Wissenschaft & Technik

Freitag, 12. Mai 2006

Der Computer hat Geburtstag

Jedenfalls in gewisser Hinsicht: Am 12. Mai 1941 nach der Bauingenieur
Konrad Zuse
seinen "Z3" in Betrieb - den ersten frei programmierbaren digitalen Rechner. Konrad Zuse und seine Rechner
Was die tatsächliche Entwicklung der Computer angeht, blieb Zuses Pioniertat eine Marginalie - auch wenn die oft als "erste Computer" genannten britischen
COLOSSUS-Rechner
ebenso wie der US-amerikanische Relais-Rechner MARK I und der vollelektronische ENIAC nicht nur später als der Z3 gebaut wurden, sondern auch nicht frei programmierbar waren. (ENIAC mußte für neue Aufgaben neu "verdrahtet" werden und entsprach, im Gegensatz zur Z3, nicht der "von Neumann Architektur" mit Trennung von Speicher, Steuereinheit und Rechenwerk.

Man kann lange über die Gründe spekulieren, wieso Zuse in Deutschland mit seiner Erfindung nur wenig Anklang fand.
Das Patentamt erkannte in seiner Entscheidung über das 1941 eingereichte Patent zwar den technisches Fortschritt an, bemängelte aber eine fehlende "Erfindungshöhe".
Angesichts der Tatsache, dass Deutschland im Jahre 1941 einen Vernichtungskrieg führte, ist es vielleicht ein Glück, dass die einzige militärische Verwendung der Zuse-Rechner die Berechnung von Tragflächenprofilen für Flugzeuge blieb. (Nicht auzudenken, was geschehen wäre, hätten die Deutschen einen den britischen COLOSSUS-Rechnern überlegenen Computer gehabt.)

Wie viele große Erfinder hatte Zuse eine ausgeprägte musische Seite. Schon als Student suchte er die ideale Verbindung zwischen Ingenieur und Künstler. Zuse erwarb sich unter dem Pseudonym "Kuno See" einen guten Ruf als moderner Maler.

br-online: Jahrestag: Die Geburt des Ur-Computers
Nicht direkt zu Thema passend, aber auch auf der br-website und leider gern "vergessen": Klub der Erfinderinnen

Dienstag, 4. April 2006

Schlaue Krähen!

Krähen sind bekanntlich intelligente Vögel. Wie ausgeprägt ihre praktische Intelligenz wirklich ist, ist immer wieder erstaunlich. In einem Test ihrer geistigen Leistungsfähigkeit an der University of Cambridge haben sich Saatkrähen als ebenso begabt erwiesen wie Menschenaffen.
Netzeitung: Krähen offenbaren Physik-Begabung

Und noch eine wissenschaftliche Meldung der Kategorie "hab's ja schon immer geahnt", bei wissenschaft.de :Mit Lichtgeschwindigkeit durch Bern (Wobei die Lichtgeschwindigkeit in diesem speziellen Fall der eines flott fahrenden Radfahrers entspricht.)
Nein, das ist kein weiterer Berner-Witz, sondern ein Simulator, das "Lichtgeschwindigkeits-Fahrrad": Eine Art Hometrainer, auf dem man vor einer Großleinwand durch die Berner Altstadt strampelt. Je schneller man fährt, umso stärker krümmen sich die Linien – eine Folge der Längenkontraktion, wenn man sich mit nahezu Lichtgeschwindigkeit bewegt.

Sonderausstellung "Albert Einstein (1879 – 1955)" vom 16. Juni 2005 bis 17. April 2006 im Historischen Museum Bern

