Noch eine Begriffsklärung zum "Kampf der Kulturen"
In der Debatte um die angeblich islamfeindlichen Passagen im Vortrag Benedikts XVI. steht im Allgemeinen das Zitat eines mittelalterlichen Kaisers im Vordergrund. Allerdings ist für Aiman al Sawahiri, der allgemein als Vizechef von Al Qaeda gilt, etwas Anderes von zentraler Bedeutung:
netzeitung: Sawahiri beschimpft den Papst und Bush
Die Weltsicht eines Fundis vom Kaliber Swahiri könnte man so wiedergeben:
"Egal, wie er auf sterbliche Menschen wirken mag, der Islam ist die unverfälschte Widergabe der absoluten Vernunft Gottes. Wer also behauptet, Gott wäre im Islam über die Kategorie der Vernunft erhaben, lästert Gott, den ER ist die Vernunft (die Liebe, der Frieden, die Gerechtigkeit).
Wenn ein Katholik vom "unerforschlichen Ratschluß Gottes" redet, dann meint er in aller Regel: "Was uns Menschen vielleicht unvernünftig erscheint oder ungerecht, das sieht aus der Perspektive der überlegenen Vernunft, Weisheit und Gerechtigkeit Gottes ganz anders aus." Ein Fundamentalist meint damit: "Was Gott beschließt, das ist vernünftig, und damit Basta! Wer als Mensch an der Vernünftigkeit der Ratschlüsse Gottes auch nur eine Sekunde lang zweifelt, der lästert wider Gottes." Außerdem wird ein Fundamentalist darauf beharren, dass sich Gott klar, eindeutig und für alle Menschen verständlich offenbart hat. Wer diese klare Offenbarung nicht versteht, der ist eben böse, verstockt oder bestenfalls irregeleitet.
Einen guten Eindruck dieses Denkens bekommt man, wenn man versucht, mit Missionaren einer fundamentalistischen Sekte zu diskutieren. Wobei es völlig egal ist, ob besagte Sekte "christlich", "islamisch", "theosophisch",usw. ist. Selbst bei völlig abgespaceten UFO-Sekten läßt sich dieses Denkmuster wiederfinden. "Ashtar Sheran hat uns klare, unmissverständliche Botschaften übermittelt".
(Es gibt sogar jemanden, der nach eigenen Angaben das "traditionelle germanische Heidentum" vertritt und auf fundamentalistische Weise "argumentiert". Womit er es im Laufe der Jahre geschafft hat, sich vom enfant terrible über die persona non grata zum unfreiwilligen Clown des deutschsprachigen Neuheidentums emporzuarbeiten. Das nur am Rande.)
Hinter Fundamentalismus aller Art steckt eine Weltsicht wie in diesem alten Witz: "Achtung, auf der A24, zwischen Börnsen und Geesthacht, kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen!" - "Wie bitte, ein Fahrzeug? Tausende!"
Hinter diesem Hintergrund ist auch klar, was der "Vize" des Terrornetzwerks Al Qaeda meint, wenn er über den Papst sagt:
Noch eine notwendige Anmerkung: die wenigsten Fundamentalisten sind gewaltbereit - die, die es sind, sind aber schlimm genug. Davon abgesehen bin ich der Ansicht, dass sich jede Religionsgemeinschaft ihre Fanatiker und religiös Verdrehten selbst kümmern muß. (Hierzu, in der Sagnagelschmiede: Self fulfilling prophecies).
Ich bin außerdem der Ansicht, dass der religiöse Fundamentalismus für "Hassprediger" und Al Queda-Terroristen nur den Charakter einer Rechtfertigungsideologie hat - in den mir bekannten Hasspredigten und Äußerungen radikaler Islamisten steht nämlich eindeutig die Politik im Vordergrund, die "Religion" beschränkt sich auf einige Phrasen.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Attentäter vom 11 September 2001 keine "islamischen Fundamentalisten" waren. Eher politische Fanatiker mit einem dem islamischen Fundamentalismus entlehnten "Betäubungsspritze für aufkommende Skrupel": "Wenn wir dabei Unschuldige töten, wird Gott die Seinen schon erkennen und ihnen den Weg ins Paradies bahnen."
netzeitung: Sawahiri beschimpft den Papst und Bush
"Dieser Hochstapler hat die rote Linie überschritten, als er sagte, dass sich der Islam nicht mit der Vernunft vereinbaren ließe», sagte Sawahiri. Er meinte damit offenbar jene Stelle in dem Vortrag Benedikts XVI., in der dieser über die islamische Lehre sagte, dass für diese «Gott absolut transzendent» sei. «Sein Wille ist (im Islam) an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit.»Swahiri liefert damit ein gutes Beispiel für eine streng fundamentalistische Religionsauffassung - und bestätigt interessanterweise die Darstellung des Papstes. Swahiri fühlt sich beleidigt (oder gibt es zumindest vor), eben weil Gott seiner Auffassung nach an keine menschlichen Kategorien gebunden ist - sondern die transzendente Quelle aller Werte und Kategorien ist. Gott ist in fundamentalistischer Auffassung (auch christlich-fundamentalistischer übrigens) per Definion "absolut vernünftig", der Koran (oder die Bibel) nicht nur "göttlich inspiriert", sondern das Wort Gottes - in jedem Komma und jedem I-Tüpfelchen. Egal, wie unvernünftig das einem sterblichen Menschen auch erscheinen mag.
Die Weltsicht eines Fundis vom Kaliber Swahiri könnte man so wiedergeben:
"Egal, wie er auf sterbliche Menschen wirken mag, der Islam ist die unverfälschte Widergabe der absoluten Vernunft Gottes. Wer also behauptet, Gott wäre im Islam über die Kategorie der Vernunft erhaben, lästert Gott, den ER ist die Vernunft (die Liebe, der Frieden, die Gerechtigkeit).
Wenn ein Katholik vom "unerforschlichen Ratschluß Gottes" redet, dann meint er in aller Regel: "Was uns Menschen vielleicht unvernünftig erscheint oder ungerecht, das sieht aus der Perspektive der überlegenen Vernunft, Weisheit und Gerechtigkeit Gottes ganz anders aus." Ein Fundamentalist meint damit: "Was Gott beschließt, das ist vernünftig, und damit Basta! Wer als Mensch an der Vernünftigkeit der Ratschlüsse Gottes auch nur eine Sekunde lang zweifelt, der lästert wider Gottes." Außerdem wird ein Fundamentalist darauf beharren, dass sich Gott klar, eindeutig und für alle Menschen verständlich offenbart hat. Wer diese klare Offenbarung nicht versteht, der ist eben böse, verstockt oder bestenfalls irregeleitet.
Einen guten Eindruck dieses Denkens bekommt man, wenn man versucht, mit Missionaren einer fundamentalistischen Sekte zu diskutieren. Wobei es völlig egal ist, ob besagte Sekte "christlich", "islamisch", "theosophisch",usw. ist. Selbst bei völlig abgespaceten UFO-Sekten läßt sich dieses Denkmuster wiederfinden. "Ashtar Sheran hat uns klare, unmissverständliche Botschaften übermittelt".

