Aufmerksamkeitsökonomie und Realitätsverzerrung

Manchmal ist es erstaunlich, welche Themen in unseren Massenmedien Vorrang genießen.
Damit meine ich jetzt nicht den breiten Raum, den klassische Boulevard-Themen zwischen knatschigen Schauspielerehen und flauschigen Jungeisbären einnehmen. Das fällt mehr oder weniger unter Unterhaltung. Es geht auch nicht um kulturelle Themen zwischen Opernpremieren und verbrennenden Museumsschiffen. Das fällt mittlerweile auch in den Bereich Unterhaltung / angenehmes Werbeumfeld. Wie übrigens auch der Bereich des Wissenschaftsjournalismus (außer bestimmten Umweltthemen und einigen neuen Technologien).

Nein, es geht um ernsthafte Themen. Denen mit 20-Uhr-Tagesschau- oder Titelseiten-Potenzial.

Wie hieß es neulich so schön auf NPD-Blog.Info:
m Mai 2007 war bekannt geworden, dass ein hochrangiger Beamter der Polizeidirektion Dessau versucht haben soll, die Bekämpfung rechtsextremer Straftaten zu bremsen. Wie die Nachrichtenagentur ddp mit Bezug auf den Tagesspiegel berichtete, soll der Dessauer Vize-Polizeichef Hans-Christoph Glombitza drei Staatsschützern der Direktion im Februar 2007 bei einer Besprechung nahe gelegt haben, dass man diesbezüglich nicht alles sehen müsse. Glombitza soll gewarnt haben, dass das Ansehen des Landes Sachsen-Anhalt nachhaltig geschädigt werden könnte.

Offenbar waren seine Befürchtungen übertrieben, die bundesdeutsche Öffentlichkeit interessiert sich zurzeit mehr für angebliche Terroristen beim G8-Gipfel als für verbrannte Flüchtlinge und Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt.(...)
Hervorhebungen von mir. Quelle - NPD-Blog: Eingesperrt, gefesselt, verbrannt - was geschah in Dessau?.

Warum ist das so? Ein Beispiel aus dem April, aus Hamburg. Ein von Neonazis gesprengter Briefkasten eines Antifa-Aktivisten schaffte gerade mal einen Dreizeiler in der Lokalzeitung und eine Notiz auf "indimedia" (bei immerhin erheblicher Personengefährdung): Naziatterror in Hamburg-Harburg, über einen im direkten Vergleich der Folgen "harmlosen" Anschlag auf ein Hotel in Hamburg, bei dem es lediglich Glasbruch und eine durch Farbbeutel verunzierte Fassade gab, wurde ausführlich überregional berichtet.
An sich ist auch das Thema "militante Nazis" immer für eine saftige Schlagzeile gut. Sieht man sich aber das jeweilige Opfer an, dann springt ein gewaltiger Unterschied ins Auge: Ziel des Neonazi-Sprenganschlages war ein unbekannter Antifa-Aktivist. Also ein "medialer Niemand" (ein "uninteressanter Typ!") der sich außerdem direkt mit Rechtsextremisten anlegt (hier setzt gern der "Selber Schuld!"-Reflex ein). Außerdem wird das peinliche Thema "Neonazis" gern seitens der (Lokal-)Politik gern verdrängt. (Siehe oben!)
Der Farbbeutel-Fall steht im Umfeld der ohnehin im Fokus der Medien stehenden Proteste gegen den G8-Gipfel, ist damit automatisch "Thema", die "Opfer" sind u. A. Gäste eines Hotels der gehobenen Kategorie (5 Sterne), also potenziell "wichtig" - und das Thema "Linksextremistische Gewalt" passt in die politische Agenda sowohl des Hamburger Innensenators Nagel wie des Bundesinnenministers Schäuble.

