Fundamentalistisch, intolerant - und Spaß dabei!
Religiöse Fundamentalisten gelten - nicht zu Unrecht - als verbissen, grimmig, humorlos.
Allerdings gibt es in den USA schon lange Pop-Fundamentalismus - erzkonservative, bitterböse Botschaften in moderner und spaßiger Verpackung. Höllenqualen, Sündenangst und Hass auf "Ungläubige" als gefälliger Popsong oder Comic. Manchmal (unfreiwilig) saukomisch, manchmal nur zum Davonrennen.
In Paris fand Mitte März die dritte "Life-Parade" statt. Nicht zu verwechseln mit der "Love Parade": Während die "Love Parade" ein Musterbeispiel für das ist, was Herbert Marcuse einst, in den wilden 60ern, "repressive Toleranz" nannte - eine Toleranz, die dem Einzelnen eine Freiheit gestattet, die frei von jeder (realen) politischen Bedeutung ist - verzichtet die "Life Parade" gleich auf die Toleranz und beschränkt sich auf die Repression. Die ist aber bunt in jede Menge Amüsement verpackt.
Die "Life Parade" ist eine Initiative der "kulturellen Vereinigung für die Förderung der Familie und der Würde der menschlichen Persönlichkeit". Diese Kopie des amerikanischen "March for Life" bringt 10.000 bis 15.000 junge Leute auf die Strasse, die mit Musik und Tanz gegen Schwangerschaftsunterbrechung, Homosexualität und für "christliche Werte" demonstrieren. Die Organisatoren bestreiten jegliche direkte Unterstützung der Kirchen und präsentieren sich als eine spontane Reaktion der Jugendlichen auf den "zunehmenden Sittenverfall". Hinsichtlich der direkten Unterstüzung durch die großen Kirchen könnte das sogar stimmen, "spontan" dürfte an dieser Veranstaltung noch weitaus weniger als bei der "Love Parade" sein. (Bericht über die "Life Parade" in der "Liberation" (französisch) - via: hdp-online .)
"March for Life", das US-Vorbild, ist eine jährliche Groß-Demonstration von fanatischen Abtreibungsgegnern (die sich selbst "Pro Life" nennen), die im Laufe der Jahre immer stärker Eventcharakter angenommen hat. Die französische Veranstaltung dürfte hinsichtlich der musikalisch-spaßorientierten Form auch von "Rock for Life" inspiriert sein. Obwohl es eigentlich keine logische Brücke zum Thema "Abtreibung" gibt, haben "March for Life" und "Rock for Life" unüberhörbare, wenngleich nicht immer offen eingestandene, schwulenfeindliche Tendenzen. Der Grund dürfte im konservativen Familienbild der meisten "Pro Lifer" zu suchen sei - und in der impliziten Vorstellung, dass der "natürliche" bzw. "gottgewollte" Zweck von Sex ausschließlich in der Zeugung von Kindern liegt. "Rock for Life" macht daraus gar kein Hehl - und ist auch bei Angriffen auf vermeindliche Feinde nicht zimperlich: Dark Side.

Allerdings gibt es in den USA schon lange Pop-Fundamentalismus - erzkonservative, bitterböse Botschaften in moderner und spaßiger Verpackung. Höllenqualen, Sündenangst und Hass auf "Ungläubige" als gefälliger Popsong oder Comic. Manchmal (unfreiwilig) saukomisch, manchmal nur zum Davonrennen.
In Paris fand Mitte März die dritte "Life-Parade" statt. Nicht zu verwechseln mit der "Love Parade": Während die "Love Parade" ein Musterbeispiel für das ist, was Herbert Marcuse einst, in den wilden 60ern, "repressive Toleranz" nannte - eine Toleranz, die dem Einzelnen eine Freiheit gestattet, die frei von jeder (realen) politischen Bedeutung ist - verzichtet die "Life Parade" gleich auf die Toleranz und beschränkt sich auf die Repression. Die ist aber bunt in jede Menge Amüsement verpackt.
Die "Life Parade" ist eine Initiative der "kulturellen Vereinigung für die Förderung der Familie und der Würde der menschlichen Persönlichkeit". Diese Kopie des amerikanischen "March for Life" bringt 10.000 bis 15.000 junge Leute auf die Strasse, die mit Musik und Tanz gegen Schwangerschaftsunterbrechung, Homosexualität und für "christliche Werte" demonstrieren. Die Organisatoren bestreiten jegliche direkte Unterstützung der Kirchen und präsentieren sich als eine spontane Reaktion der Jugendlichen auf den "zunehmenden Sittenverfall". Hinsichtlich der direkten Unterstüzung durch die großen Kirchen könnte das sogar stimmen, "spontan" dürfte an dieser Veranstaltung noch weitaus weniger als bei der "Love Parade" sein. (Bericht über die "Life Parade" in der "Liberation" (französisch) - via: hdp-online .)
"March for Life", das US-Vorbild, ist eine jährliche Groß-Demonstration von fanatischen Abtreibungsgegnern (die sich selbst "Pro Life" nennen), die im Laufe der Jahre immer stärker Eventcharakter angenommen hat. Die französische Veranstaltung dürfte hinsichtlich der musikalisch-spaßorientierten Form auch von "Rock for Life" inspiriert sein. Obwohl es eigentlich keine logische Brücke zum Thema "Abtreibung" gibt, haben "March for Life" und "Rock for Life" unüberhörbare, wenngleich nicht immer offen eingestandene, schwulenfeindliche Tendenzen. Der Grund dürfte im konservativen Familienbild der meisten "Pro Lifer" zu suchen sei - und in der impliziten Vorstellung, dass der "natürliche" bzw. "gottgewollte" Zweck von Sex ausschließlich in der Zeugung von Kindern liegt. "Rock for Life" macht daraus gar kein Hehl - und ist auch bei Angriffen auf vermeindliche Feinde nicht zimperlich: Dark Side.

MMarheinecke - Mittwoch, 28. März 2007