(Es gibt sogar jemanden, der nach eigenen Angaben das "traditionelle germanische Heidentum" vertritt und auf fundamentalistische Weise "argumentiert". Womit er es im Laufe der Jahre geschafft hat, sich vom enfant terrible über die persona non grata zum unfreiwilligen Clown des deutschsprachigen Neuheidentums emporzuarbeiten. Das nur am Rande.)

Hinter Fundamentalismus aller Art steckt eine Weltsicht wie in diesem alten Witz: "Achtung, auf der A24, zwischen Börnsen und Geesthacht, kommt Ihnen ein Fahrzeug entgegen!" - "Wie bitte, ein Fahrzeug? Tausende!"
Hinter diesem Hintergrund ist auch klar, was der "Vize" des Terrornetzwerks Al Qaeda meint, wenn er über den Papst sagt:
Dieser Mensch mit paradoxen Ansichten tut so, als hätte er vergessen, dass sein Christentum von einem gesunden Verstand nicht begriffen werden kann.Klar, denn einen "gesunden Verstand" hat nur der, der genau das Selbe glaubt, was Swahiri glaubt.

Noch eine notwendige Anmerkung: die wenigsten Fundamentalisten sind gewaltbereit - die, die es sind, sind aber schlimm genug. Davon abgesehen bin ich der Ansicht, dass sich jede Religionsgemeinschaft ihre Fanatiker und religiös Verdrehten selbst kümmern muß. (Hierzu, in der Sagnagelschmiede: Self fulfilling prophecies).
Ich bin außerdem der Ansicht, dass der religiöse Fundamentalismus für "Hassprediger" und Al Queda-Terroristen nur den Charakter einer Rechtfertigungsideologie hat - in den mir bekannten Hasspredigten und Äußerungen radikaler Islamisten steht nämlich eindeutig die Politik im Vordergrund, die "Religion" beschränkt sich auf einige Phrasen.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass die Attentäter vom 11 September 2001 keine "islamischen Fundamentalisten" waren. Eher politische Fanatiker mit einem dem islamischen Fundamentalismus entlehnten "Betäubungsspritze für aufkommende Skrupel": "Wenn wir dabei Unschuldige töten, wird Gott die Seinen schon erkennen und ihnen den Weg ins Paradies bahnen."
MMarheinecke - Sonntag, 1. Oktober 2006