Anderes Beispiel, via Zwischenspeicher. Im Klinikum Essen gibt es einen ungeheuerlichen Verdacht, der sich aber nur in der Regionalpresse niederschlägt: RP: Verdacht auf Organhandel, wogegen der Skandal um Doping-Ärzte im Radsport breiteste Aufmerksamkeit einschließlich Sondersendungen im Fernsehen genießt.

Lange Zeit habe ich angenommen, es gäbe irgendwelche Drahtzieher im Hintergrund, Politiker, Interessenvertreter usw. die dafür sorgen, dass bestimmte Nachrichten unterdrückt und andere dafür gehypet werden. Also: Zensur durch Druck und Korruption. In Einzelfällen mag das so sein, aber inzwischen bin ich mir sicher, dass meistens gar keine äußere Einflüsse auf die Redaktionen mehr vonnöten sind. Es reicht in privatwirtschaftlichen Medien der Seitenblick auf die Anzeigenkunden.
Sehr schön hat MomoRules diese Mechanismen hier skizziert: Das Sagbare und das Unsägliche.
Zurück zu den Sonnenbrillen im Magazin von DIE ZEIT: Klar, im Umfeld einer solchen Story fühlen sich Anzeigenkunden wohl. Qualität? So konzipiert man auch beim Fernsehen ganze Sendungen - eben anhand potenzieller Zielgruppen für Werbung. Berichterstattung als Umfeld für Werbung ist das, was vermeintlichen "Meinungsjournalismus" ersetzt.

So sind einst die Erotik-Magazine aus dem Privatfernsehen verschwunden: Sie hatten gute Quoten, aber die die Werbeblöcke verkauften sich nicht gut, weil Titten und Ärsche offenkundig dem beworbenen Produkt nicht gut bekommen. "Titten und Ärsche" wäre mir übrigens bei annähernd jeder Zeitung aus dem Text redigiert worden im Namen der Qualität, weil's nach Gosse riecht für den gemeinen Bildungsbürger und es dessen Dünkel ist, der eben auch über Sagbares und Unsägliches bestimmt. Und noch hat der ja Geld, der Bildungsbürger.

Im Gegensatz zum unappetitlichen Hartz IV-Empfänger, a priori unter Sozialbetrugsverdacht gestellt - ein zentrales Motiv aktueller Quasi-Journaille, die Verdächtigung. Spitzel-Schreiberlinge und -Filmer von Schäubles Gnaden, sozusagen. Die dann als Protagonisten im sogenannten "Unterschichtenfernsehen" sich Sozialamtsschnüffler wählen - würde man sie aus sich heraus verstehen wollen, diese Objekte der Berichterstattung da auf ihren Otto-Katalog-Sofas, könnten ja ebenfalls Werbekunden ausbleiben.

Weil das eben gegen aktuelle Selektionskriterien verstieße, wie man solche Leute zu behandeln hat. Bei Entscheidern in den Sendern löste sowas Unbehagen aus, das käme nicht durch, weil's eben nicht mehr bunt wäre. Da brauchte noch nicht mal ein Werbekunde anzurufen, das passiert schon ganz von selbst.
Bei öffentlich-rechtlichen Sendern mag das mit den Werbekunden nicht ganz so schlimm sein, dafür müssen dann eben Rücksichten auf die im Rundfunkrat vertretenen "gesellschaftlichen Gruppen" genommen werden. Also: Kritik und Sendezeit immer schön gleichmäßig auf die politischen Parteien verteilen - und ja kein zu böses Wort über den Papst. (Letzteres war letztens anlässlich einer skandalösen Rede, die Ratzinger in Brasilien hielt, sehr auffällig.) Und egal ob öffentlich-rechtlich oder privat: es ist klar, auf wen "man" Rücksicht nehmen muss - und wen man ruhig mal gepflegt in die Pfanne hauen darf.
Der einzige Grund, warum Schwule in Deutschland nicht mehr so offenkundig diskriminiert werden, ist wohl, daß sie als werberelevante Zielgruppe gelten. Für Kanacken, Asylanten und Flüchtlinge gilt das nicht. Die sind allenfalls als "Schicksalsbericht" erlaubt. Oder als antagonistisches Prinzip zur je eigenen Kultur. Willkommen in Zettels und di Lorenzos schöner, neuer Welt der Qualität und Scheinprobleme!
Das ist das Stichwort: Scheinprobleme! Medienphantome. Wobei es im Effekt nur wenig Unterschied macht, ob es um einen politischen Jurasic Park geht (wo aus einer Mücke ein Tyrannosaurier gemacht wird), oder es ob die "große Katastrophe" real im befürchteten Verlust von Werbeeinahmen besteht.
distelfliege - 26. Mai, 11:05

