Ehrenamtliche Widerspüche

Es ist in mittlerweile gewohntes Spiel: Auf der einen Seite wird, von Seite der Bundes-, Landes, Kommunal-Regierungen, bei jeder passenden und vielen unpassenden Gelegenheiten das "ehrenamtliche Engagement" der Bürger gelobt und "mehr Engagement" gefordert. (Weil ohne die unbezahlte Arbeit in vielen Bereichen - Soziales, Kultur, Unweltschutz - kaum noch etwas ginge.) Auf der anderen Seite werden (scheinbare und tatsächliche) "Steuerprivilegien" für Ehrenämter abgebaut - ohne zu fragen, ob diese (eher geringen) Einsparungen nicht an anderer Stelle erheblich höhere Aufwendungen hervorrufen.

Ein neues und vielleicht besonders folgenschweres Beispiel dieser inzwischen gewohnten Praxis trifft die Umwelt- und Naturschutzverbände: Volle Breitseite gegen Umweltverbände: Gemeinnützigkeitsrecht soll reformiert werden In der Tat wären die von den "unabhängigen" (kicher!) Gutachtern vorgeschlagenen Änderungen verheerend, auch wenn man in Rechnung stellen muß, dass auch Umweltschutz-Verbände die PR-Technik des "lautstarken Jammerns" zuweilen trefflich beherrschen.
Karan - 13. Aug, 21:26

Das erinnert mich fatal an die Kunst-Debatte und die Themen, die in diesem Zusammenhang aufkamen...

MMarheinecke - 13. Aug, 21:34

Ja, genau daran habe ich auch gedacht

Das Widersinnige ist ja, dass einerseits ehrenamtliches Engagement seitens der Regierungen und Verwaltungen systematisch gefördert wird (denn kostenlose Arbeit ist unverzichtbar), anderseits aber diese Förderung für einflußreiche Regierungsberater (konkret in diesem Falle: wissenschaftlicher Beirat des Bundesfinanzministeriums) ein zu reduzierender Ausgabenfaktor ist. Die unschöne Schlußfolgerung: Wer sich ehrenamtlich engagiert, soll praktisch Geld mitbringen, den Jahresurlaub opfern usw.. Das Fatale ist, das dieses Konzept funktioniert, siehe Fußball-WM: die FiFa erzielte einen Rekordgewinn von 1,6 Milliarden Euro, dennoch erhielten die 15.000 "Voluntiers", ohne die die WM nicht hätte organisiert werden könnten, nicht einmal eine bescheidene Aufwandsentschädigung. In meinen Augen ist das Ausbeutung von Hilfsbrereitschaft. Ein Modell, das leider Schule macht, und wenig mit "Eigenverantwortung", aber sehr viel mit "Lückenbüßerfunktion" zu tun hat. Und - wenn die Pläne der Berater des Finanzministeriums Realität werden - zulasten der bestehenden selbstverwalteten Infrastruktur z. B. der Umweltschutzverbände gehen.

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