Nachtrag zu: Warum ich kein "Eso" wurde
Damals, 1982, da erlebte ich Einiges, das mich davon abbrachte, die damals anbrandende "New Age"-Welle zu surfen, obwohl das an und für sich für mich nahe gelegen hätte. 1982 - Im Labyrinth der Eiszeit.
Wenn es nicht ganz klar geworden sein sollte: ob man mich als "Esoteriker" ansieht oder nicht, hängt ganz entscheidend davon ab, wie man "Esoteriker" definiert. Ich hänge keiner Lehre an, die nur für einen begrenzten, "inneren" Personenkreis zugänglich ist (ursprüngliche Bedeutung). Ich ertrage die Tatsache, dass uns Menschen vieles unbekannt und verborgen ist, recht gut. Ich vertraue auf die klassischen Lehrsätze der Logik, rasierte mich regelmäßig mit "Ockhams Rasiermesser" (die einfachste Annahme ist in der Regel die beste), schätze die Denker der Aufklärung, und habe die skeptische Nachprüfung (oder den "konstruktiven Skeptizismus") zu so etwas wie meiner Alltagsphilosophie erhoben. Ich halte nichts von der Idee, dass die Planetenbahnen mein Schicksal lenken, und nicht viel von jenen Wunderheilern, die ihren Patienten grundsätzlich erst mal finanzielle Schlankheitskuren verordnen. An spiritistischen Sitzungen nehme ich ebenso wenig teil wie an schwarzen Messen.
Meine besondere Verachtung gilt, neben der "braunen Esoterik" und der Theosophie im Sinne Helena Blavatsky mit ihrer "Wurzelrassen"-Ideologie (die auch der "blinde Fleck" und zugleich der dicke Schmutzfleck der Anthroposophie Steiners ist), der "Kommerz-Esoterik". Ich verstehe darunter eine regelrechte Industrie, die Menschen mit Sehnsucht nach Spiritualität, die nach Sinn und Lebenshilfe suchen, hinters Licht führt und nach Strich und Faden ausnimmt.
Dennoch könnte man mich mit Fug und Recht "Esoteriker" nennen, weil ich ein "esoterisches Weltbild" hätte. Laut Rainer Kakuska beruht es auf vier Grundannahmen:
Seitdem sind 28 Jahre vergangen. Jahre, in denen es mir, zurückhaltend formuliert, nicht immer gut ging. Die Versuchung, sich einer Lehre anzuvertrauen, die die Wechselfälle des Lebens mit "Karma" "erklärt" oder auch persönlichem Leid einen "tiefen Sinn" gibt, war groß.
Außerdem gibt es für einen Menschen mit "paranormalen Fähigkeiten" (so würde es die "Eso-Tante" nennen - ich halte sie für durchaus normal, und nebenbei halte ich "übernatürlich" für ein leeres Wort) stets die Versuchung, aus diesen Talenten irgendwie Vorteile zu schlagen. Ganz im Sinne der "Kommerz-Esoterik".
Um es gerade heraus zu sagen: was mich daran hinderte, waren meine ständigen Selbstzweifel. Wäre ich meiner völlig sicher gewesen, hätte ich in einer finanziellen Klemme wenig Skrupel gehabt, meine "Weisheiten" auf dem spirituellen Markt anzubieten und mir etwas "monetäre Energie" zuzuführen.
(Das wäre nebenbei auch der Fall gewesen, wenn ich irgendwann "eingesehen" hätte, dass an meiner "Spökenkiekerei" nichts dran wäre. Jemand, der weiß, wie ein "spiritueller Sinnsucher" tickt, aber selbst keine Sekunde an den "Spinnkram" glaubt, ist der ideale Eso-Geschäftemacher.)
Über Lars Fischers "Fischblog" (Esoterik ist eben nicht harmlos) stieß ich auf ein besonders drastisches Beispiel, wie schäbig es auf dem "esoterischen Straßenstrich", konkret dem "Telefon-Tarot", zugeht.