Danke,

...ein klasse Text. Ich finde das auch gut, weil du nicht den Aspekt Zensur/Big Brother (1984) thematisch angehst, sondern mehr den Aspekt Konsum/Soma (Brave New World). Letzteres passt imho besser zu unserer Gesellschaft, und weils subtiler ist wie das funktioniert, wird oft mehr der Big Brother-Aspekt kritisiert, den es ja auch gibt.

MMarheinecke - 26. Mai, 12:12

ich gebe das Lob weiter an MomoRules

denn ohne ihn wäre ich vermutlich in der "Zensur von oben"-Schleife verharrt bzw. hätte die Funktionsweise der "Schere im Kopf" falsch eingeschätzt.
Rayson - 26. Mai, 17:18

Es gibt ja diesen alten Spruch, wonach man sich wundern müsse, dass in der Welt gerade mal soviel passiert, dass es in 15 Minuten Tagesschau passe.

Will sagen: Ohne Auswahl geht es nicht. In den Nachrichten der öffentlich-rechtlichen Sender wird der Raum für echte Nachrichten noch knapper durch die große Anzahl von "Un-Nachrichten", also die der Art, dass Arbeitgeber für niedrigere, Gewerkschaften für höhere Löhne sind, und dass die Opposition der Regierung widerspricht und umgekehrt, gefolgt von möglichst prägnanten O-Ton-Onelinern und einem wichtig in die Kamera guckenden Typen mit Mikrofon vor einem noch wichtigeren Gebäude, der uns mitteilt, dass die verhandelnden Parteien noch nicht zu dem Ergebnis gekommen sind, das hinterher sowieso wieder nur ein paar Monate hält.

Aber davon abgesehen: Es wird immer und immer wieder Nachrichten geben, von denen man nicht versteht, dass sie nicht auf den heiligen Platz der öffentlich verlautbarten Fernsehnachrichten gehievt worden sind. Nicht alles, was für mich schrecklich wichtig ist, wird auch von anderen so gesehen. Nicht alles, was ich unbesehen so glaube, wird von professionellen Redakteuren für hinreichend wasserdicht gehalten. Meine Bitte wäre da also, nicht die eine Verschwörungstheorie durch die andere zu ersetzen. Zum Beispiel ist die Rede Ratzingers in Brasilien sicher kritikwürdig, aber für die Deutschen zur Prime Time dann doch zu unmaßgeblich.

Und was die Macht der Anzeigenkunden angeht, ist das ja eine abgleitete Macht. Eine, die von den Kunden der werbenden Unternehmen ausgeht. Und sie wirkt auch wesentlich komplexer, als man das in seinem Vorsichhinwettern gemeinhin so annimmt. Zum Beispiel war Harald Schmidt für SAT1 ja rein vordergründig werbetechnisch gesehen nicht so der Hit, aber er hat dem Sender ein Image verschafft, das dann über die Zuschauer wieder auf die Werbekunden wirkte.

