Vielleicht tu ich ihr Unrecht ...

der schwedischen Sängerin und Schauspielerin Sara Stina Leander, geb. Hedberg, gerufen "Stina", die heute 100 Jahre geworden wäre.

Zarah Leander sang und schauspielte zwischen 1937 und 1943 für die Deutschen und sorgte für die gute Laune, die Goebbels als wichtigste Waffe im Krieg bezeichnete. Dafür fiel sie in ihrem Heimatland Schweden in Ungnade (allerdings bezeichnenderweise erst nach 1945, zuvor waren ihre deutschen Filme auch in Schweden beliebt) und gilt dort bis heute als die verlorene Tochter. (Die war gelegendlich kolportierte Legende, sie wäre vor ihrem Erfolg in Österreich und Deutschland nur ein Revuegirl aus Schweden, das durch Skandinavien tingelte, gewesen, stimmt nicht. Sie nahm in Schweden bis 1936 80 Lieder auf, womit sie zu den aktivsten schwedischen Sängerinnen der damaligen Zeit gehörte. Von 1929 bis 1935 hatte Zarah Leander in zahlreichen Revuen, Operetten und Musicals wichtige Rollen und drehte in Schweden immerhin drei Spielfilme. Finanziell war der deutsche Markt allerdings attraktiver.)

Zarah Leander sang für die Deutschen - und spionierte für Russland, behauptet der angesehene russische Publizist Arkadi Waksberg. Tonbandprotokolle aus Moskauer Geheimarchiven scheinen das alte Gerücht zu bestätigen. Unter dem Decknamen "Rose-Marie" soll Zarah dem sowjetischen Geheimdienst Informationen geliefert haben

Radioprogramm ARD.de: Kluge Frauen sagen nur "Vielleicht".

Tatsächlich paßte Stina Leander, trotz ihrer "nordischen Erscheinung", überhaupt nicht in das NS-offizielle Frauenbild: persönlich emanzipiert und äußerst selbstbewußt fiel es ihr leicht, die "femme fatale" zu spielen oder als etwas verruchte Dame durchzugehen. Ein interessante Abwechslung zur sonst propagierten Heimchen-am-Herd-Idylle, die wohl bewußt von Propagandaminister Goebbels zugelassen wurde. (Er soll angeblich sehr geschätzt haben - aber welche attraktive Frau schätze der nicht? )

Ihr größtes Kapital war aber ihre wunderbare Kontra-Alt-Stimme, tief, aber dennoch unverkennbar weiblich. Ihre politische Haltung hielt sie immer hinter dem Berg, sie bezeichnete sich als "unpolitisch", auch wenn sie es nicht war.

Meiner Einschätzung nach war sie kühl berechnende Opportunistin. Sie kehrte Deutschland 1943 den Rücken, als ihr Haus in Berlin-Grunewald ausgebomt wurde und die Wehrmacht gegenüber der Sowjetarmee hoffnungslos in die Defensive geriet. Loyalität zu Deutschland hatte sie wohl keine.
Ich vermute, sie spionierte eher für ihre eigenen Interessen, als für die Sowjetunion oder gegen Hitler.

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