Eine Anruferin, ehemals Telefon-Kartenlegerin, schildert bei Domian, wie es hinter den Kulissen der "telefonischen Lebensberatung" zugeht. Die Frau ist dabei sogar psychisch krank geworden.
Teil 1:
Teil 2:
Übrigens hat Lars Fischer vollkommen recht, wenn er schreibt:
Notwendiger Nachtrag:
"Esoterischer Straßenstrich" ist eine Metapher, die die Zustände beim Telefon-Kartenlegen beschreibt, keine moralische Verurteilung der dort arbeitenden "Beraterinnen" und "Berater". Ich halte Prostitution für ein legitimes Mittel des Gelderwerbs - kriminell ist der Zuhälter, nicht die Hure, und auch nicht ihre Kundschaft.
Wenn es nicht ganz klar geworden sein sollte: ob man mich als "Esoteriker" ansieht oder nicht, hängt ganz entscheidend davon ab, wie man "Esoteriker" definiert. Ich hänge keiner Lehre an, die nur für einen begrenzten, "inneren" Personenkreis zugänglich ist (ursprüngliche Bedeutung). Ich ertrage die Tatsache, dass uns Menschen vieles unbekannt und verborgen ist, recht gut. Ich vertraue auf die klassischen Lehrsätze der Logik, rasierte mich regelmäßig mit "Ockhams Rasiermesser" (die einfachste Annahme ist in der Regel die beste), schätze die Denker der Aufklärung, und habe die skeptische Nachprüfung (oder den "konstruktiven Skeptizismus") zu so etwas wie meiner Alltagsphilosophie erhoben. Ich halte nichts von der Idee, dass die Planetenbahnen mein Schicksal lenken, und nicht viel von jenen Wunderheilern, die ihren Patienten grundsätzlich erst mal finanzielle Schlankheitskuren verordnen. An spiritistischen Sitzungen nehme ich ebenso wenig teil wie an schwarzen Messen.
Meine besondere Verachtung gilt, neben der "braunen Esoterik" und der Theosophie im Sinne Helena Blavatsky mit ihrer "Wurzelrassen"-Ideologie (die auch der "blinde Fleck" und zugleich der dicke Schmutzfleck der Anthroposophie Steiners ist), der "Kommerz-Esoterik". Ich verstehe darunter eine regelrechte Industrie, die Menschen mit Sehnsucht nach Spiritualität, die nach Sinn und Lebenshilfe suchen, hinters Licht führt und nach Strich und Faden ausnimmt.
Dennoch könnte man mich mit Fug und Recht "Esoteriker" nennen, weil ich ein "esoterisches Weltbild" hätte. Laut Rainer Kakuska beruht es auf vier Grundannahmen:
- Die Welt wird als völlig geordnet betrachtet. Alles hängt mit allem auf eine sinnvolle Weise zusammen, wobei der Zusammenhang weit über das hinausgeht, was wir Ursache und Wirkung nennen. Der Mensch ist allerdings nicht imstande, diese Ordnung vollständig zu durchschauen.
- Der Mensch hat an zwei Ebenen oder Zuständen der Wirklichkeit teil, der materiellen und der geistigen. Diese Zustände stehen in enger Wechselwirkung, sind letztlich zwei Aspekte einer Realität.
- Es ist die natürliche Tendenz der Seele, zu wachsen, sich weiterzuentwickeln, immer umfassender und differenzierter zu werden. Dazu sind viele Erfahrungen nötig, auch unangenehme. Je mehr Einsicht jemand in die universellen Zusammenhänge gewinnt, desto mehr wird er die scheinbaren Gegensätze als zwei Extreme einer Polarität sehen, die nicht unabhängig voneinander existieren können.
- Das Universum ist freundlich für den, der seine Gesetze kennt und sie respektiert. Wahres Glück entsteht dadurch, dass man das tut, was notwendig ist, und akzeptiert, was geschieht.