Um dem medialen Umgang mit Schwulen oder Asylsuchenden auf den Grund zu gehen, reicht es eben nicht, die Werberelevanz der betrachteten Gruppe allein zu sehen. Viel entscheidender dürfte das sein, was die tatsächliche Zielgruppe mit diesen Gruppen verbindet. Hielten wir uns mal an die bekannte Untersuchung, wonach die Partei der "Grünen" die wahre Partei der Besserverdienenden sei, dann würde das Echo eines Senders oder einer Sendung mit dieser Zielgruppe eben dadurch bestimmt, was diese so an Sichtweisen aufweist.

Ist das schlimm? Ich weiß nicht. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk gab es früher neben Werbewirtschaft und Gremien noch eine andere wesentliche Determinante des Meinungsbildes, und das war die Meinung des Journalisten selbst. Ist das besser? Ich weiß nicht.

Bleibt doch also hauptsächlich die Frage, wie man eine Vielfalt herstellt, die dem mündigen Bürger genau das Ausmaß an Informationen sicherstellt, das der gerade sucht. Im Großen und Ganzen dürfte es die über alle Medien hinweg sicher geben. Und das meine ich trotz meiner vergeblichen Suche nach einer wirklich liberalen deutschen Tageszeitung...

MomoRules (Gast) - 26. Mai, 18:17

Daß selektiert werden muß, das steht ja außer Frage - beim Fernsehen noch stärker als im Print-Bereich.

Die Frage, die viel detaillierter zu diskutieren wäre, als ich das in meinem Eintrag konnte, ist, anhand welcher Kritieren die Entscheidung für dieses oder jenes Thema fällt.

Das sind ja mehrere Ebenen - was ist oder wirkt neu, hat also überhaupt Nachrichtencharakter, was paßt in ein Format oder in eine Zeitung, was glaubt man, das Publikum es hören und sehen können wollte, das sind ja auch alles Fragen, die eine Rolle spielen. Aber eben auch die oben genannten - ich finde die Beispiele von Martin schon sehr gut, und daß der Papst in den Medien wirkt und aktuell sich kaum jemand traut, dem mal auf die Glocke zu geben, das habe ich auch schon mehrfach erleben dürfen.

Umgekehrt ist es einfach der Fall, daß z.B. Attacken auf "Asylanten" jahrelang als "durch" galten, "kann doch keiner mehr hören", bis dann eben die WM in's Haus stand. Kenne einige Fälle, wo ein Medium nach dem anderen sich weigerte, sowas noch zu thematisieren.

Umgekehrt wirst Du Berichterstattung über jene, die über eine ökonomische Lobby verfügen, immer finden. Und dieser ganze Einrichtungs- und Kochsendungs-Boom liegt ja auch daran, daß da Sponsoren ihre Produkte bestens platzieren können oder umgekehrt die ganzen "Zweitverwertungen" einfach ein enormes Potenzial darstellen - was ich auch nicht weiter problemtaisch fände, wenn nicht dazu führte, daß für andere Themen dadurch der Platz verschwindet. Und selbst der aktuelle Trend zu Spartenkanal und IP-TV wird so angegangen, daß man das eben rund um die Erkenntnisse der Werbewirtschaft baut.

Und Harald Schmidt ist ein Umfeld für Werbung, das Werbetreibenden sehr gut gefällt, der ist da ein schlechtes Beispiel. Die "Besserverdienenden" erwartet man halt da, bei einem Schmidt. Und "grüne Themen" wie der Klimawandel verkaufen sich aktuell ja tatsächlich bestens. Und wie z.B. Sponsoren auch auf Programme einwirken bzw. einwirken wollen, das erlebe ich aktuell gerade mal wieder, das ist ganz schön seltsam.