Montag, 20. März 2006

"Naturvölker": mehr Morde als in der Bronx

Entgegen dem Klischee vom "Edlen Wilden" sind in Jäger-Sammler-Kulturen Gewalttaten mit tödlichem Ausgang häufiger als in heutigen US-Großstädten.
Das berichtet bild der wissenschaft in ihrer aktuellen Ausgabe. (Thorwald Ewe: "Todschlag im Paradies, bild der wissenschaft 4/2006, S.34.)
Selbst etliche Enthnologen halten bis heute daran fest, dass Gewalttaten in Jäger-Sammler-Kulturen äußerst selten seien. Jürg Helbig, Professor für Ethnologie an der Uni Zürich, wertete die Berichte von Ethnologen, Forschungsreisenden und Missionaren aus, die längere Zeit bei Wildbeutern gelebt hatten. Helbig legte Listen über die Zahl und die näheren Umstände von Gewalttaten an und rechnete die gewonnenen Daten auf jewails 100.000 Personen um. So wurden die Angaben statisch vergleichbar. Selbst die friedfertigste der untersuchten Gemeinschaften, die BaMbuti, kamen auf statisch 40 Tötungsdelikten auf 100.000 Menschen, deutlich mehr als die übel beleumundeten US-Großstädte.

(Allerdings ist die Statistik wegen der kleinen absoluten Fallzahlen in einigen Fällen mit Vorsicht zu genießen: die erschreckenden hochgerechneten 419 Totschläge pro Jahr bei den Copper-Innuit im Beobachtungzeitraum 1900-1920 beziehen sich auf eine Gemeinschaft von einigen hundert Menschen. Real kam in den meisten Jahren niemand um.)

Die Ursachen waren meistens eskalierende Konflikte um den Lebensunterhalt. Normalerweise gehen die normadischen Wildbeuter Konflikten durch Ausweichen aus dem Wege. In bestimmten Situation, etwa bei der winterlichen Robbenjagd der Inuit, ist es ihnen nicht möglich, einander auszuweichen. Streitigkeiten können bis zu Mord und Totschlag eskalieren.
Da wird den Wildbeutern ihre egalitäre Gesellschaftsform zum Verhängnis", erklärt der Züricher Forscher. "Es gibt keinen Häuptling oder eine andere Autoritätsperson, die solche Konflikte unblutig entschärft."
Ganz falsch ist das Klischee von den "friedlichen Naturvölkern" nicht: zwischen Jäger-Sammler-Gruppen finden keine Kriege statt. Das ist erst bei sesshaften Stammesgesellschaften der Fall: Für sie wäre es zu verlustreich, durch Wegzug auf Ressourcen zu verzichten. Sie verteidigen sich. Der eigentliche "Brennstoff" für Stammeskriege ist allerdings die kollektive Rache. Bei den weniger organisierten Wildbeutern ist Rache eine persönliche Angelegenheit, die weder die Sippe noch den Stamm zur Blutrache verpflichtet.

Nicht von ungefähr geht es im preisgekrönten Film Atanarjuat um mörderische Auseinandersetzungen innerhalb einer Inuit-Gemeinschaft vor der Ankunft der "Weißen", und nicht von ungefähr wurde dieser realistische Film von Inuit produziert.

Donnerstag, 19. Januar 2006

Bärige Taktik der Bärenmütter

Bärenmütter haben ein ernstes Problem: Männliche Braunbären töten oft die Kinder von Bärinnen, die sich mit Rivalen gepaart haben. Zweck dieses offensichtlich instinktiven Infantizides: Durch den Verlust der Jungen werden Bärinnen früher paarungsbereit, der männliche Bär hat somit bessere Chancen, seine Gene zu verbreiten. Weswegen Bärinnen mit Jungen extrem agressiv sind.
(Das ist übrigens auch der Grund, weshalb man, sollte man auf einer Wanderung einem "süßen kleinen Teddy" begegnen, schleunigst und demonstrativ "unbärsich" lautstark das Weite suchen sollte. Denn die Bärenmutter ist nicht weit weg, über 200 kg schwer (das meiste davon Muskeln) und meint es tötlich ernst. Praktisch alle ernsthaften Unfälle mit Bären ergeben sich aus dieser Situation!)

Wie der österreichische Forscher Andreas Zedrosser bei einer Studie in Skandinavien herausfand, haben Bärenmütter eine wirksame Strategie, um ihren Nachwuchs zu retten: Häufig wechselnden Geschlechtsverkehr.
Der Biologe entdeckte, dass sich Bärinnen in Populationen mit besonders häufigen Infantiziden mit möglichst vielen Bären paarten. Hat die Bärin dann Junge, glauben später alle, sie seien der Vater und lassen die Bärchen in Ruhe.
Interessantes Detail: die Studie legt nahe, dass Bärinnen ihren Eisprung kontrollieren können - damit kann sie sich trotz ihrer zahlreichen Sex-Partner denjenigen Bärenmann aussuchen, der ihrer Ansicht nach die besten Erbanlagen hat, etwa das schönste Fell oder den kräftigsten Körperbau.