Seitdem sind 28 Jahre vergangen. Jahre, in denen es mir, zurückhaltend formuliert, nicht immer gut ging. Die Versuchung, sich einer Lehre anzuvertrauen, die die Wechselfälle des Lebens mit "Karma" "erklärt" oder auch persönlichem Leid einen "tiefen Sinn" gibt, war groß.
Außerdem gibt es für einen Menschen mit "paranormalen Fähigkeiten" (so würde es die "Eso-Tante" nennen - ich halte sie für durchaus normal, und nebenbei halte ich "übernatürlich" für ein leeres Wort) stets die Versuchung, aus diesen Talenten irgendwie Vorteile zu schlagen. Ganz im Sinne der "Kommerz-Esoterik".
Um es gerade heraus zu sagen: was mich daran hinderte, waren meine ständigen Selbstzweifel. Wäre ich meiner völlig sicher gewesen, hätte ich in einer finanziellen Klemme wenig Skrupel gehabt, meine "Weisheiten" auf dem spirituellen Markt anzubieten und mir etwas "monetäre Energie" zuzuführen.
(Das wäre nebenbei auch der Fall gewesen, wenn ich irgendwann "eingesehen" hätte, dass an meiner "Spökenkiekerei" nichts dran wäre. Jemand, der weiß, wie ein "spiritueller Sinnsucher" tickt, aber selbst keine Sekunde an den "Spinnkram" glaubt, ist der ideale Eso-Geschäftemacher.)
Über Lars Fischers "Fischblog" (Esoterik ist eben nicht harmlos) stieß ich auf ein besonders drastisches Beispiel, wie schäbig es auf dem "esoterischen Straßenstrich", konkret dem "Telefon-Tarot", zugeht.
Eine Anruferin, ehemals Telefon-Kartenlegerin, schildert bei Domian, wie es hinter den Kulissen der "telefonischen Lebensberatung" zugeht. Die Frau ist dabei sogar psychisch krank geworden.
Teil 1:
Teil 2:
Übrigens hat Lars Fischer vollkommen recht, wenn er schreibt:
(...) Ich vermute, für die große Masse der Wahrsager-Geistheiler-Telepathie-Heinis wäre eine real existierende "Esoterik-Ebene" wenig attraktiv, weil in der eben nicht alles nach belieben ginge, was man gerne hätte - nach meiner Erfahrung das hervorstechende Merkmal jedweder Realität. (...)Meine Erfahrung mit der "Esoterik-Ebene", die ich mit dem neo-schamanischen Begriff "nicht-alltägliche Wirklichkeit" nenne, zeigt eindeutig, dass da eben nicht nach Belieben geht, was man gerne hätte. Ob diese Ebene real ist, und wenn, in welchem Sinne, lasse ich bewusst offen - weil ich es selbst nicht weiß.
Notwendiger Nachtrag:
"Esoterischer Straßenstrich" ist eine Metapher, die die Zustände beim Telefon-Kartenlegen beschreibt, keine moralische Verurteilung der dort arbeitenden "Beraterinnen" und "Berater". Ich halte Prostitution für ein legitimes Mittel des Gelderwerbs - kriminell ist der Zuhälter, nicht die Hure, und auch nicht ihre Kundschaft.
MMarheinecke - Montag, 24. Mai 2010
Einerseits behaupten Sie, daß "übernatürlich für ein leeres Wort" wäre, andererseits stimmen Sie der Aussage zu:
"Der Mensch hat an zwei Ebenen oder Zuständen der Wirklichkeit teil, der materiellen und der geistigen"
An anderer Stelle behaupten Sie sogar indirekt, daß es eine "Esoterik Ebene" gäbe und daß Sie sich in dieser "nicht alltäglichen Wirklichkeit" auskennen würden.
Es gibt also für Sie mindestens eine jenseitige, nicht der normalen Natur entsprechende, Ebene. Es ist nicht als Wortklauberei, unter diesen Umständen zu behaupten, "übernatürlich" sei ein leeres Wort.