Aber daß es ja auch Habermas um Vielfalt geht, das darf man ja auch nicht ignorieren. Und in der Hinsicht bin ich mir mit Dir auch sehr einig.
MMarheinecke - 27. Mai, 14:33

Un-Nachrichten (nicht zu verwechseln mit Nachrichten über die UN)

Wieso die "Öffentlich-Rechtlichen" unter Unnachrichten der von Dir beschriebenen Art leiden, erwähnte ich ja schon. Dass die Un-Nachrichten, im Vergleich zu den Zeiten, als die "Ö-Re" noch unter sich waren, offensichtlich zugenommen haben, mag daran liegen, dass die Politiker und Funktionäre heute medienbewußter sind als damals - als "Wendemarke" in dieser Hinsicht betrachte ich die Ende der 70er von Elisabeth Noelle-Neumann formulierte Theorie der Schweigespirale. (Wäre auch mal ganz interessant nachzuforschen, wieso eine meiner Ansicht nach gewagte bis wackelige Theorie so bereitwillig als politisch zu berücksichtigende "Tatsache" akzeptiert wurde.) Die "Schweigespirale" trug ja auch dazu bei, dass das Privatfernsehen um 1980 herum so viele Freunde in den Unionsparteien hatte. (Was bekanntlich auch nicht so blieb - nachdem es Privatfernsehen gab.)

Auch bei den "Privaten" verstopfen Un-Nachrichten die knappe Sendezeit der Hauptnachrichtensendungen. Allerdings sehen sie, dem kommerziellen Charakter dieser Sender geschuldet, anders aus. Bei RTL und SAT1 geht es tendenziell in Richtung gesendete Boulevardzeitung, bei RTL2 überwiegen, der Zielgruppe angepasst sogar die Klatsch- und "Human Interest"-Themen, Pro7 ist, wohl wegen der engen redaktionellen Verbindung zu N24, in den Nachrichten etwas weniger "boulevardesk" als die zum selben Konzern gehörenden SAT1-Nachrichten.

In beiden Fällen gilt also das Prinzip - "wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe" - und dessen Un-Nachrichten ich sende - wobei irrelevant ist, dass indirekt in beiden Systemen das Geld vom Zuschauer stammt.

Es stimmt, nicht alles, was für mich schrecklich wichtig ist, wird auch von anderen so gesehen. Für mich sind Wissenschaft und Kultur wichtige Themen, andere langweilen sich nur. Und obwohl ich mich für Wirtschaftsthemen an sich sehr interessiere, langweile mich Börsenkurse tendenziell - klar, ich habe ja keine Aktien.
Aber dem Satz: "Nicht alles, was ich unbesehen so glaube, wird von professionellen Redakteuren für hinreichend wasserdicht gehalten." mag ich nicht zustimmen. Denn für eine Prüfung durch professionelle Redakteure ist die Enten-Quote gerade in den elektronischen Medien verdammt hoch. Das Prinzip: "Eine Quelle ist keine Quelle" wird unter dem Druck der Aktualität und dem Druck, einen "Knüller" nicht der Konkurrenz zu überlassen, doch ziemlich oft aufgeweicht. Dass schon auch Mangel an qualifiziertem Personal viele Redaktionen dazu übergegangen sind, Agenturmeldungen und - schlimmer - Pressemitteilungen unredigiert "durchzureichen", hatte ich an anderer Stelle schon erwähnt.

Übrigens ist das, was ich hier beschreibe, keine Verschwörungstheorie. Es gibt keine Absprachen im Hinterzimmer, keine Drahtzieher, keine verdeckten Strukturen. Und die einzig flächendeckend relevante "Hidden Agenda" ist: "Bloß nicht anecken!"

Ob die "kritikwürdige" (als, in meiner Diktion "zugleich skandalöse und selbst-entlarvende") Rede Ratzingers in Brasilien in Deutschland zu "Prime Time" unmaßgeblich ist, ist, wenn ich mir die Papst-Berichterstattung vor allem im Katholischen Zweiten Deutschen Fernsehen ansehe, kaum von Belang. Es wurde schon weit weniger brisante Äußerungen des Papstes bzw. seines Vorgängers im Amt lang und breit in der "Heute"-Hauptsendung thematisiert.
Rayson - 28. Mai, 23:53

"Umgekehrt wirst Du Berichterstattung über jene, die über eine ökonomische Lobby verfügen, immer finden."