Quelle: bild der wissenschaft, Heft 2, 2006

bild der wissenschaft

Dienstag, 20. Dezember 2005

Unsicherheit gut für Demokratie

Sichere Lebensbedingungen ließen in den Stammeskulturen sowohl der australischen Ureinwohner wie im alten Amerika Hierarchien entstehen, unsichere prägten demokratische Strukturen.
Häufige Wetterkapriolen und eine unsichere Nahrungsversorgung begünstigen demokratische Strukturen in einer Gesellschaft, wie sie in vielen Jäger- und Sammlerkulturen zu finden sind. Strenge Hierarchien und Rangordnungen bis hin zu Sklaventum entstehen hingegen vor allem dann, wenn sichere und beständige Nahrungsquellen vorhanden sind, erklärt der australische Forscher Ian Keen.
Die ganze Meldung bei wissenschaft.de:
Häuptling der vollen Speisekammer

Diese Erkenntnis steht im Widerspruch zu weit verbreiteten Legende, dass "Krisenzeiten" beinahe zwangsläufig autoritäre Strukturen hervorbrächten - und das nur eine "harte, entschlossene Führung" mit existenziellen Krisen fertig werden könnte.

Mittwoch, 7. Dezember 2005

In echten Krisenfällen werden Zuschauer eher zu Helfern

Oft schon habe ich mich über der wohl bekannten "Gaffer-Effekt" bei Unglücksfällen aller Art geärgert: Alle schauen zu, aber kaum einer mischt sich ein – vor allem dann nicht, wenn mehrere Zuschauer anwesend sind. Mindesten eben so oft haben ich Menschenansammlungen, die mir nach "Gaffern" aussahen, weiträumig umgangen - weil ich um nichts in der Welt ein "Gaffer" sein wollte, andereseits, weil ich fürchtete, helfen zu müssen, aber nicht zur Hilfe fähig zu sein.

Da wirkt das, was Experimente deutscher Psychologen um Peter Fischer zeigten, tröstlich: Menschen in einer wirklich gefährlichen Situation können in vielen Fällen auf die Hilfe unbeteiligter Dritter zählen. In früheren Studien hatten Forscher das Verhalten von Zuschauern in weniger brenzligen Situationen untersucht und dabei immer wieder den den Gaffer-Effekt beobachtet.
Die deutschen Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass in echten Gefahrensituationen eher mit der Hilfe eines Unbeteiligten gerechnet werden kann.

Bericht in wissenschaft.de: Not macht Gaffer zu Rettern

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Geheimauftrag MARIA STUART...
Krisenfall Meuterei Der dritte Roman der Reihe "Geheimauftrag...
MMarheinecke - 9. Apr, 19:42
Urlaubs-... Bräune
Das "Coppertone Girl", Symbol der Sonnenkosmetik-Marke...
MMarheinecke - 1. Aug, 08:34
Geheimauftrag MARIA STUART...
Ahoi, gerade frisch mit dem Postschiff eingetoffen. Der...
MMarheinecke - 26. Mär, 06:48
Kleine Korrektur. Man...
Kleine Korrektur. Man kann/sollte versuchen die Brille...
creezy - 11. Nov, 11:29
strukturell antisemitisch
Inhaltlich stimme ich Deinem Text zwar zu, aber den...
dummerle - 5. Jun, 11:12

Suche

 

Status

Online seit 7044 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Credits


doof-aber-gut
Gedankenfutter
Geschichte
Geschichte der Technik
Hartz IV
Kulturelles
Medien, Lobby & PR
Medizin
Persönliches
Politisches
Religion, Magie, Mythen
Überwachungsgesellschaft
Umwelt
Wirtschaft
Wissenschaft & Technik
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren