplomatische Krise" war damit aber noch nicht zuende, und zwar aus innenpolitischen Gründen: das Ultimatum hatte in der französischen Öffentlichkeit die Erwartung erweckt, der Staat Preußen werde umgehend Frankreich gegenüber Genugtuung leisten. Damit hatte sich die Regierung selbst unter Druck gesetzt und stellte die Forderung, Preußen müsse für alle Zeiten auf den spanischen Thron verzichten.
König Wilhelm war spürbar verärgert, was er Bismarck in einer telegraphischen Depesche aus seinem Kurort Bad Ems mitteilen ließ. Die Depesche enthielt aber auch den Hinweis, er habe dem französischen Gesandten seine Haltung erklärt und wolle erst einmal abwarten, was denn Leopold genau zum spanischen Thron gesagt hätte.
Bismarck gab die Emser Depesche an die Presse, allerdings in stark gekürzter Form. Den Mittelteil ließ Bismarck weg, bei ihm hieß es nun: Der König habe es abgelehnt, den französischen Botschafter zu empfangen, und er habe ihm auch nichts mehr mitzuteilen.

Fünf Tage später erklärte Frankreich den Krieg, der 1871 mit einer französischen Niederlage und der Gründung des Deutschen Reichs endete. Womit übrigens die unmittelbare Ursache für den ersten Weltkrieg und die mittelbare für den 2. schon gelegt war. Das deutsche Kaiserreich wirkt heute noch weitaus stärker in Deutschland nach, als es 12 Jahre Nazideutschland vermocht hätten - wobei eine Figur wie Hitler in einer weniger verkorksten Gesellschaft als der des Deutschen Reiches keine Chance gehabt hätte.

Selbst in Bismarcks Version taugte die "Emser Depesche" vom 12. Juli 1870, nüchtern betrachte, nicht als Kriegsgrund Wortlaut der beiden Fassungen der "Emser Depesche". Allerdings betrachtete Paris sie nicht nüchtern - und Bismark kalkulierte das ein; er hatte ein gutes Ohr für die in Paris herrschende Tonlage. Als Napoleon III. von Bismarks Pressemeldung erfuhr, riskierte er, angestachelt von der seiner hysterischen Gemahlin, und ermuntert von dem das politische Kräfteverhältnis gründlich verkennenden Außenminister Gramond, vom sich selbst überschätzenden Militär und der sich in schrillen Tönen überbietenden Pariser Presse, den Sprung ins Ungewisse.

Es ist das auch heute noch immer wieder auftauchende Problem, dass in einem Machtkampf meistens derjenige gewinnt, der das zutreffendere Bild der Lage hat. Die Politik Napoleons III. baute auf Wunschdenken, dem Wunsch nach Popularität, und vor allem Angst auf. Ein gefundenes Fressen für einen so skrupellosen und intelligenten Machtpolitiker wie Bismarck!

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