Donnerstag, 14. Juli 2011

Space Shuttle Reflexionen

(WARNUNG! Alte Männer erzählen von von früher!)

Ein wenig wehmütig war mir schon zumute, als STS-135 mit dem Orbiter ATLANTIS zum letzten Flug eines "Space Shuttles" abhob.

Wie war das, damals, als am 12. April 1981 (auf den Tag genau 20 Jahre nach dem ersten bemannten Raumflug) STS-1 mit dem Orbiter COLUMBIA startete? Der Start war ursprünglich nicht genau zum 20. Jubiläum von Gagarins historischem Flug nicht geplant. Ein sinnvoller Zufall.

Ich war damals schon Raumfahrtenthusiast. Und ich verfolgte den ersten Start mit Begeisterung mit. Einfach gigantisch, ein Sinnbild an Kraft und Eleganz!

Über den Start würde übrigens im Fernsehen und in der Presse in einem Umfang berichtet wurde, den es seit den Apollo-Mondflügen nicht mehr gegeben hatte, und der heute kaum noch vorstellbar ist - ein Medien-Ereignis wie ein Fußball-Länderspiel (der Männer).
Aber schon damals gab es für mich eine andere Seite.
Anders als andere Raumfahrtenthusiasten meines Alters war ich aber nicht davon überzeugt, dass mit dem Shuttle nun die große Raumfahrt-Ära der Menschheit angebrochen wäre. Vielleicht hängt das damit zusammen, dass dem Shuttle zunächst das "richtige Ziel" fehlte. Für mich gehörten Raumtransporter und Raumstationen einfach zusammen, oder genauer gesagt: der Space Shuttle war großartig geeignet, Raumstationen aufzubauen und zu versorgen. Was in den 90er Jahren im Shuttle-MIR-Programm bewiesen wurde, und die ISS gäbe es ohne Space Shuttles überhaupt nicht.
Alles, was der Shuttle sonst noch konnte, konnte, das wusste ich, auf andere Art und Weise - mit unbemannten Trägerraketen oder mit bemannten Raumkapseln - preisgünstiger erledigt werden.
Nur eine Fähigkeit zeichnete den Shuttle nach dem Stand von 1981 aus: er konnte Satelliten "einfangen" und zur Erde zurück bringen. Das machte ihn für die us-amerikanischen Geheimdienste und für das US-Militär interessant - man brauchte sich nicht mehr auf die Rückkehrkapseln der großen Spionagesatelliten zu verlassen. Es ist übrigens kein Zufall, dass das Weltraumteleskop Hubble technisch sehr viel mit den damals modernsten Spionagesatelliten gemeinsam hat: Wissenschaft als Zweitverwertung militärischer bzw. geheimdienstlicher Hardware, als "Kollateralnutzen". Und genau dazu wurde der Shuttle, auch nachdem die Pläne für eine US-Raumstation auf Eis gelegt worden waren, gebaut.
Kein Wunder also, dass man in der Friedensbewegung der 1980er Jahre wenig von der Raumfahrt im Allgemeinen und von dem Shuttle-Programm im Besonderen noch weniger bis gar nichts hielt.
(Was mich einige Jahre später in ein moralisches Dilemma stürzte: viele pazifistischen Argumente gegen das Shuttle waren stichhaltig. Nicht alle, aber viele. Die Gegner des bemannten Raumfahrtprogramms hatten eindeutig die besseren Argumente. Anderseits war ich Raumfahrt-Enthusiast.)
Von den Versprechungen in Richtung "Kostenersparnis" und "Flüge alle 14 Tage" hielt ich damals nichts. Ich schrieb damals, in einem Mini-Fanzine, wörtlich: "Die NASA kann mehr als froh sein, wenn sie 10 Starts im Jahr schafft". In der Praxis schaffte sie das auch nur ein Mal in 30 Jahren.
Mein Vater meinte übrigens damals: "Das ist ein Riesen-Ding. Kein Wunder, dass die Russen Angst haben."
Ich weiß nicht, was ich antwortete, dem Sinne nach wohl etwas in der Art wie: "Sie werden wohl ihren eigenen bauen". Was dann auch geschah.

Trotzdem: der Shuttle ist eine großartige Maschine, trotz auch zweier tödlicher Unfälle, und mit der ISS hatte er endlich auch seinen Sinn und Zweck gefunden, lange, nachdem er seinen fragwürdigen Nutzen für Geheimdienste und Militär verloren hatte.

Nasa:Shuttlemissions

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