Das gehört zu den Un-Nachrichten. Dazu zählen Bauernverbände ebenso wie Gewerkschaften. Auf solche Berichterstattung könnten wir alle verzichten. Wenn es denn Journalisten gäbe, die diese Themen behandeln könnten.

Man kann sich natürlich darüber beschweren, dass etwas gesendet wird, was sich zur wirtschaftlichen Verwertung eignet. Aber eigentlich muss die Frage anders gestellt werden: Warum wird das geschaut? Denn ohne Zuschauer auch keine Werbung. Die Klage um den "verschwendeten Platz" ist eine Klage einer Minderheit. Und damit sind wir bei der Frage, welche Minderheit entgegen den Willen einer Mehrheit ihre Wünsche durchdrücken dürfen soll. Willkommen unter den Demokratieskeptikern.

Nein, allein Harald Schmidt wäre für den Sender ein Desaster gewesen. Zwar mag es sich - bei aller Unsicherheit, die Werbung auszeichnet - für den einzelnen Werbenden gerechnet haben, aber für den Sender insgesamt war das allein wohl ein Verlustgeschäft. Erst durch die vermuteten "Spillovers" ließ sich das argumentieren, und diese "Spillovers" werden mir zu wenig beachtet.

"Dass die Un-Nachrichten, im Vergleich zu den Zeiten, als die "Ö-Re" noch unter sich waren, offensichtlich zugenommen haben, mag daran liegen, dass die Politiker und Funktionäre heute medienbewußter sind als damals"

Ich kann nicht erkennen, dass die "Un-Nachrichten" zugenommen hätten. Für mich hat sich da wenig verändert. Es gab oder gibt noch ab und an in den Dritten die Möglichkeit, sich die "Tagesschau" von vor X Jahren anzusehen. Das habe ich manchmal getan und selbstvergewissernd keinen Unterschied festgestellt.

"Denn für eine Prüfung durch professionelle Redakteure ist die Enten-Quote gerade in den elektronischen Medien verdammt hoch. Das Prinzip: 'Eine Quelle ist keine Quelle' wird unter dem Druck der Aktualität und dem Druck, einen 'Knüller' nicht der Konkurrenz zu überlassen, doch ziemlich oft aufgeweicht. "

Das ist natürlich auch richtig und kennzeichnet unsere Medienlandschaft heute. Egal, um welches Thema es geht, jedes wird zu einer Sau, die laut durchs Dorf getrieben wird, an der das Interesse aber bald verblasst. Was in Kleinbloggersdorf im Kleinen abgeht, machen die angeblichen "Profis" nicht besser.

Aber das betrifft ja nicht nur das Fernsehen, sondern konzertiert alle Medien. So sehr, dass ich versucht bin, darin etwas über die Zuschauer und Leser ausgesagt zu finden.

"Und die einzig flächendeckend relevante "Hidden Agenda" ist: 'Bloß nicht anecken!'"

Wirklich? Oder nicht etwa "nur nicht bei den Falschen anecken"? Es gibt sie durchaus, die medialen Hetzjagden mit dem Ziel, ein Opfer zur Strecke zu bringen. Hauptsache, es ist im Dienst einer Sache, die man (wer auch immer das ist - sicher sind es auch die Medien selbst) vorher als dessen wert apostrophiert hat.

Was jetzt die Papst-Berichterstattung angeht, gestatte mir, da etwas vorsichtiger zu sein. Das sage ich bewusst als jemand, der nicht zuletzt wegen der Institution "Papst" konvertiert ist. Da sind mir auf allen Seiten zu viele Leute mit Schaum vor dem Mund bei der Sache, da urteile ich lieber mit etwas Abstand.

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