Antisemitismus auf Schwedisch
Eigentlich wäre es eine Marginalie: die schwedische Luftwaffe zieht sich von einer gemeinsamen Übung mit den Luftwaffen befreundeter Nationen zurück. Wäre da nicht die übel klingende Begründung: Schweden macht nicht mit, weil die Israelis auch dabei sind - womit Israel offensichtlich nicht mehr zu den befreundeten Nationen gezählt wird.
Antisemitismus im friedlichen Musterland im Norden?
Über das rosarote Schwedenbild mancher Deutscher habe ich mich ja schon mal ausgelassen: Bullerbü ist überall. Meine schwedische Freundin äußerte einmal den Verdacht, der gute Ruf Schwedens in Deutschland würde auch daher kommen, dass man "als Schwede" Dinge sagen dürfte, die in Deutschland wegen der Nazivergangenheit "politisch inkorrekt" sind. Soweit es um Dinge wie Sonnenwendfeiern geht, wünsche auch ich mir etwas "nordische Lockerheit" bei angeblichen "Tabuthemen". Im Falle des Antisemitismus vermisse ich den "unbefangenen" Umgang vieler Schweden mit "NS-belasteten" Themen nicht im Geringsten.
Nachtrag: Schweden hat am 5. 5. als erstes europäisches Land einem Hamas-Minister, nämlich Atef Odwan. eine Einreisegenehmigung erteilt – Anlass ist eine von Palästinensern organisierten Konferenz in Malmö. Schweden bewilligt Hamas-Minister Visum
Und eine Klarstellung:
Nicht jeder Unterstützer der Palästinenser ist auch Antizionist. Nicht jeder Antizionist ist zwangsläufig Antisemit. Aber jeder Antisemit ist auch Antizionist.
Von daher ist mir jeder Palästina-Unterstützer äußerst suspekt, der es mit dem Existenzrecht Israels und der Ablehung des Terrorismus nicht so genau nimmt. Geschweige denn, jemanden zu einer Konferenz einzulande, der das Existenzerecht Israels offen ablehnt und in der Vergangenheit Terrorismus befürwortet hat.
Noch etwas: Ich finde die "Ausschwitz-Keule" - der Hinweis auf die besondere deutsche Verantwortung wegen des millionenfachen Mordes - ist ein zwar Wirksames, aber zu grobes Instrument, um Antisemiten zu stoppen. Zumal sie hat keinen Bezug zur Gegenwart hat.
Zur Frage, wie viele Antisemiten es in anderen europäischen Ländern gibt: Antisemitismus sinkt, Israelfeindschaft steigt in Europa. Deutschland liegt mit traurigen 36% der Befragten, die antisemitische Ressentiments an den Tag legten, ganz vorn.
Vielleicht noch schlimmer: 45 % der befragten Europäer glauben, dass Israel keinen Frieden im Nahen Osten wolle (und nur 7 % glauben, dass Palästina keinen Frieden will).
Nachtrag vom 17. Mai:
Da hamma den Salat: Hamas-Minister widerrechtlich in Europa.
Verteidigungsministerin Leni Björklund sagte, sie habe ihre Entscheidung wegen der Teilnahme ‚eines Staates, der sich nicht an internationalen Friedenssicherungs-Einsätzen beteiligt’ geändert. Ein anderes schwedisches Regierungsmitglied argumentierte weniger diplomatisch: ‚Israel handelt nicht im Namen des Friedens und sollte nicht an einer solchen Darbietung teilnehmen!’Liza äußert in seinem Blog den üblen, und wohl zutreffenden, Verdacht, dass diese Entscheidung nicht zuletzt dem in Schweden weit verbreiteten "Antizionismus" geschuldet ist. Alter Schwede!
Antisemitismus im friedlichen Musterland im Norden?
Über das rosarote Schwedenbild mancher Deutscher habe ich mich ja schon mal ausgelassen: Bullerbü ist überall. Meine schwedische Freundin äußerte einmal den Verdacht, der gute Ruf Schwedens in Deutschland würde auch daher kommen, dass man "als Schwede" Dinge sagen dürfte, die in Deutschland wegen der Nazivergangenheit "politisch inkorrekt" sind. Soweit es um Dinge wie Sonnenwendfeiern geht, wünsche auch ich mir etwas "nordische Lockerheit" bei angeblichen "Tabuthemen". Im Falle des Antisemitismus vermisse ich den "unbefangenen" Umgang vieler Schweden mit "NS-belasteten" Themen nicht im Geringsten.
