Mittwoch, 23. Februar 2011

"Des Führers braune Haufen" und "Rassenquassler"

Es gibt zwei Ausdrücke, die als Kampfbegriffe für mich nahezu unentbehrlich sind, hier und anderswo: die "kackbraunen Kameraden" und die "Rassenquassler". (Wobei ich auf die kackbraunen Kameraden und die Rassenquassler selbst gern verzichten würde.)

Ich habe diese angemessen deftigen Ausdrücke nicht selbst erfunden.

Die "kackbraune Kameraden", gemeint sind Nazis und andere Faschisten, die darauf beharren, "keine Nazis" zu sein, auch wenn sich ihre Weltanschauung nur im mikroskopischen Details unterscheidet, habe ich von Burkhard Schröder.

Wobei Burks treffende Bezeichnung in einer langen Tradition steht.
Der Begriff "die Braunen" für "Nationalsozialisten" war schon vor 1933 üblich, denn mit Ausnahme der SS trugen alle Parteiorganisationen braune Uniformen. Das auch später offiziell als "Braunhemd" bezeichnete Parteihemd soll laut Wikipedia nur durch Zufall eingeführt worden sein: Der Ende 1923 nach Österreich geflohene Freikorps- und SA-Führer Gerhard Roßbach konnte einen größeren Posten brauner Hemden erwerben. Diese wären ursprünglich für die deutsche Schutztruppe in Afrika unter Lettow-Vorbeck vorgesehen gewesen. Nach seiner Rückkehr führte Roßbach diese Hemden in der SA ein. In der Tat ist das gelbliche NS-Braun eine "Wüstenfarbe", dunklem Khaki nicht unähnlich. Die "Erdfarbe" sollte in NS-Deutung ein Sinnbild der Verbundenheit mit "Scholle und Boden" sein.
Diese Farbe wurde von Nazi-Gegner schon in der 20er Jahren als "kackbraun", vielleicht in Verballhornung von "khakibraun", bezeichnet.
Arnold Rabbow stellte im "dtv-Lexikon politischer Symbole" die Frage, ob sich die NSDAP bei dieser Farbwahl unbewusst selbst charakterisierte und ob die SA sich nicht bewusst war, zu welchen Assoziationen ihr Sturmlied "Wir sind des Führers braune Haufen" herausforderte.

Die Fakalsprache, sonst deutlich unter Burks (und meinem) Humorniveau, ist für eine so widerliches Weltanschuung wie die der Nazis angemessen. Nazis kann man gar nicht drastisch und vulgär genug bezeichnen. Außerdem bildet der dreckige Ausdruck "kackbraun" einen reizvolle Kontrast zum "Reinheits-", "Sauberkeits-" und "Säuberungs-" Vokabular der Nazi-Propaganda und vermeidet zugleich die "Ungeziefer-" und "Krankheitserreger"-Metaphorik, mit der Nazis ihre Gegner und Opfer verhöhnen.

Der Begriff "Rassenquassler" stammt von meinem Freund und Lieblings-Schweinepriester Fjölnir Eibensang, der sich im Alltag gerne Duke Meyer nennen lässt. Es kommt an markanter Stelle im Lied Freundchen! vor, das Duke für die "Singvøgel" schrieb.
Ein Rassenquassler ist jemand, der rassistische Theorien und rassistische Praktiken wortreich vertritt. Nicht immer aus tiefer Überzeugung, manche Rassenquassler vertreten Rassismus so unachtsam, wie andere unachtsame Leute an den Schuhen anhaftenden Hundekot auf dem Teppich vertreten.
Ein Rassenquassler ist ein Rassist, wobei nicht alle Rassisten Rassenquassler sind - es gibt handlungsorientierte Rassisten, die wortlos andersfarbigen Menschen die Schädel einschlagen. Anderseits scheint es vielen Rassenquassler nicht klar zu sein, dass sie Rassisten sind. Ja, der Halbsatz: "Ich bin kein Rassist, aber ...." ist geradezu typisch für den gemeinen Rassenquassler.

Wenn sie von Rassen faseln, liegt dem eine rassistische Einstellung zugrunde, die sie für wahr halten und als "Wissen" auffassen und vermitteln. Rassequassler haben und verbreiten "rassistisches Wissen".

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