Radio-GaGa - leicht gemacht!

Als Redakteur eines typischen Dudelfunk-Senders hat man es nicht leicht.
Das mag angesichts des homogenen Breis aus Werbung und seichter Unterhaltung, euphemistisch "Programm" genannt, überraschend klingen. Das Problem ist folgendes: die Werbung wird nur dann gebucht, wenn der betreffende Sender auch genügend Hörer hat. Verläßt man sich, wie die meisten Dudelfunk-Sender, auf das Musikformat Mainstream-Pop ("Das Abgenudelste aus den 80ern und 90ern und das Ödeste von Heute"), gibt es absolut keinen Grund, nicht anstelle des Radios den CD- oder MP3-Spieler zu aktivieren - und die Musik werbefrei zu genießen.
Also braucht man wohl oder übel "Serviceleistungen": Kurznachrichten, Wetter, Verkehr, damit der Hörer bei der Stange bleibt. Und, da der fröhliche Moderator nicht immer nur abgestandene Witzchen machen kann, auch mal interessante aktuelle Beiträge. Das Problem: die Dinger machen sich nicht von allein bzw. sie können nicht mal eben von der Praktikantin zwischen Kaffeekochen und Fotokopieren zusammengehauen werden. Dazu muß man äh, wie heißt das noch mal, re... re... (im Duden nachschlag) ah, recherchieren. Schlimmer noch, man braucht Reporter. Es wäre auch nicht schlecht, mal einen Experten vors Mikro zu bekommen. Umsonst ist das nicht zu haben.

Oder? Schließlich gibt es, notdürftig als "Pressemitteilungen" getarnte, fertig konfektionierte Beiträge, als MP3-Datei zum kostenfreien Runterladen, mit denen man gleich live auf Sendung gehen kann.
Hier ein besonders gelungenes Beispiel der "CMA - Bestes vom Bauernfänger":
O-Ton-Beitrag: Date mit dem Herbst!
Was, wer redet da von "unzulässiger Vermischung zwischen redaktionellen Inhalten und Werbung"? Das ist doch Public Relations, keine Produktwerbung, das ist was ganz anderes! Es wird ja keine Werbung für Molke der Meiereigenossenschaft Ochsenwerder oder der Großmeierei "Meier-Milch" gemacht, sondern PR für das Informationsbüro Deutsche Molke. Damit die Leute endlich kapieren, dass Molke kein Meierei-Nebenprodukt mit begrenzter Anwendungsmöglichkeit ist, sondern unentbehrlich für Gesundheit, Schönheit, Erfolg. ("Generation Molkepulver".)
via: sargnagelschmiede Kieck moal an!

Man glaube nicht, so etwas beschränke sich auf den Dudelfunk. Oder wie kommen wohl die vorabendlichen Fernsehdokus a la "Wie wird original Harzer Magermilchkäse (fettarm, aromatisch und die Darmflora vitatalisierend) gemacht?" oder "So sauber ist unser neues Braunkohlekraftwerk" zustande?

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