Erst vor knapp zwei Monaten hatte eine Studie zutage gefördert, dass 36 Prozent der schwedischen Bevölkerung „eine mindestens ‚teilweise ambivalente‘ Haltung gegenüber Juden“ hat. Mehr als ein Viertel bejahten die Frage, ob „die Juden großen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben“, genauso viele möchten „keinen Juden als Ministerpräsidenten“. Die Dunkelziffer ist vermutlich noch weit höher – derlei Umfragen fassen die Definition von Antisemitismus zumeist ziemlich eng.Die Umfrageergebnisse sind in Deutschland übrigens nicht wesendlich besser. Der Unterschied: eine offen anti-israelische Position, die mit alten anti-semitischen Klischees arbeitet, ist in Deutschland, der "Auschwitz-Keule" sei Dank, die Sache von Rechtsextremisten und schäbigen Populisten. Im nicht "belasteten" Schweden ist diese Haltung tief im politischen Establishment verankert. Und auch um diese "Unbefangenheit" beneiden, fürchte ich, nicht wenige Deutsche ihre nördlichen Nachbarn.
Nachtrag: Schweden hat am 5. 5. als erstes europäisches Land einem Hamas-Minister, nämlich Atef Odwan. eine Einreisegenehmigung erteilt – Anlass ist eine von Palästinensern organisierten Konferenz in Malmö. Schweden bewilligt Hamas-Minister Visum
Und eine Klarstellung:
Nicht jeder Unterstützer der Palästinenser ist auch Antizionist. Nicht jeder Antizionist ist zwangsläufig Antisemit. Aber jeder Antisemit ist auch Antizionist.
Von daher ist mir jeder Palästina-Unterstützer äußerst suspekt, der es mit dem Existenzrecht Israels und der Ablehung des Terrorismus nicht so genau nimmt. Geschweige denn, jemanden zu einer Konferenz einzulande, der das Existenzerecht Israels offen ablehnt und in der Vergangenheit Terrorismus befürwortet hat.
Noch etwas: Ich finde die "Ausschwitz-Keule" - der Hinweis auf die besondere deutsche Verantwortung wegen des millionenfachen Mordes - ist ein zwar Wirksames, aber zu grobes Instrument, um Antisemiten zu stoppen. Zumal sie hat keinen Bezug zur Gegenwart hat.
Zur Frage, wie viele Antisemiten es in anderen europäischen Ländern gibt: Antisemitismus sinkt, Israelfeindschaft steigt in Europa. Deutschland liegt mit traurigen 36% der Befragten, die antisemitische Ressentiments an den Tag legten, ganz vorn.
Vielleicht noch schlimmer: 45 % der befragten Europäer glauben, dass Israel keinen Frieden im Nahen Osten wolle (und nur 7 % glauben, dass Palästina keinen Frieden will).
Nachtrag vom 17. Mai:
Da hamma den Salat: Hamas-Minister widerrechtlich in Europa.
Mit einem schwedischen Visum hat ein Mitglied der radikalen palästinensischen Hamas-Regierung mehrere europäische Länder besucht - trotz eines Verbots der Europäischen Union.
MMarheinecke - Donnerstag, 4. Mai 2006
Pfui, pfui...
Mich haben Sie überzeugt, ich werde nie wieder bei IKEA kaufen.
Normalerweise lösche ich solche Trollkommentare
Es geht nicht in ersten Linie darum, dass die schwedische Luftwaffe nicht an einer Übung gemeinsam mit der israelischen Luftwaffen teilnimmt, sondern wie diese Absage begründet wird.
Den "schwedischen Antisemitismus", den ich übrigens für einen sehr engen Verwandten des deutschen Antisemitismus halte, mache ich nicht allein an der problematische Haltung der schwedischen Regierung gegenüber Israel fest. Und ansonsten gilt auch wenn ich mich mal kritisch über Schweden und noch kritischer über eine bestimmte Sorte deutscher Schwedenfans äußere: Jag älska Sverige.