Ort der Varusschlacht wieder umstritten
Nach einer Meldung der dpa ist um den historischen Ort der legendären Varusschlacht zwischen Römern und Germanen ein neuer Streit entbrannt.
Es gebe immer mehr Hinweise, dass die legendäre Schlacht im Jahr 9 nach Christus nicht im niedersächsischen Kalkriese bei Osnabrück, sondern in Nordrhein-Westfalen geschlagen wurde, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt".
Es gebe Erkenntnisse, dass die Schlacht im Lipperland getobt habe, sagte Peter Kehne, Historiker der Universität Hannover, der Zeitung. Die Archäologen der Grabungsstätte bei Osnabrück müssten aufhören, die Tatsachen zu verdrehen.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verwies auf neue Bodenfunde, die Zweifel daran nährten, ob der römische Feldherr Varus mit seinem rund 20 000 römischen Legionären in Kalkriese den Tod fand. Möglicherweise sei Kalkriese nicht der Schauplatz der Schlacht gegen den Cheruskerfürsten Arminus gewesen, sondern in Wahrheit ein "Militärlager der Römer", das mit der Schlacht des tiberischen Feldherrn Vaecina 15n. Chr. in Verbindung stehe, wurde der Münsteraner Urgeschichtler Peter Glüsing zitiert. An diesem Mittwoch wollen in Detmold Fachwissenschaftler über die neuen Bodenfunde und Schlussfolgerungen über den Ort der Varusschlacht diskutieren.
Soweit die in mehreren Zeitungen abgedruckte dpa-Meldung - z. B. in der Mainpost.
Hierzu einige Anmerkungen: der Streit um der Ort der Varusschlacht ist in Westfalen und im südlichen Niedersachsen ein lokalhistorisches bzw. lokalpatriotisches Dauerthema, das manchmal zu verbalen Feldschlachten eskaliert. Es ist durchaus kein Zufall, dass die Überreste einer römischen Legion bei Kalkriese ausgerechnet von einem britischen Amateurarchäologen gefunden wurde: die professionelle deutsche Archäologie hielt sich nämlich aus durchaus verständlichen Gründen bis dahin bei der Suche nach dem Ort der Varusschlacht zurück. Wie mir ein Archäologe vor einigen Jahren erzählte, gäbe es in Deutschland zwei Forschungsgegenstände, mit denen man sich nur den Ruf und die Nerven ruinieren könne und unweigerlich aufs bitterste angefeindet würde, egal, was man herausbekäme, und "beide lägen ausgerechnet im Raum Ostwestfalen": den Ort der Varusschlacht und die Externsteine. Beide seien so sehr ideologisch aufgeladen, dass sachlich-fachliche Überlegungen zwangsläufig ins Hintertreffen geraten würden, selbst unter Fachleuten.
Der gereizte Tonfall ("Tatsachen verdrehen") im neusten Kapitel eines alten Streits spricht dafür, dass er leider Recht hatte.
Es gebe immer mehr Hinweise, dass die legendäre Schlacht im Jahr 9 nach Christus nicht im niedersächsischen Kalkriese bei Osnabrück, sondern in Nordrhein-Westfalen geschlagen wurde, berichtete das Bielefelder "Westfalen-Blatt".
Es gebe Erkenntnisse, dass die Schlacht im Lipperland getobt habe, sagte Peter Kehne, Historiker der Universität Hannover, der Zeitung. Die Archäologen der Grabungsstätte bei Osnabrück müssten aufhören, die Tatsachen zu verdrehen.
Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" verwies auf neue Bodenfunde, die Zweifel daran nährten, ob der römische Feldherr Varus mit seinem rund 20 000 römischen Legionären in Kalkriese den Tod fand. Möglicherweise sei Kalkriese nicht der Schauplatz der Schlacht gegen den Cheruskerfürsten Arminus gewesen, sondern in Wahrheit ein "Militärlager der Römer", das mit der Schlacht des tiberischen Feldherrn Vaecina 15n. Chr. in Verbindung stehe, wurde der Münsteraner Urgeschichtler Peter Glüsing zitiert. An diesem Mittwoch wollen in Detmold Fachwissenschaftler über die neuen Bodenfunde und Schlussfolgerungen über den Ort der Varusschlacht diskutieren.
Soweit die in mehreren Zeitungen abgedruckte dpa-Meldung - z. B. in der Mainpost.
Hierzu einige Anmerkungen: der Streit um der Ort der Varusschlacht ist in Westfalen und im südlichen Niedersachsen ein lokalhistorisches bzw. lokalpatriotisches Dauerthema, das manchmal zu verbalen Feldschlachten eskaliert. Es ist durchaus kein Zufall, dass die Überreste einer römischen Legion bei Kalkriese ausgerechnet von einem britischen Amateurarchäologen gefunden wurde: die professionelle deutsche Archäologie hielt sich nämlich aus durchaus verständlichen Gründen bis dahin bei der Suche nach dem Ort der Varusschlacht zurück. Wie mir ein Archäologe vor einigen Jahren erzählte, gäbe es in Deutschland zwei Forschungsgegenstände, mit denen man sich nur den Ruf und die Nerven ruinieren könne und unweigerlich aufs bitterste angefeindet würde, egal, was man herausbekäme, und "beide lägen ausgerechnet im Raum Ostwestfalen": den Ort der Varusschlacht und die Externsteine. Beide seien so sehr ideologisch aufgeladen, dass sachlich-fachliche Überlegungen zwangsläufig ins Hintertreffen geraten würden, selbst unter Fachleuten.
Der gereizte Tonfall ("Tatsachen verdrehen") im neusten Kapitel eines alten Streits spricht dafür, dass er leider Recht hatte.
MMarheinecke - Montag, 13. November 2006
Was gefunden?
Ich verstehe die Aufregung auch nicht
Der wichtigste Grund für den "Varusstreit" liegt IMO im puren Lokalpatriotismus. (Und der scheint im Westfälischen sehr ausgeprägt zu sein.)
Es gibt allerdings noch einen anderen Grund, weshalb "Kalkriese" als möglicher Ort der Varusschlacht einigen Germanenschwärmern unbeliebt ist: es wurde praktisch keine "original germanischen" Waffen und Ausrüstungsgegenstände gefunden. Zusammen mit den schriftliche Quellen ergibt sich daraus, dass nicht etwa germanischen Bauernkrieger gegen eine überlegene römische Armee gesiegt hatten, sondern das Arminus römische Hilfstruppen kommandierte, die "von der Fahne gegangen" waren und Varus schlicht verrieten. Nicht das Holz, aus dem man patriotische Heldenlegenden schnitzt ...