Montag, 25. Oktober 2010

Die Hörnern der Kühe und die bio-dynamische Landwirtschaft

Es gibt viele traditionelle und wenig hinterfragte Methoden in der Landwirtschaft, die genau betrachtet Tierquälerei sind. Damit befasste sich vor Kurzem das u. A. das FAZ Wissenschaftsblog Planckton: Fohlen-Brandzeichen im Bundesrat: In den neuen Tierschutzdebatten geht es um archaische, aber lange geduldete Methoden.

Eine der erwähnte archaischen Methoden ist die weit verbreitete Enthornung von Rindern. Wobei es - anders als für das veraltete Brandzeichen - durchaus rationale Gründe dafür gibt, wieso vor allem Milchkühen die Hörner entfernt werden - denn sie können sich mit ihren natürlichen Waffen gegenseitig verletzen.
Die hornlose Kuh (merkur-online)
Wolle ein Landwirt Rinder mit Hörnern halten, müsse er den Stall so konzipieren, dass die Tiere mehr Platz haben. „Das scheitert aber oft an der Wirtschaftlichkeit“, so Wachinger.
Daher ist es kein Wunder, dass sogar die meisten Bio-Bauern - wenn auch oft mit schlechtem Gewissen - den Kälbern die Hornanlagen ausbrennen.

Eine Ausnahme sind allerdings die biologisch-dynamischen Landwirte. In der anthroposophisch orientierten Landwirtschaft können Kühe ihre Hörner behalten. Und damit hätte ich einen Anschluss an meinen Artikel über Rudolf Steiner gefunden
Die Hörner von Kühen auf Demeter-Höfen dürfen nicht entfernt werden, dies ist laut Demeter-Richtlinien nicht gestattet. In besonders begründeten Ausnahmefällen ist das Enthornen zulässig, hierfür muss eine zeitlich befristete Ausnahmegenehmigung von der Organisation eingeholt werden.

Das ist im Sinne des Tierschutzes gut begründbar. Aber Steiner ging es, als er diese Regel formulierte, nicht in erster Linie um Tierschutz. Sie ist ein gutes Beispiel dafür, dass bei Steiner oft Vernunft, mystisches Denken, Intuition und ausgemachte Spinnerei nahtlos ineinander übergehen. (Mit "Spinnerei" meine vor allem Steiners Neigung, einfach frei vor sich hin zu assoziieren - an sich eine gute Voraussetzung für kreatives Denken - aber dann die so gefundenen Gedankenketten nicht zu reflektieren, geschweige dann, (selbst-)kritisch zu hinterfragen.)

Auf die Frage, wieso die Kuh eigentlich Hörner hätte, gab Steiner folgende Antwort:
Die Kuh hat Hörner, um in sich hineinzusenden dasjenige, was astralisch-ätherisch gestalten soll, was da vordringen soll beim Hineinstreben bis in den Verdauungsorganismus, so dass viel Arbeit entsteht gerade durch die Strahlung, die von Hörnern und Klauen ausgeht, im Verdauungsmechanismus.
Rudolf Steiner, 4. Vortrag "Kräfte und Substanzen, die in das Geistige hineingehen: Die Düngungsfrage", S. 97 unten, aus: "Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft" (pdf)

Das ist keine Parodie, und auch kein böswilliger Versuch meinerseits, Steiner durch ein durch aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat als abgedrehten Esoterik-Spinner darzustellen.
Die vollständig Antwort Steiners auf die Frage "Haben Sie schon einmal nachgedacht, warum die Kühe Hörner haben, oder gewisse Tiere Geweihe haben?" findet sich auf den Seiten 96 - 98.

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