Freitag, 26. November 2010

Eine bitter notwendige, hoffentlich bitter schmeckende, Bekanntmachung

Leider - und typischerweise - völlig verspätet.
Warum? Weil ich, als Mann und als Weißer - in unserer Gesellschaft, egal, was ich sage, möchte, meine, privilegiert bin.
Der einzige Grund, weshalb ich das Posting bei Che bisher "übersah", liegt darin, das es mich "nicht interessierte". Denn - es hilft nichts wenn ich mir etwas vormache - meine Interessen sind die Interessen eines Privilegierten. Gerechtigkeit heißt: keine Privilegien.

Es kommt nicht auf "Schuld" an - ich habe mir persönlich nichts zur Schulden kommen lassen. Es kommt darauf an, etwas zum Besseren zu verändern.
Auch wenn es mir dadurch schlechter gehen mag.

Aus Anlass des 25. November 20010 , des Internationalen Tages gegen Gewalt an der Frau*
*Pressemitteilung *
des
*ŞEHRAZAT- Transkultureller Frauen- und Kunstverein*

Sehr geehrtes Publikum, sehr geehrte Presseangehörige, liebe Frauen,

Wir haben die Rolle des Opfers satt!

Wir haben beschlossen die Hauptrolle zu spielen, um menschenrechtswidrigen Taten gegenüber Frauen ein Ende zu machen.
Zuhause eingesperrt zu werden, unter Kontrolle gehalten zu werden,
umgebracht zu werden, sobald wir in eigener Bestimmung leben möchten wird betitelt mit Tradition, mit Ehre, mit Kultur, mit Islam. Und wie möchtet ihr dann die Morde an den Frauen anderer
Religionszugehörigkeiten und Kulturen erklären?
Lassen wir diese Hexenjägerei! Wie sollen denn die Vergewaltigungen, 8000 im Jahr, von denen viele noch nicht einmal geahndet werden, wie sollen die als „ Familiendrama“ titulierten 150 Morde im Jahr erläutert werden.
Sind nicht auch diese Morde wie diese, welche in islamischen Kreisen als „ Ehrenmord“ benannt sind, solche, welche der männlichen Herrschaftsvorstellung entspringen, in der eine tote Frau einer freien Frau vorzuziehen ist?

Frauenfeindliche Politik wird in diesem Land betrieben! Muslimische Migrantinnen werden zur Zielscheibe auf diese Weise. Was unseren
deutschen Schwestern angetan wird, wird verschwiegen! Sind es nicht Teile der Gewalt gegen Frauen, dass Frauen noch immer mit geringerem Lohn arbeiten müssen, Arbeitslosigkeit und Armut auf ihre Schultern gelastet wird, Migrantinnen mit rassistischer Politik ausgegrenzt werden? Islam, ja auch der Islam ist wie jede andere monotheistische, institutionalisierte Religion frauenfeindlich; weder mehr noch weniger; wer sieht das nicht?

Sprachrohre der Nutznießer der Ausbeutung, Politiker, Journalisten, angebliche Aufgeklärte und die mit Mikrofonen umherirrenden anderen:
Wenn ihr so überzeugt seid von der Unterdrückung der Frauen, dann lasst das Weinen um sie; öffnet stattdessen die Grenzen Europas!
Öffnet Frauen die Türen, welche vor Krieg, Hunger, sexueller Verfolgung fliehen.
Erteilt Frauen, welche sich auf Grund von Gewalt scheiden lassen
mussten, bedingungslos ein Bleiberecht und die Erlaubnis zu arbeiten.
Stellt die Gelder der Staatskassen an Stelle von Kriegsausgabenlieber
der Bildung von Frauen zur Verfügung.
Schafft Gesetze, welche Frauen den Weg zu Lehrstuhl, Labor, Leitungsposition und Öffentlichkeit ebnen. Schafft sie, damit ihr
glaubwürdig werdet.
Krokodiltränen erkennen wir, ihr braucht sie nicht zu vergießen!

Noch einige Worte haben wir an die, welche profitieren von der männlichen Herrschaftsstruktur:
Wir geben Euch nicht das Recht, uns in schön, unattraktiv, muslimisch, christlich, Hausfrau, Straßenfrau, homosexuell, heterosexuell zu kategorisieren und zu spalten, unsere Körper und Arbeitskraft auszunutzen und uns zu definieren.
Wir lassen uns, mit unserer Vielfalt, nicht zum Werkzeug für eure
Integrationsdebatten, rassistische, ausgrenzende und Kapitalparteiische Politik machen!

Unsere Vielfalt ist unser Reichtum!

Wir werden weiterhin arabisch singen und spanisch tanzen. Mit unseren Kindern kurdisch sprechen und türkische Gedichte schreiben, uns in Saris kleiden und gegen die Alpen jodeln.

Wir werden Bilder malen, obendrein Bilder welche zeigen wie hässlich ihr und wie schön wir sind.

Was dagegen?

Gegen jede erhobene Hand gegen Frauen stehen wir zusammen.

Wir werden die Frauenmorde stoppen. Wir sind nämlich in überhand und überall.

*ŞEHRAZAT- Transkultureller Frauen- und Kunstverein*

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