Religionstest bei der "Zeit"

Religionstests, bei denen man anhand einiger Fragen zur persönlichen Weltanschauung eine Einschätzung erhellt, welche Religion am besten zu einem passt, gibt es im Internet zuhauf. Gemeinsames Merkmal: ernst gemeint sind sie nicht.

Zur Reihe "Was soll ich glauben?" hat die "Zeit" zusätzlich einen "Religionstest" auf ihre Internet-Seite gestellt. Er funktioniert nach dem üblichen Schema. Und er scheint nicht als reiner Scherzartikel gedacht zu sein (ist es, meiner bescheidenen Ansicht nach, aber trotzdem).

Die konzeptinelle Schwäche des "Zeit"-"Testes" gegenüber den meisten Internet-Religionstests liegt darin, dass er nur zwischen sechs "Weltreligionen" untescheidet: Christentum, Islam, Judentum, Hinduismus, Buddhismus und Universismus (gemeint ist der chinesische Universismus, die Lehre Lao-tses, auch als Daoismus bekannt). Der "Test" fragt nur nach "Religionen", nicht etwa nach Weltanschauungen / Lebenshaltungen, wie Atheismus oder Agnostizismus. Ein deutlicher Schwachpunkt gegenüber selbst den albernsten Scherztests.

Warum das so ist, und warum ausgerechnet diese "Religionen" (in Anführung, weil Buddhismus und chinesischer Universismus der christlich geprägten üblichen Definition von "Religion" nicht entsprechen) ausgewählt wurden, ist übrigens meiner Ansicht nach (wohl ungewollt) bezeichnend. Daraus spricht ein hoffentlich unbeabsichtigter "Eurozentrismus" oder besser vielleicht "Christozentrismus": die Welt, gesehen und eingeordnet nach Kriterien, die das Christentum vorgibt.

Wer den "Test" trotzdem machen möchte: Religionstest.
Rayson (Gast) - 6. Feb, 21:12

Ist schon ein Scherztest. Auch aus meiner Sicht haben die Antwort-Alternativen nicht wirklich etwas mit christlicher Religion tu tun. Da werden einfach nur Zitate zur Auswahl gestellt, ohne auf den Zusammenhang Rücksicht zu nehmen oder darauf, dass Glaubensaussagen nicht unbedingt direkt in Zitatform vorliegen müssen.

Wenn das bei den anderen Religionen ebenso ist (was ich vermute), ist der Charakter eines Scherztests offensichtlich.

Dass nur die bekanntesten Religionen zum Vergleich herangezogen wurden, solltest du vor diesem Hintergrund verschmerzen können...

MMarheinecke - 6. Feb, 21:57

Ich hoffe sehr, dass es ein Scherztest ist ...

Köppnick - 6. Feb, 22:41

In der Tat,

vollkommen aus dem Zusammenhang gerissene Phrasen, zudem in der altertümlichen Sprache der jeweiligen Weltanschauung. Bei vielen der Fragen weiß ein Agnostiker gar nicht, welche Antwort er anklicken soll.

Aber diese Missverständnisse gibt es ja bereits innerhalb der Weltanschauungen / Religionen. Der historische Buddha wollte nichts weniger, als eine neue Religion "erfinden". Aber schon wenige Jahre nach seinem Tod hatten seine Jünger aus seinen Lehrsätzen eine gemacht. Menschen kommen wohl nicht ohne Götzenverehrung aus.

Bei mir kam übrigens als Präferenz "Hinduismus" heraus. Die Erklärung dafür ist (im Nachhinein) recht simpel: Als kosmologisches Modell bevorzuge ich ein Universum ohne raumzeitlichen Anfang und Ende, dem kommt das ewige Rad des Hinduismus am nächsten. Viele, die an den Urknall "glauben", scheinen sich erstens der Konsequenzen für Raum und Zeit nicht bewusst zu sein, und zweitens nicht der gedanklichen Nähe zum Juden- und Christentum sowie dem Islam.

Karsten (Gast) - 7. Feb, 16:39

Du bist ja nur beleidigt, weil sie Deine Religion nicht mit aufgenommen haben... ;P

MMarheinecke - 7. Feb, 16:49

Welche Religion meinst Du? Ich habe nämlich mehrere ;-)

Wie es sich für einen ordentlichen Polytheisten auch gehört.
Almujadilah - 5. Mai, 21:16

Ich bezweifele, dass es tatsächlich ein Scherztest ist. Allerdings - Seit wann ist das Judentum nur Kabbalah?
Aus meiner Sicht kann ich sagen, dass der Islam ganz gut in seinem Wesen getroffen wurde. Ich frage mich nur, wieviele der 11%, die dieses Ergebnis hatten, vor Schreck vom Stuhl gefallen sind ,-)

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