"Pirate Content"!

Wie Volkmar so schön sagt: "Selbst Jack Sparrow ( (Verzeihung: ich meinte natürlich CAPTAIN Jack Sparrow :-) ) würde diesen Bücherbrief lesen": Bücherbrief Piraten

Die aktuelle Ausgabe des "phantastischen Bücherbriefes" beschäftigt sich mit unbedingt lesenswerten Klassikern des lange etwas vergessenen, aber durch den Erfolg der Piratenfilmparodien um CAPTAIN Jack Sparrow wieder ins Gespräch gekommenen Seeräuber-Genres. Zwei der besprochenene Bücher, Robert Louis Stephensons "Die Schatzinsel" und Rafael Sabatinis "Captain Blood" sind nicht nur die Klassiker des Piratenromans, sondern zählen auch zu meinen persönlichen Lieblingsbüchern.

Ich möchte diesen Bücherbrief um einige kurze Buchtipps ergänzen:

Nicht nur für Hobby-Köche, pardon -Smutjes, interessant ist
"Das Piratenkochbuch" von Wolfram zu Mondfeld.
Wäre es ein übliches Kochbuch, wäre es wahrscheinlich unter dem Titel "Bord- und Hafenküche aus aller Welt" erschienen. Aber es ist auch ein amüsant und fachkundig geschriebenes Buch über die Geschichte der Kaperfahrerei. Kein Wunder, von Mondfeld ist ein namhafter Autor seefahrthistorischer Sachbücher und Bücher über den Bau historischer Schiffsmodelle. Die Gerichte sind manchmal solide Haus- bzw. Seemannskost, manchmal sehr exotisch, und gut nachkochbar. (Koehler, Herford, 1994)

Ein echter Klassiker des Piratenromans ist
"Captain Singleton" von Daniel Defoe
Die 172O verfassten "Lebenserinnerungen" des Abenteurers und Seeräubers Bob Singleton stehen zu Unrecht etwas im Schatten der berühmteren Romane Defoes, wie "Robinsons Crusoe", "Moll Flanders" oder "Roxane".
Er schildert das Leben eines Engländers, der als Kind aus einer wohlhabenden Familie gestohlen und schließlich nicht ganz freiwillig Seemann wird. Haupthema der ersten Buchhälfte ist Singletons Durchquerung Afrikas - eine verzweifelte Wanderung einiger auf Madagaskar ausgesetzter Seeleute, die sich zu einer europäischen Kolonie an der Westküste des damals für Europäer fast unbekannten Kontinents durchschlagen wollen. Interessant sind einige geographischen Details, die um 1700 "eigentlich" noch gar nicht bekannt gewesen sein dürften. Später steht Singletons Piratenkarriere - in der er sich bis zum Kommandanten eines großen ehemaligen Kriegsschiff "aufentert" - im Mittelpunkt. Schließlich schließt er eine bizarre Männerfreundschaft zu einem Quäker und Arzt, der an Bord eines der gekaperten Schiffe fuhr und freiwillig auf das Schiff Singletons wechselt. Am Ende wird der Piratenkapitän zu einem ehrlichen Leben "bekehrt". Wegen der außerordentlichen Sachkenntnis Defoes ist "Captain Singleton" trotz der die spannende Handlung "bremsenden" erklärenden Passagen ein, wie ich finde, sehr interessantes Buch.

Ein literarischer Klassiker ganz anderer Art ist
"Der Freibeuter" von Joseph Conrad
Conrad (eigentlich Teodor Josef Korad Korzeniowksi) - ein auf englisch schreibender polnischer Ex-Seemann - war einer der Pioniere des "literarischen Abenteueromans". "Der Freibeuter" ( 1922) ist letzte Roman, den Conrad vollendete. Held des Romans ist Peyrol, ein ehemaliger Freibeuter und "Küstenbruder", der später Geschützführer bei der französischen Kriegsmarine war. Er lebt zurückgezogen in der Nähe von Toulon, wo er auch seinen erbeuteten Goldschatz verborgen hat. Während der Kontinentalsperre Napoleons wird der alte Seebär noch einmal aktiv: es gelingt ihm Nelsons Flotte irrezuführen, damit Napoleon zum Sieg und Liebenden zum Glück zu verhelfen - um den Preis seines Selbstopfers. Ein sehr "romantisches", etwas melancholisches Buch, mit gut gezeichneten, interessanten Charakteren.

Kein "Geschichtsbuch", sondern eher ein "Geschichtenbuch" ist
"Das Bordbuch des Satans - die Geschichte der Piraterie (Auch als Die Geschichte der Piraterie - 3000 Jahre Freibeutertum erschienen) von Hans Leip
Hans Leip war Schriftsteller, Maler, Zeichner, Bildhauer und Poet. Sein bekanntestes Werk ist der Text des Liedes "Lilly Marlene", seinen literarischen Durchbruch erzielte er 1925 mit dem Seeräuberroman "Godekes Knecht", einem der besten der zahlreiche Romane um die "Vitalienbrüder", ein Thema, das er später in "Störtebeker" wieder aufnahm.
"Das Bordbuch des Satans" schildert in kurzen, fabulierfreudig und unterhaltsam erzählten Episoden die Taten von gut 150 Piraten, Kosaren, Freibeutern, vom Altertum bis heute. Trotz seines locker-ironischen, fesselnden Stils ist es ein ernstzunehmendes, historisch fundiertes Sachbuch. Sein - eigentlich ernüchterndes - Fazit lautet: Unsere Vorstellungen des Piratendaseins beruhen auf sentimentalen und romantischen Vorstellungen, die mit der Realität nicht viel zu tun hatten. Trotzdem - oder gerade deshalb - gewinnen die "guten und bösen Helden des Meeres" bei der Lektüre des Buches an Farbe und Leben, hin und wieder sogar an Sympathie.
Ein Buch zum genüßlichen Schmöckern, an keiner Stelle langweilig oder "schulmeisterisch".

Bei Amazon: Das Piratenkochbuch, Captain Singleton, Der Freibeuter, Bordbuch des Satans
MMarheinecke - 3. Sep, 19:56

Schon interessant, wie sich der Titel "Pirate Content" so auf die Suchmaschinentreffer auswirkt ;)

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